Sitzung: 15.09.2009 Ausschuss für Schule, Kultur, Sport und Gesundheit
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorlage: SV-7-1411
Stellv. Vorsitzender Egger begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt Herrn
Michael Vornweg (IHK Nord-Westfalen – Geschäftsführer „Bildung“), Herrn Knut-Rüdiger
Heine (stellv. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Münster) und Herrn
Ulrich Müller (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Coesfeld).
FBL Schütt berichtet, dass in der letzten Ausschuss-Sitzung vereinbart
worden sei,
in einen direkten Dialog mit Vertretern der Kammern zu treten. Insbesondere solle über die
Beurteilung neuer Bildungsgänge an den Berufskollegs gesprochen werden.
Herr Vornweg, Herr Heine und Herr Müller bedanken sich für die Einladung
und die Gelegenheit, sich im Ausschuss zum Bildungsangebot der Berufskollegs
äußern zu können.
Die Vertreter weisen insbesondere auf die gute Zusammenarbeit zwischen
den Kammern sowie der Kreishandwerkerschaft mit den Berufskollegs des Kreises
Coesfeld hin.
Unabhängig von unterschiedlichen Ansichten in einzelnen Bildungsfragen
werden die Berufkollegs als wichtiger Partner im dualen System gesehen.
Gemeinsames Ziel sollte es sein, Jugendlichen optimale Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Berufsausbildung zu schaffen.
Ktabg. Dr. Bücker empfindet die Zusammenarbeit zwischen den Kammern bzw.
der Kreishandwerkerschaft einerseits und den Berufskollegs andererseits nicht
als so harmonisch, wie sie dargestellt werde. Diese Annahme resultiere aus den
regelmäßig negativen Stellungnahmen zu den neuen Bildungsgängen.
Oberstudiendirektor Hege, der sich auf Bitte des stellv. Vorsitzenden
Egger äußert, betont, dass neue Bildungsgänge eingerichtet werden, um jungen
Erwachsenen eine höhere Qualifikation zu vermitteln. Mit einer höheren Qualifikation
bestünden bessere Möglichkeiten am Arbeitsmarkt. Unabhängig von nicht immer deckungsgleichen
Auffassungen bei neu eingerichteten Bildungsgängen existiere zwischen den
Kammern bzw. der Kreishandwerkerschaft und den Berufskollegs eine gute Zusammenarbeit.
Ktabg. Vogelpohl fügt hinzu, dass zwar kritische Stellungnahmen zu den
neuen Bildungsgängen eingereicht worden seien, dass allerdings keine
Alternativvorschläge seitens der Kammern und Kreishandwerkerschaft genannt
werden.
Herr Heine erläutert, dass die Besetzung der Lehrstellen keine leichte
Aufgabe sei. Die berufliche Bildung sei wichtig, um den Fachkräftenachwuchs zu
sichern. Die Betriebe benötigten nicht überqualifizierte Akademiker, sondern
Fachkräfte. Der Trend gehe dahin, dass die für die Ausbildung in Betrieben
geeigneten Jugendlichen zu lange in den Schulen verweilen.
Herr Vornweg betont, dass ausreichend geeignete Fachkräfte für
Unternehmen akquiriert werden müssen.
Herr Müller berichtet, dass bei der Kreishandwerkerschaft in diesem Jahr
ein Zuwachs in Höhe von 6 % bei den Ausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr
festzustellen sei. Dabei blieben viele Stellen im Handwerk unbesetzt. Dieses
liege aber auch daran, dass die Ausbildungsfähigkeit und auch –willigkeit nicht
immer gegeben sei. Es könne nicht Aufgabe der Betriebe sein, Defizite der
Erziehung ausgleichen zu müssen. Zudem hätten sich viele Berufe
weiterentwickelt, so dass ein qualifizierterer Bedarf bestehe.
Ktabg. Dr. Bücker betont, dass das bestehende duale Ausbildungssystem
ein Juwel der deutschen
Bildungslandschaft sei. Aber es sei sicherzustellen, dass so viele
Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen, dass allen Jugendlichen eine
entsprechende Stelle angeboten werden könne. Derzeit würden lediglich 43 % der
Jugendlichen im dualen System und 17 % vollschulisch ausgebildet. Die übrigen
Jugendlichen stünden in der Warteschleife. Die Berufskollegs bieten
Bildungsgänge an, weil Bedarf bestehe. Sollten diese nicht mehr eingerichtet
werden, müssten Alternativen aufgezeigt werden.
Herr Heine betont, dass die Kammern die Berufskollegs nicht als
Konkurrenten, sondern als Partner sehen, die in einem gewissen Wettbewerb
stehen. Diesem Wettbewerb müsse sich das Handwerk stellen. Dazu gehöre auch,
das Image bei den Jugendlichen zu verbessern.
Es wäre aber unehrlich zu behaupten, dass jedem ausbildungswilligen
Jugendlichen eine Stelle zur Verfügung gestellt werden könne. Es sei allerdings
klar, dass jeder Jugendliche eine Chance verdiene. Ideal wäre, wenn die
Interessen, Neigungen und Fähigkeiten aller Jugendlichen passgenau mit den
vorhandenen Ausbildungsplätzen übereinstimmen würden.
Planungen würden allerdings auch dadurch erschwert, dass bei vielen
Betrieben kein mittel- bzw. langfristiges Personalmanagement vorhanden sei.
Ktabg. Wohlgemuth äußert die Auffassung, dass ein höherer jedoch nicht
marktgängiger Ausbildungsabschluss nichts wert sei. Daher sollten die
Bildungsgänge dem tatsächlichen Bedarf entsprechen.
Nach weiterer reger Diskussion bedankt sich stellv. Vorsitzender Egger
bei Herrn Vornweg, Herrn Heine und Herrn Müller für ihr Kommen.
FBL Schütt führt unter Hinweis auf die Sitzungsvorlage aus, dass dem
Ausschuss nach dem Gespräch mit der Bezirksregierung berichtet werde.