Vorsitzende Raack begrüßt Herrn Stosik vom Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen, Herrn Pollmann von der Alexianer IBP GmbH sowie Herrn Röttger von der WohnBau Westmünsterland.  Herr Stosik, Herr Röttger und Herr Pollmann stellen sodann anhand der als Anlage 2 beigefügten Powerpoint-Präsentation die Ziele und Zielgruppen, die Organisation und Vorgehensweise sowie Fallzahlen und Resultate des Projektes „Endlich ein Zuhause“ im Kreis Coesfeld vor.

Sie betonen, dass das Zusammenspiel der Alexianer IBP GmbH und des Vereins für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen mit ihrer sozialen Arbeit und der WohnBau Westmünsterland, die immer dann ins Spiel komme, wo es um mietrechtliche Fragen gehe, sehr gut funktioniere. In der Beratungsarbeit würde nicht nur die drohende Wohnungslosigkeit im Vordergrund stehen. Oftmals bestünden bei den ratsuchenden Personen vielseitige Problemlagen, die in Gänze betrachtet und behoben werden müssten.

 

Vorsitzende Raack dankt den Herren Stosik, Röttger und Pollmann dafür, Wohnungslosigkeit zum Thema zu machen. Viele Menschen würden denken, dass es Wohnungslosigkeit im Kreis Coesfeld nicht gebe.

 

Auf die Frage von s. B. Bickhove-Swiderski, wie viele Sozialwohnungen fehlen würden, entgegnet Herr Röttger, dass eine konkrete Anzahl nicht benannt werden könne. Es bestehe jedoch ein hoher Bedarf an bezahlbaren Wohnungen. Die WohnBau Westmünsterland habe aufgrund der hohen Nachfrage eine lange Warteliste.

 

S. B. Bickhove-Swiderski erkundigt sich außerdem, ob es seitens der WohnBau Westmünsterland Vorgaben zur Größenordnung von Wohnungen im Vergleich z.B. zum Bürgergeld geben würde. Hierzu entgegnet Herr Röttger, dass dort die gleichen Angemessenheitswerte wie beim Bürgergeld zugrunde gelegt würden, also 50 qm für eine Einzelperson zzgl. 15 qm für jede weitere im Haushalt lebende Person.

 

Von s. B. Bickhove-Swiderski nach der möglichen Dunkelziffer befragt, erklärt Herr Stosik, dass im Münsterland Familien, Freunde und Bekannte doch noch zusammenhalten würden, so dass oft von Wohnungslosigkeit betroffene Personen zunächst im Verwandten- und Bekanntenkreis unterkommen könnten. Es werde daher von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Herr Pollmann führt ergänzend aus, dass bereits überraschend sei, wie viele Personen sich selbst an das Projekt gewandt hätten. Die von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen würden sich erfahrungsgemäß erst dann von sich aus melden, wenn der Leidensdruck bereits sehr hoch sei. Auch er gehe daher von einer hohen Dunkelziffer aus.

 

Vorsitzende Raack fragt, wie viele Kinder von Wohnungslosigkeit betroffen seien. Herr Stosik teilt mit, dass auch hierzu keine konkrete Anzahl benannt werden könne, jedoch auffällig sei, dass viele Haushalte mit Kindern in der Beratung des Projekts stehen würden. Insbesondere Alleinerziehende würden von einem drohenden Wohnungsverlust besonders stark getroffen. Aktuell würden tatsächlich viele Alleinerziehende vom Projekt betreut. Herr Pollmann ergänzt, dass es gerade bei größeren Familien besonders schwierig sei, passende Wohnungen zu finden. Herr Röttger bestätigt, dass die WohnBau Westmünsterland kaum große Wohnungen für Familien im Bestand habe.

 

Ktabg. Vogt lobt die sehr gute Arbeit des Projekts. Das niedrigschwellige Angebot, auf betroffene Personen zuzugehen und diese abzuholen, halte er für wichtig. Er fragt nach dem Zustand der Obdachlosenunterkünfte.

Herr Pollmann gibt zu, dass die Einrichtungen in den meisten Fällen weder wohnlich, geschweige denn heimelig seien. In einzelnen Fällen womöglich sogar menschenunwürdig, so dass teilweise von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen es vorziehen würden, auf der Straße zu leben als in eine Obdachlosenunterkunft zu ziehen. Er sehe durchaus die Gefahr, dass sich in solchen Unterkünften weitere Problemlagen entwickeln könnten. Im Kreis Coesfeld würde jedoch viel passieren. Es sei auch nicht förderlich, die Obdachlosenunterkünfte zu schön einzurichten, dann würden die dort lebenden Menschen diese nicht mehr verlassen wollen. Hier sei ein Kompromiss von Nöten.

Ktabg. Wessels ergänzt, dass der Zustand der Notunterkünfte ein Riesendilemma darstelle. Jedoch würde die Politik vor Ort bereits dafür sorgen, dass etwas in Gang komme.

Auf die Frage von s. B. Wecker nach der Länge des Betreuungsprozesses im Projekt erklärt Herr Stosik, dass es individuell unterschiedlich sei, wie lange es dauere, bis die Betreuung einer von Wohnungslosigkeit bedrohten oder betroffenen Person oder Familie abgeschlossen sei. Die Dauer hänge insbesondere auch von der Verfügbarkeit von Wohnraum ab. Außerdem würden es multiple Problemlagen oft erforderlich machen, dass diese erst abgebaut würden, um die betroffenen Personen überhaupt in die Lage zu versetzen, eine Wohnung auch zu halten.

 

Ktabg. Wessels lobt das „segensreiche Wirken“ des Projekts. Der Bericht zeige deutlich, wie vielschichtig das Problem neben dem fehlenden Wohnraum eigentlich ist.

 

Auch s. B. Krause hebt die Bedeutung des Projekts für den Kreis Coesfeld hervor und erkundigt sich nach der Nachhaltigkeit der Vermittlung bzw. einer möglichen Nachsorge durch das Projekt.

Herr Pollmann teilt hierzu mit, dass den vermittelten Personen stets gesagt würde, dass sie sich bei Bedarf gerne wieder melden dürften. Dieses gelte gleichfalls für die Vermieter und Vermieterinnen sowie für Betreuer und Betreuerinnen. Es gebe jedoch auch Fälle, in denen sporadisch seitens des Projekts noch einmal nach dem Stand der Dinge gefragt werde.

Herr Stosik bestätigt, dass die vermittelten Personen auch im Anschluss an eine Sicherung der bestehenden Unterkunft bzw. Vermittlung einer neuen Unterkunft nicht alleine gelassen würden. Wenn sich herausstelle, dass Personen absehbar nicht in der Lage seien, selbständig eine Wohnung zu halten und zu führen, bestehe auch die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis die Angebote der Alexianer IBP GmbH und des Vereins für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen für ein ambulantes betreutes Wohnen anzunehmen. In Einzelfällen werde hierzu sogar geraten.

 

Ktabg. Crämer-Gembalczyk erkundigt sich nach evtl. Parametern für die Auswahl von Einrichtungen für die Unterbringung solcher, psychisch kranker Menschen. Herr Stosik erklärt, dass es solche nicht gebe. Die Entscheidung für eine teil- oder vollstationäre Einrichtung werde vom Kunden bzw. von der Kundin selbst getroffen. Aufgabe des Projektes sei es, Kontakte im Rahmen der Netzwerkarbeit zu vermitteln und die betroffenen Personen gegebenenfalls z.B. durch Begleitung zu Besichtigungsterminen bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.

 

Vorsitzende Raack dankt den Herren Stosik, Röttger und Pollmann für den informativen Vortrag.