Vorsitzende Schäpers begrüßt Frau Schneider vom Alzheimer – Gesellschaft für den Kreis Coesfeld e.V. und Herrn Bundestagsabgeordneten a.D. Lensing und bedankt sich dafür, dass sie den Ausschussmitgliedern die Arbeit des Alzheimer Gesellschaft für den Kreis Coesfeld e.V. darlegen wollen.

 

Herr Lensing führt einleitend aus, dass das Alzheimerphänomen im Jahre 1906 von Herrn Alois Alzheimer erstmals entdeckt worden sei. Die Alzheimerkrankheit habe es zwar immer schon gegeben, sie sei früher jedoch nicht genauer untersucht worden. Eine Weiterentwicklung in der Hirnforschung habe schließlich ein Erkennen der Krankheit möglich gemacht. Eine Demenz bedeute den Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit und damit auch des Erinnerungsvermögens. Letztlich würden Durchblutungsstörungen zu einem Abbau der Gehirnsubstanz führen. Betroffen von der Alzheimer – Krankheit seien 8 bis 13 % aller Menschen über 65 Jahren. Bei Personen mit einem Altern von über 90 Jahren betrage der Anteil der Alzheimer – Patienten sogar rd. 40 %. In ganz Deutschland seien über eine Millionen Menschen betroffen. Zu den Risikofaktoren würden u.a. Bluthochdruck und Diabetes gehören. In vielen Fällen habe die Erkrankung an Alzheimer auf Dauer eine Einweisung in ein Pflegeheim zur Folge. Für die Mehrzahl der Erkrankten sei zurzeit noch keine Heilung möglich, jedoch lasse sich der Fortschritt der Krankheit aufhalten. Aus diesem Grund werde in Heimen häufig ein speziell gesteuertes Hirnleistungstraining durchgeführt, wobei auch Angehörige einbezogen würden.

Gerade die Angehörigen würden sich häufig viele Gedanken und Sorgen machen, die erkrankten Angehörigen in ein Pflegeheim zu geben. Jedoch sei diese Entscheidung oftmals für die Erhaltung des Familienlebens zwingend erforderlich.

Zum Alzheimer Gesellschaft für den Kreis Coesfeld e.V. erklärt Herr Lensing, dass dieser im Jahr 2005 gegründet worden sei. Ziele der Alzheimer Gesellschaft seien zum einen eine Enttabuisierung demenzieller Erkrankungen, die Stärkung der Selbstkompetenz der Betroffenen und das Finden bedarfsgerechter Betreuungsformen, zum anderen aber auch die Anregung gesundheits- und sozialpolitischer Initiativen, die Kooperation und Vernetzung mit der Deutschen und anderen regionalen Alzheimer Gesellschaften, um Synergieeffekte zu fördern und zu stärken, und schließlich auch die Organisation von Informationsveranstaltungen.

Herr Lensing betont, dass er sehr beeindruckt sei von der Vernetzung von Demenz und Spiritualität. Aus diesem Grunde würden in Dülmen auch Gottesdienste für demenziell Erkrankte angeboten. Es sei zu betonen, dass die Seelsorge als Ressource bei Demenz eine heilstiftende Wirkung haben könne.

Herr Lensing macht deutlich, dass eine Demenz die ganze Familie betreffe. In den meisten Fälle liege die Mühe der Pflege noch immer bei den weiblichen Familienangehörigen, was hauptsächlich an der noch immer üblichen zumeist beruflichen Praxis der männlichen Familienmitglieder liege.

Die Diagnose der Alzheimer-Erkrankung löse vor allem Angst, Trauer, Hilflosigkeit und Unsicherheit aus. Die Erkrankung bedeute den Abschied vom Ich, aber auch den Abschied von vertrauten Angehörigen.

 

Frau Schneider erläutert sodann die Arbeit der Alzheimer Gesellschaft für den Kreis Coesfeld im Rahmen eines Rückblicks auf das Jahr 2008. Es wird auf den als Anlage 1 beigefügten Folienvortrag verwiesen.

Ergänzend führt Frau Schneider aus, dass die Seminarreihe „Hilfe beim Helfen“ nunmehr nach langer Vorbereitungsphase im Frühjahr und im Herbst in Coesfeld, Dülmen und Lüdinghausen starte. Die Teilnahme sei für die Betroffenen kostenlos.

Das Projekt „Sputnik“ der AWO Dülmen solle russisch sprechenden Migranten den Zugang zu Angeboten der Gesundheitsberatung erleichtern.

Gemeinsame Sprechstunden mit der Zentralen Pflegeberatung würden zwar nicht regelmäßig stattfinden, es bestehe aber zwischen der Alzheimer Gesellschaft und der Zentralen Pflegeberatung ein gelungenes Miteinander.

 

Herr Lensing weist darauf hin, dass Frau Eing und er eine Initiative zum Thema „Demenz als Schulprojekt“ planen würden. Das Projekt sei zwar noch nicht spruchreif, aber Ziel solle die Einbindung von SchülernInnen und Jugendlichen in das Thema „Alzheimer“ und eine entsprechende Schulung der Jugendlichen im Umgang mit demenziell Erkrankten sein. Modellhaft würden zurzeit Unterrichtsbausteine erarbeitet. Eine fächerübergreifende Vermittlung von Wissen über die Erkrankung sowie die Organisation von Projektwochen und Angehörigengruppen könnten kreative Methoden zur Entstigmatisierung und zu einer Verbesserung der Selbsthilfekompetenz bei den SchülernInnen sein. Über die Finanzierung dieses Projektes müsse noch entschieden werden. Neben einer Beteiligung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und der Alzheimer Gesellschaft NRW wäre aus seiner Sicht eventuell auch eine Kostenbeteiligung des Kreises Coesfeld denkbar.

 

Frau Schneider erklärt abschließend, dass ihrer Ansicht nach die Arbeit der Alzheimer Gesellschaft in der Form nur aufgrund der Kooperation und guten Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Trägern und Institutionen möglich sei, und bedankt sich bei den Beteiligten für die Unterstützung.

 

Vorsitzende Schäpers äußert ihre Wertschätzung der Arbeit des Alzheimer Gesellschaft für den Kreis Coesfeld e.V. Die Entwicklung, die die Alzheimer Gesellschaft seit dem Jahr 2005 erlebt habe, sei beachtlich. Gerade in dem wichtigen Bereich der Enttabuisierung habe die Alzheimer Gesellschaft bereits große Erfolge erzielen können. Wichtig sei, dass die Betroffenen nicht alleine gelassen würden. Aus diesem Grunde halte sie auch das angedachte Schulprojekt von Herrn Lensing und Frau Eing für sinnvoll.

 

Ktabg. Havermeier erklärt, dass sie die Wertschätzung gegenüber der Alzheimer Gesellschaft teile. Es sei beachtlich, welch vielseitiges Angebot die Alzheimer Gesellschaft durch das hohe ehrenamtliche und berufliche Engagement der Vorstandsmitglieder vorhalten könne. Auch das Projekt Schule unterstütze sie, wobei ihrer Ansicht nach nicht nur eine Anbindung an die Berufsschule, sondern auch an anderen Schulen sinnvoll sei.

Hierzu führt Herr Lensing aus, dass die Einbindung anderer Schulen zwar durchaus wünschenswert sei, jedoch die Umsetzung viel Arbeit bedeute und dadurch die Kapazitäten der zumeist auch anderweitig berufstätigen Vorstandsmitglieder übersteigen würde.

 

Ktabg. Havermeier erkundigt sich, inwieweit die Alzheimer Gesellschaft für den Kreis Coesfeld Unterstützung vom Bund als Dachverband erhalte. Frau Schneider erklärt, dass eine sehr gute Kooperation mit dem Dachverband gegeben sei. Der Kontakt zur Deutschen Alzheimer Gesellschaft sei sehr hilfreich und nützlich.

 

Ktabg. Pieper fragt, ob ein Weg weg von Heimen zu kleineren Einrichtungen angestrebt oder dieses nicht für erforderlich gehalten werde. Sie erkundigt sich, ob Kontakte zu Architekten und den Planern von Heimumbauten bestünden mit dem Ziel die Bedürfnisse von Demenzerkrankten  bei Umbaumaßnahmen zu berücksichtigen. Frau Schneider erläutert hierzu, dass es solche Kooperationen und Anfragen noch nicht gebe. Seitens der Alzheimer Gesellschaft werde jedoch die Milieugestaltung und die Entwicklungen in kleineren Wohngruppen mit Interesse betrachtet und für gut befunden.

 

Ktabg. Pieper bedankt sich für die gute Arbeit der Alzheimer Gesellschaft und weist darauf hin, dass das Thema Alzheimer bisher aus der Öffentlichkeit verbannt worden sei. Sie erkundigt sich, ob es unter Berücksichtigung der Tatsache, dass immer mehr ältere Menschen alleinstehend seien, und das deren Angehörige oftmals nicht in der Nähe wohnen, überhaupt noch eine Möglichkeit gebe, bei solchen alleinstehenden Alzheimer-Patienten dauerhaft helfend einzugreifen.

Frau Schneider bestätigt, dass dieses Thema in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werde. Der Dachverband Deutsche Alzheimer Gesellschaft in Berlin habe daher ein Modellprojekt zum Thema „alleinlebende Demenzerkrankte“ initiiert. Man sei sehr gespannt auf die Ergebnisse dieses Modellprojekts. Ihrer Ansicht nach sei ein Alleinleben von Demenzerkrankten Zuhause nur bis zu einem gewissen Punkt möglich.  Es bestünden Ansätze im Rahmen einer Schnittstelle mit der Zentralen Pflegeberatung möglichst früh Netzwerke zu knüpfen. Hier sei eine präventive Vorausschau erforderlich.

 

Ktabg. Willms lobt das vorbildliche Engagement von Frau Schneider und Frau Eing. Sie erkundigt sich nach der Mitgliederentwicklung sowie nach den Kosten einer Mitgliedschaft bei der Alzheimer Gesellschaft.

Frau Schneider erläutert, dass zurzeit 53 Mitglieder, davon 19 juristische Institutionen dem Alzheimer Gesellschaft für den Kreis Coesfeld e.V. angehören würden. Die Kosten der Mitgliedschaft würden sich auf jährlich 24,00 € für Privatpersonen und auf jährlich 120,00 € für sonstige Einrichtungen belaufen. Eine Beitrittserklärung könne man auf der Internetseite der Alzheimer Gesellschaft herunterladen. Die Mitgliederzahl sei im letzten Jahr stagniert. Sicherlich würde man sich eine höhere Mitgliederzahl wünschen, man wisse jedoch auch, dass hierfür mehr Werbung erforderlich sei.

Herr Lensing ergänzt, dass die Mitgliederwerbung als Problem bekannt sei. Das Problem korrespondiere mit der Distanz der Mehrheit der Bevölkerung zu dem Thema Demenz. Nach wie vor sei als Grundstimmung erkennbar, dass größtenteils eine Akzeptanz noch nicht gegeben sei. Die meisten Mitglieder seien Angehörige von demenziell erkrankten Personen.

 

Ktabg. Prof. Dr. Voß weist darauf hin, dass eine gerontopsychiatrische Beratung von verschiedenen Institutionen bereits erfolge. Der medizinische Aspekt der Krankheit sei jedoch in den Hintergrund gerückt. Er möchte wissen, wie der Kreis Coesfeld als Präventionsinstitution zu dem Thema Vorsorge stehe und ob es auch im Kreis Coesfeld Institutionen zur Früherkennung von Alzheimer gebe. Seiner Ansicht nach seien gerade in der Prävention medizinische Fortschritte zu erwarten. Hierauf solle man vorbereitet sein. Es handele sich bei dieser Frage um eine Grundsatzfrage, der unbedingt nachgegangen werde sollte.