Beschlussvorschlag der FDP-Kreistagsfraktion:
Der Bericht der Verwaltung zu den bisherigen Aktivitäten und
Handlungsoptionen des Kreises Coesfeld zum Thema „Dezentrale Arbeitsplätze im
öffentlichen Dienst“ wird zur Kenntnis genommen.
Sachdarstellung:
Die FDP-Kreistagsfraktion hat mit Antrag vom 03.08.2021 darum gebeten, das Thema „Dezentrale Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst“ auf die Tagesordnung der Ausschüsse für Mobilität, Infrastruktur und Kreisentwicklung sowie Finanzen, Wirtschaftsförderung und Digitalisierung am 20. bzw. 21.09.2021 zu setzen.
Bezugnehmend auf den als Anlage beigefügten Antrag der Regierungskoalition im nordrhein-westfälischen Landtag (Drucksache 17/13770) wird um Stellungnahme der Verwaltung hinsichtlich bisheriger Aktivitäten und denkbarer Handlungsoptionen gebeten. Im weiteren Verlauf des Antrages wird insbesondere angeregt, dass
1. sich der Kreis Coesfeld um ein landesseitig getragenes Pilotprojekt bewirbt, um mittelfristig und unter Einbeziehung kommunaler Liegenschaften sowie auch privat betriebener Coworking Spaces Standort für dezentrale Arbeitsplätze der Landesbehörden zu werden,
2. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung (und der kreisangehörigen Kommunen) ihre Arbeit (zum Teil) an anderen Orten erbringen.
Stellungnahme der Verwaltung:
Allgemeine Erläuterungen zum mobilen
Arbeiten in der Kreisverwaltung Coesfeld und den bisherigen Aktivitäten in
diesem Handlungsfeld
Der Kreis Coesfeld sieht in der
Entwicklung neuer smarter Arbeitsformen großes Potenzial zur Verbesserung der
Daseinsvorsorge, der Stärkung des Wirtschaftsstandortes sowie auch zur
Reduzierung von Berufspendelverkehren und damit einem wichtigen Beitrag zu den
Klimaschutzzielen des Kreises Coesfeld.
Auch den Beschäftigten der
Kreisverwaltung wird mobiles Arbeiten ermöglicht – dies nicht erst seit Beginn
der Corona-Pandemie: Zum Stichtag 01.08.2021 haben insgesamt 474 Beschäftigte
(und damit rd. 64%) von der Telearbeit Gebrauch gemacht. Viele davon kamen i.R.
der pandemiebedingt notwendigen Arbeitsschutzmaßnahmen hinzu, wovon sich aber
ein Großteil voraussichtlich auch (wahrscheinlich aber in verändertem Umfang)
dauerhaft etablieren wird. Welche Zeit- und Kostenersparnisse sowie positive
Umwelteffekte mit der Mehrinanspruchnahme mobiler Arbeitsformen einhergehen
kann, verdeutlicht die Wohnstandortverteilung der Mitarbeitenden, die weit über
den Kreis Coesfeld hinausgeht.
Wohnort |
Anteil Mitarbeiter |
Münster |
11% |
Kreis Borken |
17% |
Kreis Steinfurt |
7% |
Nördliches Ruhrgebiet/Ostwestfalen |
7% |
Kreis Coesfeld |
57% |
davon Stadt Coesfeld |
20% |
Tab. 1 – Einzugsgebiet der
Mitarbeitenden des Kreises Coesfeld
Das Thema Mobiles Arbeiten steht
auch im Zentrum des durch das Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten
vierjährigen Modellvorhabens „Smarte.Land.Regionen“, für das der Kreis Coesfeld
im September 2020 den Zuschlag über rund eine Million Euro Fördermittel
erhalten hat (SV-10-0055): Zum einen verfolgt das durch Kreis Coesfeld
(Kreisentwicklung) und wfc getragene Projekt das Ziel, mehr mobiles Arbeiten
und mehr Coworking gemeinsam mit Unternehmen zu ermöglichen, um nachhaltige und
digitalgestützte Arbeitskulturen zu etablieren. Zum anderen ermöglicht die
Kreisverwaltung ihren zwei Projektmitarbeiterinnen bereits heute die Arbeit in
einem Coworking-Space in Coesfeld und erprobt damit das Arbeiten an dezentralen
Arbeitsplätzen.
Erste Interviews mit Arbeitgeberinnen
und Arbeitgebern und Berufspendelnden im Rahmen des Projektes zeigen, dass auf
beiden Seiten eine ausgeprägte Bereitschaft zu mobilem Arbeiten vorhanden ist
und mobiles Arbeiten auch nach der Corona-Pandemie ein relevantes Thema bleiben
wird. Das Arbeiten an dezentralen Arbeitsplätzen als Alternative zum Arbeiten
im Homeoffice ist hingegen bislang wenig diskutiert oder gar in der
Unternehmenskultur verankert worden. Hier mangelt es an belastbaren
Erfahrungswerten sowie standardisierten Buchungs-, Abrechnungs- und Verwaltungsmöglichkeiten.
Der Projektverlauf macht deutlich,
dass es längerer Erprobungsphasen bedarf, um die Anforderungen an mobiles
Arbeiten und die Nutzung von Coworking-Spaces zu konkretisieren,
nutzerzentrierte digitale Lösungen zu entwickeln und die Akzeptanz in der
Bevölkerung und bei den Arbeitgebenden aufzubauen.
Stellungnahme zu den im Antrag
skizzierten Handlungsfeldern für den Kreis Coesfeld
Die Kreisverwaltung begrüßt
grundsätzlich den Vorschlag, Pilotprojekte zur Nutzung dezentraler Coworking
Spaces anzugehen und sieht hierin eine hervorragende Ergänzung zum Projekt
Smarte.Land.Regionen. Mit Blick auf die zwei im Antrag dargelegten
Handlungsfelder ergibt sich jedoch eine differenziertere Sachlage:
Die Kreisverwaltung verfügt über
fünf Kreisgebäude, deren Büroflächen vollständig ausgelastet sind. Die
Bereitstellung von dezentralen Arbeitsplätzen für Landesbehörden ist daher
mittelfristig kaum umsetzbar. In den kreisangehörigen Kommunen dürfte die
Situation vergleichbar sein. Jedoch sind kreisweit bereits sechs und im
gesamten Münsterland bereits mehr als 20 privat betriebene Coworking Spaces
vorhanden, sodass der Kreis Coesfeld und das Projektbüro Smarte.Land.Regionen
im Rahmen der Pilotierung als Mittler fungieren könnte, um Landesbediensteten
das Arbeiten in dezentralen Coworking Spaces in der Region zu ermöglichen.
Hierzu wird der Vorschlag unterstützt, seitens des Kreises Coesfeld Kontakt zur
Landesregierung aufzunehmen und die Umsetzung eines Pilotprojektes zu eruieren.
Ein
erstes Gespräch findet dazu bereits Anfang September statt. Über die Ergebnisse
kann im Ausschuss berichtet werden.
Mit Bezug auf das zweite Handlungsfeld
– Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung auch an anderen Orten
jenseits des Home Office eine Arbeitsmöglichkeit zu eröffnen – ergibt sich ein
größeres Umsetzungspotenzial. Tab. 1 zeigt, dass es beim Kreis Coesfeld ein
hohes Pendelndenaufkommen gibt. Auf Basis dessen schlägt die Verwaltung vor,
auch hier die Umsetzung eines Pilotprojektes zu prüfen. Die Fragestellung würde
lauten, ob und in welchem Umfang und unter welchen Rahmenbedingungen
(arbeitgeber- und arbeitnehmerseitig) Beschäftigten des Kreises Coesfeld die
Möglichkeit eingeräumt werden könnte, tageweise in wohnortnahen Coworking
Spaces statt im Home Office zu arbeiten. Am Anfang eines solchen Pilotprojektes
könnte beispielsweise eine umfassende Mitarbeitenden-Befragung zu diesem Thema
stehen, um insbesondere den Bedarf zu erfragen.