Beschlussvorschlag:
Der
Einrichtung des Bildungsganges "Allgemeine Hochschulreife (Gesundheit)
(Anlage D17a) Fachlicher Schwerpunkt: Gesundheit" zum Schuljahr
2020/21 am Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg des
Kreises Coesfeld in Coesfeld wird
zugestimmt.
Begründung:
I. Problem
Das Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg reagiert
auf die strukturellen Veränderungen und absehbaren fachlichen Bedarfe seiner
regionalen Umgebung. So liegen diesem Antrag vier maßgebliche Erkenntnisse zu
Grunde:
a)
Der
Fachkräftebedarf im Bereich des
Gesundheitswesens wird weiterhin zunehmen. ln diesem Zusammenhang werden zukünftig
auch qualifiziert Ausgebildete mit Hochschulreife gesucht.
b)
Im
Kreis Coesfeld gibt es nur im Südbezirk, in Lüdinghausen, dieses Angebot.
c)
Der
Bildungsgang bietet eine sinnvolle Ergänzung der am Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg
bereits angebotenen Bildungsgänge mit dem Schwerpunkt Gesundheit in den Anlagen
A (Medizinische Fachangestellte, Zahnmedizinische Fachangestellte) und Anlage B
I
(Berufsfachschule für
Gesundheit, BFS TYP I und II)
d)
Sicherung der Klassenstärke, Ausstattung, Unterricht und Personal
Begründung
zu a) Fachkräftebedarf
Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und
Attraktivität einer Region hängt wesentlich vom Fachkräfteangebot ab. Es ist
davon auszugehen, dass der Wettbewerb die qualitativen Anforderungen weiterhin
"vorantreibt". Die aktuelle Diskussion um die Reform der Pflege spiegelt
dies wider. Somit müssen Berufskollegs sich an der Qualifizierung junger
Erwachsener vorausschauend beteiligen. Der bereits entstandene Fachkräftemangel
im Gesundheitswesen zeigt den Handlungsbedarf auf. Im Dezember 2018 fanden sich
unter 60 genannten Berufen auf der „Fachkräfteengpassliste“ der Agentur für
Arbeit 14 Berufe aus dem Gesundheitssektor. Bei den „Fachkräfteengpässe(n) bei
Spezialisten“ (mit Hochschulstudium) sind von 16 aufgeführten Berufen 9 dem
Gesundheitsbereich zuzuordnen (z. B. Ärzte, Fachärzte für Kinder- u. Jugendmedizin,
für Innere Medizin, für Anästhesiologie, Apotheker und Pharmazeuten etc.). Der
Bericht der Agentur des Kreises Coesfeld spricht von einem sich abzeichnenden
Fachkräftemangel im Kreis Coesfeld.
Der gesellschaftliche Bedarf an Fachkräften im
Gesundheitswesen wird neben den klassischen medizinischen Studiengängen und
Ausbildungsberufen an dem erweiterten Spektrum an Studiengängen und
Ausbildungsberufen in den Pflegewissenschaften und im Gesundheitswesen
deutlich. ln der Presse wird seit Jahren über einen sogenannten Pflegenotstand berichtet.
Inzwischen werben Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter aus dem Ausland an.
.
Der dreijährige Bildungsgang bietet die
Hochschulreife in Verbindung mit beruflichen Kenntnissen im Berufsfeld
Gesundheit an. Als Eingangsvoraussetzung verlangt der Bildungsgang D17a den
Mittleren Schulabschluss (FOR) mit Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe.
Wir rechnen damit, dass ein bedeutsamer Teil der
Schülerinnen und Schüler eine duale Berufsausbildung/duales Studium anstreben
wird, wie es bereits unseren bisherigen Erfahrungen entspricht. Eltern wie
Schülerinnen und Schüler selbst versprechen sich aber vom Abitur nach wie vor
größere Ausbildungs- und Berufschancen. Sie erhalten mit dem Abitur zusätzlich
die sichere Option auf ein späteres Hochschulstudium. Ohnehin ist der Einstieg
in fast alle Gesundheitsberufe erst mit 18 Jahren möglich.
Eine Ergänzung um den Schulstandort Coesfeld
erscheint aus geografischen Gesichtspunkten sehr sinnvoll. Das prognostizierte
Wachstum der Gesundheits- und Pflege-Branche und die damit steigende Nachfrage
nach Fachkräften rechtfertigen eine Ausweitung des Bildungsangebotes. Das
zusätzliche, neue Bildungsangebot begünstigt die regionale Verankerung der
jungen Menschen im Berufsfeld Pflege und Gesundheit. Es ermöglicht einen
passgenauen Übergang in eine domänenbezogene Ausbildung oder ein Studium.
Zu b) Standort
Die Besonderheit der Lage im nördlichen Kreis
Coesfeld und die sehr gute verkehrstechnische Anbindung des Berufskollegs in der
Kreisstadt Coesfeld ist für viele Schülerinnen und Schüler unter anderem der
Grund für die Entscheidung zur Anmeldung.
Traditionell besuchen auch die Schülerinnen und
Schüler aus Gescher und Gronau das Berufskolleg. Die Bildungslandschaft des nördlichen
Kreises Coesfeld wird durch die Errichtung des Bildungsganges Abitur im Bereich
Gesundheit adressatengerecht und zukunftsfähig ergänzt. Die nächstgelegenen
Schulen mit dem Angebot D 17a finden sich in Münster, Ahaus, Rheine und
Lüdinghausen.
ln unmittelbarer Nachbarschaft des BKs in Coesfeld
befinden sich die Christophorus-Kliniken, einem der größten Arbeitgeber in nördlichen
Kreisgebiet, ein neues Gesundheitszentrum, zahlreiche Facharztpraxen, Allgemeinmediziner
sowie mehrere Altenpflegeeinrichtungen, mit denen z. T. Kooperationen bestehen
(s. u.). Eine neue Pflegeakademie für die generalistische Ausbildung im Bereich
der Pflege wird 2020 im Stadtzentrum von Coesfeld eingerichtet.
Zu c) Profilbildung am Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg
Die Berufsfachschule Typ II (Gesundheit) Anlage B
mit den Unterrichtsfächern: Erziehung u. Soziales, Pflege u. Gesundheit sowie
Praxis- u. Arbeitsorganisation vermittelt fundierte berufliche Kenntnisse im
Berufsfeld Gesundheit und kann damit inhaltlich als vorbereitender Bildungsgang
dienen. Mit dem möglichen Erwerb der Fachoberschulreife mit
Qualifikationsvermerk ist für die Schülerinnen und Schüler der Besuch des
Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales eine sinnstiftende
Fortsetzung der bereits eingeschlagenen Fachrichtung.
Eine passgenaue Ergänzung für die Absolventinnen
und Absolventen des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales liegt im
dualen Bildungsangebot der Berufe im Gesundheitswesen (Anlage A: MFA:
Medizinische Fachangestellte, ZFA: Zahnmedizinische Fachangestellte) vor.
Medizinische Fachangestellte sind unter anderem in
medizinischen Versorgungseinrichtungen tätig. Sie werden auch in medizinischen
Laboratorien, in betriebsärztlichen Abteilungen von Unternehmen und im
öffentlichen Gesundheitsdienst eingesetzt. Darüber hinaus sind sie in
Institutionen und Organisationen des Gesundheitswesens beschäftigt. Sie
übernehmen unterschiedliche Verwaltungsarbeiten und vielfältige medizinische
Aufgaben.
Akademische Perspektiven ergeben sich für die
Absolventinnen und Absolventen des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und
Soziales durch ein Studium an einer Fachhochschule oder einer Universität
grundsätzlich in allen Fachbereichen. Bevorzugt sollte dies allerdings in den
medizinischen, pharmakologischen, gesundheitsökonomischen oder psychologischen
Fachbereichen erfolgen (s. o. „Fachkräfteengpassliste“).
Bedingt durch das dargestellte Bildungsangebot sind
spezifische Fachräume (z. B. ein Pflegefachraum) vorhanden. Neben dieser
materiellen Ausstattung liegen auch hochkompetente personelle Ressourcen mit
den entsprechenden notwendigen praktischen Erfahrungen im Gesundheitsbereich
vor (s. u.).
Das neue Bildungsgangangebot passt zum Schwerpunkt
und zur Entwicklung des Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskollegs zur guten
gesunden Schule. Bestehende Kooperationen mit dem Seniorenheim „Alte Weberei“
in Coesfeld, dem „Seniorenstift „Berkelaue“ in Gescher, dem Seniorenstift
„Baumberge“ Billerbeck, der Krankenkasse BARMER, den Christophorus-Kliniken
Coesfeld, dem Gesundheitsamt Coesfeld, dem DRK unterstreichen dieses Profil und
könnten als Partner für Praktika und Projektarbeiten der Lernenden genutzt
werden.
Berufliche Anschlussperspektiven ergeben sich
grundsätzlich in den Ausbildungsberufen in der Region im Gesundheitswesen
speziell im Bereich der Pflege, der Logopädie, der Physio- und Ergotherapie,
der Pharmazie, im Krankenhaus sowie der Labore und Krankenkassen. Außerdem ist
die Anlage D 17a eine fundierte Vorbereitung für einen Ausbildungsberuf als
Sozialversicherungsfachangestellter sowie für den expandierenden Beruf der Kauffrau,
des Kaufmanns im Gesundheitswesen.
Weiterhin wird ein sehr gutes Fundament für
einschlägige Studiengänge der FH/Universitäten wie z. B. Humanmedizin,
Zahnmedizin, Pharmazie, Psychologie, Biologie, Gesundheitswissenschaften,
Pflege, Pflegepädagogik aber auch für Sozialversicherungsmanagement und
Sozialversicherungsrecht etc. erworben.
Eine Ergänzung um den Schulstandort Coesfeld
erscheint aus geografischen Gesichtspunkten sehr sinnvoll. Das prognostizierte
Wachstum der Gesundheits- und Pflege-Branche und die damit steigende Nachfrage
nach Fachkräften rechtfertigen eine Ausweitung des Bildungsangebotes. Das
zusätzliche, neue Bildungsangebot begünstigt die regionale Verankerung der
jungen Menschen im Berufsfeld Pflege und Gesundheit. Es ermöglicht einen
passgenauen Übergang in eine domänenbezogene Ausbildung oder ein Studium.
Zu d) Sicherung der Klassenstärke, Ausstattung,
Unterricht und Personal
Gemäß der „Schülerdaten der Berufskollegs im
Regierungsbezirk Münster Schuljahr 2018/19 nach Fachklassen und Bildungsgängen“
entwickeln sich die Schülerzahlen des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit sehr
positiv im Vergleich zum Vorjahr. In den neuen Eingangsklassen verzeichnen das
Lise-Meitner-Berufskolleg 29 (+ 31,8 %-Zuwachsrate zu den Schülerzahlen der
jetzigen Mittelstufe), das Berufskolleg der Stadt Rheine 53 (+ 20 %), das
Anne-Frank-Berufskolleg Münster 47 (+ 95 %) neue Schülerinnen und Schüler. Für
den neu eingerichteten Bildungsgang in Lüdinghausen sind verbindlich 25
Schülerinnen und Schüler zum neuen Schuljahr angemeldet, davon niemand aus dem
nördlichen Kreis Coesfeld. Aufgrund der geografischen Lage besteht kein
Kannibalisierungseffekt (siehe Entwicklung der Schülerzahlen im Bildungsgang
gemäß Anlage D27).
Der Bildungsgang für das berufliche Gymnasium mit
dem Schwerpunkt Gesundheit ergänzt und erweitert das Unterrichtsangebot am Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg
in besonderer Weise und würde es komplettieren (s. o.)
Im einzuführenden Bildungsgang würde im
berufsbezogenen Lernbereich das profilbildende Leistungskursfach Gesundheit
unterrichtet. Biologie, Biochemie; Psychologie, Mathematik und Fremdsprachen
ergänzen diesen Bereich. Diese Fächer bereiten gezielt auf ein entsprechendes
Studium oder eine Berufsausbildung vor.
Berufsübergreifende Fächer sind Deutsch,
Religionslehre, Sport und Gesellschaftslehre mit Geschichte. Im
Differenzierungsbereich können die Schulen individuelle und regionale
Schwerpunkte setzen. An unserer Schule haben sich in anderen Bildungsgängen die
Bereiche Ernährungs- und Pflegepraxis fest etabliert.
Eine ressourcenschonende Kombination mit Anlage D27
(Wirtschaft und Verwaltung) ist im Angebot des Differenzierungsbereichs
möglich. Beispielsweise könnte so mit einer dreizügigen gymnasialen Oberstufe
ein Französischkurs als fortgesetzte Fremdsprache neben dem Neubeginn mit der
Sprache Spanisch eingerichtet werden. Die Möglichkeit zum Erwerb des
KMK-Fremdsprachenzertifikates sowie die Teilnahme an fachübergreifenden Projekten
besteht.
Die Qualifikation
zum „Rettungssanitäter“ könnte
ebenso im Differenzierungsbereich angeboten werden. Zu der Qualifikation gehört
eine 160-stündige theoretische
Ausbildung. Weiter sind ein 160-stündiges
Praktikum im Krankenhaus sowie ein 160-stündiges Praktikum im Rettungsdienst
notwendig. Nach einem weiteren 40-stündigen Theorieblock erfolgt die Prüfung.
Die Ausbildungsberechtigung einer Schule erfolgt durch staatliche Anerkennung. Diese wird nur gegeben, wenn die
praktischen Anteile z.B. durch Kooperationsverträge
garantiert sind (nach RettAPO von 2012). Da bereits Kooperationen und
Kooperationsverträge mit verschiedenen Einrichtungen bestehen, wäre dies keine
weitere Hürde.
Mögliche weitere Differenzierungsbereiche
des Bildungsganges:
- Salutogenese
- Wirtschaftslehre
- Rechtskunde
- Versicherungsbetriebslehre
- Ernährungslehre
- Psychomotorik
- Pflege-Praxis
Die oben beschriebene Profilbildung wird sich
sicherlich auch umfassend und in positiver Weise auf die Anmeldezahlen der
genannten Bildungsgänge auswirken.
Das Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg verfügt
über Lehrkräfte, die nicht nur die berufliche Fachrichtung „Gesundheit“
vorweisen können, sondern auch praktische Erfahrungen mitbringen als
„Gesundheits- und Krankenpfleger“, „Rettungshelfer“, ein Kollege sogar als
Mediziner und zuvor praktizierender Arzt, der aktuell im Ressort Aus- und
Weiterbildung für die Ärztekammer Westfalen-Lippe neben seiner Lehrertätigkeit
aktiv ist. Die Unterrichtsversorgung und der Praxisbezug könnten also
problemlos abgebildet werden.
II. Lösung
Der Kreis Coesfeld und das Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg
stimmen mit der Bezirksregierung Münster die erforderlichen Schritte und
Maßnahmen zur Einrichtung des Bildungsganges "Allgemeine Hochschulreife
(Gesundheit) (Anlage D 17a) Fachlicher Schwerpunkt: Gesundheit" am Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg
des Kreises Coesfeld in Coesfeld ab. Bei 22 verbindlichen Anmeldungen kann der
Bildungsgang zum Schuljahresbeginn 2020/21 starten. ·
III. Alternativen
Im Kreis Coesfeld wird kein zweiter Standort des Bildungsgangs
"Allgemeine Hochschulreife (Gesundheit) (Anlage D 17a) Fachlicher
Schwerpunkt: Gesundheit" eingerichtet.
Für die Auszubildenden aus dem Kreis Coesfeld bestehen
Beschulungsmöglichkeiten in Ahaus, Münster, Rheine und in Lüdinghausen.
IV. Auswirkungen / Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, sonstige Ressourcen)
Bei Einrichtung des Bildungsgangs besteht gern. §
97 SchulG Anspruch auf Erstattung von Schülerfahrkosten. ·
Den Schülerinnen und Schülern sind im Rahmen des §
96 SchulG Lernmittel zum befristeten Gebrauch unentgeltlich zu überlassen.
Eine Kostendeckung erfolgt im Rahmen der Ausführung
des Haushalts 2019.
V. Zuständigkeit für die Entscheidung
Für die Entscheidung ist gemäß § 26 KrO die
Zuständigkeit des Kreistages gegeben.