Wissenschaftlerin, Weltreisende, Künstlerin - Maria Sibylla Merian und die Ausstellung „Women in Progress“

Sie war zu ihrer Zeit hoch angesehen. Und doch erfährt die Wissenschaftlerin, Weltreisende und Künstlerin Maria Sibylla Merian (1647-1717) bis heute weniger Aufmerksamkeit als ihr Vater, der Schweizer Kupferstecher und Verleger Matthäus Merian der Ältere – und Namensgeber der berühmten Merian-Hefte. Dass seiner Tochter als Pionierin ein fester Platz in der Kunst- und Wissenschaftsgeschichte gebührt, belegt die aktuelle Ausstellung „Women in Progress“, die bis zum 25. Mai 2025 auf Burg Vischering in Lüdinghausen zu sehen ist. Als wahrscheinlich erste Frau überhaupt reiste Maria Sibylla Merian 1699 eigenständig als Wissenschaftlerin in die „neue Welt“, um die dortige Pflanzen- und Insektenwelt zu studieren.

Jacob Houbraken: Porträt der Maria Sibylla Merian, Druck nach einem Gemälde von Georg Gsell (Bildquelle: Rijksmuseum Amsterdam)
Jacob Houbraken: Porträt der Maria Sibylla Merian, Druck nach einem Gemälde von Georg Gsell (Bildquelle: Rijksmuseum Amsterdam)

Mit ihren detaillierten Zeichnungen von diversen Blumen, Bäumen und Insekten erwarb sie sich ein hohes Ansehen bei Forschenden ihrer Zeit. Ihr Talent als Künstlerin bemerkte bereits frühzeitig Merians Stiefvater Jacob Marrell, der ebenfalls Künstler war und die Begabung förderte, indem er sie als Malerin und Kupferstecherin ausbildete. Merians erstes überliefertes Werk stammt aus dem Jahr 1668. Sieben Jahre später, im Jahr 1675, entstand das sogenannte „Blumenbuch“ als erster Teil einer ihrer großen Werkreihen. Auf zwölf detaillierten Bildtafeln wird die Farbenpracht bekannter und unbekannter Pflanzen dargestellt. Bis 1680 entstanden zwei weitere Teile des Bands, die als das „Neue Blumenbuch“ zusammengefasst wurden – und als berühmtestes Blumenbuch aller Zeiten gelten. Parallel zu ihren Pflanzenstudien analysierte sie die Metamorphose von Schmetterlingen. 1679 veröffentlichte sie dazu ihr Raupenbuch, in dem die drei Entwicklungsstadien verschiedener Insekten behandelt werden.

Die Mitgliedschaft bei der christlich-protestantischen Religionsbewegung der „Labadisten“ ermöglichte Merian 1699 eine Reise in die Kolonie La Providence – im tropischen Südamerika eröffnet sich ihr eine wundersame Welt voll unbekannter kleiner Lebewesen. In ihrem Insektenbuch, das auch in Lüdinghausen zu sehen ist, stellte Merian diese auf 60 kolorierten Kupfertafeln eingehend dar und erlangte auch dafür ein hohes Ansehen in der von Männern dominierten Gelehrtenschicht. „Merians Illustrationen verbinden künstlerische Souveränität mit wissenschaftlichem Ehrgeiz und spiegeln durch die Farbpracht ihre religiöse Faszination für die ‚Wunder der Schöpfung Gottes‘ wider“, betont Kreis-Kulturreferentin Swenja Janning, die zusammen mit Henriette Fickers die Ausstellung in der Vorburg von Burg Vischering kuratiert hat.

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