Sitzung: 14.03.2019 Jugendhilfeausschuss
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorsitzender Wobbe begrüßt Frau Henke und
Frau Dr. Chmielus von der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Bistums
Münster. Er erteilt ihnen das Wort.
Frau Henke und Frau Dr. Chmielus bedanken
sich für die Einladung und berichten anhand der beigefügten Powerpoint-Präsentation
über die Arbeit der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL). Sie
berichten zu Grundsätzen der EFL, statistischen Daten, Aufgabenfeldern,
Qualifikation der Mitarbeiter/Innen und Finanzierung.
Die EFL sei ein niedrigschwelliges und
kostenloses Angebot das offen für alle sei und keinen „Krankenschein“
erfordere. Der Zugang sei unabhängig von sexueller Orientierung,
Religionszugehörigkeit oder Nationalität gegeben. Alle Beratungen würden
vertraulich und ergebnisoffen geführt. Die Nutzer des Angebots seien nicht
überproportional katholischen Glaubens.
Die Nutzer des Angebots seien seit Jahren
etwa 61% Frauen und 39% Männer. Drei Viertel (75%) der Beratungsanfragen seien
mit Problemen in der Partnerschaft verbunden, der Rest seien andere Lebensthemen.
Insgesamt ca. 600 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aus dem Kreis Coesfeld
seien durch die Probleme Ihrer Eltern mitbetroffen. Durch die Beratung der
Eltern würden die Kinder mit profitieren. Die Arbeit in der EFL würde im
Grenzbereich zwischen Gesundheit und Krankheit stattfinden. Eine Trennung sei
keine Krankheit, könne jedoch Menschen krank machen. Die Nachfrage nach dem
Angebot sei hoch und es gebe teils lange Wartezeiten für die Hilfesuchenden.
Die Förderung der EFL sei zuletzt im Jahr
2010 erhöht worden. Seitdem gebe es deutlich mehr Beratungskontakte,
Beratungsfälle und Ratssuchende. Die EFL komme an ihre Grenzen. Die Ressourcen
der EFL würden zu 70% für die Beratung und zu 30% für weitere Aufgaben wie
Prävention und Vernetzung genutzt.
Die Beratungsfälle hätten in den letzten
Jahren an Komplexität und Schwierigkeit zugenommen. Bei den Themen
„Traumatische Erlebnisse (z.B. Missbrauch)“, „Bewältigung körperlicher
Erkrankung“ und „Schicksale / Krankheiten“ hätten sich nach 2010 verdreifacht.
Auch in den Themenfeldern „“Kritische Lebensereignisse / Verluste“, „Ängste und
Zwänge“, „Vegetative / psychosomatische Probleme“ und „Probleme im
Sozialkontakt“ hätte in diesem Zeitraum eine Verdopplung der Beratungsfälle
stattgefunden. Daneben sei auch ein starker Anstieg der Themen
„Selbstwertprobleme / Kränkungen“, „Stimmungs-Probleme (z.B. Depressionen)“ und
Familiäres Umfeld (Eltern, Großeltern, Geschwister)“ erkennbar.
Frau Dr. Chmielus berichtet zu den
Themenfeldern der Beratungsfälle. Häufige Themen seien:
·
Beratungen von Eltern mit minderjährigen
Kindern
Es gehe dabei um Elternpaare die eine
Beziehung aufbauen, Krisen zu bewältigen haben und in Trennung/Scheidung sind.
Man biete eine Mediation für diese Paare an. Die Beratung finde auch mit
einzelnen Elternteilen statt, wenn sich Probleme in der Partnerschaft,
psychische Probleme oder persönliche Krisen ergäben. Bei der Paarberatung sei
ein Anstieg von Beratungsfällen nicht-verheirateter Paare zu verzeichnen.
Häufig handele es sich dabei um Patch-Work-Familien oder getrennte Paare mit
gemeinsamen Kindern. Es gehe dabei auch oft um die Mediation bei
Sorgerechtsfragen.
·
Beratung junger Erwachsener
Es gehe dabei um junge Erwachsene in
persönlichen Krisen und bei Partnerschaftsproblemen. Beratungsthemen seien
häufig Suizid, Unfälle und Partnerschaftsprobleme. Man habe eine Kooperation
mit der Erziehungsberatungsstelle der Caritas und mit Schulen.
·
Kooperation mit Familienzentren
Man arbeite mit 12 Familienzentren und
insgesamt 24 KiTas zusammen. Neben der Durchführung und Begleitung von
Elterncafés und Elternabenden sowie Themennachmittagen und Fortbildungen für
Erzieher/Innen arbeite man auch in Lenkungsgruppen mit.
·
Beratung bei Verdacht auf Gefährdung des
Kindeswohls (§ 8a SGB VIII)
In diesem Themenfeld habe man 2
Kinderschutzfachkräfte eingesetzt. Man arbeite in enger Kooperation mit den
Jugendämtern und arbeite beim Runden Tisch gegen Gewalt mit.
Man beschäftige in der EFL insgesamt 14
Berater/Innen auf 4 Planstellen (davon 2,6 in Coesfeld und 1,4 in
Lüdinghausen). Es handele sich um ein multiprofessionelles Team aus Ärzten,
Pädagogen und weiteren Fachkräften. Alle Fachkräfte verfügen über einen Master-
oder Diplom-Abschluss. Die unterschiedlichen Professionen würden sich im Team
gut ergänzen. Schwerpunkt des Angebots sei die Mediation und die
Traumaberatung. Hier gebe es auch regelmäßige Weiterbildungen der
Mitarbeiter/Innen. Das Angebot der Kinderwunschberatung weite man derzeit aus,
da es hier einen erhöhten Bedarf gebe.
Die Finanzierung der EFL werde aktuell zu 65%
über Mittel des Bistums, zu 24% über die Jugendämter Coesfeld (6%) und Kreis
Coesfeld (18%), zu 7% über Landesmittel und zu 4% über Drittmittel (1 anteilig
finanzierte Stelle aus einer Kooperation mit Karthaus sowie Spendenmitteln) gewährleistet.
Die Nutzung des Angebots der EFL erfolge zu 50% durch Personen mit
Rechtsanspruch auf Beratung (§ 17 SGB VIII).
Die Finanzierung habe vor 2010 bei 50% Bistum
und 50% Mitteln aus öffentlicher Hand (Land, Kreis, Stadt Coesfeld) gelegen.
Man sei sehr dankbar, dass der Kreis Coesfeld weiterhin mit einem hohen Anteil
zur Finanzierung der EFL beitrage.
Abschließend resümieren Frau Henke und Frau
Dr. Chmielus in „Take Away Botschaften“
·
EFL
Beratung stärkt fachlich qualifziert Partnerschaft und Familie
·
EFL
Beratung entlastet Ratsuchende und Gesellschaft und ist deshalb wertvoll
·
EFL
leistet Präventions- und Vernetzungsarbeit
Frau Dr. Chmielus und Frau Henke bedanken
sich für das Interesse. Herr Wobbe bedankt sich bei beiden. Anschließend
beantworten Frau Henke und Frau Dr. Chmielus noch Fragen von
Ausschussmitgliedern.
Ktabg. Dropmann fragt, ob Besuche der
Beratungsstellen auch durch ortsfremde stattfinden würden und ob es dabei
Schwerpunkte gebe. Frau Dr. Chmielus antwortet, dass dies durchaus regelmäßig
vorkomme und teils bewusst eine Beratungsstelle außerhalb des eigenen Wohnorts
gewählt werde. Schwerpunkte gebe es nicht.
Ktabg. Neumann lobt das gute Angebot der EFL
und fragt, ob es auch eine gute Unterstützung durch das Bistum Münster gebe.
Frau Henke antwortet dazu, dass man hohe Wertschätzung und Priorität durch das
Bistum Münster erfahre, auch wegen des Missbrauchsskandals in der katholischen
Kirche. Die EFL sei die größte Beratungsstelle eines Bistums in Deutschland.
Ktabg. Dropmann fragt, wie hoch der
Beratungsanteil von Fällen mit Gewalt gegen Kindern sei. Frau Henke antwortet,
dass dieser Anteil mit 4-5% gering sei, man aber nicht wisse wie hoch die
Dunkelziffer liege.
Ausschussvorsitzender Wobbe bedankt sich für das gute Angebot der EFL das Prävention und Vernetzung biete. Den Dank richtet er auch an das Bistum Münster wegen der finanziellen Unterstützung der EFL.