Beschluss: Kenntnis genommen

Mit Fokus auf den Schulbesuch der Schüler/innen mit Ausbildungsort im Kreis Coesfeld stellt AL Jasper die Auswertung über die Fachklassen im dualen System vor, die der Kreis Coesfeld auf der Grundlage der von IT.NRW erworbenen Daten der Schulstatistik 2013/14 erstellt hat. 

Hinweis: Die Auswertung ist als Anlage 1 der Niederschrift beigefügt.

 

Besonderes Augenmerk richtet AL Jasper auf die Auszubildenden, die im Kreis Coesfeld ihre Ausbildungsstelle haben und eine Berufsschule außerhalb des Kreises Coesfeld besuchen, obwohl sie auch eine Berufsschule im Kreis Coesfeld besuchen könnten. 

Ebenso hebt er die Liste der TOP 30 Ausbildungsberufe hervor und weist hierbei auf die Ausbildungsberufe hin, zu denen es bislang kein Berufsschulangebot im Kreis Coesfeld gibt bzw. gab. Hier konnte zuletzt am Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg am Standort Dülmen eine Fachklasse  „Fachkraft für Lagerlogistik/ Fachlagerist“ zum Schuljahr 2014/15 eingerichtet werden.

 

Er verweist darauf, dass die vorgestellten Zahlen mit den Schulleitungen erörtert wurden und gibt das Wort an den Schulleiter des Pictorius-Berufskollegs, Herrn Oberstudiendirektor Kortekamp, mit der Bitte um weitere Erläuterungen zur geplanten Vorgehensweise.

 

OStD Kortekamp dankt zunächst für die Möglichkeit, die Problematik dem Ausschuss vorstellen zu dürfen. Er spricht von einer erheblichen Brisanz, wenn man die Zahl der 520 Auszubildenden betrachte, die eine Berufsschule außerhalb des Kreises besuchen, obwohl sie im Kreis beschult werden könnten. Laut OStD Kortekamp habe Ausbildung in der Region mit Erhalt der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und damit mit Wirtschaftsförderung zu tun, auch im Hinblick auf die demographische Entwicklung. Daher müsse gefragt werden, warum Auszubildende nicht nur aus Grenzlagen wie z.B. Herbern,  in Nachbarregionen abwandern. Es sei als Indikator zu werten, dass etwas nicht stimmt; Kontakte und Gespräche mit den Kammern waren und sind zu suchen. Ferner werden die Schulen die Statistik sehr genau auswerten, um zu erforschen, ob und ggf. warum eine Beschulung an den eigenen Schulen keine Alternative darstellt.   

 

Vor dem Aspekt rückläufiger Schüler- und Auszubildendenzahlen und der Schwierigkeit, bezogen auf niedrig frequentierte Fachklassen bzw. vertretbare Mindestgrößen,  sei zu überlegen, in welchen Fällen a) ggf. neue Fachklassen eingerichtet werden könnten, b) in Kooperation der Berufskollegs im Kreis Coesfeld Fachklassen gesichert werden könnten und c) eine ortsnahe Beschulung im 1. Ausbildungsjahr im Kreis Coesfeld möglich wäre.

So habe man erfolgreich die bereits angesprochene „Fachkraft für Lagerlogistik“ in den Kreis geholt.

Als weiteres Beispiel führt er den Beruf des Zimmerers an. Hier könnten Überlegungen zur sog. Crossing-Liste angestellt werden, d.h. ähnliche Berufe zumindest im ersten Ausbildungsjahr gemeinsam zu beschulen.

 

Insgesamt seien solche Überlegungen ein schwieriges Feld. Als neues Problem zeichneten sich zudem die Auswirkungen der neuen APO-BK ab. Hier seien negative Auswirkungen für den ländlichen Bereich zu befürchten. OStD Kortekamp verweist in diesem Zusammenhang auf die von Frau Studiendirektorin Neuser für den Ausschuss für  Schule und Weiterbildung des Landtages NRW erstellte Stellungnahme „Duale Ausbildung in der Fläche sichern“ sowie auf die Stellungnahme des Kreises Coesfeld zum Entwurf der APO-BK.  

Hinweis: Die Stellungnahmen sind der Niederschrift zur 1. Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport am 08.09.2014 als Anlage 2 zu TOP 8 beigefügt. 

 

OStD Kortekamp schließt seine Ausführungen mit dem Vorschlag der Schulleitungen der Berufskollegs, sich in einer späteren Sitzung des Ausschusses schwerpunktmäßig mit dem Themenblock „Belange der Berufskollegs“ zu befassen.

 

Ktabg. Klaus fragt, welche Auswirkungen die Änderung der APO-BK haben werde.

OStD Kortekamp erläutert, dass die APO-BK landesweit die Struktur der Berufskollegs regele. I

Insbesondere der Bereich der Ausbildungsvorbereitung werde neu strukturiert. Das Berufsgrundschuljahr werde nicht mehr angeboten. Problematisch sei aus seiner Sicht der Ersatz der bisher zweijährigen Berufsfachschule durch zwei eigenständige einjährige Berufsfachschulen mit unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen.

 

Ktabg. Lütkecosmann erkundigt sich, wie man dem Trend zurückgehender Berufsschülerzahlen – abgesehen von den bereits angesprochenen Imagekampagnen der Kammern – bei insgesamt rückläufigen Schülerzahlen entgegenwirken könne. 

OStD Kortekamp macht darauf aufmerksam, dass die schulische Ausbildung im dualen System die wichtigste Aufgabe der Berufskollegs sei. Denkbar sei für ihn eine Angleichung der Ausbildungsvergütung durch die Betriebe, die Ausbildung im dualen System müsse attraktiver werden.

 

Ktabg. Wobbe weist darauf hin, dass es bezüglich der Verkehrsanbindungen erhebliche Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr geben müsse und die diskutierte Problematik auch in anderen Fachausschüssen Thema sein sollte.

 

Ktabg. Vogelpohl erklärt, dass insgesamt die Attraktivität von Ausbildung im dualen System gesteigert werden müsse, vor allem deren Anerkennung und Wertschätzung. Wichtig sei auch, wie mit den Auszubildenden umgegangen werde. Die Vergütung sei dann zweitrangig.

 

Mitglied Kaltegärtner fragt unter Hinweis auf die Zahlenentwicklung in der TOP 30-Liste der Ausbildungsberufe,  wie auf einen künftigen Rückgang der Ausbildungsplätze in einem Ausbildungsberuf reagiert werde.

OStD Kortekamp sieht eine Möglichkeit darin, über Crossing-Listen ähnliche Berufe zumindest im ersten Berufsschuljahr gemeinsam zu beschulen.

 

FBL Schütt stellt fest, dass insbesondere der ländliche Raum von der derzeitigen Entwicklung betroffen sei und nicht abgehängt werden dürfe; bei Neufassung und Umsetzung der APO-BK  müsse das berücksichtigt werden.

 

Ktabg. Lütkecosmann hält es für notwendig, demnächst über Strategien des weiteren Vorgehens zu beraten.

 

Vorsitzender Merschhemke beendet die Diskussion mit Dank an die Vortragenden und die im Hintergrund an der Auswertung beteiligten Personen.