Beschluss: Kenntnis genommen

Frau Dr. Munkelt bedankt sich auch im Namen von Frau Beyer für die Einladung und die Möglichkeit, die Arbeit des Kinder- und Jugendzahnärztlichen Dienstes vorstellen zu können. Mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation führt Frau Dr. Munkelt aus, dass frühkindliche Karies hauptsächlich eine Folge der Ernährung und mangelnder Pflege sei. Um bereits Kinder für das Thema Zahngesundheit zu sensibilisieren, werde vor der eigentlichen Untersuchung eine Unterrichtseinheit über die vier Säulen der Kariesprophylaxe, nämlich

-          gesunde, abwechselungsreiche Ernährung

-          gewissenhafte Zahnpflege

-          Zufuhr von Fluorid zur Härtung des Zahnschmelzes

-          regelmäßige ½-jährliche Zahnarztkontrolle

in der jeweiligen Kindergartengruppe / Schulklasse durchgeführt. Im Rahmen des Programms „Be kissed“ werde den 6. Klassen (Hauptschule Senden) die Möglichkeit gegeben, das Thema Zahngesundheit eigenständig am Computer zu erarbeiten. Ferner werde mit den Schülerinnen und Schülern über die Zutaten zu einem gesunden Frühstück gesprochen. Im Bezug auf Obst und Gemüse werde leider häufig festgestellt, dass die Schülerinnen und Schüler viele Sorten gar nicht kennen. Mit Hilfe einer fluoreszierenden Flüssigkeit und Schwarzlichtlampen, welche Zahnbeläge sichtbar machen würden, könnten die Schülerinnen und Schüler ihre Zähne vor dem Spiegel kontrollieren. Danach würden ihnen die richtigen Zahnputztechniken vermittelt. Zur Härtung des Zahnschmelzes werde abschließend Elmex-Fluid auf die Zähne aufgetragen.

Mit diesem Konzept habe man bereits Verbesserungen im Bereich der Zahngesundheit erreicht, trotzdem gebe es immer noch Kinder, mit denen niemand jemals zum Zahnarzt gegangen sei. Der Prozentsatz dieser „Risikokinder“ liege bei ungefähr 20 %; und diese 20% haben 80 % aller behandlungsbedürftigen Zähne. Eine frühe Beachtung der Zahngesundheit sei nicht nur für das Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung des Kindes, sondern auch für die Sprachentwicklung und für die späteren bleibenden Zähne wichtig.

Bei den Untersuchungen könne der Kinder- und Jugendzahnärztliche Dienst auch feststellen, ob z.B. Milch- oder Nuckelflaschenkaries durch ständige Erreichbarkeit von (zuckerhaltigen) Flüssigkeiten, ob Säure-Schäden durch Bulimie oder ob Schäden an den Zähnen durch Modetrends wie Piercings entstanden sind.

Frau Beyer ergänzt, dass bei einem behandlungsbedürftigen Kind eine Mitteilung an die Eltern gefertigt werde, wonach diese zu einem Zahnarztbesuch mit dem Kind aufgefordert würden. Auch mögliche Angewohnheiten des Kindes oder Mundschleimhauterkrankungen, d.h. alle Befunde würden den Eltern mitgeteilt.

Bezugnehmend auf die Gesamtzahl der Untersuchungen, welche mit 15.372 Schülerinnen und Schülern angegeben sei, teilt Frau Beyer mit, dass es sich hierbei um Zahlen aus dem Schuljahr 2008/2009 handele, da das aktuelle Schuljahr noch nicht abgeschlossen sei. Die Anzahl der Fluoridbehandlungen sei mit 18.188 Behandlungen deshalb so hoch, weil diese Zahnschmelzhärtung zwei Mal im Jahr durchgeführt werde. Des Weiteren lobt sie den Kariesrückgang bei den Schülerinnen und Schülern im Schuljahr 2008/2009 im Vergleich zum Schuljahr 2004/2005 und erklärt dieses auch mit dem Beitrag des Zahnärztlichen Dienstes. Der Anteil der kariesfreien Schülerinnen und Schülern je Schule werde auf Ranglisten festgehalten, da es gerade für den Zahnärztlichen Dienst von Bedeutung sei, vor den Außendienstterminen zu erfahren, wie die Ausgangslage der Schule sei, um eine qualifizierte Beratung und Betreuung sicherzustellen. Der Vergleich von naturgesunden Gebissen bei Erstklässlern auf dem Gebiet des Kreises Coesfeld zu einer Risiko-Einschätzung (Studie DAJ-WL) zeige im Kreis Coesfeld mit 53,87 % eine höhere Quote als auf Landesebene mit 46,80 % für das Schuljahr 2004/2005. Ferner seien die Ergebnisse im Kreis Coesfeld erfreulicherweise in allen Altersstufen besser als im Gesamtbereich Nordrhein-Westfalen. Frau Beyer erklärt, dass das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass mindestens 80 % der 6-jährigen Kinder kariesfrei sein sollen, im Kreis Coesfeld noch angestrebt werde. Hier seien ca. 55 % der 6-jährigen Kinder kariesfrei. Abschließend weist Frau Beyer noch auf Aktionen mit „Zahnputzbrunnen“ und „Kariestunnel“ des Arbeitskreises Zahngesundheit in den Grundschulen hin.

 

Ktabg. Klose bittet unter Hinweis auf die präsentierten Fotos um Mitteilung, wie viele Kinder im Kreis Coesfeld mit einem mangelhaften Gebiss zur Reihenuntersuchung erscheinen und ob es insoweit Daten zum sozialen Umfeld gebe.

Frau Dr. Munkelt erklärt, dass ca. sechs Prozent der Kindergartenkinder im Kreis Coesfeld defizitäre Gebisse vorweisen und dieses oftmals im Zusammenhang mit der sozialen Herkunft des Kindes stehe. Datenerhebungen bezüglich des familiären Hintergrundes bzw. des sozialen Status des Kindes würden bei den Reihenuntersuchungen jedoch nicht erfolgen.

Ktabg. Pieper möchte vor dem Hintergrund, dass in vielen Kindergärten und Schulen bereits eine Übermittagbetreuung mit Essensausgabe stattfindet, wissen, ob die Gesundheitsberatung lediglich an die Kinder oder auch an die Institution erfolgt.

Frau Dr. Munkelt führt dazu aus, dass die Beratung der Kinder und auch der Einrichtungen zum Spektrum des Zahnärztlichen Dienstes gehöre. Des Weiteren würden sich viele Kindergärten und Schulen hinsichtlich der bereitzustellenden Ernährung von Ökotrophologen beraten lassen. Außerdem gebe es regelmäßige Aktionen des Arbeitskreises Zahngesundheit.

Ktabg. Havermeier fragt an, ob bei Kindern mit Migrationshintergrund ggf. eine Tendenz zu mangelhaften Zähnen festzustellen sei und ob die Beratung und Betreuung des Zahnärztlichen Dienstes ggf. mehrsprachig ausgeführt werde.

Frau Dr. Munkelt teilt mit, dass sich bei Kindern mit Migrationshintergrund keine besondere Problematik im Rahmen der Zahngesundheit zeige. Dieses könne u.a. damit begründet werden, dass sich bereits im Kindergarten geschulte „Zahnputzmuttis“ um die Einhaltung der Mundhygiene kümmern. Die Bevölkerungsgruppe der Spätaussiedler sei dagegen anfälliger für kariöse Zähne, da möglicherweise die Entbehrungen der Kinder vor der Migration mit Süßigkeiten im Übermaß ausgeglichen würden. Hier könne sie mit ihren eigenen Russischkenntnissen gute Beratung und Unterstützung leisten. Des Weiteren würden im Bedarfsfalle Dolmetscher für andere Migrantengruppen hinzugezogen. Darüber hinaus würden auch Aktionen zum Thema Zahngesundheit in Asylunterkünften durchgeführt.

Frau Beyer fügt hinzu, dass die Umsetzung von Programmen wie „Be kissed“ in den Schulen leider oftmals so viel Vorbereitung benötige, dass der Zeitrahmen für das Thema Zahngesundheit gesprengt werde.

Ktabg. Wilhelm bittet um Mitteilung, bis zu welchem Lebensjahr die Prophylaxe durchgeführt und was passiere, wenn der Aufforderung zum Zahnarztbesuch nicht nachgekommen werde.

Frau Dr. Munkelt teilt mit, dass die Untersuchungen im Kindergarten bereits mit den unter 3-jährigen Kindern beginnen, in den Hauptschulen und in den Förderschulen bis zur 10. Klasse durchgeführt würden. Die Fluoridierung bei Schulkindern sei bis zum 12. Lebensjahr vorgesehen.

Frau Beyer ergänzt, dass im Rahmen der fortlaufenden Untersuchungen anhand des dokumentierten Zahnzustandes direkt festgestellt werden könne, ob der Aufforderung zum Zahnarztbesuch gefolgt worden sei. Im Falle eines trotz Aufforderung nicht sanierten Gebisses werde eine „Mahnung“ an die Eltern gesandt.

Ktabg. Merschhemke bittet um Angabe dazu, inwieweit die Betreuung der „Risikokinder“ noch verstärkt werde bzw. intensiviert werden könne.

Frau Beyer erläutert, dass bei akutem Verdacht auf Vernachlässigung eines Kindes Gespräche mit Lehrern geführt und Kontakt zum Jugendamt aufgenommen werde. In Einzelfällen würden vom Zahnärztlichen Dienst im Rahmen der Schuluntersuchung bereits Zahnarzttermine vereinbart.

Vorsitzende Schäpers dankt den Vertreterinnen des Zahnärztlichen Dienstes für die wichtige Arbeit und den interessanten Vortrag.

Ktabg. Havermeier bittet um Mitteilung, ob es einen ähnlichen Bericht über den allgemeinen Gesundheitszustand von Kindern gebe.

AL Dr. Völker-Feldmann teilt hierzu mit, dass die bei den Einschulungsuntersuchungen erhobenen Daten zeitverzögert ausgewertet würden.

 

Der Bericht der Unteren Gesundheitsbehörde wird zur Kenntnis genommen.