Beschluss: Kenntnis genommen

Vorsitzende Raack begrüßt Frau Wildt von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen. Frau Wildt stellt einleitend ein Video der AWO Ostwestfalen-Lippe zum Thema ‚Integration in der Kita:  Vielfalt erfolgreich leben‘ vor, in welchem die Entstehungsgeschichte des Projektes ‚Integrationsbegleiterinnen in Kitas‘ anschaulich dargestellt wird.

(https://www.youtube.com/watch?v=ZNpz-RV-NVE )

 

Sodann erläutert sie anhand der als Anlage 1 beigefügten Powerpoint-Präsentation die Aufgaben von Integrationsbegleiterinnen in Kitas sowie die Umsetzung des Modellprojektes für Menschen mit Einwanderungsgeschichte im Kreis Coesfeld.

 

Nach einer 5-jährigen, bundesweiten Erprobung des Modellprojektes sei die Maßnahme für das Münsterland erstmals im Kreis Coesfeld umgesetzt worden. In bisher 2 Durchgängen am Standort in Dülmen (ab 01.02. / 09.09.2022) seien 14 bzw. 15 Teilnehmende über einen Zeitraum von insgesamt 21 Wochen, davon 18 Wochen im Rahmen einer Schulungsphase und 3 Wochen im Rahmen einer betrieblichen Erprobung (Umsetzung des Gelernten in Kitas oder Schulen), geschult worden. Ein weiterer Kurs sei ab dem 01.03.2023 in Coesfeld (Familienbildungsstätte) geplant, wobei durch den Standortwechsel die Mobilitätseinschränkungen der Teilnehmenden berücksichtigt würden.  Bei den Teilnehmenden sei insgesamt eine große Zufriedenheit festzustellen, da alle mit viel Freude und hoher Motivation bei der Sache seien, was dazu führe, dass bisher kein Maßnahmeabbruch und keine unentschuldigten Fehltage zu verzeichnen seien. Mit 57 % hätten mehr Teilnehmerinnen als erwartet nach Abschluss der Maßnahme eine Beschäftigung oder eine weitere Ausbildung gefunden – eine Teilnehmerin habe sich für eine anschließende Kinderpflegeausbildung entschieden. Hierzu stelle die Maßnahme eine gute Vorbereitung dar, zumal manche Inhalte vergleichbar seien und die Sprachbarriere im Rahmen der Maßnahme bereits sinke. Es sei geplant, die Maßnahme künftig nicht nur für Frauen, sondern geschlechterübergreifend zu öffnen.

 

Für die CDU-Fraktion erklärt Ktabg. Willms, dass sie von der Maßnahme sehr begeistert sei und sie es persönlich begrüße, dass nunmehr auch der Genderaspekt berücksichtigt werde.

 

S. B. Rutenbeck erkundigt sich, welche Kommunen oder Stiftungen sich an der Finanzierung der Anstellung von Integrationsbegleiterinnen im Kreis Coesfeld engagieren würden. Frau Wildt antwortet, dass die Kitas die zusätzlichen Stellen aktuell aus dem eigenen Budget bezahlen würden. Dez. Schütt ergänzt, dass zu unterscheiden sei zwischen der Finanzierung der Maßnahme selbst sowie der Finanzierung der späteren Anstellungen. Die Maßnahme an sich werde aus SGB II- bzw. SGB III-Mitteln finanziert. Nach Gesprächen mit Vertretungen der freien Wohlfahrtspflege sei die AWO zum Partner vor Ort benannt worden. Die Finanzierung über die sogenannten ‚AVGS‘ (Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine) erfolge inzwischen als gemeinsames Projekt mit der Bundesagentur für Arbeit (bisher 1 Teilnehmende). Nach Beendigung der Maßnahme müssten die Kitas aktiv werden. Insgesamt biete das Projekt eine Win-Win-Situation, sowohl für Frauen, die das Haus bis dahin womöglich nicht verlassen konnten, als Chance der Integration in die Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt, als auch für die Erzieherinnen und Erzieher als Unterstützung und Sprachvermittlung sowie für die geflüchteten Kinder in den Kitas in Gestalt von zusätzlichen Ansprechpersonen.

 

S. B. Bickhove-Swiderski fragt, ob die Teilnehmerinnen den Status „Praktikantin“ innehätten. Frau Wildt erläutert, dass es sich bei der Maßnahme um eine Eingliederungsmaßnahme des Jobcenters handle und diese lediglich ein Praktikum enthalte. Die Teilnehmenden bekämen nach Abschluss der Maßnahme ein Zertifikat, mit welchem sie sich als nicht-pädagogische Fachkraft bewerben könnten.  S. B. Bickhove-Swiderski vertritt die Auffassung, dass seitens des Landes mehr Fördergelder für das Projekt fließen müssten. Frau Wildt erklärt, dass man hier mit viel Unterstützung durch den Kreis Coesfeld (mit besonderem Dank an Frau Luchian) noch am Anfang stehe und als nächsten Schritt eine Kontaktaufnahme mit der Politik sowie Aufklärung wichtig sei, um Fördergelder zu generieren.

 

Auf die Frage von Ktabg. Spräner nach den Nationalitäten der Teilnehmenden führt Frau Wildt aus, dass die Teilnehmenden aus verschiedenen Herkunftsländern wie z.B. Syrien, Afghanistan, Eriträa, Bulgarien, Iran, Irak und Russland seien. Ukrainische Frauen seien ebenfalls willkommen. Voraussetzung sei jedoch eine gewisse Sprachkompetenz, die viele aufgrund der kurzen Zeit in Deutschland noch nicht besäßen. Dez. Schütt fügt hinzu, dass aktuell 50 % der ukrainischen Geflüchteten bereit wären, in Deutschland zu bleiben. Erfahrungsgemäß erhöhe sich der Wunsch, in Deutschland bleiben zu wollen, mit jedem Tag des Krieges und der Zerstörung. Die Bleibewahrscheinlichkeit steige, je länger die Menschen nach der Flucht hier leben würden.

 

Ktabg. Schäpers stellt fest, dass die Maßnahme weiter beworben werden müsse und informiert sich nach dem Informationsfluss bei den Kitas. Dez. Schütt berichtet, dass die Informationen zu der Maßnahme breit gestreut würden. So sei sie bereits in der Arbeitsgruppe der Kita-Träger vorgestellt worden. Er sei davon überzeugt, dass es sich um ein gutes Projekt handle.

 

Ktabg. Niermann fragt, ob mit der Einführung des Bürgergeldes die erforderliche Finanzierung der Maßnahme entfallen könnte und was die 43 % der Teilnehmenden machen würden, die nach der Maßnahme noch keine Anschlussbeschäftigung / Qualifizierung gefunden hätten. AL Schenk erklärt, dass die Förderung der Qualifizierung über die sog. AVGS nach den Plänen der Bundesregierung im nächsten Jahr eher gestärkt werden solle. Frau Wildt teilt mit, dass nach der Maßnahme im Rahmen eines Case-Managements nach den individuellen Problemlagen geschaut werde, um ggfls. über weitere Praktika oder auch über die Verbesserung der Deutschkenntnisse die Chancen für eine spätere Arbeitsaufnahme zu verbessern. Bei einigen Teilnehmerinnen sei der Bewerbungsprozess aber auch noch nicht abgeschlossen. Dez. Schütt betrachtet es nicht als problematisch, dass 43 % der Kursteilnehmenden nicht sofort eine Anschlussbeschäftigung gefunden hätten – wichtig sei, dass alle einen ersten Schritt unternommen und durchgehalten hätten. Allein dies verbessere ihre Eigenständigkeit sowie die Möglichkeit, sich beruflich besser zu orientieren.

 

Ktabg. Crämer-Gembalczyk möchte wissen, ob die Teilnehmenden nach 21 Wochen ein Zertifikat als nicht-pädagogische Fachkraft erhalten würden und ob diese auch über Fachleistungsstunden abgerechnet würden. Frau Wildt antwortet, dass es sich um ein Zertifikat über ‚Integrationsbegleitung‘ handle, welches dazu berechtige, sich als nicht-pädagogische Fachkraft zu bewerben. Die Kosten hierfür würden aus dem Budget für nicht-pädagogisches Personal finanziert.

 

Ktabg. Leufken fragt nach, an wen sich Kitas, die einen entsprechenden Bedarf hätten, wenden müssten. Frau Wildt teilt mit, dass Kitas sich entweder an die AWO wenden oder aber auch selbst entsprechende Stellen ausschreiben könnten. Sie betont auch dabei die gute Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung Coesfeld.

 

Vorsitzende Raack dankt Frau Wildt herzlich für ihr Kommen und den informativen Vortrag.