Betreff
Projekt Familie - Arbeit - Mittelstand im Münsterland (FAMM)
Vorlage
SV-7-0978
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

 

Der Kreis Coesfeld beteiligt sich in den Jahren 2008 bis 2010 mit jeweils 25.000 € an dem Projekt „Familie, Arbeit, Mittelstand im Münsterland“.

 

Begründung:

 

I.   Problem

 

Der Arbeitsmarkt im ländlichen Münsterland, insbesondere der Arbeitsmarkt im Kreis Coesfeld, hat sich im Vergleich zu anderen Regionen in Nordrhein-Westfalen positiv entwickelt. Das Potential an verfügbaren Arbeitskräften ist jedoch mittlerweile nahezu erschöpft. Qualifizierte Fachkräfte zu finden, gestaltet sich für die Unternehmen über alle Branchen hinweg zunehmend schwieriger. Der demografische Wandel verschärft zukünftig diese Problematik.

 

Die Frauenerwerbsquote liegt in den Münsterlandkreisen Coesfeld, Borken, Steinfurt und Warendorf teilweise unter dem Landesdurchschnitt. Eine deutliche Veränderung des Erwerbsverhaltens von Frauen ist aufgrund derzeit noch nicht ausreichender Kinderbetreuungs- oder Teilzeitbeschäftigungsmöglichkeiten bislang nicht eingetreten. Die landesweite Zunahme der Erwerbstätigkeit von Frauen in den letzten 20 Jahren trifft in gleichem Ausmaß nicht auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den Münsterlandkreisen zu.

 

Der Umgang mit dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel und das Erfordernis, qualifizierte Mitarbeiter von Anfang an stärker an das Unternehmen zu binden, sind in Zukunft zentrale Herausforderungen für die Unternehmen.

 

II.  Lösung

 

Durch eine familienfreundliche Personalpolitik können Unternehmen im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen und Kosten senken, indem sie durch betriebliche Angebote für Beschäftigte während der Elternzeit die Wiedereinstiegskosten und Personalwiederbeschaffungskosten verringern. Die in Studien nachgewiesene höhere Identifikation der Mitarbeiter mit familienfreundlichen Unternehmen ist für die Arbeitgeber ein Anreiz im Wettbewerb um knappe Fachkräfte.

 

Trotz der öffentlichen Aufmerksamkeit für das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ist es im Münsterland bisher nicht gelungen, kleine und mittlere Unternehmen gezielt anzusprechen, für das Thema „Familienfreundliche Arbeitswelt“ zu sensibilisieren und eine einheitliche Unterstützung flächendeckend anzubieten.

 

Hier soll das Projekt „Familie, Arbeit, Mittelstand im Münsterland“ (FAMM) unterstützend ansetzen: Es wird ein Netzwerk geschaffen mit dem Ziel, in den Kreisen Coesfeld, Borken, Steinfurt und Warendorf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch die Verankerung von familienfreundlichen Arbeitsstrukturen in den Betrieben zu verbessern.

 

Die Handlungsfelder sind

 

  • Flexible Arbeitszeiten,
  • Familiengerechte Arbeitsorganisation (auch Telearbeit),
  • Betriebliche Angebote für die Beschäftigten während der Elternzeit,
  • Familienunterstützende Maßnahmen zu Betreuungsangeboten,
  • Angebote für familiennahe Dienstleistungen.

 

Vorhandene Förderinstrumente des Landes wie beispielsweise

 

  • Arbeitszeitberatung,
  • Potentialberatung,
  • Bildungsscheck (seit 02/08 auch für Berufsrückkehrerinnen)

 

sollen für die Umsetzung des Projekts genutzt werden.

 

Zu den Handlungsfeldern im Einzelnen:

 

  1. Arbeitszeitflexibilisierung

 

Flexible Arbeitszeiten rangieren bei den Erwartungen der Beschäftigten an einen familienfreundlichen Betrieb weit oben. Die Möglichkeit, landesgeförderte Arbeitszeitberatung in Anspruch zu nehmen, soll den kleinen und mittleren Unternehmen stärker offeriert werden.

 

  1. Familiengerechte Arbeitsorganisation

 

Familiengerechte Arbeitsstrukturen, auch die Einrichtung von Telearbeitsplätzen, erhöhen die Motivation und Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter. Personal- und Organisationsentwicklung sind Themenschwerpunkte im Bereich der Potentialberatungen.

 

  1. Betriebliche Angebote für die Beschäftigten während der Elternzeit

 

Für Beschäftigte in der Elternzeit ist der Kontakt zum Arbeitsplatz von großer Bedeutung, aber auch für die Unternehmen ein wichtiges Instrument zeitgemäßer familienfreundlicher Personalentwicklung. Information und das Angebot von Weiterbildung bewirken, die Wiedereinstiegskosten nach der Elternzeit zu verringern und Personalwiederbeschaffungskosten zu senken, wenn der Mitarbeiter im Unternehmen gehalten oder die Elternzeit verkürzt wird.

 

Das Förderinstrument des Bildungsschecks, das seit dem 01. Februar 2008 auch auf die  Berufsrückkehrenden (Frauen als auch Männer, die ihren Berufsweg wegen der Betreuung und Erziehung von Kindern unter 15 Jahren oder wegen der Pflege eines Angehörigen für mindestens ein Jahr unterbrochen haben) ausgeweitet wurde, ist als Anreiz für Weiterbildungsangebote während und nach der Elternzeit zu nutzen.

 

  1. Familienunterstützende Maßnahmen zu Betreuungsangeboten

 

Die Verbesserung der Betreuungsmöglichkeiten ist zentraler Bestandteil einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Von wachsender Bedeutung ist in diesem Kontext auch das Thema „Beschäftige und Pflegeaufgaben“. Das Projekt zu einer Vernetzung von Unternehmen mit bestehenden Angeboten über Betreuungsmöglichkeiten führen.

 

  1. Angebote für familiennahe Dienstleistungen

 

Die Balance zwischen beruflichen Anforderungen und familiären Verpflichtungen ist für die Beschäftigten mit unterstützenden Dienstleistungsangeboten zu erleichtern. Unternehmensspezifische Lösungen als Best-Practice-Beispiele sollen während der Projektlaufzeit initiiert und über das Netzwerkmodell multipliziert werden.

 

Münsterlandweites Zertifikat zur Güte familienfreundlicher Unternehmen

 

Die Verbreitung eines münsterlandweiten Zertifikats zur Güte familienfreundlicher Unternehmen ist  Projektbestandteil. Das Projekt wird eine den Interessen kleiner und mittlerer Unternehmen entsprechende Variante des Audits „berufundfamilie“ der Hertie-Stiftung entwickeln und implementieren. Das Gütesiegel bezeugt die Anstrengungen der Region im Themenfeld „Familienfreundliche Arbeitswelt“ und die Nachhaltigkeit der Aktivitäten und wirbt in der Außenwahrnehmung für die Region als attraktiver Wirtschaftsstandort. Die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ist ein weiterer Standortfaktor.

 

Organisation

 

Die zielgruppenspezifische Ansprache der Unternehmen und die Umsetzung der Projektaktivitäten im Kreis Coesfeld erfolgt durch eine neu einzurichtende Projektstelle bei der wfc Wirtschaftförderung Kreis Coesfeld GmbH im Umfang von 25 Stunden pro Woche. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt.

 

III. Alternativen

-

IV. Kosten-Folgekosten-Finanzierung

 

Das Projektkostenvolumen beläuft sich insgesamt auf 1.175.255,84 Euro. Für die Finanzierung wird ein ESF-Zuschuss in Höhe von 875.255,84 Euro bzw. 74,47% beantragt. Der vorgesehene Beitrag des Kreises Coesfeld beläuft sich wie in allen anderen Kreisen des Münsterlandes auf jeweils 25.000 Euro pro Jahr (2008-2010). Die Veranschlagung als Zuschuss an die wfc erfolgt im Teilergebnis- und finanzplan der Produktgruppe 01.02 „Kreisentwicklung, Wirtschaftsförderung“ in Zeile 15 unter „Transferaufwendungen“.

 

V.  Zuständigkeit für die Entscheidung

 

Gem. § 26 Abs. 1 KrO NRW liegt die Zuständigkeit für die Entscheidung beim Kreistag.