Beschluss: Kenntnis genommen

Zu Beginn der Sitzung erläutert Vorsitzender Specker, wie es zu der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur, Sport und Gesundheit mit dem Jugendhilfeausschuss gekommen ist.

 

FBL 2 Schütt weist einleitend darauf hin, dass die vorgelegte Sonderauswertung des Familienatlas für den Kreis Coesfeld auf einer unveränderten Datengrundlage vorgenommen worden sei und keine neuen Daten berücksichtige. Sie vertiefe lediglich das Verfahren für die gewählten Vergleichsregionen und erläutere die Ergebnisse für den Kreis Coesfeld mit Blick auf Stärken und Schwächen  sowie Handlungsbedarfe bzw. Steuerungsmöglichkeiten genauer.

 

Im Weiteren berichtet MA Mohring über die Ergebnisse im Detail und über deren Einordnung und Bewertung. Im Rahmen seines Berichtes stellt MA Mohring auf die beiden Dimensionen der Auswertung ab. Diese umfassen einerseits die vier Handlungsfelder „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, „Wohnen und Wohnumfeld“, „Bildung und Ausbildung“ und „Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche“ sowie andererseits die beiden Rahmenbedingungen „Demografie“ und „Arbeitsmarkt“ 

Anhand von Statistiken und tabellarischen Darstellungen erläutert er ausführlich, dass der Kreis Coesfeld z.B. bei den Rahmenbedingungen sehr gut abschneide, die Sonderauswertung in anderen Teilbereichen, wie z.B. der Bereitstellung Angebote im Bereich der Kinderbetreuung aber noch Verbesserungspotenzial aufweise. Dabei verweist er darauf, dass die aktuellen Werte für den Kreis deutlich günstiger ausfallen.   

Insgesamt kommt MA Mohring zu dem Fazit, dass die Notwendigkeiten zu steuern bereits seit der Erstauflage des Prognos-Familienatlas bekannt seien und angegangen würden. Gleichzeitig hält er fest, dass der Kreis Coesfeld nach wie vor für Familien attraktiv sei.

 

Einzelheiten können dem Bericht entnommen werden, der der Niederschrift als Anlage beigefügt ist.

 

Vorsitzender Specker dankt MA Mohring für den ausführlichen und informativen Bericht.

 

Ktabg. Schlüter weist auf eine für ihn nicht immer nachvollziehbare Wertung der überprüften Kriterien hin. So sei die für Kreise im Osten Deutschlands bessere Schüler-Lehrer-Relation angesichts fehlender Schüler zwar nachvollziehbar, dürfe aber nicht zu dem Rückschluss „größere Attraktivität für Familien“ führen. Bei vielen der von der Prognos AG untersuchten Handlungsfelder seien die Steuerungsmöglichkeiten der Kreise gering. Es gelte, soweit möglich und notwendig, zu handeln.

 

Ktabg. Dr. Bücker betont ausdrücklich, dass sich ein genaues Hinsehen durchaus gelohnt habe, da bestehende Defizite jetzt klar benannt worden seien und sich daraus Handlungsbedarf ergebe. Er verweist zudem auf eine Studie der Industrie- und Handelskammer Nord-Westfalen, die zu ähnlichen Ergebnisse gekommen sei. Er sieht das Hauptproblem in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und ergänzt, dass Deutschland bei der Betreuung von Unterdreijährigen (U 3) im europäischen Vergleich noch schlechter abschneide, als die West-Kreise im Vergleich zum Osten Deutschlands.     

 

Ktabg. Pieper stellt dar, dass sie mit der Feststellung von Defiziten auch Handlungsperspektiven verbunden wissen möchte. Da der Familienatlas inzwischen zeitlich zurückliege, wünsche sie sich aktuelle Zahlen. Zugleich vermisse sie konkrete Aussagen zum Umgang mit dem aufgezeigten Handlungsbedarf. Sie äußert ihr Unverständnis dazu, dass vor dem Hintergrund der Ergebnisse zum Handlungsfeld „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ die Regionalstelle „Frau und Beruf“ geschlossen worden ist. Zudem sehe sie hinsichtlich der Frauenerwerbsquote noch Handlungsbedarf.

 

FBL 2 Schütt und MA Mohring weisen darauf hin, dass bei der Prognos-Studie nur allgemein verfügbare Daten berücksichtigt wurden. Die Wertung und Einordnung dieser Daten erfolgte durch die Prognos AG. So sei bei einer Arbeitslosenquote von 4 % im Kreis Coesfeld die Frauenerwerbstätigkeit im Verhältnis zu den Männern möglicherweise geringer, dieses bedeute aber nicht, dass eine gleiche Erwerbstätigkeitsrate von Mann und Frau bei 20 % Arbeitslosigkeit erstrebenswerter sei.

Ktabg. Wilhelm fragt, ob für Frauen überhaupt genügend qualifizierte Arbeitsplätze angeboten werden oder ob diese die Arbeitsplätze evtl. aus persönlichen Gründen nicht annehmen.

 

Ktabg. Schäpers führt aus, dass ihr eine „Kenntnisnahme“ der Prognos-Auswertung eigentlich nicht ausreiche. Die SPD problematisiere seit Jahren die Bereiche „U3-Betreuung“ und „Frauenerwerbstätigkeit“. Auch beim Kinder- und Jugendförderplan habe sich prinzipiell nichts geändert, man arbeite nun nur mit einem anderen Verteilerschlüssel. Im Rahmen des noch folgenden Tagesordnungspunktes „Kindergartenbedarfsplan“ müsse man ihres Erachtens noch näher über das anvisierte Ziel bei der Betreuung für Kinder unter drei Jahren nachdenken. 16 % Betreuungsquote bei den Kindern unter drei Jahren seien nicht ausreichend. Auch müssten die Angebote für Kinder unter drei und für Kinder unter zwei Jahren differenziert betrachtet werden. Sie würde gerne den Antrag stellen, einen Aktionsplan zur Prognos-Studie aufzustellen, damit die aufgezeigten Handlungsbedarfe erfüllt bzw. abgearbeitet werden und dieses in die Ausschüsse zurückgespiegelt werde.

 

Ktabg. Schulze-Zumkley äußert seine Verärgerung über die Ausgabe in Höhe von 3.000 € für die Sonderauswertung, da diese keine neuen Erkenntnisse gebracht habe und die zugrunde liegenden Zahlen aus den Jahren 2005/2006 „Schnee von gestern“ seien. Er hebt hervor, dass sich inzwischen die Quote der U 3-Plätze in Kindergärten erheblich verbessert habe. Dafür werde weder ein Aktionsplan noch Prognos gebraucht.

 

FBL 2 Schütt gibt an, die Frage von Ktabg. Wilhelm an die WFC weiterzugeben.

 

Ktabg. Wohlgemuth führt aus, dass er mit der Wertung des vorliegenden Zahlenwerks nicht immer glücklich sei. Für ihn seien z.B. 77 % U3-Betreuung nicht unbedingt erstrebenswert. Erster Fördergegenstand solle die Familienunterstützung sein, dieses müsse nicht zwingend einen Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren bedeuten. Weiter nimmt er Bezug auf die Aussage zur Schüler-Lehrer-Relation und dass diese im Hinblick auf sinkende Schülerzahlen eine Zeitfrage sei. Zugleich ist er der Auffassung, dass mehr Lehrer angefordert werden sollten und fragt, welche Möglichkeiten es gebe, sofern sich die Daten seit dem Jahr 2005 nicht geändert haben.

 

Ktabg. Pieper führt aus, dass zu den Familien auch Menschen mit Behinderung gehören. Auf deren Versorgung gehe die Studie nicht ein. Auch die Sitzungsvorlage zum Kindergartenbedarfsplan enthalte hierzu keinen Lösungsansatz.

 

Zur Frage von Ktabg. Pieper, ob Menschen mit Behinderungen in der Studie Berücksichtigung gefunden hätten, verweist MA Mohring auf die Methodik von Prognos, die keine speziellen Gesichtspunkte enthielte.

 

Ktabg. Dr. Wenning ergänzt, dass er sich den Ausführungen des Ktabg. Schulze-Zumkley anschließe. Er warnt davor, aufgrund dieser Studie in Aktionismus zu verfallen, auch wenn er mit den Zielen übereinstimme. Jedoch stellt er die Parameter in Frage und hält nichts von Vergleichen von Durchschnittswerten. 

 

Mitglied Wissing-Kmiecik führt aus, dass sie sich angesichts des Themas „Familienfreundlichkeit im Kreis Coesfeld“ frage, wo die Männer in dieser Betrachtung berücksichtigt seien. Auch Männer wollen sich der Familie widmen können, eine Begrenzung des Themas auf Frauen sei zu einseitig. Sie fragt daher an, ob der Jugendhilfeausschuss auch das Verhältnis von Männern zu Familie und Beruf in den Blick nehmen und für neue Modelle in Betrieben werben könne. Sie nennt hierzu ein Beispiel aus den Niederlanden.

 

In Bezug auf die Schüler-Lehrer-Relation fragt Ktabg. Vogelpohl, ob dem Schulamt für den Kreis Coesfeld nicht diese Zahlen vorliegen würden.

Ktabg. Kuhlmann weist darauf hin, dass angesichts des demographischen Wandels andere Entwicklungen und Diskussionen erforderlich seien. Für Unternehmen sei entscheidend, qualifizierte Kräfte zu bekommen, hier könne und müsse man mit den Unternehmen über neue Rahmenbedingungen, z.B. zur Frauenerwerbstätigkeit und Kinderbetreuung, ins Gespräch kommen.

 

FBL 2 Schütt erklärt, dass es sich beim Schulamt für den Kreis Coesfeld um eine Landesbehörde handelt. Das Schulamt für den Kreis Coesfeld könne allenfalls eine Aussage für den Bereich der Grundschulen treffen. Ggf. könnten die Angaben mit der Niederschrift mitgeteilt werden:

 

Anmerkung:

Nach Mitteilung des Schulamtes für den Kreis Coesfeld liegt die Relation „Schüler je Stelle“ für Grundschulen nach den Vorgaben des Landes bei 23,86. Im Kreis Coesfeld ist die Relation rechnerisch günstiger. Genaue Zahlen können nicht ermittelt werden. Zu berücksichtigen ist aber der Ausfall durch Erkrankungen, Elternzeit, etc.

 

 

Der Ausschuss für Schule, Kultur, Sport und Gesundheit nimmt den Bericht zur Kenntnis.