Beschluss: Kenntnis genommen

Vorsitzende Schäpers begrüßt Herrn Dr. Pohl von der Fachstelle Suchtprävention des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld e.V. sowie Frau Krüger von der Sucht- und Drogenberatungsstelle der AWO Münsterland – Recklinghausen.

 

Herr Dr. Pohl bedankt sich für die Gelegenheit, dem Ausschuss für Arbeit, Soziales, Senioren und Gesundheit die Angebote und Erfahrungen zur Sucht- und Drogenprävention für Schulen im Kreis Coesfeld darzustellen. Anhand des als Anlage beigefügten Powerpoint-Vortrags macht er zunächst Ausführungen zur Einordnung des Phänomens „Drogen in Schulen?!“ und stellt hierzu dar, dass und aus welchen Gründen sich die pädagogische Drogenprävention in Schulen schwierig gestalte. Im Anschluss benennt Herr Dr. Pohl konkrete Angebote schulischer Suchtvorbeugung aus dem proaktiven und reaktiven Bereich  im Kreis Coesfeld.

Als Beispiel eines reaktiven Angebots stellt daraufhin Frau Krüger das Projekt „FreD“ zur Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten vor und schildert die Erfahrungen mit dieser Maßnahme.

Schließlich berichtet Herr Dr. Pohl  über die Erfahrungen zur Umsetzung schulischer Suchtvorbeugung im Kreis Coesfeld und stellt die Perspektiven der schulischen Suchtprävention dar.

 

Hinsichtlich der dargestellten statistischen Erhebungen des Angebots „FreD“ erkundigt sich FBL Schütt, was konkret eine „erfolgreiche Beendigung“ des Projekts bedeute. Hierzu führt Frau Krüger aus, dass hiermit eine Teilnahme an der Maßnahme bis zu deren Ende gemeint sei. Es seien tatsächlich viele Abbrüche zu verzeichnen. Einige Teilnehmer/innen würden drei bis vier Anläufe brauchen bis zum Abschluss des Projekts.

 

S.B. Bücker gibt zu bedenken, dass auffällig sei, wie wenig Mädchen an dem Kurs „FreD“ teilgenommen hätten und erkundigt sich, ob es spezielle Angebote für Mädchen und junge Frauen gebe. Herr Dr. Pohl entgegnet, dass z.B. im „HaLT“ – Projekt zur Beratung von sogenannten Komasäufern in Krankenhäusern tatsächlich mehr Mädchen betreut würden als Jungen, so dass keine allgemeine Aussage dazu getroffen werden könne, ob Mädchen weniger suchtgefährdet seien als Jungen.

 

Zu dem Wunsch der Fachstelle Suchtprävention, die Suchtprävention stärker in die Schulen einzubinden, appelliert s.B. Kleinschmidt an sämtliche Ausschussmitglieder, aufgrund der Wichtigkeit der schulischen Suchtprävention zu überlegen, wie die Einbindung in die Schulen einfacher gestaltet werden könne.

 

Zu den Bedenken der Ktabg. Crämer – Gembalczyk, dass ein Zeitfenster für den Kurs „FreD“ von lediglich ca. 8 Stunden eventuell zu gering sein könnte, erklärt Frau Krüger, dass sich die Teilnehmer/innen in dieser Zeit intensiv und aktiv mit dem Thema auseinandersetzen würden. Zu berücksichtigen sei auch, dass Zielgruppe dieser Maßnahme lediglich die riskant Konsumierenden, nicht jedoch die bereits abhängigen Personen sei.

 

Frau Krüger bestätigt auf Nachfrage von Ktabg. Crämer – Gembalczyk und Ktabg. Raack, dass die Evaluationsbögen anonym ausgefüllt werden könnten und die Antworten der Teilnehmer/innen in den Evaluationsbögen folglich auch ausgesprochen ehrlich seien.

 

Von Ktabg. Crämer – Gembalczyk auf die Prüfbarkeit des Erfolgs des Projektes „FreD“ angesprochen führt Frau Krüger aus, dass im Rahmen einer Katamnese ca. ein halbes Jahr nach Beendigung des Kurses noch einmal Kontakt zu den Teilnehmer/innen aufgenommen würde. Die Teilnehmer/innen würden dabei nach deren Suchtmittelkonsumverhalten befragt. Die Erfahrung habe gezeigt, dass der Suchtmittelkonsum nach der Teilnahme an der Maßnahme zurückgehe. Laut einer Bundesstatistik würden lediglich 15 % der Teilnehmer/innen erneut straffällig.

 

Ktabg. Schnittker erkundigt sich, ob neben dem Zugang zu den Schulen hinsichtlich der Implementierung der schulischen Suchtprävention auch Ablehnung der Schulen zu spüren sei, wenn der Kontakt mit der Schule bereits bestehe. Er habe die Erfahrung gemacht, dass in den Schulen sogar eher gewünscht sei, dass externe Institutionen in die Schule kommen. Herr Dr. Pohl führt aus, dass sie seitens der Schule zwar keine Ablehnung erfahren würden, jedoch sei vielmehr der Zeitengpass in den Schulen problematisch. Hinzu komme der Druck durch die Eltern, die evtl. weitere Unterrichtsausfälle befürchten. Es sei keine Pauschalaussage möglich, jedoch sei auffällig, dass es oft immer die gleichen Schulen seien, die sich regelmäßig mit ihm in Verbindung setzen würden, während andere Schulen  nur sehr selten von dem Angebot der schulischen Suchtprävention Gebrauch machen würden.

 

Auf die Frage von Ktabg. Wobbe nach der Entwicklung der Fallzahlen auch im Hinblick auf den demografischen Wandel entgegnet Herr Dr. Pohl, dass im Rahmen der schulischen Suchtprävention keine Einzelfallbetrachtung erfolge, so dass hier auch keine Fallzahlentwicklung dargestellt werden könne. Für das Projekt FreD ergänzt Frau Krüger, dass die Anzahl der Teilnehmer/innen recht konstant sei. Im Allgemeinen erklärt Herr Dr. Pohl, dass sich ein sogenanntes Spaß- und Lifestyle-Verhalten entwickelt habe. Neu sei die Exessivität des Suchtmittelkonsums.

 

Zu der Nachfrage von Ktabg. Sparwel hinsichtlich der Elternabende zum Thema Sucht gibt Herr Dr. Pohl an, dass das Interesse der Eltern an solchen Angeboten nicht groß sei. Sucht sei nicht das Lieblingsthema von Eltern. Die Schulen würden teilweise sogar mangelnde Anmeldezahlen befürchten, wenn sie das Thema Sucht in den Stundenplan einbringen würden, da der Eindruck bei den Eltern entstehen könne, dass es sich bei der Schule um eine „Drogenschule“ handle, wenn diese sich mit dem Thema Sucht auseinandersetze.

 

Zu dem Wunsch der schulischen Suchtprävention, in den regulären Unterricht der Schulen eingebunden zu werden, regt Vorsitzende Schäpers an, diesen Wunsch eventuell bei der Schulrätin zu äußern.

Vorsitzende Schäpers bedankt sich bei Herrn Dr. Pohl und Frau Krüger für den ausführlichen Bericht. Die Arbeit der AWO Münsterland - Recklinghausen und des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld e.V. im Bereich der Suchtprävention und –beratung werde hoch geschätzt.