Beschluss: Kenntnis genommen

Herr Ehling begrüßt die Mitglieder des Ausschusses und die Gäste und dankt für die Gelegenheit, das Projekt „Regionales Arbeitsmarktmonitoring - Jobperspektive COE“ vorstellen zu dürfen. Er weist darauf hin, dass die Arbeitsmarktkonferenz empfohlen habe, das Projekt durchzuführen. Es werde in Kooperation von „Zentrum für Arbeit“, der „Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH“ (G.I.B) und der „Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Coesfeld mbH“ durchgeführt.

Trotz der erfreulich geringen Arbeitslosenquote im Kreis Coesfeld sei die Entwicklung des Arbeitsmarktes nicht frei von Problemen. Hintergrund des Projektes sei die Langzeitarbeitslosigkeit, die seit langem ein ausgesprochen hohes Niveau erreicht habe und halte. Herr Ehling führt aus, dass auch bei einer konjunkturellen Arbeitsmarktbelebung kaum Auswirkungen auf die Langzeitarbeitslosigkeit festzustellen seien. Langzeitarbeitslosigkeit sei für die Betroffenen neben der persönlichen Belastung nicht zuletzt mit einer „schleichenden“ Entwertung der bestehenden Qualifikationen verbunden. Der betroffene Personenkreis nehme an der beruflichen Weiterbildung und Qualifizierung nicht mehr teil.

Neben der privaten Betroffenheit erweise es sich weiterhin als problematisch, darauf weist Herr Ehling hin, dass dem Kreis Coesfeld durch soziale Transfers für aktuell nicht vermittelbare Personen hohe Kosten entstehen.

Ziel des Projektes sei es, die regionale Abstimmung zwischen Arbeitsangebot und –nachfrage zu optimieren. Unternehmen würden direkt nach dem bei ihnen bestehenden Bedarf befragt. Ein Augenmerk werde hierbei insbesondere darauf gerichtet, neue Arbeitsplätze für Personen mit niedrigem Qualifizierungsniveau, deren Stellen häufig zuerst wegrationalisiert würden, zu finden. Die Erhebung solle hierbei stadt- bzw. gemeindescharf erfolgen.

Es werde angestrebt, auch unmittelbar Vermittlungen vorzunehmen.

Herr Ehling trägt weiter vor, dass das Projekt mit Hilfe der „Prospect (= „Aussicht“)-Methode“ zur vorausschauenden, zielgerichteten Arbeitsmarkt- und Qualifizierungspolitik umgesetzt werde.  Hierbei handele es sich um einen in den Niederlanden entwickelten Ansatz. Diese Methode umfasse die Dialogorientierung bezogen auf die Unternehmen und die weiteren Arbeitsmarktakteure, die Analyse von Daten, den Ergebnistransfer und die Vorbereitung praktischer Maßnahmen. Herr Ehling weist darauf hin, dass die Methode seit Ende der 90er Jahre erfolgreich in NRW, derzeit in neun Regionen, umgesetzt werde.

Der Einstieg in das Projekt erfolge über eine Portofolioanalyse, bei der regionalspezifische Daten zur Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen zusammengetragen und ausgewertet würden. Die zu untersuchenden Beschäftigungscluster würden ermittelt. Hierbei wolle man nur wenige Branchen ausnehmen, bei denen davon ausgegangen werden könne, dass eine Prüfung keinen Sinn mache. Bezogen auf die identifizierten Hauptsektoren erfolge mit Hilfe einer telefonischen Befragung eine breite Ansprache von Betrieben im Kreisgebiet. Ausgegangen werde von ca. 1.400 Betriebsstätten. Die Telefonbefragung erfolge durch ein qualifiziertes Call-Center. Sie umfasse Fragen nach verdeckten offenen Stellen, perspektivischem Einstellungsbedarf, Zielgruppen und Qualifizierungsbedarf.

Besuche in ausgewählten Unternehmen, etwa in der Größenordnung zwischen 80 und 100 Betrieben, seien erst für die Schlussphase, etwa für die Monate Dezember 2006 und Januar 2007, geplant. Diese würden in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Arbeit erfolgen. Beschäftigungspotenziale und berufsspezifische Anforderungsprofile sollten dann detailliert erfasst werden. Für Februar bzw. März 2007 seien ein Ergebnisbericht und ein Abschluss-Workshop in Planung. Diese umfassen die Offenlegung der ermittelten Personal- und Qualifizierungsbedarfe in der Region, praxisbezogene Handlungsempfehlungen für zukünftige Eingliederungsmaßnahmen, die Abstimmung der Ergebnisse und die Integration in gemeinsame Arbeitsmarktstrategien.

Herr Ehling weist darauf hin, dass auch ein weiteres Monitoring zur „laufenden“ Beobachtung mit folgenden Inhalten beabsichtigt sei:

-      Untersuchung weiterer Beschäftigungscluster

-      Erneute Untersuchung von Beschäftigungsclustern

-      Aufbau eines Früherkennungssystems mit dem Ziel, Entwicklungen und Trends bezogen auf Qualifizierungsbedarfe festzustellen, und Anpassungs- und Optimierungsbedarf für eigenes Handeln zu finden.

 

Vorsitzende Schäpers dankt Herrn Ehling für die informativen Ausführungen und bittet darum, die Ergebnisse des Projektes zu gegebener Zeit im Ausschuss vorzustellen.

 

Ktabg. Pieper bittet um Auskunft, ob Arbeitsplätze auch unter dem Aspekt von möglichen Vermittlungshemmnissen des betroffenen Personenkreises beurteilt und ob diesbezüglich Unternehmen als potenzielle Arbeitgeber zur Einrichtung von Nischenarbeitsplätzen beraten würden.

Herr Ehling führt aus, dass Vermittlungshemmnisse abgefragt würden, macht aber deutlich, dass Bedarfe von Unternehmen nur bis zu einem gewissen Punkt hinterfragbar seien. Es sei unternehmerische Freiheit mit Blick auf den Unternehmenserfolg über den jeweiligen Personalbedarf allein zu entscheiden. Außerdem würden der WFG die jeweiligen Branchendetailkenntnisse fehlen. Sicherlich bestehe jedoch die Chance, durch Hinterfragen Möglichkeiten aufzuzeigen.

 

Ktabg. Havermeier erklärt, dass das Projekt begrüßenswert und ein vielversprechende Angebot sei. Sie hoffe auf eine dauerhafte Zusammenarbeit der Zentren für Arbeit und der WFG. Sie regt an, auch Veranstaltungen zu initiieren, bei denen potentielle Arbeitgeber und Interessenten zusammengebracht werden könnten. Hierauf antwortet FBL Schütt, dass eine weitere Zusammenarbeit der Zentren für Arbeit und der WFG geplant sei.

 

Ktabg. Stauff betont die generelle Bedeutung einer guten Analyse des Zukunftsbedarfs und hofft, dass dadurch Fördermaßnahmen gezielter auf die Interessen der Wirtschaft ausgerichtet werden können und damit den Hilfesuchenden noch besser geholfen werden könne.