Sitzung: 19.09.2017 Ausschuss für Finanzen, Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorlage: SV-9-0919
Der
Ausschussvorsitzende Dr. Gochermann begrüßt die Gäste der wfc GmbH – den Geschäftsführer
Herrn Dr. Grüner sowie Frau Dr. Tacke-Klaus und Herrn Wilms – und übergibt dann
das Wort an Herrn Dr. Grüner.
Dieser
richtet einige einleitende Worte an die Anwesenden. Sodann übergibt er das Wort
zum Thema Fachkräftegewinnung an Frau Dr. Tacke-Klaus. Zu diesem Schwerpunkt
sei bei der wfc GmbH eine halbe Stelle für drei Jahre eingerichtet worden, die
von Frau Eckart und Frau Dr. Tacke-Klaus ausgefüllt werde.
Frau
Dr. Tacke-Klaus führt aus, dass das Thema Fachkräftegewinnung über viele
Bausteine aufgegriffen werde. Zu diesem Thema hält sie die als Anlage
beigefügte Power-Point-Präsentation (Anlage zu TOP 1 Präsentation
Fachkräftegewinnung).
Unter
anderem berichtet sie davon, dass über eine Kooperation mit der FH Münster
niederländische Studenten ins Münsterland in Unternehmen im Münsterland gelotst
werden sollen.
Hierzu
berichtet der Ausschussvorsitzende Dr. Gochermann, dass bei diesen
Cross-Border-Projekten die FH nur ein möglicher Projektpartner sei. So gebe es
etwa ein solches Projekt, das sich gezielt an Studienabbrecher wende.
Im
Anschluss berichtet Dr. Grüner zum Thema zdi (Zukunft durch Innovation.NRW).
Der Kreis Coesfeld habe erfolgreich an einer Ausschreibung teilgenommen und
habe den Status eines zdi-Trägers erlangt. Dies sei – aufgrund der zeitlichen
Gestaltung des Ausschreibungsverfahrens – ein Ergebnis engagierter Arbeit. Insbesondere
Herr Mohring, Beschäftigter des Kreises Coesfeld, und Herr Leydag, ehemaliger
Schulleiter des Annette-von-Droste-Hülshoff Gymnasiums in Dülmen, seien hier
hervorzuheben. Der Ausschussvorsitzende Dr. Gochermann äußert ebenfalls Lob und
Dank.
Ktabg.
Lütkecosmann stellt in Bezug auf die Fachkräftegewinnung fest, dass
zielgerichteten Aktivitäten auf diesem Bereich eine Bedarfsermittlung vorausgehen
müsste.
Dr.
Grüner entgegnet, dass Fachkräfte zurzeit in den unterschiedlichsten Bereichen
benötigt würden. Daher sei es sinnvoller, den Fokus auf eine möglichst breite
Ansprache zu legen. Mit Blick auf die dortige Arbeitslosenquote sei auch die
Gewinnung von Fachkräften aus Niederlanden ein erfolgsversprechendes
Handlungsfeld.
Im
Anschluss referiert Herr Wilms zum Thema Breitbandausbau (Anlage zu TOP 1
Präsentation Breitbandausbau). Dieser schreite im Moment zügig voran. Dies sei
auch erforderlich, da eine zunehmende Nutzung des Internets zu verzeichnen sei.
So stiegen etwa kleine und mittlere Unternehmen von proprietären Servern auf
Cloud-Lösungen um. Zudem sei ein wichtiger Treiber des Datenverkehrs die
machine to machine-Kommunikation über das Internet. Insbesondere auch die
Versorgung der Schulen mit schnellen Internetzugängen sei ein wichtiges
Handlungsfeld.
In
privaten Polygonen sei bisher keine Anfragebündelung endgültig gescheitert. Der
private Ausbau sei insgesamt durch eine starke Dynamik gekennzeichnet. Hinzu
käme, dass sich zurzeit ein vierter Netzanbieter auf dem Gebiet des Kreises
Coesfeld einbringen wolle.
Diese
Dynamik erstrecke sich jedoch nicht auf die Gewerbetreibenden: So hätten 60 %
der Gewerbetreibenden theoretisch Zugriff auf Breitbandinternet, jedoch
behaupteten 70 %, das sie einen solchen Zugang gar nicht benötigten. Auch in
neuen Gewerbegebieten seien beispielsweise nur 4 von 25 Anliegern interessiert.
Dies sei ein Indikator für Aufholbedarf bei der Digitalisierung.
Ktabg.
Kunstlewe erkundigt sich bei Herrn Wilms, ob die Schulen tatsächlich über
Breitbandanschlüsse verfügten. Herr Wilms führt hierzu aus, dass dies annähernd
der Fall sei – zumindest sei der Anschluss der Schulen vertraglich zugesichert.
Im Bundesvergleich stehe der Kreis Coesfeld insgesamt relativ gut da.
Ktabg.
Dr. Wennig erkundigt sich, wie einzelnen interessierten Gewerbetreibenden ein
Glasfaseranschluss ermöglicht werden könne, wenn ein Großteil nicht an einem
Glasfaseranschluss interessiert sei. Dies sei nicht pauschal beantwortbar, es
ließen sich jedoch individuelle Lösungen finden, so Herr Wilms. Dem stimmt auch
Dr. Grüner zu. Er führt näher aus, dass etwa in Hamern eine Zwischenlösung über
Richtfunk gefunden werden konnte. Mittlerweile habe die Deutsche Glasfaser
einen Glasfaserausbau zugesagt. Der Bund habe versucht, zu eruieren, wie viele
Leute wegen mangelnder Internetversorgung wegzögen – im Moment seien dies nicht
viele.
Nicht
jeder sei bereit gewesen, an der Nachfragebündelung in Rorup und Buldern
teilzunehmen, so Ktabg. Bontrup. Dies sei vor dem Hintergrund, dass Kosten in
Höhe von 2.500 € bis 3.000 € zu erwarten sein, nicht überraschend. Fraglich sei
jedoch, wie mit Nachzüglern umgegangen werden soll, die sich erst im Nachhinein
für einen Glasfaseranschluss entschlössen.
Im
Moment seien Take-Raten von 85 % im Außenbereich zu verzeichnen, so Herr Wilms.
In Einzelfällen könnte auch nachträglich hinzukommenden Interessenten
entgegengekommen werden. Es gehe darum, dass Nachbarn und Netzbetreiber zusammenkämen
– die wfc könne hierbei vermitteln. Im Moment gebe es keine Standardlösung für
den Umgang mit Nachzüglern.
Ktabg.
Bontrup erläutert, dass auch in dem von ihm geschilderten Fall ein
Lösungsentwurf stehe.
In
Lüdinghausen sei die Nachfragebündelung seines Wissens nach gescheitert, so
Ktabg. Kortmann.
Hierzu
führt Herr Wilms aus, dass am 09.09. der Abschluss gewesen sei. Die Deutsche
Glasfaser habe einen Teilausbau in Aussicht gestellt. Man rechne zudem mit
einer späteren Aktivierung weiterer Interessenten. Im Moment werde noch von
einem Vollausbau ausgegangen. Dies bestätigt auch Dr. Grüner. Bisher sei die
Wirtschaftlichkeitsschwelle letztlich immer überschritten worden. Nur der
Ausbau des Gewerbegebietes in Billerbeck konnte nicht über private Initiative
erreicht werden.
Ktabg.
Kortmann möchte wissen, was die Breitbandversorgung für Unternehmen koste.
Laut
Herr Wilms seien hierfür 200 € – 400 € zu veranschlagen. Die günstigsten
Verträge begännen bei 80 € – 90 €, hier seien jedoch Einschränkungen hinzunehmen.
Es sie mit einer Mindestvertragslaufzeit von 36 Monaten und mehr zu rechnen.
Insbesondere Handwerker verglichen die Unternehmensverträge mit Verträgen für
Privatpersonen und erachteten diese für unwirtschaftlich. Hierbei ließen sie
jedoch häufig außer Acht, dass Unternehmensverträge auch ein höheres
Servicelevel umfassten, etwa mit Blick auf die Reaktionszeit, in der auf
Störungen reagiert werde.
Aus
Sicht des Ktabg. Kummann liefere die wfc gute Arbeit und Unterstützung.
Der
Ausschussvorsitzende Dr. Gochermann weist darauf hin, dass seiner Einschätzung
nach viele Betriebe die Digitalisierung nicht als wichtiges Handlungsfeld
wahrnehmen würden. Er erkundigt sich, wie diese sensibilisiert werden könnten.
Dieses
Thema werde bei Veranstaltungen und Unternehmensbesuchen angesprochen, so Dr.
Grüner. Es sei ein bekanntes Thema: 80 % bis 85 % der Unternehmen seien nicht
für den Breitbandausbau sensibilisiert. Es sei eine wichtige Aufgabe, den
Unternehmen ihren eigentlichen Bedarf klarzumachen.
Welche
Zielvorstellung bei dem Breitbandausbau verfolgt werde, möchte Ktabg. Koch
wissen. Werde etwa bis 2020 eine bestimmte Quote angestrebt, könnte eine
hundertprozentige Versorgung erreicht werden und welche persönliche Zielvorgabe
habe sich Herr Wilms als Breitbandkoordinator gesetzt?
Dieser
antwortet, dass es eine grundsätzliche Skepsis gegen Vertreter-Figuren gebe.
Deshalb sei die Nachbarschaftsdynamik wichtig, hilfreich und hoffentlich noch
lange anhaltend. Im Innenbereich sei ein privatwirtschaftlicher Netzausbau
nicht möglich. Zudem solle der Staat der Theorie nach nur da korrigierend beim
Breitbandausbau eingreifen, wo der Markt tatsächlich versage. Insgesamt sei
eine Prognose schwierig. 100 % seien ein willkommenes Ziel, allerdings könne
der Markt nicht dazu gezwungen werden. Privates Ziel des Herrn Wilms sei es,
dass jeder im Kreis Coesfeld 2022 die Möglichkeit haben solle, die WM in 4K zu
schauen.
Ktabg.
Lütkecosmann erkundigt sich, weshalb Vectoring bei der Betrachtung der wfc außen
vor bleibe.
Herr
Wilms entgegnet ihm, dass es sich bei Vectoring um eine Brückentechnologie
handele. Ein kurzfristiger kompletter Umstieg auf Glasfaser sei mit Kosten von
60 – 100 Mrd. € verbunden. Vectoring sei im Verhältnis dazu günstiger und daher
ein Investitionshemmnis für die Glasfasertechnologie.
Ktabg.
Bontrup wundert sich darüber, dass der Kreis Coesfeld den Breitbandausbau
unterstütze, die untere Naturschutzbehörde jedoch finanzielle Forderungen
gegenüber den Ausbauenden erheben würde. Er möchte wissen, ob diese Forderungen
nicht aus Haushaltsmitteln des Kreises Coesfeld beglichen werden könnten.
Die
untere Naturschutzbehörde arbeite so wohlwollend und unbürokratisch wie
möglich, so Kreisdirektor Gilbeau. Mehr sei nicht möglich.
Sodann
berichtet Dr. Grüner anhand der beigefügten PowerPoint-Präsentation über das
Projekt Push 3D (Anlage zu TOP 1 Präsentation PUSH.3D-Druck).
Der
Ausschussvorsitzende Dr. Gochermann bedankt sich für den Vortrag des Dr.
Grüner. Er unterstreicht die Bedeutung des 3D-Drucks als Fertigungsverfahren,
das nicht unterschätzt werden dürfe. Auch eine ausreichende Breitbandversorgung
sei für diese Technologie förderlich.
Ktabg.
Kortmann weißt bezugnehmend auf die Theorien von Jeremy Rifkin darauf hin, dass
sich die Gesellschaft mittels der zunehmenden Vernetzung von Individuen und
Dingen ein kollaboratives Wirtschaftssystem hervorbringen werde, indem die
Grenzkosten von Produkten gen Null fallen würden. Demzufolge sei davon
auszugehen, dass sich 3D-Druckpläne mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder
später umsonst im Internet finden ließen. An Dr. Grüner gerichtet stellt er die
Frage, wo dieser den Markt in zehn Jahren sehen würde?
Auch
in zehn Jahren sieht Dr. Grüner noch die Wichtigkeit der Dienstleistungen über
individualisierte 3D-Druckverfahren als gegeben an. Diesem setzt Ktabg.
Kortmann nochmal entgegen, dass die Pläne auf Zeit wohl kostenlos im Internet
verfügbar sein würden.
Das
grundsätzliche Risiko der Urheberschaftsverletzung sei gegeben, so Dr. Grüner.
Die Verlagerung auf individuelle 3D-Druck-Produktionsverfahren sei ein
dauernder Prozess mit unbekanntem Ausgang. Auch die weitere Entwicklung der
Wirtschaft insgesamt sei mit Blick auf die Auswirkungen der technologischen
Entwicklung beobachtenswert.
Der
Ausschussvorsitzende Dr. Gochermann pflichtet bei, dass die Wertschöpfung vor
allem bei der Produktion, der Verarbeitung und der Logistik zu verzeichnen sei.
Daher dürfe die Entwicklung des 3D-Drucks nicht unterschätzt werden.
Sodann
informiert Dr. Grüner anhand der beigefügten PowerPoint-Präsentation über den
Markenprozess für das Münsterland (Anlage zu TOP 1 Marke Münsterland
Präsentation Ergebnisse Phase 1; Hinweis:
Diese Anlage wird aufgrund eines erheblichen Mehraufwandes beim Druck bedingt
durch die hohe Seitenzahl und die Farbgestaltung ausschließlich elektronisch
zur Verfügung gestellt). Für Fragen stehe außerdem Herr Ehling zur Verfügung.
Die
Präsentation der Ergebnisse des Markenfindungsprozesses sei gut besucht
gewesen, so der Ausschussvorsitzende Dr. Gochermann. Die Ideen seien auf ein
positives Echo der Verwaltungsspitzen gestoßen.
Ktabg.
Kortmann merkt an, dass der kultiviertesten Landlust wohl Maiswüsten im Wege
stünden. Aus Sicht des Ausschussvorsitzenden Dr. Gochermann wiederum sei die
Konzentration auf den ländlichen Aspekt des Münsterlandes positiv zu bewerten.