Sitzung: 06.09.2023 Ausschuss für Arbeit, Soziales, Senioren und Gesundheit
Vorlage: SV-10-0952
Vorsitzende Raack
begrüßt Herrn Stosik vom Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen,
Herrn Pollmann von der Alexianer IBP GmbH sowie Herrn Röttger von der WohnBau
Westmünsterland. Herr Stosik, Herr Röttger
und Herr Pollmann stellen sodann anhand der als Anlage 2 beigefügten Powerpoint-Präsentation die Ziele und
Zielgruppen, die Organisation und Vorgehensweise sowie Fallzahlen und Resultate
des Projektes „Endlich ein Zuhause“ im Kreis Coesfeld vor.
Sie betonen, dass
das Zusammenspiel der Alexianer IBP GmbH und des Vereins für katholische
Arbeiterkolonien in Westfalen mit ihrer sozialen Arbeit und der WohnBau
Westmünsterland, die immer dann ins Spiel komme, wo es um mietrechtliche Fragen
gehe, sehr gut funktioniere. In der Beratungsarbeit würde nicht nur die
drohende Wohnungslosigkeit im Vordergrund stehen. Oftmals bestünden bei den
ratsuchenden Personen vielseitige Problemlagen, die in Gänze betrachtet und
behoben werden müssten.
Vorsitzende Raack
dankt den Herren Stosik, Röttger und Pollmann dafür, Wohnungslosigkeit zum
Thema zu machen. Viele Menschen würden denken, dass es Wohnungslosigkeit im
Kreis Coesfeld nicht gebe.
Auf die Frage von
s. B. Bickhove-Swiderski, wie viele Sozialwohnungen fehlen würden, entgegnet
Herr Röttger, dass eine konkrete Anzahl nicht benannt werden könne. Es bestehe
jedoch ein hoher Bedarf an bezahlbaren Wohnungen. Die WohnBau Westmünsterland
habe aufgrund der hohen Nachfrage eine lange Warteliste.
S. B.
Bickhove-Swiderski erkundigt sich außerdem, ob es seitens der WohnBau
Westmünsterland Vorgaben zur Größenordnung von Wohnungen im Vergleich z.B. zum
Bürgergeld geben würde. Hierzu entgegnet Herr Röttger, dass dort die gleichen
Angemessenheitswerte wie beim Bürgergeld zugrunde gelegt würden, also 50 qm für
eine Einzelperson zzgl. 15 qm für jede weitere im Haushalt lebende Person.
Von s. B.
Bickhove-Swiderski nach der möglichen Dunkelziffer befragt, erklärt Herr
Stosik, dass im Münsterland Familien, Freunde und Bekannte doch noch
zusammenhalten würden, so dass oft von Wohnungslosigkeit betroffene Personen
zunächst im Verwandten- und Bekanntenkreis unterkommen könnten. Es werde daher
von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Herr Pollmann führt ergänzend aus,
dass bereits überraschend sei, wie viele Personen sich selbst an das Projekt
gewandt hätten. Die von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen würden sich
erfahrungsgemäß erst dann von sich aus melden, wenn der Leidensdruck bereits
sehr hoch sei. Auch er gehe daher von einer hohen Dunkelziffer aus.
Vorsitzende Raack
fragt, wie viele Kinder von Wohnungslosigkeit betroffen seien. Herr Stosik
teilt mit, dass auch hierzu keine konkrete Anzahl benannt werden könne, jedoch
auffällig sei, dass viele Haushalte mit Kindern in der Beratung des Projekts
stehen würden. Insbesondere Alleinerziehende würden von einem drohenden
Wohnungsverlust besonders stark getroffen. Aktuell würden tatsächlich viele
Alleinerziehende vom Projekt betreut. Herr Pollmann ergänzt, dass es gerade bei
größeren Familien besonders schwierig sei, passende Wohnungen zu finden. Herr
Röttger bestätigt, dass die WohnBau Westmünsterland kaum große Wohnungen für
Familien im Bestand habe.
Ktabg. Vogt lobt
die sehr gute Arbeit des Projekts. Das niedrigschwellige Angebot, auf
betroffene Personen zuzugehen und diese abzuholen, halte er für wichtig. Er
fragt nach dem Zustand der Obdachlosenunterkünfte.
Herr Pollmann
gibt zu, dass die Einrichtungen in den meisten Fällen weder wohnlich,
geschweige denn heimelig seien. In einzelnen Fällen womöglich sogar
menschenunwürdig, so dass teilweise von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen
es vorziehen würden, auf der Straße zu leben als in eine Obdachlosenunterkunft
zu ziehen. Er sehe durchaus die Gefahr, dass sich in solchen Unterkünften
weitere Problemlagen entwickeln könnten. Im Kreis Coesfeld würde jedoch viel
passieren. Es sei auch nicht förderlich, die Obdachlosenunterkünfte zu schön
einzurichten, dann würden die dort lebenden Menschen diese nicht mehr verlassen
wollen. Hier sei ein Kompromiss von Nöten.
Ktabg. Wessels
ergänzt, dass der Zustand der Notunterkünfte ein Riesendilemma darstelle.
Jedoch würde die Politik vor Ort bereits dafür sorgen, dass etwas in Gang
komme.
Auf die Frage von
s. B. Wecker nach der Länge des Betreuungsprozesses im Projekt erklärt Herr
Stosik, dass es individuell unterschiedlich sei, wie lange es dauere, bis die
Betreuung einer von Wohnungslosigkeit bedrohten oder betroffenen Person oder
Familie abgeschlossen sei. Die Dauer hänge insbesondere auch von der
Verfügbarkeit von Wohnraum ab. Außerdem würden es multiple Problemlagen oft
erforderlich machen, dass diese erst abgebaut würden, um die betroffenen
Personen überhaupt in die Lage zu versetzen, eine Wohnung auch zu halten.
Ktabg. Wessels
lobt das „segensreiche Wirken“ des Projekts. Der Bericht zeige deutlich, wie
vielschichtig das Problem neben dem fehlenden Wohnraum eigentlich ist.
Auch s. B. Krause
hebt die Bedeutung des Projekts für den Kreis Coesfeld hervor und erkundigt
sich nach der Nachhaltigkeit der Vermittlung bzw. einer möglichen Nachsorge
durch das Projekt.
Herr Pollmann
teilt hierzu mit, dass den vermittelten Personen stets gesagt würde, dass sie
sich bei Bedarf gerne wieder melden dürften. Dieses gelte gleichfalls für die
Vermieter und Vermieterinnen sowie für Betreuer und Betreuerinnen. Es gebe
jedoch auch Fälle, in denen sporadisch seitens des Projekts noch einmal nach
dem Stand der Dinge gefragt werde.
Herr Stosik
bestätigt, dass die vermittelten Personen auch im Anschluss an eine Sicherung
der bestehenden Unterkunft bzw. Vermittlung einer neuen Unterkunft nicht
alleine gelassen würden. Wenn sich herausstelle, dass Personen absehbar nicht
in der Lage seien, selbständig eine Wohnung zu halten und zu führen, bestehe
auch die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis die Angebote der Alexianer IBP
GmbH und des Vereins für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen für ein
ambulantes betreutes Wohnen anzunehmen. In Einzelfällen werde hierzu sogar
geraten.
Ktabg.
Crämer-Gembalczyk erkundigt sich nach evtl. Parametern für die Auswahl von
Einrichtungen für die Unterbringung solcher, psychisch kranker Menschen. Herr
Stosik erklärt, dass es solche nicht gebe. Die Entscheidung für eine teil- oder
vollstationäre Einrichtung werde vom Kunden bzw. von der Kundin selbst
getroffen. Aufgabe des Projektes sei es, Kontakte im Rahmen der Netzwerkarbeit
zu vermitteln und die betroffenen Personen gegebenenfalls z.B. durch Begleitung
zu Besichtigungsterminen bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Vorsitzende Raack
dankt den Herren Stosik, Röttger und Pollmann für den informativen Vortrag.