Betreff
Smart Region: Digitalisierungsstrategie für den Kreis Coesfeld
Vorlage
SV-9-1334
Art
Sitzungsvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Beschlussvorschlag:

 

Dem Konzept zur Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie für das Gebiet des Kreises Coesfeld unter Teilnahme der elf kreisangehörigen Städte und Gemeinden wird zugestimmt.

 

Begründung:

 

I.   Problem

Aktuelle Situation

Die Chancen des Megatrends Digitalisierung beschäftigt den Kreis Coesfeld und die Städte und Gemeinden im Kreis seit mehreren Jahren. Lag der Fokus zunächst auf der Schaffung digitaler Infrastrukturen (Breitbandausbau, Öffentliches WLAN) und der Digitalisierung der Wirtschaft (z.B. DWNRW/münsterLAND.digital), so rücken seit einiger Zeit E-Government-Prozesse (verwaltungsinterne Digitalisierungsstrategie, eAkte), digitale Bildung (kreisweiter Orientierungsrahmen „Lernen im digitalen Wandel“) und weitere einzelne Ansätze im Kontext Smart City/Region (z. B. Parking-App, City-App) in den Vordergrund. Diese stehen zumeist voneinander isoliert, so dass Akteure Vernetzungen nur entlang bestehender und bekannter Kontakte pflegen, Synergien eher zufällig erkannt werden, Komplexitäten unterschätzt werden und geschaffene Internet-Plattformlösungen unabhängig von ihrer Güte selten ausreichend kritische Massen mobilisieren.

 

Dies unterstreicht auch die Erfahrung aus der Masterkonzeption Gigabitgesellschaft im letzten Jahr, an der sich sieben von elf Städten und Gemeinden sowie der Kreis beteiligt haben und die viele Anwendungsfälle kommunenübergreifend anriss, jedoch keinen Gesamtkontext über die digitale Infrastruktur hinaus entwickelte.

 

II.  Lösung

Erarbeitung einer kreisweiten Digitalisierungsstrategie

Um diese und zukünftige digitale Vorhaben zum Wohle der Menschen im Kreis aktiv zu erkennen, zu initiieren und zu gestalten, hilft die Entwicklung einer umfassenderen Digitalisierungsstrategie, die die Digitalisierung in verschiedensten Lebensbereichen des öffentlichen Lebens im Fokus hat.

 

Insbesondere die großen kreisfreien Städte entwickeln aktuell Digitalisierungsstrategien (Smart City Allianz Dortmund, Smart City Münster, Smart City Oldenburg, Vernetzte Stadt Gelsenkirchen) und setzen Lösungen zügig um. Der eher ländlich geprägte Raum im Kreis Coesfeld droht hierbei bisherige Standortvorteile zu verlieren. Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, ist es nötig, gemeinsam mit den kreisangehörigen Kommunen eine themenübergreifende Digitalisierungsstrategie für den gesamten Raum des Kreises Coesfeld zu erarbeiten.

 

Dieser Strategieentwicklungsprozess soll zunächst die Kreisverwaltung, die Kreispolitik sowie Vertreter aller elf Städte und Gemeinden einbeziehen und die Möglichkeit bieten, weitere wesentliche Akteursgruppen im späteren Verlauf einzubeziehen. Hierzu zählen insbesondere Akteure in Themenfeldern wie Gesundheit, Mobilität, Ver-/Entsorgung, Tourismus, Handel, Sicherheit, Wohnen und Bildung, in den die Digitalisierung wesentliche Verbesserungen verspricht bzw. ermöglicht. Die aktive Beschäftigung vieler Bürger mit den Chancen der Digitalisierung im Rahmen des nachfrageorientierten Breitbandausbaus haben zu einer hohen Sensibilisierung der Bevölkerung geführt, auf die im Rahmen der Strategieentwicklung aufgesetzt werden kann.

 

Im Gegensatz zu bisherigen Strategieelementen, die im originären Zuständigkeitsbereich des Verwaltungshandelns liegen (wie Digitalisierungsstrategie der Verwaltung, eAkte, E-government, digitale Ausstattung der Schulen) sollen hier themenfeldübergreifend Zielwerte und Leitsätze für alle zukünftigen Vorhaben im Bereich der Digitalisierung entwickelt werden, die der Kreis sowie die kreisangehörigen Kommunen umsetzen.

 

Da Digitalisierung kein Selbstzweck ist, ordnet sich eine Digitalisierungsstrategie in den Rahmen bestehender zu bearbeitender Aufgabenfelder ein. Die Digitalisierung ist quasi als Instrument zu verstehen, das bei der Bearbeitung bestehender Herausforderungen und Aufgaben, z. B. bei Projekten im Bereich der Tourismusförderung oder des Gesundheitswesens, ganz neue technische Möglichkeiten eröffnet. Die Digitalisierungsstrategie motiviert und unterstützt die kommunalen Akteure, neue „smarte“ Wege zu gehen, um die Lebensqualität im Kreis Coesfeld insgesamt weiter nachhaltig zu verbessern. Somit wird eine gelenkte ganzheitliche Herangehensweise an das Thema Digitalisierung erreicht, so dass die Möglichkeit von Synergieeffekten zwischen Einzelaktivitäten gegeben ist.

 

Gleichzeitig stellt eine regionale Gesamtstrategie einen möglichen Türöffner dar, um Mittel aus zukünftigen Förderprogrammen von Land, Bund oder EU zu akquirieren.

 

Die Strategie soll langfristig Orientierung geben und trotzdem der hohen Dynamik des Themas Rechnung tragen. Bei Bedarf erfolgt eine Aktualisierung. Bestehende Digitalisierungsvorhaben werden durch den Strategieentwicklungsprozess harmonisiert; ggf. erfolgt dies im Nachgang.

 

Vorgeschlagener Ablauf

Die kreisweite Digitalisierungsstrategie wird anhand von Workshops in drei Schritten erarbeitet (siehe Abbildung 1).

 

1.    Initialisierungsphase:

Anhand von Workshops werden die Teilnehmer (Kreis, Kreispolitik, Vertreter der Städte und Gemeinden), bestehende Strategien und Digitalisierungsvorhaben zusammengeführt.

2.    Erarbeitungsphase:

Hier wird nach einer Bestandsaufnahme in den Städten und Gemeinden sowie des Kreises die wesentlichen Werte und das Leitbild (Vision) entwickelt. Dieses wird anschließend in priorisierten themenspezifischen Workshops zu konkreteren Projektskizzen und Roadmaps weiterentwickelt. Ein letzter Workshop führt diese wieder zusammen, unterlegt dies mit Vorschlägen zu Maßnahmen und stimmt eine finale Formulierung der Strategie ab.

3.    Verabschiedung:

Die Strategie wird von der Bürgermeisterkonferenz beraten und dem Kreistag bzw. den Räten der Städte und Gemeinde zur Verabschiedung empfohlen.

Abbildung 1 Schematischer Ablauf zur Entwicklung einer kreisweiten Digitalisierungsstrategie

Es ist geplant, die Entwicklung der Strategie durch externe Unterstützung begleiten zu lassen.

 

Weiterhin wird vorgeschlagen, den Arbeitsprozess in enger Rückkopplung mit der Kreispolitik durchzuführen. Hierzu wäre die Einrichtung einer interfraktionellen Arbeitsgruppe wünschenswert.

III. Alternativen

Es wird keine Digitalisierungsstrategie für den Kreis Coesfeld erstellt. Das Thema wird ggf. im Zusammenhang mit einzelnen Projekten bearbeitet. Synergieeffekte werden nicht erreicht.

 

IV. Auswirkungen / Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, sonstige Ressourcen)

Für die Vergabe eines externen Auftrags werden Kosten in Höhe von rd. 30.000 € anfallen. Diese können im Haushalt aus dem Bereich der Kreisentwicklung für das Jahr 2019, Sachkonto 543100, zur Verfügung gestellt werden.

 

V.  Zuständigkeit für die Entscheidung

Kreistag gem. § 26 KrO NRW