Betreff
Machbarkeitsstudie zur möglichen Reaktivierung der Schienenstrecke Bocholt - Borken - Coesfeld (-Münster); Antrag der Kreistagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 12.04.2021
Vorlage
SV-10-0218
Aktenzeichen
01.81-ÖPNV
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.

 

Der Kreistag bedauert, dass gegenwärtig eine Reaktivierung der Schienenstrecke Bocholt – Borken – Coesfeld nicht in Betracht kommt und begrüßt die Sicherung der Trasse durch die weitere Planung und Realisierung eines Radschnellweges von Bocholt nach Velen (Regionale 2016-Projekt Regio.Velo), wobei die Erwartung besteht, dass eine gute Anbindung mit einem komfortablen Radweg von Coesfeld nach Velen realisiert wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieser Antrag wird vorgelegt gem. § 2 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Kreistages des Kreises Coesfeld.

 

 

 

Sachdarstellung

 

Die heute zu großen Teilen veräußerte und vollständig zurückgebaute Schienenstrecke Bocholt – Borken – Coesfeld wurde in den 1980er Jahren stillgelegt, der Personenverkehr bereits 1974 eingestellt. Aufgrund von ermittelten Nachfragepotenzialen wurde 2020 im Auftrag des Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, welche jedoch für keinen der skizzierten Planfälle einen Nutzen-Kosten-Indikator über 1,0 ergab. Dies ist jedoch die Voraussetzung für eine Förderung von Infrastrukturprojekten über die Bedarfs- und Ausbauplanung des Landes NRW.

 

Ein mitentscheidender Faktor bei der Ermittlung eines Kosten-Nutzen-Indikators sind die Kreuzungsbereiche zwischen Schiene und Straße, klassische Bahnübergänge (gleiches Niveau) sind heutzutage in der Regel nicht mehr genehmigungsfähig. Bei der Entwidmung einer Trasse verliert sie ihren rechtlichen Status und muss bei einer möglichen Reaktivierung als Neubaustrecke angesehen werden. Dies hat zur Folge hat, dass Kreuzungspunkte als Über- bzw. Unterführungen realisiert werden müssen, was als Folge einen Kostenanstieg verursacht.

 

Im vom NWL am 03.05.2021 bereitgestellten Schreiben zur „Schienenstrecke Bocholt – Borken – Coesfeld (– Münster)“ wird dargestellt, dass es für spezifische Kreuzungen der Strecke Prüfungen zum Bau höhengleicher beschrankter Bahnübergänge gab. Voraussetzung hierfür ist insbesondere ein schwacher Verkehr auf der kreuzenden Straße von weniger als 100 Fahrzeugen am Tag. Jedoch sind solche ehemaligen Bahnübergänge mit derart geringem Verkehrsaufkommen nicht als Kreuzungspunkte vorgesehen, hier würde es eher zu Bündelungskonzepten mit Ersatzwegen kommen. Im Zuge dessen wurde festgestellt, dass entsprechende Ausnahmegenehmigungen für neue Bahnübergänge größtenteils sehr unwahrscheinlich sind. Von daher ist eine kurzfristige Reaktivierung nicht realistisch. Weitere Hinweise sind dem beigefügten Schreiben des NWL vom 03.05.2021 zu entnehmen.

 

Insgesamt ist es zu bedauern, dass eine Reaktivierung der Schienenstrecke derzeit nicht wirtschaftlich darstellbar ist. Die Sicherung der Trasse durch den Bau eines Radschnellweges (Regionale 2016-Projekt Regio.Velo) ist jedoch zu begrüßen, wobei aus hiesiger Sicht auch eine komfortable Radwegeverbindung von Coesfeld nach Velen an den Radschnellweg erforderlich erscheint.