Beschluss: ungeändert beschlossen

Abstimmung: Ja: 12

Beschluss:

 

Die Verwaltung wird beauftragt, unter Berücksichtigung der Beratungsergebnisse in den Fachausschüssen im Hinblick auf die demographischen Herausforderungen einen zusammenfassenden Aktionsplan zu erstellen.

 

 


Vorsitzende Schäpers weist einleitend darauf hin, dass sich der Ausschuss auch künftig regelmäßig mit den Erkenntnissen und Konsequenzen des Demographieberichtes befassen müsse.

 

FBL Schütt führt aus, dass der Ausschuss für Finanzen, Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung mit Beschluss vom 13.06.2006 die Verwaltung mit der Erstellung eines Demographieberichtes beauftragt habe. In der Ausschusssitzung des Ausschusses für Finanzen, Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung am 22.02.2007 sei der Demographiebericht vorgelegt und beraten worden. Auf der Grundlage des vorliegenden Berichtes habe im Ausschuss Einigkeit bestanden, nunmehr den demographischen Wandel in den Fachausschüssen zu beraten. Dabei werde folgende Vorgehensweise empfohlen:

-      Auseinandersetzung mit der beschriebenen Ausgangslage im Demographiebericht

-      Bewertung und Erörterung der eingeleiteten Maßnahmen und Schwerpunktthemen

-      Erörterung und Ausarbeitung möglicher künftiger Maßnahmen und Schwerpunktthemen

-      Verfahrensvorschläge zur weiteren Bearbeitung des Themas (z.B. bezüglich der Beteiligungsstrukturen)

 

Herr Küppers trägt vor, dass von der Verwaltung ein mindestens zweistufiges Vorgehen vorgeschlagen und vom Ausschuss für Finanzen, Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung beschlossen worden sei. Der erste Schritt sei die Erstellung eines Demographieberichtes für den Kreis gewesen. Dieser diene im zweiten Schritt als Grundlage für die anschließend zu führende „Diskussion über eine aktive Gestaltung der Folgen des demographischen Wandels“. Hinzu zu fügen sei nunmehr noch eine dritte Stufe in Form eines Aktionsplanes „Demographie“.

Herr Küppers führt aus, dass sich der Demographiebericht in seinem Teil A mit dem demographischen Wandel im Kreis befasse. Teil B des Berichtes zeige die Handlungsfelder auf, wobei für den Ausschuss für Arbeit, Soziales und Senioren insbesondere die Bereiche Arbeitsmarkt und Seniorenpolitik von großer Bedeutung seien. Zur Darstellung des demographischen Wandels im Kreis sei die Ausgangslage zum 01.01.2006 zu Grunde gelegt und die bisherige Bevölkerungsentwicklung seit 1975 bzw. 1990 ausführlich analysiert worden. Schließlich befasse sich Teil A des Berichtes mit der künftigen Bevölkerungsentwicklung im Kreis. Festzustellen sei zunächst, so Herr Küppers weiter, dass in den Jahren 1990 bis 2006 der Bevölkerungsanstieg im Kreis mit 22,0 % deutlich über der Bevölkerungsentwicklung des Regierungsbezirks Münster (7,6 %) aber auch über der des Landes Nordrhein-Westfalen (5,6 %) gelegen habe. Auch in Vergleich zu den Kreisen Borken, Steinfurt und Warendorf sowie zur Stadt Münster habe der Kreis Coesfeld einen höheren Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen gehabt. Die Komponenten der Bevölkerungsentwicklung für die Jahre 1990 bis 2005 seien die Wanderungsgewinne und die Geburtenüberschüsse. Beide Komponenten seien bis in das Jahr 2004 positiv gewesen. Erstmalig im Jahre 2005 sei der Geburtenüberschuss negativ ausgefallen, d. h. es habe mehr Sterbefälle als Geburten gegeben.

Eine Vorausberechnung der Bevölkerung durch das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) habe für den Kreis Coesfeld Folgendes ergeben:

 

Bevölkerung am 01.01.2005                                                               220.984

Natürliche Bevölkerungsbewegung                                                    -    8.200          -  3,7 %

Räumliche Bevölkerungsbewegung                                                   + 14.400          + 6,5 %

Bevölkerung am 01.01.2025                                                               227.143

Veränderung insgesamt                                                                     +   6.200          + 2,8 %.

 

Herr Küppers weist darauf hin, dass bei der natürlichen Bevölkerungsbewegung zukünftig insgesamt mit Sterbefallüberschüssen zu rechnen sei. Er stellt im Folgenden detailliert die Bevölkerungsprognose für einzelne Altersgruppen vor (Anlagen 1 bis 6) und macht deutlich, dass im Vergleich zum heutigen Stand bei der Bevölkerungsgruppe der 80jährigen und älteren mit einer Verdoppelung zu rechnen sei. Für die 65- bis unter 80jährigen sei von einer Zunahme um 40 % auszugehen.

 

Herr Mohring führt anschließend aus, dass aus dem Demographiebericht die Handlungsnotwendigkeiten abzuleiten seien. Es sei festzustellen, dass die Welle der geburtenstarken Jahrgänge mit ansteigender Tendenz bis 2010 die Berufskollege sowie den Ausbildungs- und Weiterbildungsbereich erreiche. Hier seien kurzfristig Entscheidungen zu treffen.

Der extrem hohe Anstieg der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter führe zudem zu einem erhöhten Bedarf an Beschäftigungsverhältnissen. Auch sei zu berücksichtigen, dass gleichzeitig eine Überalterung der erwerbsfähigen Personen eintrete. Die damit verbundenen Probleme müssten erkannt und bekämpft werden. Die Aktivitäten auf dem Handlungsfeld „Arbeitsmarkt“ würden von verschiedenen Akteuren getragen, wie z. B. dem Zentrum für Arbeit, der Agentur für Arbeit und den Unternehmen. Insofern seien Netzwerke zu bilden. Künftige Aktivitäten müssten sich hierbei u. a. auf das Übergangsmanagement Schule und Beruf sowie auf Personen mit unterschiedlicher, zum Teil geringer Qualifizierung erstrecken. Eingeleitete Maßnahmen seien zu evaluieren. Herr Mohring teilt mit, dass zurzeit die Europäische Union (EU) die dritte Phase für Fördermittel auflege. Es müsse geprüft werden, inwieweit sich der Kreis Coesfeld dies zu nutze machen könne.

Zum Handlungsfeld „Senioren“ weist Herr Mohring darauf hin, dass die Verdoppelung der Zahl der über 80jährigen für sich spreche. Für 20 % sei eine Versorgung mit Pflegeplätzen vorzuhalten. An die Pflegeproblematik müsse differenziert herangegangen werden. Zum einen nehme das häusliche Unterstützungspotential ab. Zum anderen steige die Zahl der Pflegebedürftigen an, die an demenziellen Erkrankungen leiden. Nicht zu unterschätzen sei auch der Wunsch der pflegebedürftigen Personen nach einer ortsnahen Versorgung. Herr Mohring stellt fest, dass der Kreis Coesfeld im Bereich der Pflege bereits gute Vorarbeit geleistet habe. Dies beginne mit Erstellung des Altenplanes im Jahre 1996, setze sich fort über den Aufbau von Pflegeberatungsstellen vor Ort und der gerontopsychiatrischen Beratung im Trägerverbund sowie nunmehr seit dem 01.11.2006 auch in einer zentralen Pflegeberatung beim Kreis Coesfeld. Das Projekt „ambulant vor stationär“ erarbeite weitere Maßnahmevorschläge. Die Umsetzung und Rangfolge der einzelnen Maßnahmen ergebe sich unter Berücksichtigung des Prüfungsberichts der Gemeindeprüfungsanstalt NRW (GPA).

Abschließend stellt Herr Mohring fest, dass sich bezüglich des Handlungsfeldes „Seniorenpolitik“ zwei Handlungsstrategien ergeben: Der Pflegebedarf müsse bewältigt werden und Seniorinnen und Senioren müssten verstärkt positiv eingebunden werden, z. B. im Bereich der ehrenamtlichen Tätigkeiten.

 

Vorsitzende Schäpers dankt Herrn Küppers und Herrn Mohring für die umfangreichen und informativen Ausführungen.

 

Auf die Frage der Ktabg. Pieper, ob bei der Analyse und der Entwicklung adäquater Maßnahmen eine geschlechtsspezifische Betrachtung erfolge, führt Herr Mohring aus, dass dies bereits insbesondere bei den Aktivitäten im Handlungsfeld „Arbeitsmarkt“ geschehe. Hier werde z. B. verstärkt der Gesichtspunkt der Kinderbetreuung berücksichtigt. Im Bereich der Pflege stelle sich die Situation noch vielfach so da, dass männliche Pflegebedürftige von ihren Ehefrauen gepflegt werden und weibliche Pflegebedürftige auf fremde Hilfe angewiesen seien. Herr Mohring weist darauf hin, dass künftig auch stärker Immigrationshintergründe Beachtung finden müssten. FBL Schütt ergänzt, dass sich bei der Konzipierung von Maßnahmen nach wie vor zeige, dass generell eine Maßnahme „Fit für Pflege“ besser von Frauen und eine Maßnahme aus dem handwerklichen Bereich vorwiegend von Männern angenommen werde.

 

Ktabg. Havermeier regt an, verstärkt Maßnahmen für ältere Personen aufzulegen. Sie befürwortet auch eine dauerhafte Vernetzung der Akteure auf dem kommunalen Arbeitsmarkt und im Hinblick auf das Jahr 2010 auch eine interkommunale Vernetzung. Hierzu führt FBL Schütt aus, dass eine Vernetzung bereits über die Arbeitsmarktkonferenz erfolgt sei, in der sich Vertreter aller Akteure befänden. Daneben bestünden Arbeitskreise der optierenden Träger beim Landkreistag und auf der Ebene des Westmünsterlandes. AL Bleiker ergänzt, dass auch ein Arbeitskreis der Maßnahmeträger schon seit Jahren im Kreis Coesfeld bestehe.

 

Ktabg. Wessels führt aus, dass die Vorschläge der Verwaltung mitgetragen würden. Auch hier zeige sich wiederum, dass die Entscheidung, die Option zu wählen, richtig gewesen sei. Der Kreis Coesfeld sei gut aufgestellt und auf dem richtigen Weg. Es gelte nun, weiterhin kreative Vorschläge einzubringen und die Handlungsfelder weiterzuentwickeln. Für das Handlungsfeld „Seniorenpolitik“ sei festzustellen, dass sich der Bericht des GPA an den Finanzen orientiere. Über die Qualität der vorgehaltenen Leistungen würden keine Aussagen getroffen; so dass noch geklärt werden müsse, ob diese schlecht sei. Auch hier sei die geleistete Arbeit eine gute Basis und ausbaufähig. Es müsse auch unter Qualitätsgesichtspunkten darüber nachgedacht werden, in welchen Bereichen Finanzressourcen eingesetzt würden.

 

Ktabg. Bednarz erklärt, dass sie Angaben zur Frauen- und Erwerbsquote, zur Teilzeitbeschäftigung und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zu Personen unter 25 Jahren vermisse. FBL Schütt weist darauf hin, dass entsprechende Daten ermittelt würden.

 

Ktabg. Stauff trägt vor, dass soweit Arbeitsplätze nur durch ältere Personen besetzt seien, zukünftig mit großen Lücken zu rechnen sei, wenn diese Personen aus dem Arbeitsverhältnis ausscheiden. An qualifizierten Personen könne es dann mangeln, so dass Arbeitsplätze unbesetzt bleiben müssten, auch mit der Folge, dass Steuereinnahmen fehlen würden. FBL Schütt erklärt hierzu, dass es auch aus diesem Grunde wichtig sei, leistungsgeminderte Jugendliche besonders zu fördern, um die entstehenden Lücken füllen zu können. Jugendliche müssten motiviert und unterstützt werden.

Ktabg. Wessels berichtet, dass nach seiner Kenntnis insbesondere das Handwerk erkannt habe, dass mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden müssen. Gleichzeitig bestehe aber auch die Notwendigkeit einer qualifizierten Besetzung dieser Stellen.

AL Bleiker ergänzt, dass leistungsschwache Jugendliche häufig keine Chance sehen und angebotene Maßnahmen nicht wahrnehmen würden. Sie akzeptierten insoweit sogar Sanktionen und zeigten sich maßnahmeresistent. Die Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt scheitere hier häufig nicht nur an der fehlenden Qualifizierung sondern insbesondere an fehlenden Schlüsselqualifikationen wie z. B. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit.

 

Ktabg. Willms führt aus, dass Herr Minister Laumann das sogenannte Werkstattjahr ins Leben gerufen habe. Sie regt daher an, dass sich der Ausschuss über die Möglichkeiten und die Umsetzung des Werkstattjahres vor Ort bei der Kreishandwerkerschaft informiere.

 

Vorsitzende Schäpers stellt abschließend fest, dass anhand der Vorlage weiter gearbeitet werden könne und müsse. Sie bittet darum, Änderungen und neue Vorschläge besonders zu markieren und auch über die Beratung der anderen Ausschüsse zu berichten.

 

Sodann lässt Vorsitzende Schäpers über den Beschlussvorschlag der Verwaltung abstimmen:


Form der Abstimmung:               offen per Handzeichen

Abstimmungsergebnis:               Einstimmig