Gegen das Vergessen: Ausstellung „Women in Progress“ erinnert an Rosy Lilienfeld
Gegen das Vergessen: Nicht nur, dass sie als Frau im deutschen Kunst- und Kulturbetrieb benachteiligt war – als moderne Künstlerin jüdischen Glaubens fiel Rosy Lilienfeld (1896-1942) auch der Verfolgung durch das verbrecherische NS-Regime zum Opfer. Im September 1942 wurde sie im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Die aktuelle Retrospektive auf Burg Vischering wirft ein Schlaglicht auf ihr weitgehend verschollenes Werk. Denn die gebürtige Frankfurterin ist eine von sechs Frauen aus ganz unterschiedlichen Epochen und Kontexten, die derzeit im Rahmen der Ausstellung „Women in Progress“ vorgestellt werden.
Rosy Lilienfeld verbrachte den Großteil ihres Lebens in ihrer Geburtsstadt Frankfurt am Main, deren Ansichten ihre Werke prägen. Nachdem Lilienfeld im Ersten Weltkrieg als Pflegerin gearbeitet hatte, mietete sie während ihres Malereistudiums 1918 ein Atelier des Städelschen Kunstinstituts. Das dort entstandene, zu Beginn post-impressionistisch anmutende Gesamtwerk Lilienfelds zeigte das schroffe Stadtbild Frankfurts, das von Industriegebäuden, Wohnblocks und dem Mainufer geprägt war; auch Nacht- und Straßenszenen stellte sie dar. Mitte der 1920er Jahre wandelte sich ihr Stil hin zum Expressionistischen, ihre Bilder wurden drastischer, sie wandte sich eher makabren Themen zu – und illustrierte unter anderem ein Werk Edgar Allan Poes. 1935 veröffentlichte Lilienfeld ein Buch mit eigenen Illustrationen zur Legende über den Gründer der chassidischen Bewegung im Judentum, genannt Baalschem.
Nachdem Anträge zur Ausreise nach England erfolglos waren, flüchtete sie zusammen mit ihrer Mutter in die Niederlande. Ihre Gemälde und Skulpturen gelten seither als verschollen, einzig ein Buch mit Originalzeichnungen konnte sie mitnehmen. 1942, zwei Jahre nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande, wird Lilienfeld zusammen mit ihrer Mutter verhaftet und deportiert.