Beschluss: geändert beschlossen

Abstimmung: Ja: 8, Nein: 4, Enthaltungen: 2, Befangen: 0

Beschluss:

 

Dem Kreisausschuss wird empfohlen, dem Kreistag folgenden Beschlussvorschlag zu unterbreiten:

 

1.    Der Antrag des Deutschen Kinderschutzbundes auf Finanzierung einer Fachstelle gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Kreis Coesfeld wird aufgrund des bestehenden vielschichtigen Angebotes an Beratung und Hilfen abgelehnt.

Form der Abstimmung:     offen per Handzeichen

Abstimmungsergebnis:     8 JA-Stimmen

4 NEIN-Stimmen

2      Enthaltungen

 

2.    Die Verwaltung wird beauftragt, in enger Kooperation mit den weiteren Akteuren (u. a. Kommunen, Jugendämtern, Runder Tisch gegen Gewalt an Frauen und Kindern, Kreispolizeibehörde, Kommunale Präventionsketten mit dem Deutschen Kinderschutzbund, Schulsozialarbeit etc.) sich zum Themenkomplex „Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ weiter zu vernetzen und die Bedarfe zu prüfen, ob hier künftig ggf. bestehende Angebote angepasst, fortentwickelt und erweitert werden müssen.

 

Form der Abstimmung:     offen per Handzeichen

Abstimmungsergebnis:     einstimmig

 


Ktabg. Schäpers stellt im Namen der SPD den Antrag, Frau Kerckhoff in ihrer Funktion als Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes KV Coesfeld Rederecht einzuräumen. Diesem Antrag wird einstimmig zugestimmt.

 

Frau Kerckhoff führt aus, dass Gewalt gegen Kinder ein aktuelles Problem darstelle. Den von Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen würden sich bei dem Versuch, Hilfe zu holen, verschiedenste Hindernisse in den Weg stellen. Insbesondere im ländlichen Bereich sei die Erreichbarkeit von Beratungsstellen besonders schwierig, da die Wege oft zu weit seien. Selbstverständlich gäbe es im Kreis Coesfeld bereits ein breit aufgestelltes Angebot. Durch das neue Konzept des Deutschen Kinderschutzbundes Kreisverband Coesfeld (DKSB KV Coesfeld) für eine Fachstelle gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Kreis Coesfeld soll ein sehr niedrigschwelliges Angebot geschaffen werden. Neben festen Beratungsangeboten sollen hierfür auch individuell vereinbarte flexible Beratungstermine in allen 11 Städten und Gemeinden des Kreises Coesfeld angeboten werden. Diese sollen nicht in öffentlichen Gebäuden wie z. B. Rathaus stattfinden, sondern an Orten, an denen sich die Kinder und Jugendlichen sowieso aufhalten wie z. B. Jugendzentren.

Als Begründung für den Beschlussvorschlag habe die Verwaltung unter anderem die Ergebnisse der Befragung aus 2017 angeführt. Eine Fragestellung bezog sich hierbei auf generelle Probleme von Kindern und Jugendlichen und sei nicht im Zusammenhang speziell mit Gewalt/sexueller Gewalt formuliert worden. Daher hätten die Ergebnisse der Umfrage hinsichtlich einer Fachstelle gegen Gewalt keine Aussagekraft. Sie wundere sich, wie man in Anbetracht des aktuellen Missbrauchsskandals in Lügde den Antrag ablehnen könne.

 

Dez. Schütt stellt klar, dass im Rahmen der 2017 durchgeführten Befragung, an welcher sich Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen, Schulen, Jugendtreffs sowie Kinderärzte beteiligt haben, unter anderem folgende Fragen gestellt wurden:

-       Zur Aufgabe von Beratungsstellen gehört auch, Fachkräfte in anderen pädagogischen Einrichtungen (Kindertagesstätten, Schule) zu unterstützen. Welche Unterstützung würden Sie sich in der täglichen Arbeit bezogen auf das Thema Gewalt wünschen?

-       Welche Unterstützung aus der Sicht des Kindes bzw. des jungen Menschen wäre Ihrer Meinung nach in Fällen von Gewalterfahrung hilfreich (über das bereits vorhandene Unterstützungsangebot hinaus)?

In mehreren Sitzungen habe sich der Unterausschuss Jugendhilfeplanung intensiv mit der Bestands- und Bedarfserhebung zum Beratungsangebot Gewalt an Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Unter anderem haben verschiedene Institutionen (Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Caritasverbandes, Ärztliche Kinderschutzambulanz Münster, Regionale Schulberatung) ihre Arbeit und Erfahrungen vorgestellt. Auch der Kinderschutzbund habe seinen damaligen Antrag dort begründet. All dies habe zu dem Ergebnis geführt, dass es eine gut ausgebaute Infrastruktur für Kinder und Jugendliche gäbe, die ortsnah und bekannt sei, so dass sich kein Bedarf für eine zusätzliche Fachstelle gegen Gewalt an Kindern abgezeichnet habe.

Seitdem habe der Caritasverband sein Angebot erweitert (u.a. monatliche Sprechstunden an Schulen, Projekte zum Umgang mit Medien). Die verschiedenen Akteure hätten ihre Öffentlichkeitsarbeit intensiviert und die Schulsozialarbeit wurde ausgeweitet. Aktuell plane das Krankenhaus Coesfeld, sich zu einer ärztlichen Kinderschutzambulanz zu entwickeln.

 

 

Ktabg. Dropmann gibt zu bedenken, dass von sexueller Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche in der Regel zu verschüchtert seien, um sich an Lehrer oder an die Erziehungsberatungsstelle zu wenden. Daher finde er das Konzept des DKSB KV Coesfeld, direkt vor Ort in Vereinen oder Jugendzentren Beratung anzubieten, sehr gut. Die Grünen würden daher den Antrag befürworten.

 

Laut Ktabg. Schäpers würde auch die SPD den Antrag unterstützen. Es würde nicht in Frage gestellt, dass auch die anderen Anbieter eine gute Arbeit leisteten. Kinder und Jugendliche würden allein schon aufgrund des Namens einschätzen können, beim DKSB einen entsprechenden Ansprechpartner für sich zu finden. Man solle froh über dieses zusätzliche Angebot sein, schließlich wolle man hier nicht so etwas wie in Lügde erleben.

 

Ktabg. Zanirato bezweifelt, dass nur aufgrund des Namens ein Kind automatisch auch zum DKSB gehe. Die Verwaltung sollte alle beteiligten Akteure an einem Tisch holen, damit gemeinsam geschaut werden könne, ob das bestehende Angebot gestärkt oder ggf. auch erweitert werden müsse.

 

Ktabg. Danielzyk warnt davor, den Fall Lügde zu instrumentalisieren. Man dürfe jetzt nicht reflexartig reagieren, sondern müsse sorgsam abwägen. Nach seiner Einschätzung bestünde derzeit ein gutes Angebot.

 

Nach Einschätzung von Ktabg. Neumann benötige der Kreis Coesfeld derzeit keine Fachstelle, vielmehr sei es wichtig, die Akteure vor Ort zu stärken und zu qualifizieren. Er könne sich allerdings vorstellen, zunächst 20.000 € für die ersten Schritte des DKSB in Richtung einer Fachstelle sowie für die Öffentlichkeitsarbeit bereit zu stellen.

 

Mitglied Wortmann findet das Konzept des DKSB KV Coesfeld grundsätzlich gut. Er halte es jedoch für sinnvoller, dass bestehende System auszubauen und Netzwerke zu schaffen. Daher sollte die Verwaltung gemeinsam mit den entsprechenden Akteuren überlegen, wie ein Präventionskonzept für den Kreis Coesfeld aussehen und wie ggf. bestehende Lücken geschlossen werden könnten. Er schlage daher vor, den Beschussvorschlag dahingehend zu erweitern, die Bedarfe zu prüfen, ob hier künftig ggf. bestehende Angebote angepasst, fortentwickelt und erweitert werden müssen.  

 

Laut Mitglied Henke ist sexuelle Gewalt kein neues und auch kein zunehmendes Problem. In Rahmen ihrer Arbeit mache sie immer wieder die Erfahrung, wie schwierig es auch Erwachsenen falle, sich hier zu öffnen. Bei Kindern käme erschwerend hinzu, dass sie das Geschehene nicht einordnen könnten. Nach ihrer Einschätzung sei eine Sensibilisierung aller Fachleute vor Ort sehr wichtig.

 

Den von Ktabg. Neumann gestellten Antrag, dem DKSB für die ersten Schritte zur Einrichtung einer Fachstelle gegen Gewalt sowie für die Öffentlichkeitsarbeit einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 20.000 € bereitzustellen, wurde bei einer Ja-Stimme und 13 Nein-Stimmen abgelehnt.

 

Vorsitzender Wobbe formuliert sodann folgenden, zu Ziffer 2 ergänzten Beschlussvorschlag, über den wie folgt abgestimmt wird: