Beschlussvorschlag:
Ohne.
Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
Begründung:
I. – V.
Ab dem 27.04.2020 wurden im Kreis
Coesfeld durch Testungen verschiedener niedergelassener Ärzte bei Mitarbeitern
der Firma Westfleisch vermehrt Covid-19-Infektionen nachgewiesen. In den ersten
einzelnen Meldungen zeigten sich in den Ermittlungen ein durchschnittliches
Wohn- und Lebensumfeld, so dass die entsprechenden Maßnahmen, Quarantäne der
positiven Personen und engen Kontaktpersonen, ergriffen wurde. Am 29.04.2020
erfolgte unter infektiologischen Gesichtspunkten die Begehung einer größeren
Unterkunft nach Meldung eines positiv getesteten Bewohners, bei der sich gut
abgetrennte Wohneinheiten zeigten.
Vom RKI werden beim Personal im
Bereich fleischverarbeitender Betriebe erhöhte Risikofaktoren für
COVID-19-Infektionen beschrieben, bedingt durch:
-
Schlechten Zugang
zum Gesundheitssystem – z.B. aufgrund von Unkenntnis, Sprachprobleme
-
Präsentismus bei
der Arbeit auch von Kranken, z.B. aufgrund von realen oder befürchteten
Einbußen an Rang oder Einkommen
-
sprachliche
Schwierigkeiten im Verständnis und Umsetzung von Hygieneregeln, wie zum
Beispiel das korrekte Tragen von Mund-Nasen-Schutz, Abstand im häuslichen
Umfeld
-
Schwierigkeiten
beim Einhalten von Abstandsregeln, z.B. am Fließband, in der Umkleide, in der
Pause
-
enges Zusammenleben
im häuslichen Umfeld. Beeinflusst durch soziales Miteinander bei WG-ähnlichen
Wohnverhältnissen und durch räumliche Verhältnisse.
-
Nicht-Einhalten von
Abstandsregeln auf der Fahrt zur Arbeit.
Ein wichtiger Faktor ist auch der
teils wechselnde Einsatz von Mitarbeitern in mehreren Betrieben.
Dies Punkte führten dazu, dass das
Gesundheitsamt unverzüglich bei Meldung eines positiven Falles in einer
größeren Unterkunft neben der ansonsten üblichen telefonischen Kontaktaufnahme
mit den positiv Getesteten auch sofort das Wohnumfeld in Augenschein nahm und
dort auch weitere Testungen durchführte. Im Laufe der nächsten Woche wurden
mehrere Unterkünfte aufgesucht und alle Bewohner auf Coronavirus getestet.
Aufgrund dieser Ergebnisse erfolgte am
07.05. und 08.05.2020 die Testung aller Beschäftigten im Betrieb durch
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes: Bei den an diesen beiden Tagen genommenen 656
Abstrichen waren 105 positiv (davon 87 Mitarbeiter aus dem Kreis Coesfeld).
Zusammen mit den bis dahin
vorliegenden Befunden z.B. auch durch die Hausärzte und dem Behandlungszentrum
lagen insgesamt 261 positive Nachweise (ca. 25 % der Mitarbeiter) vor.
Durch diese aktive Fallsuche ergab
sich ein deutlicher Peak der Zahl der Neuinfektionen im Kreis Coesfeld. Aus
infektiologischer Sicht ist es jedoch notwendig, unbedingt alle infizierten
Personen zu finden und zu isolieren.
Als Maßnahmen werden bei Nachweis
einer Coronainfektion eine 2-wöchige Quarantäne angeordnet. In der ersten Zeit
bestand die Möglichkeit, die erkrankten Patienten, die in einer
Sammelunterkunft leben, in einem Hotel in Oer-Erkenschwick unterzubringen und
versorgen zu lassen. Aufgrund der hohen Anzahl der infizierten Personen musste
im Verlauf eine Alternative gesucht werden und ab dem 15.05.2020 werden das
Kolpingbildungshaus in Coesfeld und das Gästehaus des Kloster Gerleve zur
Unterbringung der positiv getesteten Personen genutzt.
Bei allen engen Kontaktpersonen wird
ebenfalls eine 2-wöchige Quarantäne ausgesprochen und schriftlich angeordnet.
Bei den Personen, die am 07.05.20 und
08.05.20 negativ getestet waren, wurde am 15.05.2020 ein erneuter Abstrich
abgenommen, um die zum ersten Termin noch latente Infektionen herauszufinden.
Bei den 377 Abstrichen wurden bei 12 Personen das Coronavirus nachgewiesen
(davon 8 aus dem Kreis Coesfeld) und die Personen wurden isoliert.
Die Firma Westfleisch hat nach zwei
jeweils ergänzten Entwürfen am 18.05.2020 ein Hygienekonzept vorgelegt, welches
durch die Stadt Coesfeld unter Mitwirkung des Dezernats für Arbeitsschutz der
Bezirksregierung Münster, des Gesundheitsamtes und des Veterinäramtes geprüft
worden ist. Am 19.05.2020 hat zunächst ein „kalter“ Testbetrieb stattgefunden,
bei dem keine Tiere geschlachtet oder zerlegt worden sind. Ziel dieses Testbetriebes
war die Schulung und Einweisung der Mitarbeiter. Der Testbetrieb wurde durch
die genannten Behörden begleitet. Am 20.05.2020 hat ebenfalls unter
behördlicher Begleitung ein Testbetrieb stattgefunden, bei dem 1.500 Schweine
geschlachtet worden sind. Hierbei sind keine Mängel festgestellt worden.
Die im Hygienekonzept dargelegten
Maßnahmen werden stichenprobenartig durch die jeweils zuständigen Behörden
geprüft.
Im Betrieb der Firma Westfleisch werden
durch das zur Verfügung stehende Personal bedingt nach und nach die
Schlachtzahlen erhöht. Absprachegemäß teilt die Firma Westfleisch teilt jeweils
am Vortag bis 15.00 Uhr die Anzahl der Mitarbeiter für Schlachtung und
Zerlegung, die voraussichtlichen Zeiten der Schlachtung und Zerlegung sowie die
vorgesehenen Schlachtkapazitäten (Anzahl Tiere) der Stadt Coesfeld mit. Diese
Vorgehensweise ermöglicht gezielte Kontrollen.