Betreff
Einrichtung eines zdi-Zentrums im Kreis Coesfeld
Vorlage
SV-9-0820
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

  1. Der Einrichtung eines zdi-Zentrums im Kreis Coesfeld zum 01.01.2018  wird befürwortet.

 

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH (WFC)  folgende Schritte zu veranlassen:

 

·         Schaffung der organisatorischen Voraussetzungen zur Einrichtung des zdi-Zentrums in Trägerschaft des Kreises Coesfeld, Regionales Bildungsbüro

·         Berücksichtigung der notwendigen Bedarfe (Projektstellen/-mittel) für den Kreishaushalt 2018

·         Beantragung der Förderung für die Einrichtung eines zdi-Zentrums beim Ministerium für Wirtschaft und Innovation des Landes Nordrhein-Westfalen (MWI)

·         Beantragung der MINT-BSO-Fördermittel für das Jahr 2018

 

Begründung:

 

I.   Problem

Im Kreis Coesfeld entsteht ein erheblicher Teil der Wirtschaftskraft in Bereichen, in denen vielfache  Kenntnisse aus den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zum Tragen kommen.

Bei vielen Schülerinnen und Schülern besteht weiterhin eine Tendenz, Unterrichtsschwerpunkte und später Ausbildungsberufe zu meiden, die diese Kenntnisse vermitteln bzw. voraussetzen. Einhergehend mit dem demografischen Wandel  ist zu befürchten, dass der regionale Bedarf an Fachkräften in den technischen und naturwissenschaftlichen Ausbildungsbereichen schon jetzt oder in naher Zukunft nicht mehr gedeckt werden kann.

Die zentrale Herausforderung besteht darin, das frühzeitige Interesse für MINT-Themen zu wecken und  MINT-Fächer für Schülerinnen und Schüler attraktiver zu machen. Hier ist nicht allein der schulische Kernunterricht gefordert, sondern die Entwicklung ergänzender, anwendungsbezogener und über den Unterricht hinausgehender  Projekte notwendig.

Im Bereich der frühkindlichen Bildung konnte das regionale Bildungsnetzwerk (RBN) mit dem Bundesprojekt  „Haus der kleinen Forscher“  einen MINT-Ansatz  inzwischen flächendeckend umsetzen. An der Schnittstelle zwischen KiTa und Grundschule ist das durch das RBN umgesetzte, kreiseigene Projekt Mini-MINT ein weiterer flächendeckender MINT-Baustein.

Auch an den weiterführenden Schulen des Kreises Coesfeld werden unterschiedliche MINT-Projekte durchgeführt. Diese Aktivitäten haben sich - insbesondere in der Sekundarstufe I -  meist aufgrund personengebundenen Engagements und damit eher individuell und lokal entwickelt. Vernetzungsstrukturen unter den Akteuren und flächendeckende Ansätze sind bislang wenig vorhanden. Gerade hier besteht der Bedarf der Weiterentwicklung und Unterstützung.

 

 

II.  Lösung

Unter dem Dach eines sog. „zdi-Zentrums“ können nachhaltige Strukturen für die wirkungsvolle Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses in einer Region weiterentwickelt werden. zdi steht für „Zukunft durch Innovation“ und ist eine Gemeinschaftsoffensive des Landes Nordrhein-Westfalen mit landesweit über 3.800 Partnern aus Wissenschaft, Schule, Politik und gesellschaftlichen Gruppen. Rund 25 % der weiterführenden Schulen und die Bundesagentur für Arbeit sind an der Initiative in NRW beteiligt. Wesentliche Inhalte sind die Stärkung der MINT-Fächer in den Schulen und eine stärkere Vernetzung mit den Unternehmen der Region.

 

Das Ziel der Initiative ist

·         die Gewinnung von mehr jungen Menschen für eine MINT-Ausbildung oder ein MINT-Studium,

·         die langfristige Sicherung des MINT-Nachwuchses auf regionaler Ebene,

·         die frühzeitige Heranführung junger Menschen an gesellschaftlich relevante Themen über MINT-Zugänge, etwa zu den Themen Ressourcenschonung, Klimawandel, Energieversorgung und Armutsbekämpfung.

 

Im zdi–Zentrum sollen unter einer Marke regionale Projekte und Maßnahmen im MINT-Bereich über die gesamte Bildungskette hindurch gebündelt werden.

Die Einrichtung eines zdi-Zentrums in einer Region ermöglicht das Einwerben von Mitteln für bestimmte MINT-Projekte, die meist dort gebunden sind bzw. von dort koordiniert werden.

Im zdi-Zentrum sollen bestehende Projekt vernetzt und neue Projekte entwickelt, angestoßen und begleitet werden.

 

Weitere Informationen sind unter www.zdi-portal.de zu finden.

 

Mit Hilfe der Einrichtung des zdi-Zentrums wird konkret die Voraussetzung geschaffen, Voll-Fördermittel zur Studien- und Berufsorientierung im Schwerpunkt MINT (Gemeinsame BSO-MINT-Fördermittel der BA-Regionaldirektion und des Ministerium für Wissenschaft und Innovation) in die Region zu holen (bis zu ca. 110.000 € /Jahr). Mit diesen Mittel können konkrete MINT-orientierte Projekte in Schulen oder an außerschulischen Lernorten (auch Unternehmen) finanziert werden.

 

Die Vergabe der MINT-BSO-Mittel für 2018 und ggf. auch darüber hinaus erfolgt nach Aussage des zuständigen Projektträgers in den Sommermonaten 2017. Ein nachträglicher Zugang ist nach Abschluss der Vergabe nicht mehr möglich.

 

Mit dem zdi-Zentrum wird darüber hinaus eine Perspektive  auf weitere Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)  mit 50% Eigenbeteiligung zum Aufbau dezentraler Schülerlabore im MINT-Bereich geschaffen.

 

Der Kreis Coesfeld ist inzwischen münsterlandweit der einzige Kreis ohne zdi-Zentrum und damit ohne eigenen Zugang zu den entsprechenden Fördermitteln. Neben den genannten Vorteilen fehlt damit auch eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit, sich als zukunftsorientierte Region darzustellen. 

 

Die Einrichtung eines zdi-Zentrums auch im Kreis Coesfeld wird von den Institutionen der Wirtschaft und Unternehmen aus dem Kreis Coesfeld ausdrücklich unterstützt. Sie ist  - neben dem Kernziel, Schülerinnen und Schüler  für den  MINT-Bereich zu gewinnen -  verbunden mit der Erwartung, für die Schulen und Unternehmen insbesondere folgende Hilfe und Unterstützung bei der MINT-Förderung zu bieten:

 

Für die  Schulen in der Region

·         Unterstützung bei der Berufs- und Studienorientierung  (KAoA)

·         Förderung von MINT-Erfahrungen in Ergänzung des Curriculums

·         Abbau von Berührungsängsten vor  MINT-Inhalten

·         Stärkung der Motivation durch spannende Projektangebote

Für Unternehmen und den regionalen Ausbildungsmarkt

·         Frühes Personalmarketing (Kontakt zu potentiellen Praktikanten, Auszubildenden, Nachwuchskräften)

·         Begeisterung wecken bei Jugendlichen für eine Ausbildung in einem technisch –wissenschaftlichen  Beruf oder für ein entsprechendes Studium

·         Jugendliche erwerben  bereits erste berufsspezifische Kompetenzen

·         Lokale Bindung von Fachkräften, Sicherung des Fachkräftebedarfs

·         Steigerung der Bekanntheit,  Prestigegewinn

Für das Netzwerk

·         Zugang zu Fördermitteln im Rahmen von BSO-MINT und den EFRE-Förderprogrammen der EU (Einbindung von kleineren und mittleren Unternehmen, Einrichtung eines Schülerlabors)

·         Vernetzung von lokalen Ausbildungspartnern, insb. Schulen und Unternehmen

·         Bessere Übersicht über die regionalen MINT-Angebote, damit erleichterter Zugang besonders für Schulen

·         Kooperative Arbeit der Bildungspartner an qualitativ hochwertiger Bildung  in der Region

·         Aktive Gestaltung  der  MINT-Förderung und Fachkräftesicherung in der Region

·         Kontakte zum Unternehmensnetzwerk und den Entscheidungsträgern des zdi und deren Partnern

 

Zum Einstieg in die Einrichtung eines zdi-Zentrums sind folgende Grundlagen zu schaffen:

 

1.    Regionalpolitischer Rahmen: Gemeinsames Grundverständnis politischer Entscheider und Meinungsführer in der Region

  • Die Unterstützung und Kooperationszusage maßgeblicher Partner soll  in Form einer einheitlichen Erklärung,  eines sog. Letter of Intent (LoI) erfolgen.
  • Seitens der Kammern (Handwerkskammer, IHK und Kreishandwerkerschaft) und der Arbeitsagentur liegen bereits positive Signale vor.
  • Der Aufbau eines zdi-Zentrums im Kreis Coesfeld wird von der heimischen Wirtschaft nachdrücklich unterstützt. Entsprechende LoI liegen von namhaften Unternehmen vor.
  • Am 07.06.2017 in der Steuerungsgruppe für das Landesvorhaben Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) und am 03.07.2017 im Lenkungskreis des Regionalen Bildungsnetzwerkes werden entsprechende Beschlussvorschläge eingebracht.
  • Von den Städten und Gemeinden soll ebenfalls die Unterstützung eingeholt werden, und zwar auf Grundlage dieser Beratungsvorlage.
  • In der regionalen Schulaufsichtskonferenz am 02.05.2017 erhielt die geplante Initiative des Kreises bereits eine allgemeine Zustimmung.
  • Grundlegende und umfassende Erkenntnisse zur tatsächlichen Situation an den weiterführenden Schulen und damit verbundene Ansatzpunkte für eine MINT-Regiestelle werden gerade durch das RBN erhoben. Erste Ergebnisse der Erhebung sollen zur Beratung in den Fachausschüssen vorgestellt werden.

 

2.    Organisations-Konzept

  • Bei Antragstellung muss feststehen, wer die Trägerschaft eines zdi-Zentrums übernehmen soll. Dies könnte grundsätzlich über die WFC „Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH“, das Regionale Bildungsbüro oder auch im Rahmen einer Stiftung erfolgen.
  • Aus folgenden Gründen wird vorgeschlagen, dass die Übernahme der Trägerschaft eines zdi-Zentrums im Kreis Coesfeld beim Regionalen Bildungsbüro erfolgt:
    • ein über inzwischen 7 Jahre stetig und gut ausgebautes Netzwerk mit den Schulen
    • die organisatorischen Verknüpfung mit der Kommunalen Koordinierung KAoA und eine unmittelbare räumliche Nähe zur Schulaufsicht
    • die bereits bestehende Ansiedlung der Projekte „Haus der kleinen Forscher“ und „MiniMINT“
    • die gute Eignung des Kreises als „juristische Person des öffentlichen Rechts“, Fördermittel zu beantragen und zu verwalten
    • das Vorhandensein pädagogischer Ressourcen durch die abgeordneten Lehrerstellen
  • Der Kontakt  zu den ansässigen Unternehmen erfolgt über eine engmaschig ausgelegte Kooperation mit der wfc „Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH“.

 

 

3.    Ressourcen-Konzept incl. Finanzierungskonzept

  • Als Unterstützung zur erstmaligen Einrichtung eines zdi-Zentrums fördert das Land (Landesministerium für Wissenschaft und Innovation) die Personal- und Sachaufwände pauschal mit einem einmaligen Betrag von 30.000 € für 5 Jahre. Voraussetzung ist die Bereitstellung eines Eigenanteils in gleicher Höhe.
  • Seitens des Kreises ist der notwendige Eigenanteil einzubringen. Ergänzend werden – das zeigen auch die Erfahrungen aus den Nachbarkreisen - weitere Ressourcen erforderlich sein, um die Geschäftsstelle des zdi-Zentrums arbeitsfähig einzurichten.
  • Es wird davon ausgegangen, dass über die enge organisatorische Verknüpfung mit  dem Regionalen Bildungsbüro  und  der engen Kooperation mit der WFC von dort unterstützende Leistungen mit eingebracht werden.
  • Der zunächst für den Haushalt  2018 zu erwartende und einzuplanende Bedarf und weitere Bestandteile des Finanzierungskonzeptes sind unter Ziffer IV. dargestellt. 

 

III. Alternativen

 

Der Einrichtung eines zdi-Zentrums wird nicht zugestimmt.

 

IV. Auswirkungen / Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, sonstige Ressourcen)

Für den Einstieg ist von einem zusätzlichen Personalbedarf im Umfang von ca. 0,75 Vollzeitstellen auszugehen. Dieser Bedarf setzt sich zusammen aus einer 0,5 Stelle E9/A10 für den dauerhaften Betrieb und 0,25 Stelle E6/A7 als zusätzliche Assistenz für die Aufbauphase. 

Der Personalbedarf soll in Form von Projektstellen im Stellenplan ab 2018 Berücksichtigung finden und auf zunächst vier Jahre befristet werden.

Im vierten Jahr soll das neue Angebot eines zdi-Zentrums einer Evaluation unterzogen werden und damit verbunden über die Frage der Fortsetzung entschieden werden.

Die Personal- und Sachkosten für die Assistenzstelle werden als Eigenanteil für die o.g. Anschubförderung des Ministeriums für Wirtschaft und Innovation  eingesetzt.

Maßnahmekosten für die MINT-Projekte sollen über die zu erwartende BSO-MINT-Förderung abgedeckt werden. Ein Eigenanteil ist hierfür nicht einzubringen.

Soweit auch die Nutzung EFRE-Mitteln möglich und angestrebt wird, ist der 50%tige Eigenanteil – den Programmvorgaben folgend – von betrieblicher Seite zur erbringen. 

 

 

V. Zuständigkeit für die Entscheidung

 

Wegen der Grundsätzlichkeit der Entscheidung und der Auswirkungen auf den Kreishaushalt ist ein Beschluss des Kreistages notwendig.