Beschluss: Kenntnis genommen

Vorsitzender Wobbe begrüßt Frau Henke und Frau Dr. Chmielus von der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Bistums Münster. Er erteilt ihnen das Wort.

Frau Henke und Frau Dr. Chmielus bedanken sich für die Einladung und berichten anhand der beigefügten Powerpoint-Präsentation über die Arbeit der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL). Sie berichten zu Grundsätzen der EFL, statistischen Daten, Aufgabenfeldern, Qualifikation der Mitarbeiter/Innen und Finanzierung.

Die EFL sei ein niedrigschwelliges und kostenloses Angebot das offen für alle sei und keinen „Krankenschein“ erfordere. Der Zugang sei unabhängig von sexueller Orientierung, Religionszugehörigkeit oder Nationalität gegeben. Alle Beratungen würden vertraulich und ergebnisoffen geführt. Die Nutzer des Angebots seien nicht überproportional katholischen Glaubens.

Die Nutzer des Angebots seien seit Jahren etwa 61% Frauen und 39% Männer. Drei Viertel (75%) der Beratungsanfragen seien mit Problemen in der Partnerschaft verbunden, der Rest seien andere Lebensthemen. Insgesamt ca. 600 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aus dem Kreis Coesfeld seien durch die Probleme Ihrer Eltern mitbetroffen. Durch die Beratung der Eltern würden die Kinder mit profitieren. Die Arbeit in der EFL würde im Grenzbereich zwischen Gesundheit und Krankheit stattfinden. Eine Trennung sei keine Krankheit, könne jedoch Menschen krank machen. Die Nachfrage nach dem Angebot sei hoch und es gebe teils lange Wartezeiten für die Hilfesuchenden.

Die Förderung der EFL sei zuletzt im Jahr 2010 erhöht worden. Seitdem gebe es deutlich mehr Beratungskontakte, Beratungsfälle und Ratssuchende. Die EFL komme an ihre Grenzen. Die Ressourcen der EFL würden zu 70% für die Beratung und zu 30% für weitere Aufgaben wie Prävention und Vernetzung genutzt.

Die Beratungsfälle hätten in den letzten Jahren an Komplexität und Schwierigkeit zugenommen. Bei den Themen „Traumatische Erlebnisse (z.B. Missbrauch)“, „Bewältigung körperlicher Erkrankung“ und „Schicksale / Krankheiten“ hätten sich nach 2010 verdreifacht. Auch in den Themenfeldern „“Kritische Lebensereignisse / Verluste“, „Ängste und Zwänge“, „Vegetative / psychosomatische Probleme“ und „Probleme im Sozialkontakt“ hätte in diesem Zeitraum eine Verdopplung der Beratungsfälle stattgefunden. Daneben sei auch ein starker Anstieg der Themen „Selbstwertprobleme / Kränkungen“, „Stimmungs-Probleme (z.B. Depressionen)“ und Familiäres Umfeld (Eltern, Großeltern, Geschwister)“ erkennbar.

Frau Dr. Chmielus berichtet zu den Themenfeldern der Beratungsfälle. Häufige Themen seien:

·         Beratungen von Eltern mit minderjährigen Kindern

Es gehe dabei um Elternpaare die eine Beziehung aufbauen, Krisen zu bewältigen haben und in Trennung/Scheidung sind. Man biete eine Mediation für diese Paare an. Die Beratung finde auch mit einzelnen Elternteilen statt, wenn sich Probleme in der Partnerschaft, psychische Probleme oder persönliche Krisen ergäben. Bei der Paarberatung sei ein Anstieg von Beratungsfällen nicht-verheirateter Paare zu verzeichnen. Häufig handele es sich dabei um Patch-Work-Familien oder getrennte Paare mit gemeinsamen Kindern. Es gehe dabei auch oft um die Mediation bei Sorgerechtsfragen.

 

·         Beratung junger Erwachsener

Es gehe dabei um junge Erwachsene in persönlichen Krisen und bei Partnerschaftsproblemen. Beratungsthemen seien häufig Suizid, Unfälle und Partnerschaftsprobleme. Man habe eine Kooperation mit der Erziehungsberatungsstelle der Caritas und mit Schulen.

 

·         Kooperation mit Familienzentren

Man arbeite mit 12 Familienzentren und insgesamt 24 KiTas zusammen. Neben der Durchführung und Begleitung von Elterncafés und Elternabenden sowie Themennachmittagen und Fortbildungen für Erzieher/Innen arbeite man auch in Lenkungsgruppen mit.

 

·         Beratung bei Verdacht auf Gefährdung des Kindeswohls (§ 8a SGB VIII)

In diesem Themenfeld habe man 2 Kinderschutzfachkräfte eingesetzt. Man arbeite in enger Kooperation mit den Jugendämtern und arbeite beim Runden Tisch gegen Gewalt mit.

 

Man beschäftige in der EFL insgesamt 14 Berater/Innen auf 4 Planstellen (davon 2,6 in Coesfeld und 1,4 in Lüdinghausen). Es handele sich um ein multiprofessionelles Team aus Ärzten, Pädagogen und weiteren Fachkräften. Alle Fachkräfte verfügen über einen Master- oder Diplom-Abschluss. Die unterschiedlichen Professionen würden sich im Team gut ergänzen. Schwerpunkt des Angebots sei die Mediation und die Traumaberatung. Hier gebe es auch regelmäßige Weiterbildungen der Mitarbeiter/Innen. Das Angebot der Kinderwunschberatung weite man derzeit aus, da es hier einen erhöhten Bedarf gebe.

Die Finanzierung der EFL werde aktuell zu 65% über Mittel des Bistums, zu 24% über die Jugendämter Coesfeld (6%) und Kreis Coesfeld (18%), zu 7% über Landesmittel und zu 4% über Drittmittel (1 anteilig finanzierte Stelle aus einer Kooperation mit Karthaus sowie Spendenmitteln) gewährleistet. Die Nutzung des Angebots der EFL erfolge zu 50% durch Personen mit Rechtsanspruch auf Beratung (§ 17 SGB VIII).

Die Finanzierung habe vor 2010 bei 50% Bistum und 50% Mitteln aus öffentlicher Hand (Land, Kreis, Stadt Coesfeld) gelegen. Man sei sehr dankbar, dass der Kreis Coesfeld weiterhin mit einem hohen Anteil zur Finanzierung der EFL beitrage.

Abschließend resümieren Frau Henke und Frau Dr. Chmielus in „Take Away Botschaften“

·         EFL Beratung stärkt fachlich qualifziert Partnerschaft und Familie

·         EFL Beratung entlastet Ratsuchende und Gesellschaft und ist deshalb wertvoll

·         EFL leistet Präventions- und Vernetzungsarbeit

 

Frau Dr. Chmielus und Frau Henke bedanken sich für das Interesse. Herr Wobbe bedankt sich bei beiden. Anschließend beantworten Frau Henke und Frau Dr. Chmielus noch Fragen von Ausschussmitgliedern.

Ktabg. Dropmann fragt, ob Besuche der Beratungsstellen auch durch ortsfremde stattfinden würden und ob es dabei Schwerpunkte gebe. Frau Dr. Chmielus antwortet, dass dies durchaus regelmäßig vorkomme und teils bewusst eine Beratungsstelle außerhalb des eigenen Wohnorts gewählt werde. Schwerpunkte gebe es nicht.

Ktabg. Neumann lobt das gute Angebot der EFL und fragt, ob es auch eine gute Unterstützung durch das Bistum Münster gebe. Frau Henke antwortet dazu, dass man hohe Wertschätzung und Priorität durch das Bistum Münster erfahre, auch wegen des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche. Die EFL sei die größte Beratungsstelle eines Bistums in Deutschland.

Ktabg. Dropmann fragt, wie hoch der Beratungsanteil von Fällen mit Gewalt gegen Kindern sei. Frau Henke antwortet, dass dieser Anteil mit 4-5% gering sei, man aber nicht wisse wie hoch die Dunkelziffer liege.

Ausschussvorsitzender Wobbe bedankt sich für das gute Angebot der EFL das Prävention und Vernetzung biete. Den Dank richtet er auch an das Bistum Münster wegen der finanziellen Unterstützung der EFL.