Beschluss:
1. Der Kreis Coesfeld verfolgt mit der gemeinsam mit
den 11 kreisangehörigen Städten und Gemeinden entwickelten
Digitalisierungsstrategie „Coesfeld 12.0 – im Kreis gemeinsam digital“ einen
strategischen Ansatz im Sinne der Smart-City-Charta der Nationalen
Dialogplattform Smart Cities. Er versteht den Begriff „Smart City“ nicht bloß
als sektorales Projekt, sondern möchte die räumlichen und gesellschaftlichen
Wirkungen der Digitalisierung fachübergreifend für das gesamte Kreisgebiet
betrachten und relevante Themen der Stadtentwicklung und der Digitalisierung
gemeinsam mit der örtlichen Öffentlichkeit diskutieren und gestalten. Dazu
gehört auch die Bereitschaft zum modellhaften/beispielhaften Lernen für und mit
anderen Kommunen.
2. Der Kreis Coesfeld beteiligt sich am Förderaufruf „Modellprojekte Smart Cities: Stadtentwicklung und Digitalisierung“. Die Verwaltung wird beauftragt, fristgerecht und in enger Abstimmung mit den Städten und Gemeinden bis zum 14.03.2021 einen entsprechenden Förderantrag zu erarbeiten und einzureichen.
3. Der Kreis Coesfeld stellt im Falle einer erfolgreichen Bewerbung die erforderlichen Eigenanteile i.H.v. insgesamt 2,86 Mio. EUR zur Verfügung, verteilt auf die Haushaltsjahre 2022 bis 2025. Rund 60 % der Mittel werden investiv, 40 % konsumtiv sein.
4. Die Verwaltung wird im Falle einer erfolgreichen Bewerbung beauftragt, im weiteren Projektverlauf die Einbeziehung von Finanzmitteln Dritter zu prüfen (kommunale oder regionale Unternehmen oder Stiftungen, Länder, Europäische Union), um den Eigenanteil des Kreises Coesfeld von 35 % auf bis zu 17,5 % zu reduzieren.
I. – IV. Sachdarstellung
Der Ausschuss für Finanzen, Wirtschaftsförderung und Digitalisierung hat dem Kreisausschuss in seiner Sitzung am 04.02.2021 empfohlen, dass sich der Kreis Coesfeld am Förderaufruf ‚Modellprojekte Smart Cities‘ beteiligt (auf die Sitzungsvorlagen SV-10-0151 und SV-10-0151/1 wird verwiesen).
Insgesamt sieben Vorhaben aus der Digitalisierungsstrategie für den Kreis Coesfeld sollen nun über den Förderwettbewerb des BMI zur Umsetzung gebracht werden. Gegenüber der Darstellung in SV-10-0151 wurden noch die beiden Projekte
- Raum für regionalen Handel (LoReNa) und
- Raum für zukunftssichernde Innovationen (5G im Rettungswesen)
neu mit aufgenommen:
Teilprojekt |
Projektinhalt |
Projektziele |
Raum für smarte
Arbeit (Coworking) |
Offene Türen für Innovatoren: Die Projektpartner
bauen in den Städten und Gemeinden ein interkommunal vernetztes, vielfältiges
Coworking-Angebot auf, das in seiner Ausstattung „State of Art“ ist – ein
attraktives Umfeld für Selbstständige und Start-Ups, die digitale Produkte,
Geschäftsprozesse oder Geschäftsmodelle zur Marktreife bringen wollen. Die
Effekte sind vielfältig: Die Ansiedlung von Unternehmen der Digitalwirtschaft
wird gefördert, Innenstadt und Dorfmitte werden gestärkt, Pendlermobilität
und Umweltbelastung reduziert. |
•
Aufbau eines Beratungs- und
Qualifizierungsangebots •
Monitoring der Nutzung (einschl.
Nachhaltigkeitsgewinne) •
Nutzerzentrierte Weiterentwicklung des
Coworking-Konzepts für den ländlichen Raum •
Keine direkte Bezuschussung der Aufbaus von
Coworking Spaces, um Fehlallokationen zu vermeiden |
Raum für
nachhaltige Mobilität (Sharing) |
Geteilte Fahrfreude: Bei der Mobilität im
ländlichen Raum wird weiterhin der Individualverkehr eine Rolle spielen. Doch
die Kombination von Sharing-Economy und Digitalisierung eröffnet neue
Möglichkeiten, Ressourcen und Flächen zu schonen. Die Projektpartner bauen
ein Sharing-Angebot auf: Verkehrsmittel wie Fahrrad, Roller und Auto stehen
für die gemeinschaftliche Nutzung als Alternative zum eigenen Fahrzeug zur
Verfügung. Buchung und Abrechnung laufen voll digital. |
•
sukzessiver Aufbau eines grundständigen Netzwerks
an Mobilstationen für Pkw, Scooter, Lastenräder, E-Bikes und Fahrrädern •
Max. Entfernung von jedem Punkt innerhalb
geschlossener Ortslagen: 10 Gehminuten •
Rd. 90 Stationen mit Pkw, Scootern und
Lastenrädern; rd. 35 Stationen mit E-Bikes und Fahrrädern •
Stationsgebundener Ansatz mit teil-flexiblen
Angeboten •
Integration in die bereits laufenden Projekte und
die dort entwickelten Lösungen |
Raum für
regionalen Handel (LoReNa) |
Digitales Kaufhaus für den Kreis: Die
Projektpartner installieren und etablieren eine Online-Plattform als
Marktplatz, die für alle Händler, Dienstleister und Erzeuger der Region
nutzbar ist. An das Angebot sind Bezahlfunktionen und Logistik angeschlossen.
Unter anderem können E-Mobilität, Lastenräder und Abholstationen mit
IT-Anbindung ins Konzept integriert werden. Das Projekt hilft, die Kaufkraft
in der Region zu binden und stärkt somit die regionalen Anbieter. |
•
aufbauend auf: LoReNa: online lokal einkaufen –
Projekt im Rahmen des Aufrufs Heimat 2.0 von 7 der 11 Städte und Gemeinden im
Kreis Coesfeld (Ascheberg, Billerbeck, Coesfeld, Havixbeck, Nottuln,
Rosendahl, Senden) •
Aufbau und Etablierung des digitalen Kaufhauses
in den übrigen 4 Städten und Gemeinden im Kreis Coesfeld (Dülmen,
Lüdinghausen, Nordkirchen, Olfen) |
Raum für
zukunftssichernde Innovationen (5G im Rettungswesen) |
Pilotprojekte mit hohem Praxiswert: Die
Projektpartner schaffen im Kreis Coesfeld Test- und Experimentierräume in der
Alltagsrealität bestimmter Wirtschaftsbereiche und Anwendungsfelder. Die
Möglichkeiten sind vielfältig, zum Beispiel ein Smart-Farming-Reallabor mit
Sensorik und Software für das moderne, vollständig vernetzte und digitale
Agrarunternehmen, oder der Einsatz von 5G-Mobilfunk im Rettungswesen wird
erprobt. Die Reallabore bieten doppelten Nutzwert: Entwickler und Anwender
profitieren. |
•
Einsatz von 5G im Rettungswesen, insbes. bei der
Nachalarmierung von Notärzten bei Rettungseinsätzen. Wertvolle Zeit bei der
Notfallbehandlung wird zum Wohle der Patienten gewonnen. •
Entwicklung der 5G-spezifischen Lösungen und
Erprobung in der Praxis im Raum Coesfeld/Billerbeck |
Raum für
partizipative Stadt- und Regionalentwicklung (Open Innovation Plattform) |
Blick in die Zukunft: Interessierte Bürgerinnen
und Bürger werden in zentrale Frage der Stadt- und Regionalentwicklung
einbezogen. Ein Beispiel: Junge Menschen machen sich buchstäblich ein Bild,
wie sie im Kreis Coesfeld in 20 bis 50 Jahren wohnen, arbeiten und einkaufen,
wie sie ihre Freizeit verbringen können und wie das Bildungsangebot aussieht.
Dabei projizieren sie ihre Vorstellungen in ein digitales Szenario. Die
Region gewinnt damit wertvolle Impulse für die Aufstellung von stationärem
Handel, Behörden, kulturellen Einrichtungen, Plätzen und Begegnungsstätten.
Zugleich steigt die Identifikation junger Menschen mit dem Standort, weil sie
sich in die Innenstadtentwicklung einbringen können. |
•
Aufbau einer Open Innovation-Plattform •
Integration von Open Data-Ansätzen |
Raum für digitale
Bildung (Schulungszentrum) |
High-Tech für alle: Kommunen als Schul- und
Bildungsträger sowie Unternehmen für ihre Aus- und Weiterbildung bauen
gemeinsam ein Angebot an hochwertiger Hardware auf. Sie stellen die Technik
gegen Entgelt für schulische und berufliche Bildungsmaßnahmen zur Verfügung –
im Falle freier Kapazitäten auch für Entwicklungsvorhaben von Unternehmen.
Das Projekt bringt Schülerinnen und Schüler sowie Beschäftigte mit
Digitalisierungsthemen in Kontakt und vermittelt die notwendigen digitalen
Kompetenzen. |
•
Aufbau eines Schulungszentrums Digitalisierung /
DigiLab •
Ausstattung im Industriestandard •
als PPP-Träger- und Betreibermodell |
Raum für breite
Teilhabe (Digitallotsennetzwerk) |
Türen öffnen in die digitale Welt: Nicht alle
Menschen sind digital-affin. Das Digitallotsen-Netzwerk unterstützt sie,
damit sie Chancen nutzen können. Das Projekt hat den Ansatz,
Digitalisierungs-Know-how in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu
tragen und damit Gemeinschaft, Teilhabe und Selbstbestimmtheit zu fördern. |
•
Aufbau eines Qualifizierungsangebots für
Digitallotsen bei regionalen Bildungsträgern •
Vernetzung der verschiedenen professionellen und
ehrenamtlichen Digitallotsen |
Zwischenzeitlich konnte auch der Kosten- und Finanzierungsplan für die Antragstellung konkretisiert werden und stellt sich wie folgt dar:
Teilprojekt |
Investiv |
Konsumtiv |
Gesamt |
in Mio. EUR |
|||
Raum für smarte Arbeit (Coworking) |
0,04 |
0,33 |
0,36 |
Raum für nachhaltige Mobilität (Sharing) |
3,30 |
0,85 |
4,15 |
Raum für regionalen Handel (LoReNa) |
0,04 |
0,37 |
0,41 |
Raum für zukunftssichernde Innovationen (5G im Rettungswesen) |
0,89 |
0,61 |
1,50 |
Raum für partizipative Stadt- und
Regionalentwicklung (Open Innovation Plattform) |
0,13 |
0,39 |
0,52 |
Raum für digitale Bildung (Schulungszentrum) |
0,50 |
0,59 |
1,09 |
Raum für breite Teilhabe (Digitallotsennetzwerk) |
0,02 |
0,14 |
0,15 |
Summe |
4,90 |
3,27 |
8,16 |
Anteil |
60,0% |
40,0% |
100,0% |
|
|
|
|
Eigenanteil |
2,86 Mio. EUR |
|
|
Förderung |
5,31 Mio. EUR |
|
|
Die hier dargestellte Projektübersicht sowie der Kosten- und Finanzierungsplan wurden in einer gemeinsamen Sitzung mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern am 15.02.2021 besprochen. Eine Antragstellung für den Förderaufruf ‚Modellprojekte Smart Cities‘ wird auch von hier aus voll unterstützt.
Im Übrigen wird auf
die Sitzungsvorlagen SV-10-0151 und SV-10-0151/1 verwiesen.