Betreff
Projektabschluss des Klimafolgenanpassungsprojektes Evolving Regions
Vorlage
SV-10-0648
Art
Sitzungsvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Beschlussvorschlag:

 

Aufbauend auf der vorliegenden ‚Roadmap‘ als Klimafolgenanpassungsstrategie im Kreis Coesfeld, erstellt im Projekt Evolving Regions, beauftragt der Kreistag die Verwaltung, das Thema Klimafolgenanpassung weiter zu bearbeiten und die entwickelten Maßnahmen koordinierend bei der Umsetzung zu unterstützen.

 

I. Sachdarstellung

 

Hinweis: Über den aktuellen Projektsachstand erfolgt eine mündliche Berichterstattung in der Sitzung des Ausschusses Umwelt, Klimaschutz, öffentliche Sicherheit und Ordnung am 06.09.2022.

 

Neben der Erreichung der Klimaschutzziele steht auch der Kreis Coesfeld vor der Herausforderung, Anpassungsstrategien an die bereits heute spürbaren vielfältigen Klimawandelfolgen zu entwickeln, wie etwa den Anstieg der Durchschnittstemperatur und die Verschiebung von Niederschlägen, aber auch häufigere und intensivere Extremwetterereignisse wie z.B. Starkregen, Stürme, Hitzewellen und anhaltende Trockenheit.

 

Daher hat der sich Kreis Coesfeld vom 1. März 2021 bis zum 30. September 2022 im Verbund mit sieben weiteren Kreisen am Projekt ‚Evolving Regions‘ beteiligt, das Antworten auf diese Herausforderungen sucht. Das Projekt ist zu 100 % fördermittelfinanziert von der EU und dem Land NRW. Federführend wird es von der Sozialforschungsstelle der TU Dortmund betreut und von verschiedenen Partnern wie dem Deutschen Institut für Urbanistik, der PROGNOS AG, dem BEW (Bildungszentrum für die Ver- und Entsorgungswirtschaft) und weiteren begleitet. Die Projektkoordination im Kreis Coesfeld erfolgte über die fördermittelfinanzierte 50 %-Projektstelle von Frau Dr. Christine Heybl und wird von einem Kernteam begleitet, das sich aus Mitgliedern der Kreisverwaltung und Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen zusammensetzt. Auch der Landrat und der Umweltausschuss-Vorsitzende gehören diesem Steuerungsgremium an.

 

Das Projekt verfolgt das Ziel, konkrete lokalregionale Vulnerabilitäten („Verwundbarkeiten“) gegenüber den klimatischen Veränderungen herauszuarbeiten und mögliche Klimaanpassungsmaßnahmen in diesen Bereichen zu identifizieren. Die Projektstruktur sah vor, zunächst sowohl eine Regions- und Akteursanalyse als auch eine Klimawirkungsanalyse zu erstellen. Darauf aufbauend wurde eine Auswahl von drei zu bearbeitenden Themen getroffen und die Vernetzung der Akteure und das Erstellen von Maßnahmenplänen für gesetzte Visionen und Zielsetzungen vorgenommen. Die ausgewählten Themenbereiche für den Kreis Coesfeld sind: ‚Klimagerechte Siedlungsstrukturen‘, ‚Klimagerechte Landnutzung‘ und ‚Bildung für Klimaanpassung und nachhaltige Kreisentwicklung‘.

 

Der Projektverlauf ist im Kreis Coesfeld bereits weit fortgeschritten. Die Analysen wurden abgeschlossen, wobei die Klimawirkungsanalyse fortwährend vom Institut für Raumplanung der TU Dortmund weiterentwickelt wird. Diese Analyse wird auf dem Geodatenportal des Kreises allen Bürgerinnen und Bürgern und in Form eines interaktiven Analysetools auch den Fachplanerinnen und Fachplanern der kreisangehörigen Städte und Gemeinden zugänglich gemacht. Zu den drei Themenbereichen haben mit Akteuren aus unterschiedlichen Disziplinen und Arbeitsbereichen jeweils sechs Themenfeldworkshops stattgefunden, in denen gewünschte Visionen und Zielsetzungen für das Jahr 2040 gesammelt und gemeinsam konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung erarbeitet wurden. Alle Ergebnisse des Prozesses werden bis Ende September in einen Klimafolgenanpassungs-Fahrplan überführt, der handlungsleitend sein kann für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen in der Region durch die jeweils handelnden Akteure. Die noch nicht gelayoutete Roadmap ist als Anlage beigefügt.

 

Flankiert wurde und wird das Projekt durchgehend von Öffentlichkeitsarbeit. Dazu werden passend zu den anlaufenden Maßnahmen Posts und Artikel im Storytelling-Stil auf der kreiseigenen Website und den Sozialen Medien veröffentlicht. 

 

Zum Projektabschluss hin kann festgehalten werden, dass der wichtige Themenkomplex der Klimafolgenanpassung durch ‚Evolving Regions‘ im Kreis Coesfeld deutlich an Gewicht gewonnen hat:

·         Über 70 regionale Expertinnen und Experten wurden in einem intensiven Beteiligungsprozess zusammengebracht, um erstmals themenfeldübergreifend über die Folgen des Klimawandels und mögliche Anpassungsstrategien zu diskutieren. Dieser Austausch- und Vernetzungsprozess war für alle drei Themenfelder maßgeblich. Bereits aus dem laufenden Prozess heraus haben sich neue interdisziplinäre Arbeitsgruppen gebildet, die über das Projekt hinaus an der Thematik arbeiten möchten.

·         Über die im Entwurf vorliegende Roadmap wird für den Kreis Coesfeld erstmals ein abgestimmtes Handlungskonzept zur Klimafolgenanpassung vorliegen, auf dessen Grundlage die handelnden Akteure konkrete Maßnahmen ergreifen können.

·         Mit der Klimawirkungsanalyse wird den kommunalen Fachplanungen ein wichtiges Tool an die Hand gegeben, dass die Berücksichtigung von Erfordernissen der Klimafolgenanpassung in der kommunalen Planung deutlich erleichtert und auf eine valide Datengrundlage stellt.

·         Bereits während des Projektverlaufes haben sich erste ganz konkrete Projekte entwickelt, die noch vor Projektabschluss zur Umsetzung kommen werden, bspw. Klima-Rundgänge mit Fachplanerinnen und Fachplanern, die sich im gegenseitigen Erfahrungsaustausch über Möglichkeiten der Klimafolgenanpassung in der Stadt- und Siedlungsentwicklung informieren möchten.

·         Über die begleitende Öffentlichkeitsarbeit und eine gemeinsam mit dem Kreis Borken durchgeführte Bürgerinnen- und Bürgerbefragung konnte das Thema Klimafolgenanpassung in die breite Öffentlichkeit getragen werden, da viele Anpassungsmaßnahmen auch auf individueller Ebene stattfinden (müssen).

Die mit Projektablauf vorliegende ‚Roadmap‘ ist ein wichtiger erster Aufschlag, um eine Klimafolgenanpassungsstrategie für die handelnden Akteure im Kreis Coesfeld zu entwickeln. Auch wenn erste Projekte bereits im Prozessverlauf zur Umsetzung kommen, wird es nach Projektende darauf ankommen, durch die Bereitstellung von Informationen, Öffentlichkeitsarbeit, Moderation, Sensibilisierung, Mobilisierung und Multi-Projektmanagement die Umsetzung des Gesamtkonzepts und der Anpassungsmaßnahmen anzustoßen, zu unterstützen und zu begleiten, wie es während des Projektverlaufs durch die geförderte 50 %-Projektstelle erfolgte.

 

Um eine Verstetigung des Themas zu gewährleisten und die von den Projektbeteiligten befürwortete Koordinierungsfunktion durch den Kreis wahrnehmen zu können, könnten Fördermittel über die „Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ im Rahmen der Deutsche-Anpassungs-Strategie (DAS) beantragt werden. Hier wird sich voraussichtlich im Frühjahr 2023 ein weiteres Förderfenster öffnen und eine 80-prozentige Förderung einer auf drei Jahre befristeten (50 %) Projektstelle ermöglichen, wobei Stammpersonal nicht förderfähig ist. Die vorliegende Roadmap aus ‚Evolving Regions‘ würde nach Einschätzung der Verwaltung einen direkten Einstieg in den Förderschwerpunkt A.2 „Umsetzungsvorhaben/ Anschlussvorhaben“ ermöglichen.

 

II. Entscheidungsalternativen

 

Die Roadmap zur Klimafolgenanpassung wird nicht beschlossen bzw. das Thema nicht in koordinierender Rolle durch den Kreis Coesfeld weiterbearbeitet.

 

III. Auswirkungen /Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, Klima)

 

Finanzen: Das Projekt Evolving Regions ist 100 %-fördermittelbasiert.

Personal: Die 50 %-Projektstelle läuft zum 30.09.2022 aus.

IT: /

Klima: Das Projekt Evolving Regions fokussiert auf die Klimafolgenanpassung. Häufig ergeben sich auf Maßnahmenebene aber auch positive Effekte für den Klimaschutz, etwa bei der vermehrten Berücksichtigung von blauen und grünen Infrastrukturen.

 

IV. Zuständigkeit für die Entscheidung

 

Die Entscheidung über die Angelegenheit liegt nach § 26 KrO NRW beim Kreistag.