Lippebrücke in Datteln-Ahsen
Nach Sichtung der Untersuchungsergebnisse und intensiver Abwägung steht fest: Die Lippebrücke in Datteln-Ahsen (K9) kann nicht wieder freigegeben werden. Die Sperrung gilt für den Autoverkehr, aber auch für Fußgänger und Radfahrer, da die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist.
Grundsätzlich gilt: Die Brücke ist bis auf weiteres für jegliche Nutzung voll gesperrt.
Hintergrund
Im Sommer 2017 war eine Fachfirma zu dem Ergebnis gekommen, dass die Brücke nur noch unter bestimmten Auflagen nutzbar ist. Darum sind Portale angebracht worden, die große Fahrzeuge an der Durchfahrt gehindert haben. Zu den Auflagen gehörte auch die regelmäßige Kontrolle der Brücke. Die Fachfirma ist darüber hinaus zu dem Schluss gekommen, dass die Brücke maximal eine Restnutzungsdauer von fünf Jahren hat. Dass die Schäden in so kurzer Zeit so drastisch sein würden, war nicht abzusehen.
Fragen und Antworten zum Neubau der Brücke
Die künftige Lippebrücke zwischen Datteln-Ahsen und Olfen wird sich in gleicher Lage (also am gleichen Standort) wie die vorhandene Brücke befinden. Das ist eine Voraussetzung, um als „Ersatzbauwerk“ (Neubau) auf ein aufwendiges und damit zeitintensives Genehmigungsverfahren verzichten zu können und alles „schlank“ zu halten.
Eine rechtssichere Begleitung ist allerdings erforderlich, um das Risiko von Baustopps während des Baubetriebes zu minimieren.
Die Brücke wird voraussichtlich auch höhengleich an die vorhandenen Straßenkörper auf beiden Kreisseiten anschließen, sodass auch keine umfangreichen und zeitintensiven Straßenbaumaßnahmen erforderlich sind.
Sie soll als integrales Bauwerk über die Lippe „gespannt“ werden und ohne Pfeiler von einer Lippeseite auf die andere führen. Damit können auch die naturschutz- und wasserrechtlichen Maßgaben eingehalten werden. Sie wird zwei Fahrspuren für Kraftfahrzeuge und eine eigene Spur für Fußgänger und Radfahrer bekommen. Der Rad- und Fußweg wird auf der Nordwestseite der Straße in Verlängerung des bereits auf der Coesfelder Seite bestehenden Wegeverlaufes geführt.
Die Brücke erfüllt damit bereits alle verkehrlichen Anforderungen an einen späteren Anschluss einer Ortsumgehung.
Die Untersuchungen des Ingenieurbüros Bockermann Fritze Ingenieur Consult haben ergeben, dass es bei einer so langen Brücke machbar ist.
Die Brücke besteht aus Hohlkästen aus Stahl, die bereits im Werk vorgefertigt werden können; das spart Zeit und benötigt weniger Platz vor Ort auf der Baustelle. Es bietet darüber hinaus den Vorteil, die Bauteile in zwei oder ggf. drei Abschnitten von der Coesfelder Seite auf der vorhandenen Straße vorzubereiten und dann mittels Kran einzuheben. Das vermindert die bauliche Belastung in Ahsen. Für den Bau der Brücke ist allerdings je nach Anzahl der Bauteile mindestens eine Hilfsstütze erforderlich.
Auf die Stahlbauteile werden Betonplatten montiert, die dann mit Bewehrung versehen ausbetoniert werden. Es gibt bereits vergleichbare Bauwerke in Nordrhein-Westfalen.
Zum jetzigen Zeitpunkt einen Termin zu nennen, wäre unseriös. Dafür gibt es zu viele Faktoren, die nicht in unserer Hand liegen. Der Kreis Recklinghausen, der bei dieser Baumaßnahme die Federführung hat, bereitet gerade die Ausschreibung der Leistungsphasen 3+4 vor (Entwurfsplanung und Genehmigungsplanung). Diese Leistungsphasen sehen die konkrete Planung für Abriss und Neubau sowie die notwendigen Genehmigungen nach Wasserschutz- und Umweltrecht u.a. vor.
Dies beinhaltet auch die Erarbeitung von Bodengutachten und die Kampfmittelsondierung, da die Brücke aufgrund der geplanten Bauweise eine Tiefgründung erfordert, damit die Last der Brücke auf tiefere Schichten übertragen werden können.
Parallel dazu bereiten die beiden Kreisverwaltungen die Vorlagen für die Kreistage vor, damit die Baubeschlüsse für die Brücke gefasst werden können. Aus rechtlichen Gründen dürfen erst im Anschluss daran die Aufträge für Abriss und Neubau vergeben werden.
Das komplexe Bauvorhaben ist nicht nur bautechnisch, sondern auch rechtlich und logistisch eine Herausforderung.
Die Planung und Realisierung ist bei Bauwerken, insbesondere bei öffentlich geförderten, an Voraussetzungen geknüpft. Die Brücke steht in einem Naturschutzgebiet mit höchsten Anforderungen, die sowohl für den Abriss als auch für den Neubau eine besondere Herausforderung darstellen. Außerdem erschweren schmale und verwinkelte Straßen in Ahsen den Transport von Baumaterialien und großen Geräten.
Die Landräte und Bürgermeister haben sich dafür ausgesprochen, dass die Lippebrücke zwischen Datteln- Ahsen und Olfen durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt werden soll, um keine zusätzlichen, langjährigen Genehmigungsverfahren durchführen zu müssen. Als Interimslösung käme daher nur eine zusätzliche Brücke an anderer Stelle in Frage. Das aber würde zusätzliche Bautätigkeiten zur Folge haben, vor allem aber umfangreiche Genehmigungsverfahren in einem Gebiet mit sehr hohen naturschutz- und wasserrechtlichen Anforderungen. Für die Anwohner hätte das deutlich mehr Nachteile und keinen Zeitvorteil.
Darum haben Dr. Christian Schulze Pellengahr (Landrat Kreis Coesfeld), Cay Süberkrüb (Landrat Kreis Recklinghausen), Wilhelm Sendermann (Bürgermeister Stadt Olfen) und André Dora (Bürgermeister Stadt Datteln) am 12. März 2019 sich in einer gemeinsamen Sitzung in Olfen dafür ausgesprochen, dass es einen Neubau an gleicher Stelle ohne Interimslösung geben soll. Die endgültige Entscheidung über einen Baubeschluss treffen jedoch die beiden Kreistage.
Beim Abriss der alten Brücke müssen auch die Widerlager (Fundamente) der Brücke beseitigt werden. Dies führt zu umfänglichen Eingriffen in den Boden der Böschungsbereiche. Diese „Löcher“ müssen gesichert und sofort wieder geschlossen werden, um die Funktion des Deiches zum Hochwasserschutz aufrecht zu halten. Darum ist es sinnvoll, die vermutlich vier Wochen dauernden Abrissarbeiten unmittelbar vor Baubeginn durchzuführen.
Baustellen von diesem Ausmaß gehen immer mit baubedingten Belastungen durch Lärm, Staub und Baustellenverkehr einher.
Die Kreisverwaltungen werden aber alles tun, die bauzeitbedingten Störungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten. In den weiteren Planungsprozess werden daher auch die Fragestellungen zu den bauzeitbedingten Auswirkungen begutachtet.
Es zeichnet sich ab, dass der Abbruch der Brücke überwiegend von der Ahsener Lippeseite, der Neubau der Brücke überwiegend von der Olfener Lippeseite durchgeführt wird. Der direkte Baustellenverkehr muss aufgrund der örtlichen Situation über temporäre Baustraßen direkt zur Brücke geführt werden.
Der Kreisausschuss RE hat in öffentlicher Sitzung am 20.02.2018 unter TOP 3 (Vorlage-Nr. 2018/030) folgenden einstimmigen Beschluss gefasst:
„Die Verwaltung wird beauftragt die Planung /en sowie die Ermittlung der Kosten durchzuführen, die Finanzierung und die Zuwendung sicherzustellen und sämtliche rechtlichen Voraussetzungen bis hin zum Planfeststellungsbeschluss zusammen mit dem Kreis Coesfeld zu schaffen. (Planfeststellungsbeschluss bis einschließlich Genehmigungsplanung).“
Der endgültige Baubeschluss auf Grundlage der Pläne obliegt anschließend den Kreistagen aus Coesfeld und Recklinghausen, da diese Lippebrücke jeweils zur Hälfte den beiden Kreisen gehört.
Fragen und Antworten zur Brückensperrung
Bei einer Untersuchung der Lippebrücke im April stellten Fachleute der Kreisverwaltung Recklinghausen sowie einer Fachfirma ein hohes Sicherheitsrisiko fest. Auf Grund von Einsturzgefahr musste die Brücke in Datteln-Ahsen am 13. April 2018 auf unbestimmte Zeit komplett gesperrt werden
Die Sperrung der Lippebrücke gilt für alle. Die Brücke stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Betreten oder Befahren ist untersagt. Die Sperrung gilt für Kraftfahrzeuge jeglicher Art, aber auch für Fußgänger und Radfahrer. Kanuten müssen berücksichtigen, dass wegen der Einsturzgefahr auch die Lippe im Bereich der Brücke gesperrt ist.
Durch die Sperrung der Brücke entfällt die Direktverbindung von Ahsen (Kreis Recklinghausen) nach Olfen (Kreis Coesfeld). Die ausgeschilderte Umleitung für Kraftfahrzeuge führt über Flaesheim (Haltern am See) und den Flaesheimer Damm. Detaillierte Informationen zur Umleitung sowie eine Graphische Darstellung befinden sich in der im Folgenden bereitgestellten PDF-Datei:
- Umleitungsplan (PDF-Datei / 280 Kb)
Für Fahrradfahrer gibt es ebenfalls eine ausgeschilderte Umleitung. Sie verläuft östlich von Ahsen auf verkehrsarmen und asphaltierten Wegen (s. Umleitung Ahsen-Olfen). Die Strecke führt über den „Uferweg“ bis zur B235 und weiter über die Straße „Zum Krähenbusch“. Einen Überblick über den gesamten Streckenverlauf ist in der angefügten Grafik (PDF) zu finden. Die Sperrung der Lippebrücke sowie die Umleitungen sind darüber hinaus im Kartennetz von „Radroutenplaner NRW“ integriert.
Es besteht die Gefahr, dass Teile des Bauwerkes herabfallen. Daher betrifft die Sperrung auch die Bereiche unter und neben der Brücke, auf dem Wasser und auch am Ufer. Allerdings ist der Bereich zwischen der B235 und der Lippebrücke in Ahsen derzeit wegen der Lippe-Renaturierung ohnehin gesperrt. Für Kanuten endet daher die Fahrt auf der Lippe an der regulären Ein- und Aussatzstelle Haus Rauschenburg oberhalb von Ahsen. Die Einstiegsstelle in Datteln-Ahsen ist von der Coesfelder Uferseite für die Fahrt flussabwärts frei.
- Download: Plan mit den Ein- und Ausstiegsstellen (PDF-Datei / 1,1 Mb)
Die Untersuchung der Lippebrücke am 13. April 2018 hatte ergeben, dass die Brücke zunächst für weitere Kontrollen komplett gesperrt bleiben musste. Dabei wurden sowohl die Fahrbahn als auch die Unterseite der Brücke genauer in Augenschein genommen. Nach Sichtung der weiteren Untersuchungsergebnisse und intensiver Abwägung steht fest, dass die Lippebrücke in Datteln-Ahsen (K9) nicht wieder freigegeben werden kann. Der Winter 2017/2018 hat dem bereits angeschlagenen Bauwerk zusätzlich zugesetzt: Die bekannten Schäden der Brücke sind in den ersten Wochen des Jahres 2018 so weit fortgeschritten, dass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist.
Die Fünf-Feld-Brücke wurde hauptsächlich aus Stahl und Beton gebaut. Sie ist insgesamt 110 Meter lang und 5,10 Meter breit. Vor der Sperrung fuhren in den letzten Jahren im Schnitt 5.500 bis 6.000 Kraftfahrzeuge täglich über die Verbindung zwischen Ahsen und Olfen. Die Brücke stammt aus dem Jahr 1922 und war seinerzeit für Pferdefuhrwerke ausgelegt.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Lippebrücke zu einer Hauptverbindung zwischen Ahsen und Olfen entwickelt. Die Verkehrslast wuchs stetig, immer größere und schwerere LKW und landwirtschaftliche Fahrzeuge haben den Verschleiß beschleunigt. Auch die Witterung, besonders im Winter, setzte der Bausubstanz der Brücke zu: Durch das Streuen bei Frost und Glätte gelangen Salze in die Zwischenräume der aufliegenden Bauelemente und greifen die Gelenkträger aus Stahl und Beton an.
Die vor 100 Jahren verarbeiteten Materialien und die technische Planung entsprechen ebenfalls nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Eine Konstruktion mit Gerbergelenken, wie an der Lippebrücke, kommt bei solchen Bauwerken heute nicht mehr zum Einsatz.
- Download: Plan der Brücke (PDF-Datei / 360 Kb)
Bereits im Sommer 2017 war ein Gutachter zu dem Ergebnis gekommen, dass die Brücke nur noch unter bestimmten Auflagen nutzbar ist. Das Befahren war seit diesem Zeitpunkt nur noch für Fahrzeuge mit einer Nutzlast von 3,5 Tonnen zulässig. Im Zuge dessen sind Portale angebracht worden, um große Fahrzeuge an der Durchfahrt zu hindern. Zu den Auflagen gehörte auch die regelmäßige Kontrolle der Brücke in monatlichen Abständen. Der Gutachter ist darüber hinaus zu dem Schluss gekommen, dass die Brücke maximal eine Restnutzungsdauer von fünf Jahren besitzt.
Es gab Pläne des Landes, eine Ortsumgehungsstraße in Datteln zu bauen, um die B235 zu entlasten. Die Kreise Recklinghausen und Coesfeld hatten deshalb im Jahr 2014 geplant, in diesem Zuge eine neue Lippebrücke in Verlängerung der Ortsumgehung zu bauen. Auf Nachfrage der beiden Landräte im Sommer 2017 folgte Ende Oktober die Antwort der neuen Landesregierung, dass die Ortsumgehung in Ahsen aus der Prioritätenliste des Landes herausgenommen worden ist. Nach einem Termin mit der Bezirksregierung unter Beteiligung des Landes im Dezember 2017 haben beide Kreise in der ersten Sitzungsfolge 2018 den landesunabhängigen Bau einer neuen Lippebrücke zwischen Datteln und Olfen beschlossen. Der Kreis Recklinghausen hat darüber hinaus das Verfahren für den Bau der Ortsumgehungsstraße in Trägerschaft des Kreises auf den Weg gebracht.
Bei den Planungen rund um die neue Lippebrücke wird parallel an zwei Lösungsmöglichkeiten gearbeitet. Zum einen wird überprüft, ob Übergangslösungen für Fußgänger und Radfahrer bis zur Fertigstellung der neuen Brücke geschaffen werden können. Ob das möglich sein wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht fest.
Des Weiteren werden die Planungen und Arbeiten für die neue Brücke mit Hochdruck weiter vorangetrieben. Das komplexe Bauvorhaben ist nicht nur bautechnisch sondern auch logistisch eine Herausforderung: schmale und verwinkelte Straßen in Ahsen und Olfen erschweren den Transport von Baumaterialien und großen Geräten. Darüber hinaus müssen bei der Planung der neuen Brücke Naturschutz-Auflagen rund um die Lippe miteinbezogen werden, da es sich um ein streng geschütztes Gebiet handelt.
Die Planung und der Bau einer neuen Brücke sind komplexe Verfahren mit technischen Herausforderungen. Der Kreis Recklinghausen und der Kreis Coesfeld streben an, die Lippebrücke zwischen Ahsen und Olfen so schnell wie möglich neu zu bauen. Dabei sind jedoch neben den Abstimmungsprozessen auch gesetzlich vorgeschriebene Vorgehensweisen zu beachten – diese benötigen Zeit. Wann genau die neue Brücke fertig seien wird, ist daher noch nicht genau abzusehen. Voraussichtlich müssen für das Bauvorhaben zwischen fünf und zehn Jahre eingeplant werden.