Betreff
Ursachen der örtlichen Infektionen, Gegenmaßnahmen und Auswirkungen
Vorlage
SV-9-1738
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Ohne.

Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.

 

Begründung:

 

I. – V.

 

Ab dem 27.04.2020 wurden im Kreis Coesfeld durch Testungen verschiedener niedergelassener Ärzte bei Mitarbeitern der Firma Westfleisch vermehrt Covid-19-Infektionen nachgewiesen. In den ersten einzelnen Meldungen zeigten sich in den Ermittlungen ein durchschnittliches Wohn- und Lebensumfeld, so dass die entsprechenden Maßnahmen, Quarantäne der positiven Personen und engen Kontaktpersonen, ergriffen wurde. Am 29.04.2020 erfolgte unter infektiologischen Gesichtspunkten die Begehung einer größeren Unterkunft nach Meldung eines positiv getesteten Bewohners, bei der sich gut abgetrennte Wohneinheiten zeigten.

 

Vom RKI werden beim Personal im Bereich fleischverarbeitender Betriebe erhöhte Risikofaktoren für COVID-19-Infektionen beschrieben, bedingt durch:

 

-          Schlechten Zugang zum Gesundheitssystem – z.B. aufgrund von Unkenntnis, Sprachprobleme

-          Präsentismus bei der Arbeit auch von Kranken, z.B. aufgrund von realen oder befürchteten Einbußen an Rang oder Einkommen

-          sprachliche Schwierigkeiten im Verständnis und Umsetzung von Hygieneregeln, wie zum Beispiel das korrekte Tragen von Mund-Nasen-Schutz, Abstand im häuslichen Umfeld

-          Schwierigkeiten beim Einhalten von Abstandsregeln, z.B. am Fließband, in der Umkleide, in der Pause

-          enges Zusammenleben im häuslichen Umfeld. Beeinflusst durch soziales Miteinander bei WG-ähnlichen Wohnverhältnissen und durch räumliche Verhältnisse. 

-          Nicht-Einhalten von Abstandsregeln auf der Fahrt zur Arbeit.

Ein wichtiger Faktor ist auch der teils wechselnde Einsatz von Mitarbeitern in mehreren Betrieben.

 

Dies Punkte führten dazu, dass das Gesundheitsamt unverzüglich bei Meldung eines positiven Falles in einer größeren Unterkunft neben der ansonsten üblichen telefonischen Kontaktaufnahme mit den positiv Getesteten auch sofort das Wohnumfeld in Augenschein nahm und dort auch weitere Testungen durchführte. Im Laufe der nächsten Woche wurden mehrere Unterkünfte aufgesucht und alle Bewohner auf Coronavirus getestet.

 

Aufgrund dieser Ergebnisse erfolgte am 07.05. und 08.05.2020 die Testung aller Beschäftigten im Betrieb durch Mitarbeiter des Gesundheitsamtes: Bei den an diesen beiden Tagen genommenen 656 Abstrichen waren 105 positiv (davon 87 Mitarbeiter aus dem Kreis Coesfeld).

Zusammen mit den bis dahin vorliegenden Befunden z.B. auch durch die Hausärzte und dem Behandlungszentrum lagen insgesamt 261 positive Nachweise (ca. 25 % der Mitarbeiter) vor.

Durch diese aktive Fallsuche ergab sich ein deutlicher Peak der Zahl der Neuinfektionen im Kreis Coesfeld. Aus infektiologischer Sicht ist es jedoch notwendig, unbedingt alle infizierten Personen zu finden und zu isolieren.

 

Als Maßnahmen werden bei Nachweis einer Coronainfektion eine 2-wöchige Quarantäne angeordnet. In der ersten Zeit bestand die Möglichkeit, die erkrankten Patienten, die in einer Sammelunterkunft leben, in einem Hotel in Oer-Erkenschwick unterzubringen und versorgen zu lassen. Aufgrund der hohen Anzahl der infizierten Personen musste im Verlauf eine Alternative gesucht werden und ab dem 15.05.2020 werden das Kolpingbildungshaus in Coesfeld und das Gästehaus des Kloster Gerleve zur Unterbringung der positiv getesteten Personen genutzt.

 

Bei allen engen Kontaktpersonen wird ebenfalls eine 2-wöchige Quarantäne ausgesprochen und schriftlich angeordnet.

 

Bei den Personen, die am 07.05.20 und 08.05.20 negativ getestet waren, wurde am 15.05.2020 ein erneuter Abstrich abgenommen, um die zum ersten Termin noch latente Infektionen herauszufinden. Bei den 377 Abstrichen wurden bei 12 Personen das Coronavirus nachgewiesen (davon 8 aus dem Kreis Coesfeld) und die Personen wurden isoliert.

 

 

Die Firma Westfleisch hat nach zwei jeweils ergänzten Entwürfen am 18.05.2020 ein Hygienekonzept vorgelegt, welches durch die Stadt Coesfeld unter Mitwirkung des Dezernats für Arbeitsschutz der Bezirksregierung Münster, des Gesundheitsamtes und des Veterinäramtes geprüft worden ist. Am 19.05.2020 hat zunächst ein „kalter“ Testbetrieb stattgefunden, bei dem keine Tiere geschlachtet oder zerlegt worden sind. Ziel dieses Testbetriebes war die Schulung und Einweisung der Mitarbeiter. Der Testbetrieb wurde durch die genannten Behörden begleitet. Am 20.05.2020 hat ebenfalls unter behördlicher Begleitung ein Testbetrieb stattgefunden, bei dem 1.500 Schweine geschlachtet worden sind. Hierbei sind keine Mängel festgestellt worden.

 

Die im Hygienekonzept dargelegten Maßnahmen werden stichenprobenartig durch die jeweils zuständigen Behörden geprüft.

 

Im Betrieb der Firma Westfleisch werden durch das zur Verfügung stehende Personal bedingt nach und nach die Schlachtzahlen erhöht. Absprachegemäß teilt die Firma Westfleisch teilt jeweils am Vortag bis 15.00 Uhr die Anzahl der Mitarbeiter für Schlachtung und Zerlegung, die voraussichtlichen Zeiten der Schlachtung und Zerlegung sowie die vorgesehenen Schlachtkapazitäten (Anzahl Tiere) der Stadt Coesfeld mit. Diese Vorgehensweise ermöglicht gezielte Kontrollen.