Beschlussvorschlag:
Ohne
Der
Bericht wird zur Kenntnis genommen
Begründung:
I. -V.
Mit Antrag vom 23.07.2014 (Anlage 1) bittet die UWG-Fraktion um Bericht
zur Thematik
-
Erkundung
von Flözgasvorkommen im Kreis Coesfeld -
In 2010 hat sich der Kreis Coesfeld erstmalig mit der Thematik der
Förderung von Methangas aus unkonventionellen Gasvorkommen im Zusammenhang mit
den Explorationsvorhaben der Exxon Deutschland auseinandergesetzt und sich in
den dortigen Arbeitskreisen engagiert. In 2011 wurde der Kreis Coesfeld für das
Feld Donar, Ascheberg im Rahmen des bergrechtlichen Verfahrens zur Erlangung
einer Aufsuchungserlaubnis erstmalig beteiligt. Der Kreis Coesfeld hat mit
seiner Stellungnahme vom 27.06.2011 sich ausdrücklich gegen Maßnahmen zur
Gewinnung von Gasen aus unkonventionellen Lagerstätten mittels Fracking
ausgesprochen (SV-8-0429). Neben den Risiken aus dem Gewinnungsverfahren für
die Grundwässer im Kreisgebiet waren die
Eingriffe in den Naturraum und die Veränderungen in der Landschaft durch die
Gewinnungsinfrastruktur die Argumente für die Ablehnung.
Die
Aufsuchungserlaubnis schützt den Antragsteller vor Konkurrenten und gibt Ihm
das alleinige Recht zur Aufsuchung des beantragten Bodenschatzes im
ausgewiesenen Feld und zur Beantragung weitergehender Explorationsmaßnahmen.
Konkrete Aufsuchungsarbeiten im Erlaubnisfeld (Abteufung einer Bohrung) bedürfen
eines zugelassenen bergrechtlichen Betriebsplans
Unkonventionelle
Lagerstätten:
Bei der Gewinnung von Kohlenwasserstoffen aus
unkonventionellen Lagerstätten unterscheidet man drei Typen:
Tight gas: Gewinnung aus Sandsteinen mit sehr
geringer Porosität
Shale gas: Gewinnung aus Tonsteinen
Kohlefözgas: Gewinnung aus unverritzten Kohleflözen
(CBM-Gas)
Schematischer
Schnitt durch konventionelle und unkonventionelle Erdgas-
Lagerstättentypen;
aus: gd NRW, Unkonventionelle
Erdgasvorkommen in Nordrhein-Westfalen
Aus: MKULNV : Gutachten mit
Risikostudie zur Exploration und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen
Lagerstätten in NRW und deren Auswirkungen auf den Naturhaushalt insbesondere
die öffentliche Trinkwasserversorgung; 2012
Im Kreis Coesfeld sind nur Lagerstätten mit Kohleflözgas
relevant.
Gewinnung
von Kohlenflözgas
Die
Lagerstätten des Kohlenflözgases liegen im Münsterland ab einer Tiefe von ca.
1000 m. Überlagert werden die Lagerstätten von kreidezeitlichen Ablagerungen,
im Wesentlichen die Ton-Mergelablagerungen der Oberkreide. Die kreidezeitliche
Überdeckung der Kohleflöze erreicht ihr Maximum im zentralen Münsterland.
(aus:
naturwissenschaftlicher-verein-wuppertal.de/ Das Münsterland zur Kreidezeit -
zwischen Meeresüberflutung und Erdkrustenbewegungen.)
Profilschnitt
durch das Donarfeld (DÖLLING & JUCH, 2009).
Bei der
Gewinnung des Gases wird die Lagerstätte mit vertikalen und horizontalen
Bohrungen erschlossen, in der Regel reicht das bestehende Druckpotential aus,
um das Gas zu fördern. Heute wird
hierzu vielfach die Clusterbohrtechnik eingesetzt, die mehrere Bohrungen von
einem Bohrplatz aus vorsehen. Im Zielhorizont erfolgt durch eine horizontale
Erschließungsbohrung eine weitergehende Öffnung des Trägergesteins. Um den
Zufluss an Gas zu erhöhen bzw. zu ermöglichen, ist Frackingmaßnahmen
erforderlich, die das Gestein aufreißen.
Die
bisher diskutierten Frackingverfahren sind bei der Gewinnung von CBM-Gasen in
der Regel nicht erforderlich. Stimulationsmaßnahmen zur Aktivierung des
Gasflusses außerhalb der bisher diskutierten Frackingmaßnahmen sind im Bereich
der Kohlegasförderung bekannt.
Kohleflözgas,
im Weiteren als CBM bezeichnet, ist eine unkonventionelle Gasressource, die
seit den 1980er Jahren im steigenden Maße genutzt wird. CBM besteht üblicherweise aus Methan (92-95 %) und kleinen Mengen von CO2
und Stickstoff. Es hat etwa den Energieinhalt von Erdgas und ist pipelinefähig.
Es
ist in der Steinkohle in unterschiedlichen Mengen enthalten und belegt dort
Plätze in der Mikrostruktur der Kohle. Diese Mikrostruktur hat eine große
innere Oberfläche (bis zu 200 m² pro Gramm Kohle). Das Methan ist dort durch
schwache Van der Waals - Kräfte gebunden, allerdings nur unter Druck. • Eine Druckentlastung führt zur
Freisetzung des Methans. CBM wird nur aus Kohleflözen gewonnen, die
nicht vom Bergbau verritzt sind und die auch in fernerer Zukunft nicht vom
Bergbau erreicht werden können. Der Methangehalt der Kohle kann je nach Tiefe,
Reifegrad und Zusammensetzung der Kohle zwischen 1 und 25 m³ pro t Kohle
betragen. CBM wird aus Bohrungen gewonnen; die technische Grenze liegt bei etwa
2.000 m Tiefe. Die wirtschaftliche Grenze hängt von der Produktivität der
Bohrungen ab. Testbohrungen auf CBM in Deutschland, Polen, Frankreich,
Tschechien, Großbritannien, Spanien haben keine kommerziellen Förderraten
erzielt. In Deutschland werden 6.000 m³/d als Untergrenze der
Wirtschaftlichkeit angesehen.
(
aus: ZENTRUM UMWELT- UND
ROHSTOFFBERATUNG Diplom-Geologe Wolfgang Herr, 2008).
Die bisher im Bereich des Münsterlandes durchgeführten Gewinnungsversuche
haben keine entsprechenden wirtschaftlichen Förderraten (Anlage 1) ergeben.
Anzumerken ist hierbei aber, dass die seinerzeitigen Techniken noch nicht den
heutigen Stand erreicht hatten.
Die gewinnbaren Gasmengen in Verbindung mit
dem Verbrauch werden nach Einschätzung der Bundesanstalt für Rohstoffe nicht zu
einer langfristigen Autarkie führen sondern nur über einen mittelfristigen
Zeitraum die Importabhängigkeit reduzieren.
„Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe schätzt die
technisch gewinnbaren Schiefergasmengen in Deutschland vorläufig auf 0,7 bis
2,3 Billionen m3, wobei sie eine Förderquote von 10 Prozent des gespeicherten
Gasvolumens (GIP) zugrunde legt (zum Vergleich: 2010 und 2011 wurden in
Deutschland 95,9 bzw. 84,4 Milliarden m3 Erdgas verbraucht). Dieser Schätzwert
berücksichtigt allerdings noch keinerlei Restriktionen, die sich im Hinblick
auf den Schutz von Grundwasser, Oberflächengewässern sowie auf den Schutz von
Natur und Umwelt im Übrigen sowie schließlich wegen sonstiger Nutzungskonkurrenzen
ergeben werden. Diese dürften vermutlich zu einer deutlichen Einschränkung der
tatsächlich nutzbaren Potenziale führen.“
Aus : Prof. Dr. Ulrich Ramsauer, Kersten
Wagner-Cardenal, Dr. Henning Wendt
Gutachten zur weiteren
Reglementierung des „Fracking“ , 7. Mai 2014
Anteile der nicht-erneuerbaren
Energierohstoffe an Förderung, Reserven und Ressourcen weltweit für Ende 2012, BGR 2013
Der Geologische Dienst NRW geht in seiner
Informationsschrift (Anlage 2, S.8) von einem Gaspotential aus den vorhandenen
Kohleflözen von 2200 Mrd. m³ aus, eine Aussage zur gewinnbaren Menge trifft er
nicht.
Nach der Energiestudie 2012 der deutschen
Rohstoffagentur (DERA 2012; S. 54) wird in Deutschland von einer
Erdgasressource im Bereich der CBM-Gase von 450 Mrd. m³ ausgegangen. Der
Jahresverbrauch lag 2012 bei ca. 84 Mrd. m³ (DERA 2012, S 57).
Unterstellt man nur eine anteilige
Gewinnbarkeit der CBM-Gasressource stellt man fest, dass die CBM-Gasgewinnung
nur einen sehr befristeten und marginalen Beitrag zur Sicherung des
Energiebedarfs beitragen kann.
Aufsuchungsfelder/
Aufsuchungserlaubnisse
Nach Angeben der Bezirksregierung Arnsberg
sind in NRW 22 Aufsuchungserlaubnisse für die Aufsuchung von
Kohlenwasserstoffen erteilt worden (Anlage 3). Weitere 8 Anträge (Anlage 4)
sind auf Neuerteilung sind derzeit bei der Bezirksregierung Arnsberg in der
Bearbeitung. Die Lage der jeweiligen Felder ist der Anlage 5 zu entnehmen.
Da die Aufsuchungserlaubnisse zeitlich
befristet sind, laufen des Weiteren zurzeit einige Verlängerungsanträge. Im Rahmen der
Beteiligung wird der Kreis Coesfeld um Stellungnahme geben.
Bisherige Verfahren mit einer Betroffenheit
für den Kreis Coesfeld wurden auf der
Grundlage der Stellungnahme vom 27.06.2011 (Feld Donar) bearbeitet. Hierzu wurde
in der Kreistagssitzung vom 23.06.2014 berichtet.
Im Nachgang zur Kreistagssitzung am
23.06.2014 ist bei der Verwaltung der Antrag der MinGas-Power GmbH für das Feld
„Herbern-Gas“ eingegangen. Auf die Vorlage SV-9-00051 wird diesbezüglich
verwiesen.
Weitergehende Informationen findet man
beispielhaft auf den Internetseiten der Bezirksregierung Arnsberg (http://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/themen/e/erdgasaufsuchung_gewinnung)
, des Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft, Naturschutz und
Verbraucherschutz (www.mkulnv.nrw.de) und des Geologischen Dienstes NRW
(www.gd.nrw.de) .
Anlagen:
Antrag der
UWG-Fraktion vom 23.07.2014
Informationsschrift des gD NRW zu
unkonventionellen Gasvorkommen
Aufsuchungserlaubnisse für die Aufsuchung
von Kohlenwasserstoffen
Anträge auf Neuerteilung für die Aufsuchung
von Kohlenwasserstoffen
Karte mit der Lage der Aufsuchungsfelder.