Sitzung: 11.09.2019 Ausschuss für Arbeit, Soziales, Senioren und Gesundheit
Beschluss: ungeändert beschlossen
Abstimmung: Ja: 17, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: SV-9-1448
Beschluss:
Dem Kreisausschuss wird empfohlen, dem Kreistag folgenden Beschlussvorschlag zu
unterbreiten:
- Der vorgelegte Fortschreibungsentwurf wird als Planung des Kreises Coesfeld nach § 7 des Alten- und Pflegegesetzes NRW beschlossen.
- Die Priorisierung der in Planfortschreibung vorgeschlagenen Maßnahmemöglichkeiten soll weiterhin durch die mit allen Städten und Gemeinden eingerichtete interkommunale Arbeitsgruppe erfolgen.
- Die in der Planungsfortschreibung aufgeführten Maßnahmemöglichkeiten sollen auch weiterhin folgenden Punkt enthalten:
Unter
Berücksichtigung der weiterhin relativ hohen Anzahl an stationären Plätzen im
Kreis Coesfeld und der Verteilung von Angebot und prognostizierten Bedarfen
wären neue stationäre Plätze eher in den südlichen Teilen des Kreises Coesfeld
anzusiedeln, also in Senden, Lüdinghausen, Olfen, Ascheberg und ggf. in
Nordkirchen. Falls dabei neue stationäre Einrichtungen entstehen sollten, ist
auf eine flexibel nutzbare Gestaltung zu achten, die bspw. auch die Umwandlung
der Gebäude (oder Teilen davon) für andere Nutzungen erlauben würden.
Vorsitzende Schäpers begrüßt die Mitarbeiterinnen Frau Martin und Frau
Cannizzaro der Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und
Sozialbereich mbH, Köln (FOGS).
Frau Martin und Frau Cannizzaro stellen anhand der als Anlage 1 beigefügten
Powerpoint-Präsentation die Fortschreibung des Pflegebedarfsplans für den Kreis
Coesfeld vor. Frau Martin erläutert zunächst die Aufgabenstellung der
Fortschreibung und hebt hervor, dass erstmalig auch die Erhebung und Auswertung
der Belegungsstrukturen in der stationären Pflege nach Herkunft der
Bewohnerinnen und Bewohner erfolgt sei. Besonderes Augenmerk sei auch auf die
Bedarfe in der Kurzzeit- und der Tagespflege gerichtet worden. Im Übrigen sei
die Umsetzung der durch die interkommunale Arbeitsgruppe bereits
konkretisierten und festgelegten Maßnahmen aus der ersten Planungsfassung
nachvollzogen worden. Frau Martin weist darauf hin, dass die Arbeit in engem
Dialog mit dem Kreis Coesfeld als Auftraggeber erfolgt sei.
Frau Cannizzaro erläutert die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2030
im Hinblick auf die Altersgruppen 0 bis 20 Jahre, 20 bis 64 Jahre und über 65
Jahre; hier sei eine Verschiebung zwischen den Altersgruppen festzustellen. Sie
erklärt den Altenquotienten, der das Verhältnis der ab 65-Jährigen zur
Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen angibt. Im Weiteren stellt sie die
Prognosen für die Pflegebedürftigkeit inklusive Kurzzeitpflege (Prognose I) und
ohne die Berücksichtigung der Kurzzeitpflege (Prognose II) dar. Hier sei
bezogen auf das Jahr 2015 mit ca. 6.200 Pflegebedürftigen im Jahr 2017 mit
7.981 Pflegebedürftigen ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen gewesen. Dies sei
auf die Reformen durch das Pflegestärkungsgesetz zurückzuführen. Frau Cannizzaro
weist darauf hin, dass die Kurzzeitpflege bei der Prognose II herausgenommen
worden sei, da nicht feststellbar sei, ob die Kurzzeitpflege auf einer
Verhinderungspflege basiere oder den Einstieg in eine Vollzeitpflege darstelle.
Der Trend gehe zur professionellen Pflege, d. h. ein Verschieben von der Pflege
durch Angehörige hin zur ambulanten Pflege durch Pflegedienste.
Frau Cannizzaro stellt die zentralen Ergebnisse der stationären Pflege
und der Kurzzeitpflege für den Kreis Coesfeld sowie für die kreisangehörigen
Städte und Gemeinden dar. Es ergebe sich ein Bedarf an stationären
Pflegeplätzen für die Stadt Olfen und die Gemeinde Senden. Insgesamt sei der
Anteil der stationären Pflegeplätze je 1.000 Einwohner ab 65 Jahren im Kreis
Coesfeld höher als im Landesdurchschnitt. Im Kreisvergleich schneide die
Versorgung mit Kurzzeitpflegeplätzen im Kreis Coesfeld besser ab als in den
meisten benachbarten Gebieten. Trotzdem bestehe ein Ausbaubedarf an
Kurzzeitpflegeplätzen im Hinblick auf Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige.
Frau Cannizzaro erläutert ausgewählte Ergebnisse der schriftlichen
Befragung der stationären Pflegeeinrichtungen. Zur Bewertung der
Fachkräfteverfügbarkeit im stationären Bereich weist sie darauf hin, dass hier
zum Tragen komme, dass die Arbeit in der stationären Pflege unbeliebter sei als
die in der Tagespflege. Insgesamt sei die Einschätzung der Versorgungssituation
im Kreis Coesfeld aber mit „eher gut/gut“ bewertet worden. Hier seien die gute
Vernetzung und die guten Kooperationsstrukturen hervorgehoben worden.
Abschließend erklärt Frau Cannizzaro die zentralen Ergebnisse der
Tagespflege. Hier sei eine Ungleichverteilung im Kreisgebiet festzustellen.
Eine Quantifizierung von Bedarfen für die Tagespflege sei schwierig, da kein
allgemein anerkannter Wert für eine „gute“ Versorgung vorliege. Es fehle ein
bundesweiter Vergleichswert. Festgestellt worden sei, dass eine wohnortnahe
Versorgung wichtig sei.
Frau Martin zieht ein abschließendes Fazit und stellt mögliche
Maßnahmen dar. Eine Priorisierung erfolge in der interkommunalen Arbeitsgruppe.
Vorsitzende Schäpers bedankt sich bei Frau Martin und Frau Cannizzaro
für den informativen Vortrag.
Dez. Schütt weist im Hinblick auf die mögliche Maßnahme zur Steuerung
und Koordination darauf hin, dass im Hinblick darauf die Personalkapazität
ausgebaut worden sei. Er stellt Frau Wellkamp vor; sie wird im Bereich Planung
tätig werden.
Ktabg. Willms bedankt sich für die Darstellung und weist darauf hin,
dass ein besonderes Anliegen sei, im Kreis Coesfeld vernünftige Strukturen zu
entwickeln. Der Kreis sei auf einem guten Weg und müsse weiterhin
zukunftsweisende Lösungen anbieten. Auch wenn im Kreis ausreichend stationäre
Plätze zur Verfügung stünden, bedeute dies nicht immer, dass schnell Wohnortnah
ein Pflegeplatz gefunden werden könne.
Vorsitzende Schäpers führt aus, dass ihr alternative Wohnformen wichtig
seien und der Blick darauf, dass Berufstätige die Möglichkeit bekommen, ihre
Arbeit und die Pflege von Angehörigen besser zu koordinieren.
Vorsitzende Schäpers lässt sodann über den Beschlussvorschlag abstimmen..
Form der Abstimmung: offen per Handzeichen
Abstimmungsergebnis: Einstimmig