Betreff
Wasserstoff – Perspektiven für den Kreis Coesfeld
Vorlage
SV-10-0848
Aktenzeichen
01
Art
Sitzungsvorlage

Beschluss:

 

ohne

Der Bericht wird zu Kenntnis genommen.

Sachdarstellung

 

Grüner Wasserstoff ist ein zentraler Energieträger für die klimaneutrale Transformation der Wirtschaft für die Bereitstellung von Prozessenergie und für die Mobilität insbesondere im Schwerlastverkehr. Die Machbarkeitsstudie Wasserstoff für den Kreis Coesfeld aus dem Jahr 2021 kommt zu dem Ergebnis, dass bis 2040 rund ein Drittel des Wasserstoffbedarfs im Kreis Coesfeld aus abgeregeltem Strom aus Windkraft- und PV-Anlagen gewonnen werden kann. Zwei Drittel des Bedarfs werden demnach für eine verlässliche Wasserstoffversorgung importiert werden müssen.

 

Neben der individuellen energetischen Transformation auf der betrieblichen Ebene bedarf es somit auch des Ausbaus einer geeigneten Infrastruktur, damit der Wasserstoff von den Quellen (Eigenerzeugung und Import) zu den Senken (Unternehmen und Tankstellen) gelangen kann. Die Gastransportnetzbetreiber starten inzwischen die ersten Projekte, um bestehende Pipelinetrassen für den Energieträger Wasserstoff umzunutzen. Mehrere dieser Projekte queren den Kreis Coesfeld in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung. Zur Standortsicherung und –stärkung muss es gemeinsames Ziel des Kreises, der Städte und Gemeinden, Zugang zu diesen überregionalen Wasserstoffinfrastrukturen zu bekommen. Um die Versorgungssicherheit der hiesigen Wirtschaft sicherzustellen müssen bereits in den kommenden Jahren die Netzverknüpfungspunkte und die daran anschließenden Verteilnetze geplant werden. Hierzu haben bereits erste Gespräche mit den Transportnetzbetreibern und den übrigen Netzgesellschaften im Kreis stattgefunden. Die für den Kreis Coesfeld relevanten Planungen der Transportnetzbetreiber und mögliche Wege, Zugänge zu diesen Pipelines zu bekommen, werden in der Sitzung vorgestellt.

 

Für einen Markthochlauf im Mobilitätssektor bedarf es eines hinreichend dichten Netzes an Wasserstofftankstellen in der Region. Aktuell verfügt das Münsterland lediglich über eine Tankstelle der Westfalen AG in Münster-Amelsbüren. Weitere Standorte sind jedoch geplant. Über den aktuellen Planungsstand im Kreis Coesfeld und im Münsterland wird ebenfalls in der Sitzung berichtet.

 

Darüber hinaus soll die Bewerbung als „HyPerformer“ im Förderprogramm HyLand des BMDV vorgestellt werden: Der Kreis Coesfeld bewirbt sich zusammen mit den Kreisen Borken, Steinfurt und Warendorf sowie auf niedersächsischer Seite dem Emsland und der Grafschaft Bentheim als „HyPerformer“. Es handelt sich hierbei um eine Förderung im sogenannten HyLandprogramm des Verkehrs-Ministeriums (BMDV), das auf eine Aktivierung der Wasserstoffmärkte in bestimmten Vorreiter- bzw. Leuchtturmregionen abzielt. Aufbauend auf der in 2022 erstellten Wasserstoff-Potenzialanalyse wird die Bewerbung gerade im Kreis Coesfeld durch etliche Logistiker unterstützt, die parallel zum Aufbau der Tankinfrastruktur ihre Fahrzeugflotten auf Wasserstoff umstellen würden. Das Bild runden mehrere große Industrieunternehmen ab, die Ihren Energiebedarf zu einem möglichst hohen Anteil auf Wasserstoff umstellen wollen (u. a. Fa. Suwelack, Hagemeister, Venneker, Weiling).

Die Fördersumme von 15 Mio. € würde zu gleichen Teilen auf die sechs Kreise aufgeteilt. Die Summe würde durch das MWIKE auf NRW-Seite nochmals um 10 Mio. € aufgestockt, so dass dem Kreis Coesfeld insgesamt ca. 5 Mio. € zur Verfügung stehen würden für eine Tankstelle der Westfalen AG im Süden von Coesfeld und für die Elektrolyse-Anlage der GFC am Standort Coesfeld-Höven zur Produktion von grünem Wasserstoff. Eine Verkündung der HyPerformer könnte bereits Ende April erfolgen. Bis zur endgültigen Freigabe der Mittel würde es aber voraussichtlich bis Anfang 2024 dauern.

 

Zum Pilotprojekt der GFC an der Deponie Coesfeld-Höven kann folgender Sachstand mitgeteilt werden:

Neben dem HyPerformer gibt es aktuell mehrere Förderaufrufe für Elektrolyseure, an denen die GFC teilnehmen wird. Um die Förderchancen zu erhöhen wurde dieser Tage eine gemeinsame Bewerbung mit der FH Münster vereinbart. Die von der GFC geplante Elektrolyse mit einer Leistung von 1-2 MW befindet sich bereits in der Genehmigungsphase, so dass nach Genehmigung und Förderzusage mit dem Bau und vielleicht sogar schon dem Betrieb der Anlage in 2024 begonnen werden könnte.