Kupferstecherin im Schatten der Männer: Die Wiederentdeckung der Magdalena van de Passe

Vielleicht liegt es auch daran, dass Magdalena van de Passes Werke lange ihrem Vater oder ihrem Bruder zugeschrieben wurden. Die in Köln geborene Kupferstecherin, die von 1600 bis 1638 lebte, war zu ihrer Zeit eine erfolgreiche und namhafte Handwerkerin. Und sie ist ein typisches Beispiel dafür, dass Frauen in der Kunstgeschichte über Jahrhunderte geradezu systematisch vergessen, übergangen, ausgeklammert und in ihrer Leistung geschmälert wurden. Die neue, epochen- und gattungsübergreifende Ausstellung „Women in Progress“, die bis zum 25. Mai 2025 auf Burg Vischering in Lüdinghausen gezeigt wird, stellt sechs Künstlerinnen aus ganz unterschiedlichen Kontexten und Epochen vor – und zeigt dabei eindrucksvoll, dass die Historie neu geschrieben werden muss.

Simon van de Passe: Porträt seiner Schwester Magdalena van de Passe, Kupferstich 1630 (Bildquelle: Rijksmuseum Amsterdam)
Simon van de Passe: Porträt seiner Schwester Magdalena van de Passe, Kupferstich 1630 (Bildquelle: Rijksmuseum Amsterdam)

Das erste Ausstellungskabinett ist Magdalena van de Passe gewidmet. Sie war Tochter des niederländischen Kupferstechers Crispijn van de Passe. Seit 1584 ist ihr Vater in Antwerpen Mitglied der Lukasgilde, einer Bruderschaft von Bildschnitzern und Buchdruckern, und als Kupferstecher tätig. Etwa ein Jahr später muss er die Stadt nach der Belagerung durch die spanische Armee im Achtzigjährigen Krieg verlassen. Zusammen mit seiner Frau Magdalena de Bock gründet er 1589 in Köln einen eigenen Druckverlag, in dem später auch seine Nachkommen tätig sind: Crispijn der Jüngere, Simon, Willem und letztlich auch Magdalena. Schon als Kind hilft sie ihrem Vater in der Werkstatt beim Anfertigen von Druckgrafiken. Hier lernt de Passe mit der Zeit, selbst als Kupferstecherin kreativ zu werden, und macht sich mit den erforderlichen Techniken vertraut. Später etabliert sich de Passe als talentierte Künstlerin: So wird sie in dem zeitgenössischen Künstlerverzeichnis „Teutsche Academie“ erwähnt und für ihre herausragenden und hoch detaillierten Arbeiten gerühmt. Ihre Arbeiten übertreffen die ihrer Brüder, die im Verzeichnis nur beiläufig erwähnt werden. Zu Ihrem Werk zählen Landschaftsbilder, Porträts und mythologische Szenen aus Ovids Metamorphosen.

Unter den Museumsstücken in Lüdinghausen befindet sich eine originale Druckgrafik, aber auch eine über 150 Jahre alte Druckerpresse aus der Werkstatt Karl Krause in Leipzig. Zwar stammt diese Druckerpresse aus dem 19. Jahrhundert, die Funktionsweise ist aber exakt die gleiche wie zu Magdalena van de Passes Zeiten.

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