Nachtrag: 21.09.2003

Beschluss: Kenntnis genommen

Der Bericht wird ohne formelle Abstimmung zur Kenntnis genommen.


Herr Dreyer vom Landesjugendamt Münster informiert über das Konzept der „Offenen Ganztagsgrundschule“ in Nordrhein-Westfalen und berichtet über den aktuellen Umsetzungsstand. Weitere Angaben hierzu sind der Anlage 1 zu entnehmen.

 

Vorsitzende Sebbel bedankt sich für die Ausführungen. In der nachfolgenden Diskussion kommt es zu folgenden Wortbeiträgen:

 

Ktabg. Specker führt aus, dass nach dem Konzept der offenen Ganztagsgrundschule eine Antwort auf die Ergebnisse der PISA-Studie gegeben werden sollte. Nach dem vorliegenden Konzept könne er aber einen Abbau von Bildungsdefiziten nicht erkennen, da in den Nachmittagsstunden nur relativ wenig Lehrer eingesetzt seien.

 

Herr Dreyer antwortet, dass nach den Ausführungen der Landesregierung ein direkter Bezug zur PISA-Studie nicht hergestellt werden solle. Das Land habe aber die Absicht, das Betreuungsangebot zu verdoppeln. Dieses könne insbesondere Auswirkungen auf den Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben. Das Land habe die Erwartung, dass künftig mehr Lehrer zur Verfügung stehen würden, jedoch hätten die Kommunen eine entsprechende fachliche Vorgabe für die Betreuung abgelehnt.

 

FB Schütt erläutert, dass die Einführung der offenen Ganztagsgrundschule im Zuständigkeitsbereich des Kreisjugendamtes auf Schwierigkeiten stoßen werde, da die Anrechnung von Hortplätzen nicht möglich sei. Im Übrigen sei die Umsetzung des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz für das Kreisjugendamt noch kostenintensiv. Nach Ansicht von Herrn Dreyer ist die Einrichtung der offenen Ganztagsgrundschule für den Kreis Coesfeld nur mit der Bereitstellung  zusätzlicher Haushaltsmittel möglich.

 

Mitgl. Hantke kritisiert, dass im Rahmen der Betreuung kaum Lehrer eingesetzt sind. Herr Dreyer antwortet, dass der Erlass diesbezüglich keine Vorgaben mache. Pro Gruppe sei lediglich ½ Fachkraftstelle vorgesehen, die restliche Betreuung solle durch ehrenamtliche Kräfte erfolgen.

 

Ktabg. Pieper hebt als Vorteil bei der offenen Ganztagsgrundschule die verlässliche Betreuungszeit hervor. Bildung könne sicherlich auch durch nichtpädagogische Kräfte vermittelt werden. Sie betrachtet diese Form der Betreuung als Chance, die zu nutzen sei.

 

Nach Ansicht von Herrn Dreyer solle nicht nur eine Wissensvermittlung erfolgen, sondern  gemeinsam sollten Schule und Jugendhilfe Kompetenzen vermitteln.

 

Mitgl. Langemeyer berichtet von seinen guten Erfahrungen bei der Hortbetreuung. In der Praxis werde im Bereich der Nachmittagsbetreuung an Schulen auch durch nichtpädagogische Kräfte wertvolle Arbeit geleistet, wenngleich eine typische Lernatmosphäre zu dieser Zeit nicht mehr gegeben sei.

 

Ktabg. Specker merkt unter Hinweis auf die Ausführungen von Ktabg. Pieper an, dass die offene Ganztagsschule sicherlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördere, auf der anderen Seite aber „Schule“ suggeriert werde, obwohl es sich bei dieser Betreuungsform nicht um Schule im eigentlichen Sinne handele. Die Kommunen hätten bei Einrichtung der offenen Ganztagsschule diese kontinuierlich fortzuführen, das Land sei auf der anderen Seite jedoch nicht zur finanziellen Förderung verpflichtet. Im Hinblick auf die bestehenden finanziellen Probleme der Kommunen sei dieses zu beanstanden. Im Übrigen befürchte er, dass die Kinder, die bis 16.00 Uhr betreut würden, für Vereinsangebote vor Ort nicht mehr zur Verfügung stehen würden.

 

Herr Dreyer unterstützt aus Sicht des Landesjugendamtes ausdrücklich die Forderung der Kommunen nach mehr Finanzsicherheit. Auswirkungen auf die Nachmittagsangebote im Rahmen der offenen Jugendarbeit schließt er nicht aus. Es sei aber auch festzustellen, dass zu einem erheblichen Teil auch diese freien Träger sich um eine  Betreuung bemühen.

 

Die Ausführungen von Ktabg. Specker sind für Ktabg. Neumann Anlass darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem Angebot der offenen Ganztagsschule um ein freiwilliges Angebot handelt. Bei Betrachtung der unterschiedlichen familiären Situationen der Grundschulkinder in ihrer Gemeinde sei z. B. aus ihrer Sicht festzustellen, dass für viele Kinder bereits eine geordnete Tagesstruktur oder auch nur ein geregeltes Mittagessen ein erheblicher Fortschritt bedeute.

 

Vorsitzende Sebbel fasst die bisherige Diskussion dahingehend zusammen, dass mit der Einführung der offenen Ganztagsgrundschule vielerlei gesellschaftspolitische Aspekte zu beleuchten seien, derzeit im Jugendhilfeausschuss aber auch die Frage anstehe, wie hier vor Ort eine Realisierung möglich sei.

 

Bezüglich der finanziellen Belastung der Kommunen beziffert FB Schütt die Kosten mit rd. 400 € Pro Schüler/Jahr. Bei der Frage, wer für die Schülerbeförderungskosten aufzukommen habe, gebe es noch Regelungsbedarf. Für die Finanzbelastung der Kommunen komme hinzu, dass die bisher zur Verfügung gestellten Landesmittel für Jugendzentren nicht mehr in vollem Umfange bereitgestellt würden.

 

Herr Dreyer teilt mit, dass bezüglich der Fahrtkosten seitens des Landes noch eine Regelung für die Fälle zu treffen sei, wo der Schulträger der offenen Ganztagsgrundschule ein anderer sei als der der Regelschule. Nach den bisherigen Vorstellungen des Landes sollten hierzu die Eltern anteilig beitragen. Hinsichtlich der Kürzung der Landesmittel für die Jugendzentren gebe es derzeit noch keine verbindlichen Aussagen, man gehe jedoch von einer Kürzung der Mittel für 2004 und 2005 um jeweils rd. 20 % aus.

 

Auf Frage von Ktabg. Pieper erläutert Herr Dreyer, dass die „Schule von 8.00 – 13.00 Uhr“ weitergeführt werden solle. Es sei jedoch noch nicht entschieden, ob dieses auch an den Schulen möglich sei, die ein Angebot der offenen Ganztagsgrundschule vorhalten würden.

 

Vorsitzende Sebbel gibt zu bedenken, dass im Zuständigkeitsbereich des Kreisjugendamtes keine Hortgruppen vorgehalten werden, insofern sei hier keine Kompensationsmasse vorhanden. Herr Dreyer antwortet, dass in diesem Falle nur der Eigenanteil zu tragen sei.

 

Abschließend bedankt sich Vorsitzende Sebbel für die umfangreichen Informationen.