Beschluss: Kenntnis genommen

Der Ausschussvorsitzende Stork gen. Heinrichsbauer begrüßt den Geschäftsführer des Flughafens Münster-Osnabrück (FMO), Prof. Stöwer, und erteilt ihm das Wort.

 

Prof. Stöwer stellt in einem Vortrag die Situation und weitere Entwicklung des FMO dar. Er betont die günstige Lage des Flughafen im Ländereck von Nordrhein-Westfalen, Niedersachen und den Niederlanden. Das Einzugsgebiet nach der Erreichbarkeit des Flughafen reiche weit in die Niederlande hinein. Bereits jetzt verzeichne der FMO 10 % niederländische Gäste. Prof. Stöwer sieht hier weitere Potentiale. Derzeit würden 1,6 Mio. Fluggäste pro Jahr den FMO nutzen.

 

Der FMO verfüge über ein breites Geschäftsfeld. Neben dem Linienverkehr weise der Flughafen Touristikverkehr auf, ist im Low-Cost-Bereich tätig und decke mit der Luftfracht und der allgemeinen Luftfahrt weitere Angebotsfelder ab. Die Luftfracht werde als Beiladefracht und per LKW abgewickelt. An internationale Drehkreuze sei der FMO besser als vergleichbare Konkurrenzflughäfen angebunden; es würden Verbindungen nach Paris, Frankfurt und München angeboten. Günstig sei auch die Anbindung an das Mittelmeer, während Strecken nach Nord- und Osteuropa noch ausbaufähig seien.

 

Rückblickend verzeichne der Flughafen seit den 90-er Jahren einen großen Aufschwung. Einen Spitzenwert bei den Fluggastzahlen habe er im Jahr 2001 erzielt. In der Folge würde das wirtschaftliche Umfeld jedoch schwieriger: Der Bau des Terminals 2 (Investionskosten 70 Mio. €), welches ohne Kapitalerhöhung finanziert worden sei, belaste den FMO. Die Anschläge vom 11. September 2001 sowie die Konkurrenz durch andere Flughäfen, die teilweise eine erhebliche Subventionierung erführen, würden spürbare Auswirkungen zeigen. Die Jahresergebnisse seien daher zuletzt negativ. Gleichwohl sei seit 1998 keine Verlustabdeckung durch die Gesellschafter erforderlich gewesen. Prof. Stöwer betont, dass das operative Geschäft des FMO gewinnträchtig sei. Die derzeitigen Verluste würden vorgetragen, das günstige Verhältnis von Verlusten und Eigenkapital erlaube diese Vorgehensweise.

 

Die aktuelle Wirtschaftskrise sei spürbar, andere Flughäfen seien jedoch teilweise stärker betroffen. Für die Branche würde aufgrund der Krise für 2009 insgesamt ein Rückgang prognostiziert. Prof. Stöwer zeigt jedoch auf, dass sich Krisen in der Vergangenheit immer nur kurzfristig auswirkt hätten. Für die Zukunft ist er optimistisch und verweist auf eine aktuelle Studie von Intraplan, die Grundlage der Luftverkehrsplanung der Bundesregierung sei. Danach würde mit einer Verdoppelung des Luftverkehr bis 2025 gerechnet. Hierin liege insbesondere eine Chance für kleinere Flughäfen, da größere Anlagen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen würden.

 

Der FMO plane verschiedene Ausbaumaßnahmen. Ein direkter Autobahnzubringer sei ein Projekt des Kreises Steinfurt. Die Bauarbeiten liefen. Hinsichtlich der Ansiedlung eines Flughafenhotels würden derzeit Gespräche mit Investoren geführt. Ohne unmittelbare Beteiligung des FMO erfolge die Entwicklung des AirportParks. Die Verlängerung der Startbahn sei wichtig für den Europaverkehr. Es könnten zusätzliche Mittelstreckenflüge und touristisch ausgelegte Langstreckenflüge angeboten werden. Verschiedene Gutachten zum Ausbau der Startbahn seien inzwischen durch die Planfeststellungsbehörde und gerichtlich anerkannt. Der erstmalige Bauantrag sei im Jahr 1994 gestellt worden; frühester Baubeginn sei das Jahr 2009. Ein gerichtliches Revisionsverfahren solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

 

Abschließend benennt Prof. Stöwer volkswirtschaftliche Vorteile aus dem Betrieb des FMO. So seien am Flughafen 1.600 Arbeitsplätze auf den Betrieb zurückzuführen. Im Gebiet der Gesellschafter betreffe dies 3.000 Arbeitsplätze, bundesweit 3.600. Der Flughafenbetrieb führe zu einer Bruttowertschöpfung von 200 Mio. €, davon 165 Mio. € in der Region. Seitens der Unternehmerschaft würde dem FMO eine große Bedeutung beigemessen.

 

Ktabg. Dinkler betont, dass der FMO eine Lebensader der Region sei und fragte an, ob die derzeitige Gesellschafterverteilung gesichert sei.

 

Prof. Ströwer erläutert, dass wesentliche Veränderungen nicht zu erwarten seien. Gegebenenfalls könnten in Zukunft weitere Gesellschafter aus den Niederlanden hinzutreten.

 

Ktabg. Kohaus bittet um Erläuterung der Fluggastzahlentwicklung seit 2001, die am FMO stagnieren würden, während bundesweit steigende Passagierzahlen zu beobachten seien. Weiter erkundigt er sich nach der Entwicklung der Frachtrate, der absehbaren Entwicklung der Jahresergebnisse und der weiteren Perspektiven für die Flughafenentwicklung.

 

Prof. Stöwer führt aus, dass der FMO starke Konkurrenz durch den Flughafen Dortmund erführe, für dessen Verluste die Stadt Dortmund jährlich mit hohen Beträgen eintreten würde. Dort zögen sich allerdings im Moment die Fluggesellschaften zurück. Allein der Weggang der Fluggesellschaft easy-jet bedeute eine Reduzierung der Fluggastzahl um ca. 20 – 30 % für den Flughafen Dortmund. Bei der Frachtrate erwarte er ein Wachstum von 3 – 4 %. Im Vergleich der Jahre 2007 und 2008 seien 200 t Luftfracht weniger transportiert worden. Hinsichtlich der Jahresergebnisse bleibe die weitere Entwicklung abzuwarten. Entscheidend sei das Verhalten der Konkurrenz. Ein weiterer Ausbau der Startbahn sei nicht vorgesehen, die Kapazität sei bereits jetzt ausreichend. Vorstellbar sei die Erweiterung um ein drittes Terminal sowie der Ausbau des AirportParks.

 

Ktabg. Stinka fragt an, welche Reaktionsmöglichkeiten bei einer Ausweitung der derzeitigen wirtschaftlichen Krise zur Verfügung stünden und ob gegebenenfalls Arbeitsplätze gefährdet seien.

 

Prof. Stöwer erklärt, dass der Verfasser der erwähnten Studie, Intraplan, an der formulierten Wachstumsprognose festhalte. Die weitere Entwicklung des Flughafen sei abhängig von unternehmerischen Entscheidungen; bislang seien immer die richtigen Konsequenzen gezogen worden. Es seien weder Entlassungen noch Kurzarbeit geplant.

 

Ktabg. Große Verspohl erkundigt sich nach der Anzahl der Arbeitsplätze beim FMO und bekräftigt die Richtigkeit der Geschäftspolitik der Flughafenleitung.

 

Prof. Stöwer führt aus, dass insgesamt etwa 500 Personen beschäftigt seien, davon ca. 200 Personen bei der Muttergesellschaft. Zusätzliche Arbeitsplätze würden durch weitere Unternehmen geschaffen.

 

Auch Ktabg. Dr. Gochermann bestätigt der Geschäftsführung die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Seiner Ansicht nach sei der FMO unternehmerisch gut ausgerichtet. Er fragt nach bestehenden Risiken, auch im Hinblick auf die Nähe zu den Niederlanden.

 

Prof. Stöwer gibt an, dass sich zusätzlicher Wettbewerb für den FMO ungünstig auswirken würde. Vor diesem Hintergrund erläutert er Überlegungen zum Ausbau des ehemaligen Militärflughafens Twente in den Niederlanden für den Passagierverkehr. Seitens des FMO würden Bemühungen erfolgen, die niederländischen Akteure für eine Beteiligten am FMO zu gewinnen. Die übernationale Ausrichtung des FMO würde auch durch die Bezeichnung als „Euregioflughafen“ zum Ausdruck gebracht. Der Ausbau des FMO erfolge entsprechend den vorliegenden Prognosen. Ein Risiko liege dabei immer vor. Persönlich zeigt er sich jedoch optimistisch, dass die erkannten Wachstumspotenziale genutzt werden könnten.

 

Vorsitzender Stork gen. Heinrichsbauer dankt Prof. Stöwer für den Vortrag und wünscht ihm ein rasches Überwinden der Krise.