Betreff
Kooperationsprojekt Quellen der Baumberge
Vorlage
SV-7-1039
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

 - ohne -

 

 

In den vergangenen zwei Wochen (vom 19. bis 30. Mai 2008) fand in Bonn die 9. UN - Naturschutzkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity - CBD) statt. Über 5.000 Delegierte aus aller Welt wurden in Bonn erwartet, um über Schutz und Erhalt von Arten und Lebensräumen, eine nachhaltige Nutzung biologischer Vielfalt, aber auch über eine gerechtere Verteilung von Zugang und Nutzen zu diskutieren. Die biologische Vielfalt zu erhalten ist international vereinbartes Ziel der 1992 in Rio de Janeiro vorgestellten, am 29.12.1993 völkerrechtlich in Kraft getretenen und von Deutschland 1994 unterzeichneten Vereinbarungen.

 

Zur Unterstützung der Konferenz und ihres Anliegens wurde im Vorfeld die Kampagne „Countdown 2010“ ins Leben gerufen, der sich auch der Kreis Coesfeld und die Universität Münster mit dem Kooperationsprojekt „Quellen in den Baumbergen“ angeschlossen haben. Mittlerweile sind erste Arbeiten des Projektes abgeschlossen.

 

Im Rahmen des Projektes wurden und werden unter Einbindung lokaler Akteure der Lebensraum der Quellen in den Baumbergen untersucht. Ziele des Projektes sind:

 

-       Bestandsaufnahme des Lebensraumes Quelle aus geohydrologischer und ökologischer Sicht

-       Erstellung eines Handlungskonzeptes für die Sicherung und Entwicklung der Quellenlandschaften aus dem Blickwinkel des Naturschutzes, der Flächennutzung, der Touristik und der Umweltpädagogik.

 

Die Arbeiten werden in der Zeitachse 2007-2010 durch Studierende der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Geologisch-Paläontologisches Institut in Kooperation mit dem Institut für Evolution und Biodiversität) durchgeführt. Begleitet werden die Arbeiten durch ein interdisziplinäres Team bestehend aus Vertretern der Bezirksregierung, der Naturförderstation Coesfeld, dem Westfälisches Landesmuseum für Naturkunde, des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, dem Baumbergeverein, dem Westfälischen Heimatbund und lokalen Heimatvereinen.

 

Die Baumberge als höchste Erhebung im zentralen Münsterland fungieren als Niederschlagsbarriere und weisen eine vergleichsweise hohe Niederschlagsmenge von 800 bis 1000 mm pro Jahr auf. Geologisch werden in den Baumbergen wasserundurchlässige, sandige Kalk-Mergelsteine von durchlässigen, geklüfteten Kalk-Sandsteinen überlagert. Die Gesteinsschichten bilden im Untergrund eine schüsselartige Struktur, in der sich das Grundwasser sammelt. Zahlreiche Quellen an den lößbedeckten Hängen der Baumberge dienen als „Überlauf“ dieser „Suppenschüssel“. Die Quellen speisen diverse Vorfluter, die sich in alle Himmelsrichtungen erstrecken und den Flüssen Rhein, Ems, Ijssel und Vechte zufließen. Diese besondere hydrgeologische Gegebenheit verleiht den Baumbergen auch die Bezeichnung hydrographischer Knoten.

 

Das interdisziplinäre Projekt wird auch an der Universität Münster als Knotenpunkt zwischen verschiedenen Fachrichtungen gesehen. Das Projekt „Quellen der Baumberge“ beinhaltet Untersuchungen zur Hydrogeochemie, zum Wasserhaushalt der Baumberge, zur Ökologie der Quellen und zu einer möglichen Einbindung der Quellen in ein touristisches/didaktisches Gesamtkonzept. Der Wasserhaushalt wird zum einen durch eine Grundwasserbilanzierung erfasst, die darauf abzielt festzustellen, ob es sich bei den Baumbergen um ein geschlossenes System handelt und damit von einem „Naturlysimeter“ gesprochen werden kann.

 

Die Grundwassersituation wird anschließend durch ein numerisches Modell verdeutlicht. Die Messung der Quellschüttung in den Baumbergen dient als Grundlage für die hydrogeologische Erfassung des Kluftgrundwasserleiters. Ziel der hydrogeochemischen Untersuchung ist die Erforschung der Grundwasserbeschaffenheit unter der Berücksichtigung anthropogener Einflüsse und geologischer Gegebenheiten. Mit Hilfe der erhobenen Daten sollen die unterirdischen Einzugsgebiete abgegrenzt und die Quellen typisiert werden. Die Betrachtung von Quellfauna und Struktur und Umfeld der Quellen gibt Aufschluss über ihren ökologischen Zustand und ermöglicht eine Einordnung in Wertklassen. Der Vergleich mit historischen Datenbeständen ermöglicht Rückschlüsse auf die Entwicklung der Quellbiotope. Die durch das Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden schlussendlich im Rahmen eines ökotouristischen / didaktischen Konzept der Öffentlichkeit nähergebracht.

 

Die Projektleiterin, Dozentin Dr. Patricia Göbel vom Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Münster wird in der Sitzung weitere Erläuterungen zu den Arbeiten geben.