Betreff
Nationales Naturerbe "Borkenberge" - Information zum Beweidungsprojekt
Vorlage
SV-10-0305
Art
Sitzungsvorlage

Beschluss:

 

ohne

 

Der Bericht wird zur Kenntnis genommen.

Begründung:

 

I. Problem

In der 2. Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz, öffentliche Sicherheit und Ordnung am 09.06.2021 ist darum gebeten worden, die Thematik in einem gesondertem Tagesordnungspunkt in der kommenden Ausschusssitzung zu erörtern.

 

II. – IV. Lösung, Alternativen, Auswirkungen / Zusammenhänge

Der Truppenübungsplatz Haltern gehört mit seinen Heiden, Sandtrockenrasen und Mooren zu den wertvollsten Naturlandschaften Nordrhein-Westfalens.

Schon vor dem Abzug der britischen Streitkräfte 2015 hat das Naturschutzzentrum Kreis Coes­feld gemeinsam mit den Biologischen Stationen Recklinghausen und Zwillbrock Konzepte für die naturschutzgerechte Folgenutzung im ehemaligen Truppenübungsplatz Haltern erarbeitet. Unter dem Arbeitstitel „Westfalens Wilder Westen“ wurde für die zentralen Offenlandflächen und Teile des Waldes im Platzteil Borkenberge eine Beweidung mit Großtieren (Heckrind, Wisent, Wildpferd) vorgesehen, um die wertvollen Sandlebensräume langfristig zu erhalten.

2017 gingen die Flächen als Nationales Naturerbe in den Besitz der DBU-Naturerbe GmbH über.

2018-2020 erfolgte eine umfassende Kartierung von wertgebender Flora und Fauna im Gebiet durch das Naturschutzzentrum. Dieses als Vorbereitung für einen „Naturerbe-Entwicklungsplan“, den die DBU erstellt und der, neben vom Bund vorgegebenen Prozessschutzflächen, auch das geplante Beweidungsprojekt berücksichtigt.

Im Frühjahr 2020 wurde seitens des Naturschutzzentrums, mit Zustimmung der neuen Eigentümerin, ein eigenständiger Projekt-Antrag beim Bundesamt für Naturschutz (Bundesprogramm Biologische Vielfalt) innerhalb des bundesweiten Verbundprojektes „Wilde Weiden– Extensive Ganzjahresbeweidung mit großen Pflanzenfressern als Schlüsselfaktor für die Förderung der Insektenbiodiversität auf großer Fläche“ eingereicht. Dieser Antrag wird seitdem vom Bundesamt für Naturschutz sowie dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt geprüft und wurde seitens der Antragsteller auf Anfrage der Prüfinstanz mehrmals ergänzt. Da das Bundesprogramm bis 2024 finanziell überzeichnet ist, wird aktuell eine alternative Finanzierung über den Europäischen Strukturfond ELER geprüft. Hierfür finden, mit Unterstützung der Kreisverwaltung, Gespräche mit Ministerium, Bezirksregierung und DBU-Naturerbe GmbH statt.

 

Gerade der Erhaltungszustand der Offenlandlebensräume im Nationalen Naturerbe verschlechtert sich seit Abzug der britischen Streitkräfte z.B. durch Verbuschung oder Vordringen von invasiven Arten dramatisch. Der Flächenverlust der nach Brüssel gemeldeten Lebensräume muss im Rahmen der Berichtspflicht des Landes gegenüber der EU regelmäßig dokumentiert und erklärt werden. Dort stehen das Land und nachgeordnet die Bezirksregierung sowie der Kreis in der Verantwortung, für einen guten Erhaltungszustand der Lebensraumtypen zu sorgen. Ein Beweidungsprojekt mit großen Weidetieren in einem eingezäunten Areal hilft nicht nur, die europäisch geschützten Lebensräume und Arten sowie die Insektenvielfalt zu fördern, es hat auch sehr wirksame besucherlenkende Funktionen. Zum Einen zur Eindämmung der bereits langjährig bestehenden Problematik des Betretens und Befahrens (Motocrossfahrer) der munitionsbelasteten Flächen. Zum Anderen zum positiven Naturerleben für die örtliche Bevölkerung und Besucher. Diese können eine savannenähnliche, vielfältige Landschaft genießen, welche durch extensive, landwirtschaftliche Nutzung gestaltet wird.

 

Thomas Zimmermann vom Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld und Christoph Steinhoff von der Unteren Naturschutzbehörde berichten über den aktuellen Projektstand.