Beschluss: Kenntnis genommen

Vorsitzende Schäpers dankt Herrn Huesmann und Frau Hoffmann für die Bereitschaft, die Beratungsstelle für hörbehinderte Menschen im Kreis Coesfeld vorzustellen. Herr Huesmann erläutert, dass er u.a. Geschäftsführer der PariSozial Münsterland GmbH sei und gibt einen kurzen Überblick über die Arbeitsfelder der PariSozial Münsterland GmbH sowie über initiierte Projekte. Des Weiteren erklärt er, dass er mit 27 hauptamtlichen Mitarbeitern, zwei Aushilfen und einer 400,00 €-Kraft zusammen arbeiten würde.

Frau Hoffmann bedankt sich für die Möglichkeit, die Arbeit der Beratungsstelle für hörbehinderte Menschen vorstellen zu können. Sie erklärt, dass sie seit 2006 mit 25 Stunden in der Woche in der Beratungsstelle für hörbehinderte Menschen im Kreis Borken tätig sei. Im Jahre 2009 sei ihre Tätigkeit für die Beratungsstelle für den Kreis Coesfeld mit 10 Stunden in der Woche hinzukommen.

Im Anschluss daran stellt sie den Unterschied zwischen Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit dar und gibt einen Einblick, was es für die Betroffenen bedeutet, hörbehindert oder gehörlos zu sein bzw. wie die Betroffenen von ihrer Umwelt wahrgenommen werden. Ihr Fazit lautet, dass die „unsichtbare“ Hörbehinderung eine behinderte Kommunikation hervorrufe, die zwischenmenschliche Kontakte erschwere, für das Leben im Alltag Barrieren aufstelle und oftmals zu starken psychischen Belastungen führen könne.

Zu ihrer Tätigkeit führt Frau Hoffmann aus, dass sie überwiegend Einzelberatungen, aber auch Begleitungen für Paare oder Familien durchführe. Die Kontakte seien sehr zeitintensiv und nah an den Personen sowie oft mit Hausbesuchen verbunden. Ihre Arbeit sei vielschichtig und habe Anteile von der Arbeit des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) und auch der eines Gesetzlichen Betreuers. Sie beinhalte neben dem Übersetzen in Gebärdensprache Kontaktaufnahmen, Kriseninterventionen, Bedarfseruierung sowie Case Management. Ferner sei die Beratungsstelle Anlaufstelle in Notsituationen und für die Lösung von Alltagsproblemen.

 

Ktabg. Pieper teilt mit, dass hörbehinderte Menschen im Alltag nach eigener Wahrnehmung eher in der Minderheit und sehr zurückhaltend seien und fragt an, was zur Unterstützung dieser Personengruppe unternommen werden könne.

Frau Hoffmann erklärt, dass Unterstützungen für hörbehinderte Menschen oft sehr arbeitsintensiv seien. Die Einrichtung von Assistenzdiensten und Begleitungen z.B. in der Schule sei erforderlich. Zudem versuche sie, den Blick der Allgemeinheit für die Probleme der hörbehinderten Menschen zu öffnen, indem man für Veranstaltungen, wie z.B. Theateraufführungen, Gebärdensprachedolmetscher engagiere. Ferner würden hörbehinderte Menschen, obwohl sie auch oft Probleme mit der Schriftsprache haben, immer mehr durch verbesserte Technik, wie z.B. Untertitel bei Filmen oder auch Internet-Dolmetscherdienste sowie im Rahmen der Möglichkeit, Schriftstücke einscannen und per E-Mail versenden zu können, unterstützt. Oft werde angenommen, dass hörbehinderte Menschen durch den Einsatz von Hörprothesen, wie z.B. das Cochleaimplantat (CI-Implantat), wieder sehr gut hören könnten. Das sei ein Irrtum, denn ein CI-Implantat erzeuge meistens blecherne Geräusche, die zu einer weiteren Belastung für den hörbehinderten Menschen führen könnten.

Ktabg. Wilhelm erkundigt sich nach den Altersgruppen der Klienten der Beratungsstelle. Frau Hoffmann verweist diesbezüglich auf den Jahresbericht 2011 der Beratungsstelle für hörbehinderte Menschen im Kreis Coesfeld (Anlage 1) und teilt mit, dass hauptsächlich 40- bis 70-jährige Menschen eine Beratung suchen würden.

Herr Huesmann hebt hervor, dass Betroffene in verschiedensten Konstellationen und Problemlagen in der Beratungsstelle Kontakt suchen würden. Es sei festzustellen, dass die 14- bis 20-jährigen das Angebot der Beratungsstelle nicht häufig wahrnehmen, sondern sich selbst zu organisieren versuchen.

S.B. Kleinschmidt berichtet, dass sie erlebt habe, wie eine ältere gehörlose Dame im Krankenhaus nicht adäquat, sondern eher wie ein kleines Kind behandelt worden sei. Sie bittet um Mitteilung, wie gehörlosen Patienten in solchen Situationen geholfen werden könne.

Frau Hoffmann antwortet, dass sie es als ihre Aufgabe ansehe, gehörlose Menschen in solchen Situationen zu besuchen und ihnen zur Seite zu stehen. Die Krankenhäuser sollten in solchen Situationen eigentlich einen Gebärdendolmetscher bestellen, würden dieses jedoch oft aus finanziellen Gründen nicht tun.

Vorsitzende Schäpers regt an, dass mehr Möglichkeiten angeboten werden sollten, Gebärdensprache zu lernen und bittet um Auskunft, ob es im Kreis Coesfeld entsprechende Sprachkurse gibt. Frau Hoffmann führt aus, dass drei Jahre Schule notwendig seien, um die Gebärdensprache zu erlernen und dass das Lernen der Gebärdensprache nur sinnvoll sei, wenn danach das Erlernte weiterhin angewendet werde.

Ktabg. Schulze Zumkley teilt mit, dass die Anzahl der zu früh geborenen Kinder steigen würde und bittet um Mitteilung, ob auch die Anzahl der hörbehinderten oder der gehörlosen Menschen entsprechend zunehme. Frau Hoffmann erklärt, dass in der Regel durch ein Neugeborenen-Screening zeitnah Diagnosen gestellt und einer Hörbeeinträchtigung mit dem Einsatz von Hörprothesen abgeholfen werden könne, so dass wahrscheinlich künftig eher von einer Stagnation der Zahl der Hörbehinderten auszugehen sei.

Ktabg. Willms betont, dass es sehr beeindruckend sei, wie facettenreich die Aufgabe der Beratungsstelle für hörbehinderte Menschen sei. Sie begrüßt, dass die Vertreterin der Beratungsstelle sich weiterhin im Rahmen ihrer Lotsenfunktion der Probleme der hörbehinderten Personengruppe annimmt.

Herr Huesmann merkt an, dass eine Betreuung der hörbehinderten Menschen im Kreis Coesfeld mit nur zehn Wochenstunden zu hinterfragen sei, um alle Aufgabenfelder zufriedenstellend abzudecken. Positiv sei hervorzuheben, dass die Vernetzung zwischen Münster, Borken und Coesfeld sowie mit dem Integrationsfachdienst Borken-Coesfeld (IFD) verbessert worden sei. Er teilt mit, dass die Beratungsstelle gerne jederzeit für weitere Anfragen zur Verfügung stehe.

FBL Schütt informiert, dass bei der Renovierung des großen Sitzungssaales im Kreishaus Hörschleifen installiert worden seien. Ferner seien zwei Mitarbeiter seines Fachbereichs vor vier Jahren in Gebärdensprache ausgebildet worden. Das Angebot sei jedoch nicht in Anspruch genommen worden. Im Verwaltungsverfahren werde Betroffenen ein Gebärdendolmetscher zur Verfügung gestellt.

Vorsitzende Schäpers spricht Frau Hoffmann und Herrn Huesmann ihren Dank für den umfassenden und informativen Vortrag aus.