Sitzung: 27.08.2020 Ausschuss für Finanzen, Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorlage: SV-9-1809
Dr. Grüner, Geschäftsführer der wfc GmbH, stellt anhand der als Anlage beigefügten Powerpoint-Präsentation den aktuellen Sachstand zur Entwicklung einer kreisweiten Digitalisierungsstrategie vor. Der Entwicklungsprozess für die Digitalisierungsstrategie sei mit einer Auftaktveranstaltung am 18.06.2019 gemeinsam mit der wfc GmbH, dem Kreis Coesfeld, den kreisangehörigen Kommunen und den Vertretern der Fraktionen des Kreises Coesfeld unter Anleitung von Prof. Dr. Dr. Niehaves, Universität Siegen, gestartet. In einem anschließenden Workshop sei gemeinsam an der Ermittlung relevanter gesamtgesellschaftlicher Themenfelder, für die die Digitalisierung Vorteile bieten könne, gearbeitet und in einem weiteren Workshop Prioritäten festgelegt worden. Der erste Entwurf der Vision für die Digitalisierung im Kreis Coesfeld mit dem Titel „Coesfeld 12.0 – Im Kreis gemeinsam digital“ sei in einer Halbzeitkonferenz am 11.11.2019 von der wfc GmbH, der Kreisentwicklung und Prof. Dr. Dr. Niehaves vorgestellt und gemeinsam mit den kreisangehörigen Kommunen und Kreistagsvertretern diskutiert und verabschiedet worden. Für den Entwurf seien zentrale Grundsätze als auch für die jeweiligen priorisierten Themenfelder Zukunftsbilder formuliert worden. Im nächsten Schritt seien Workshops zu den einzelnen Themenfeldern durchgeführt worden. Durch die Corona-Pandemie sei es allerdings bei den geplanten Workshops zu zeitlichen Verzögerungen gekommen. So habe man viele Workshops über Online-Meetings abwickeln müssen. Die Ergebnisse der Themenworkshops seien nun in die finale Beschlussfassung der Digitalisierungsstrategie „Coesfeld 12.0 – Im Kreis gemeinsam digital“ eingeflossen (als Anlage beigefügt). Diese beinhalte die Vision, themenfeldspezifische Leitbilder sowie eine konsolidierte Projektliste.
Ab Folie 7 übergibt Dr. Grüner an MA Raabe, der die
geplante Umsetzung der Digitalisierungsstrategie vorstellt. Zur Umsetzung der
Digitalisierungsstrategie seien konkrete Aufgaben(felder) zur aktiven
Gestaltung des digitalen Wandels erarbeitet worden (vgl. Folie 7). Ziel sei es
nun, die erforderlichen Ressourcen – versehen mit einem Sperrvermerk und
vorbehaltlich der politischen Beschlussfassungen im Jahr 2021 - in den
Haushaltsplänen für das kommende Jahr zu berücksichtigen. Die finalen
Beratungen und Beschlussfassungen in den politischen Gremien beim Kreis
Coesfeld sowie den Städten und Gemeinden sind für Anfang des Jahres 2021
vorgesehen, so MA Raabe. So könne sichergestellt werden, dass der
Digitalisierungsprozess trotz der Corona-bedingt verzögerten politischen
Beschlussfassungen, im Jahr 2021 vorangetrieben werden könne. Ein konkreter Vorschlag
hierzu werde noch erarbeitet.
Ausschussvorsitzender Prof. Dr. Gochermann dankt sodann
allen Beteiligten, wie der wfc GmbH, dem Kreis Coesfeld, den kreisangehörigen
Städten/Gemeinden sowie den Kreistagsmitgliedern, die an der Erarbeitung der
Digitalisierungsstrategie mitgewirkt haben bzw. mitwirken und dieses Thema im
Kreis Coesfeld vorangetrieben haben. Digitalisierung sei auch ein Instrument
der Daseinsvorsorge für den Kreis Coesfeld. Es sei wichtig, dass die
Entwicklung der Digitalisierungsstrategie gemeinsam mit den Städten und
Gemeinden stattfinde. Um im Jahr 2021 handlungsfähig zu sein und operativ
wirken zu können, sei es erforderlich, entsprechende Mittel im Haushalt
bereitzustellen.
Auf Nachfrage von Ktabg. Löcken erläutert Dr. Grüner, dass
alle Beteiligten am Entwicklungsprozess mit viel Engagement dabei seien und
eine enorme Entwicklung zu verzeichnen sei. Fraglich sei es nun, wie die politischen
Gremien und Bürgermeister/innen es nach der Wahl sehen würden.
Ktabg. Schulze Esking merkt an, dass für die
Digitalisierung der Ausbau von 4G und 5G eine wichtige Voraussetzung darstelle
und fragt, wie der Kreis Coesfeld in diesem Bereich aufgestellt sei. Herr Dr.
Grüner führt aus, dass der Kreis Coesfeld in diesem Bereich
überdurchschnittlich gut aufgestellt sei, allerdings auch noch vereinzelt
Lücken bestünden. Auf diesen Punkt werde er allerdings noch bei Tagesordnungspunkt
2 näher eingehen.
Ktabg. Kortmann berichtet, dass eine hohe Fachkompetenz
in den Workshops vertreten sei. Im Rahmen der Gespräche mit den
Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern des Kreises Coesfeld werde der Fokus
allerdings oftmals auf die Themen Finanzierung und Bereitstellung von Personal
gelegt. Die Zusammenarbeit solle mehr forciert werden. Es stelle sich die Frage,
wie der Kreis Coesfeld einen Service für die Kommunen anbieten könne.
Die Strategie sei gut formuliert, so Ktabg. Wessels. Nun
müsse geklärt werden, wie die weitere Umsetzung aussehen solle. Die Priorität
müsse auf gewisse Leuchtturmprojekte gelegt werden, von denen möglichst alle
Städte und Gemeinden profitieren. Für die Umsetzung müsse sowohl der Kreis als
auch die Städte und Gemeinden erhebliche Ressourcen bereitstellen. Daher sollte
nun konkret geplant und konkrete kreisweite Projekte benannt werden, so Ktabg.
Wessels. Ausschussvorsitzender Prof. Dr. Gochermann erläutert, dass bei den
einzelnen Projektnamen sehr viel dahinterstehe. Bei der Entwicklung der
einzelnen Maßnahmen bzw. Projekte seien zudem Synergieeffekte berücksichtigt
worden. Dr. Grüner ergänzt, dass noch viel zu tun sei, allerdings nun ein
Konzept bestehe, dass alle Städte/Gemeinden befürworten.
Aktuell sei auch das OZG-Koordinationsprojekt im Fokus,
so Kreisdirektor Dr. Tepe. Das Projekt zur „interkommunalen Koordination der
Anforderungen an Kommunen im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes“ solle gemeinsam
mit dem Kreis Warendorf sowie den beiden kreisfreien Städten Münster und Hamm
durchgeführt werden. Hierzu habe man von der Bezirksregierung Münster eine
Fördersumme in Höhe von 500.000 € erhalten. Ziel des Projektes sei es,
kommunale Lösungen für die Umsetzung des OZG zu erarbeiten und alle Kommunen
entsprechend zu mobilisieren. Von Vorteil sei in diesem Zusammenhang, dass alle
Projektbeteiligten bzw. Kommunen bei dem kommunalen IT-Dienstleister der Stadt
Münster, citeq, angeschlossen seien.
Ausschussvorsitzender Prof. Dr. Gochermann merkt an, dass
selbstverständlich geprüft werde, ob bei einzelnen Projekten Förderungen
möglich seien. Man wolle nicht alle Projekte aus dem Kreishaushalt finanzieren.
Sachkundige Bürgerin Dr. Spallek erläutert, dass
Digitalisierung auch Transformation der Arbeit bedeute. Stichwort Home-Office.
Sie fragt, wie es in der Zeit der Corona-Pandemie beim Kreis Coesfeld
gehandhabt werde und ob solche Aspekte auch in den Projekten enthalten seien.
Zudem wünsche sie sich einen digitalen Haushalt für mehr Transparenz.
Ein digitaler Haushalt werde beispielsweise in der Stadt
Hamburg erstellt, so Kreisdirektor Dr. Tepe. Das Konzept könne man sich einmal
anschauen und prüfen, ob dies auch eine Alternative für den Kreis Coesfeld
darstelle. Das Thema Transformation der Arbeit sei unter den Begriff Arbeit 4.0
zu fassen. In diesem Zusammenhang solle weiter forciert werden, die
E-Kompetenzen der Mitarbeiter beispielsweise durch Schulungen (Bsp.: Wie
moderiere ich eine Videokonferenz?) in den nächsten Jahren weiter auszubauen.
Mithilfe der Picture-Methode seien bereits die Geschäftsprozesse bzw. Abläufe
innerhalb der Verwaltung untersucht worden. Eine Ressourcengewinnung durch
Digitalisierung sei allerdings fraglich. Zum Thema Home-Office habe man
festgestellt, dass der kollegiale Austausch für viele Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter auch wichtig sei.
Ktabg. Kortmann erfragt, ob bei der Digitalisierung von
Prozessen ggf. ein Coaching einer Fachhochschule in Betracht gezogen wurde. Kreisdirektor
Dr. Tepe erläutert, dass aktuell keine Kooperation bestünde. Die
Picture-Methode sei allerdings von der Westfälischen Wilhelms-Universität
Münster entwickelt worden. Des Weiteren beteilige sich der Kreis Coesfeld im
KGSt-Vergleichsring zum Thema Verwaltungsdigitalisierung.