Betreff
Bericht über das Betriebsjahr 2010 der kostenrechnenden Einrichtung Rettungsdienst
Vorlage
SV-8-0439
Aktenzeichen
32 38.90.00
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

- ohne -

 

Begründung:

I.   -  V.

 

Einsatzstatistik und Bedarfskontrolle

 

Der Kreis als Träger des Rettungsdienstes ist verpflichtet, die bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung einschließlich notärztlicher Versorgung und Krankentransport sicherzustellen. Wesentliches Kriterium der Bedarfsplanung für die Notfallrettung ist das Einhalten der Hilfsfrist von 12 Minuten für ländlich strukturierte Gebiete.

 

Nachdem in der Vergangenheit die Definition „Beginn der Hilfsfrist“ unterschiedlich ausgelegt wurde, haben sich die Münsterlandkreise Anfang 2010 darauf verständigt, die Disposition als Beginn der Hilfsfrist festzulegen. Dieser Zeitpunkt liegt in der Regel wenige Sekunden vor der Alarmierung, die bis 2009 als Beginnzeitpunkt gesetzt war. Bei Einsätzen unter Beteiligung mehrerer Rettungsmittel, besonders unter Beteiligung auswärtiger Rettungsmittel, kann die Disposition im Einzelfall auch deutlich länger dauern. Da also der Beginn der Hilfsfrist per Definitionsänderung früher beginnt, werden die Eintreffzeiten dadurch geringfügig länger.

 

Zur Vergleichbarkeit wurden die Eintreffzeiten 2009 mit neuer Definition ermittelt und haben sich durch die Definitionsänderung – gemessen an der Einhaltung der Hilfsfrist – um 1,5 Prozentpunkte, von 91,6 % auf 90,1 % verschlechtert.

 

Nachdem in 2009 bei 90,1 % von 8.384 Einsätzen die Hilfsfrist eingehalten werden konnte, verringerte sich dieser Wert in 2010 auf 88,3 % von 8.958 Einsätzen (s. Anl. 1 S. 1). Zum ersten Mal seit Erhebung der Eintreffzeiten wurde der Wert von 90 % Hilfsfristeinhaltung unterschritten. Dieser Tendenz ist mit der Umsetzung der im Dezember letzten Jahres beschlossenen Fünften Fortschreibung des Rettungsdienst-Bedarfsplans begegnet worden. So wurden bereits zum Januar die Einsatzzeiten der zweiten RTW Coesfeld und Lüdinghausen und zum April die des RTW Dülmen 2 ausgedehnt auf jetzt 15, 13 bzw. 16 Stunden an allen Tagen des Jahres. Hierzu wurden zusätzlich zu den bereits zur Projektphase des RTW Lüdinghausen 2 in Olfen eingestellten drei Mitarbeitern weitere sechs Stellen geschaffen.

 

In den kreisweit über 1.000 Fällen, in denen die Hilfsfrist nicht eingehalten werden konnte, liegt die Begründung in 488 Fällen (=  47 % der Hilfsfristüberschreitungen) darin, dass sich der zuständige RTW bereits im Einsatz befindet (Duplizitätsfälle) und der RTW der benachbarten Rettungswache mit dann in der Regel weiterem Anfahrtsweg eingesetzt werden musste (Zweitabmarsch). Im Einzelnen wird auf Anlage 1 S. 2 Nr. 2a – 2f verwiesen.

 

Außergewöhnlich hoch mit 106 Einsätzen ist die Anzahl der Hilfsfristüberschreitungen wegen schlechter Witterung. Dies liegt an den ergiebigen Schneefällen Anfang Januar und in der zweiten Dezemberhälfte. In den Wachen mit zwei RTW wird zu diesen Zeiten stets einer mit aufgezogenen Schneeketten vorgehalten. In den Wachen mit einem RTW muss in Kenntnis der Wettermeldungen und nach aktueller Schneelage entschieden werden.

 

Auch Ursachen für Hilfsfristüberschreitungen mit nicht auswertbarer Statusmeldung sind vielfältig, z. B. Funkstörungen durch schlechte Witterung, Einsätze unter Beteiligung auswärtiger Rettungsmittel, die den Funkkanal nicht umgestellt haben und technische Probleme. Bei diesen Einsätzen wird die Hilfsfrist meist eingehalten, nur liegt kein Nachweis vor, so dass diese nicht als innerhalb der Hilfsfrist erreicht, gewertet werden können.

 

Abzuwarten ist, wie sich die Verbesserungen aus der letzten Bedarfsplanung auf die Eintreffzeiten in 2011 auswirken werden. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Zahlen 2010 als Bestätigung der Notwendigkeit der kostenintensiven Personalausweitungen in 2011 zu sehen.

 

Beigefügt sind wiederum ausführliche Statistiken:

Eintreffzeiten mit Begründung der Hilfsfristüberschreitungen (Anlage 1)

Einsatzzahlen der Wachen (Anlage 2)

Einsätze auswärtiger Wachen im Kreisgebiet (Anlage 3)

Einsätze der Rettungshubschrauber (Anlage 3)

Einsätze außerhalb des Kreisgebietes (Anlage 3)

Krankentransport (Anlage 4).

 

Das Zahlenwerk kann in der Sitzung des Ausschusses ggf. erläutert werden.

 

 

Betriebswirtschaftliches Ergebnis

 

Grundlage des Betriebsergebnisses sind die Rechnungsergebnisse der Sachkonten, die dem Teilergebnisplan des Produktes 32.02.01 – Rettungsdienst (krE) – zugeordnet sind und der darüber hinaus kostenrechnerisch zu berücksichtigenden Aufwandspositionen. Auf der Grundlage des vorläufigen Ergebnisses der Jahresrechnung wurde folgendes Betriebsergebnis ermittelt.

 

 

Notarzt

(NA)

Notarztein-satzfahrzeug

(NEF)

Rettungs-wagen

(RTW)

Kranken-transport

(KTW)

Gesamt-ergebnis

Überdeckung

 

54.963,45 €

 

21.627,44 €

- 124.689,55 €

Unterdeckung

- 56.721,50 €

 

- 144.558,95 €

 

 

 

Dem Betriebsergebnis liegen folgende Einzelpositionen zu Grunde, wobei darauf hingewiesen sei, dass die Zahlen der Einsatzstatistik mit denen der Betriebsabrechnung differieren, da nicht jeder Einsatz zu einem Gebührenbescheid führt (z. B. Fehlalarm im guten Glauben) und für einen Einsatz gelegentlich mehrere Gebührenbescheide erteilt werden (z. B. Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten):

 

 

Ergebnis

Kalkulation

Abweichung

(- = Verschlech-terung)

 

 

 

 

A) Kennzahlen

 

 

 

Notarzt-Einsätze (NA)

                             5.090

                    5.150

                      - 60

Notarzteinsatzfahrzeug (NEF)

                             4.982

                    5.070

                      - 88

Rettungseinsätze (RTW)

                           11.372

                  11.400

                      - 28

Krankentransport (KTW)

                             7.007

                    6.350

                      657

 

 

 

Ergebnis

Kalkulation

Abweichung

(- = Verschlech-terung)

B) Aufwand

 

 

 

Personalkosten

              5.243.714,09 €

     5.174.739,00 €

       - 68.975,09 €

Vergütung Notarztgestellung

                 988.483,05 €

     1.002.300,00 €

         13.816,95 €

Sachkosten (ohne NA und kalkulatorische Kosten)

              1.271.517,26 €

     1.086.976,00 €

     - 184.541,26 €

kalkulatorische Kosten

                 815.661,72 €

        846.908,00 €

         31.246,28 €

Summe Aufwand:

              8.319.376,12 €

     8.110.923,00 €

     - 208.453,12 €

 

 

C) Erlöse

 

 

 

Gebühreneinnahmen

            8.104.923,40 €

     8.025.923,00 €

         79.000,40 €

sonstige Einnahmen

                   4.763,17 €

                   0,00 €

           4.763,17 € 

Summe Erlöse

            8.109.686,57 €

     8.025.923,00 €

         83.763,57 €

 

 

 

Ergebnis

Kalkulation

Abweichung

D) Betriebsergebnis

 

 

 

Aufwand

            - 8.319.376,12 €

   - 8.110.923,00 €

      - 208.453,12 €

Erlöse

              8.109.686,57 €

  8.025.923,00 €

          83.763,57 €

Ausgleich von Über-deckungen aus Vorjahren

                   85.000,00 €

  85.000,00 €

                   0,00 €

Betriebsergebnis 2010:

               - 124.689,55 €

0,00 €

      - 124.689,55 €

 

Gemessen am kalkulierten Gesamtaufwand bedeutet dies eine Abweichung von 1,5 %.

 

 

Abweichungen von der Kalkulation:

 

Die Anzahl der Notarzt- und RTW-Einsätze blieb unter der Kalkulation, während bei den Krankentransporten die kalkulierte Zahl deutlich überschritten wurde. Nachdem bereits in den Vorjahren hohe Steigerungsraten in der Notfallrettung zu verzeichnen waren, ist davon ausgegangen worden, dass die Steigerungsraten sich weiter fortsetzen. Die Steigerung blieb hinter den Erwartungen zurück. Die deutliche Einsatzzahlensteigerung bei den KTW-Einsätzen, auch bedingt durch die Spezialisierung der Standorte der Christophorus-Kliniken, führte zu Mehreinnahmen gegenüber der Kalkulation von etwa 70.000,- €, während sich bei den Notfalleinsätzen keine erheblichen Abweichungen ergaben.

 

Die Steigerung bei den Personalkosten ergab sich nahezu vollständig aus erhöhten Rückstellungen für die Beamten der Produktgruppe 32.02 – Rettungsdienst – mit 166.000,- € gegenüber kalkulierten 106.000,- €. Der Mehraufwand bei den Sachkosten ergab sich aus Mehrkosten für Treibstoffe wegen weiterer Fahrtstrecken und Mehrfahrten mit ca. 25.000,- €, Kosten für Fortbildungen zur Schwerstverletztenversorgung (Traumamanagement) mit etwa 50.000,- € und gestiegenem Aufwand für Arzneien, medizinischen Sauerstoff und Desinfektionsmaterial mit rund 80.000,- €, sowie Mehraufwand zur Wartung der technischen Einrichtungen der Leitstelle und der medizinischen Geräte auf den Rettungsmitteln.

 

Aus dem Mehraufwand von 208.453,12 € und den Mehrerlösen von 83.763,57 € ergibt sich das  Betriebsergebnis von - 124.689,55 €. Der Bestand der Ausgleichsrücklage beträgt nach Entnahme von 85.000,- € am 31.12.2010  - 134.443,43 €. Dieser Fehlbetrag wird bis 2013 ausgeglichen.