Sitzung: 21.09.2022 Unterausschuss Finanzmanagement und Aufgabenkritik
Vorlage: SV-10-0680
Landrat Dr. Schulze Pellengahr begrüßt die Anwesenden und erläutert eingangs, dass nun die Feinplanung zur Erweiterung des Kreishauses I vorgestellt werden solle und übergibt das Wort an Prof. Michael Schanné (AV 1 Architekten, Kaiserslautern).
Prof. Schanné
bedankt sich für die Einladung und beginnt sodann mit der als Anlage 1
beigefügten Präsentation zur aktuellen Vorplanung zum Erweiterungsbau. Ziel sei
es, den Erweiterungsbau möglichst wirtschaftlich durch einen kompakten
Baukörper mit Stahlbetonskelettkonstruktion zu planen. Der Abstand von fünf
Metern zum Hauptgebäude müsse aus brandschutzrechtlichen Gesichtspunkten
eingehalten werden. Anhand der Skizzen stellt Prof. Schanné die Raumplanung vor und erläutert, dass im Erdgeschoss neben
einem Eingangsbereich ein Open-Space-Konzept mit freier Wahl des Arbeitsplatzes
angedacht sei. Im 1. OG seien Flächen für die Kreisverwaltung vorgesehen. Die
Kreisleitstelle sei im 2. und 3. OG untergebracht. Bei der Fassade solle
hinsichtlich des Designs eine Analogie zum Hauptgebäude hergestellt werden.
Dennoch solle der Neubau als neues Haus erkennbar sein.
Der Grundriss
für die Kreisleitstelle sei nach technischen Belangen konzipiert worden, so Prof.
Schanné. Es seien neun Arbeitsplätze sowie ein gekühlter
Serverraum erforderlich. Landrat Dr. Schulze Pellengahr ergänzt, dass ggf.
Server der Kreisverwaltung dort auch verortet werden sollten, um
Synergieeffekte zu erzielen. Kreisdirektor Dr. Tepe merkt an, dass durch die
Verortung der Server im 2. OG zudem ein hinreichender Hochwasserschutz gegeben
sei. Auf Nachfrage von Ktabg. Lunemann erklärt Prof. Schanné, dass der Betriebsraum der Leistelle zweigeschossig ausgeführt
werden müsse.
Zur
Dachansicht führt Prof. Schanné aus, dass fast die
Hälfte der Dachfläche für PV-Anlagen vorgesehen sei. Die restliche Fläche sei
für Technik wie bspw. Wärmepumpen vorgesehen, sodass das Gebäude ohne fossile
Brennstoffe beheizt werden könne.
Bei der
Anbindung zum Hauptgebäude sei eine leichte Neigung erforderlich, so Prof. Schanné auf Nachfrage von Ktabg. Holz. Die Barrierefreiheit werde
dadurch allerdings nicht eingeschränkt. Die maximale Höhe der Anlagen auf dem
Dach des Gebäudes hänge von der eingesetzten Haustechnik ab. Ziel sei es
selbstverständlich, dass möglichst wenig sichtbar sei.
Ktabg. Wenning erfragt, ob die Heizung des neuen Gebäudes unabhängig vom
Kreishaus I sei. Dies bejaht Landrat Dr. Schulze Pellengahr. Die Gasheizung im
Kreishaus I sei durch das Kraft-Wärme-Kopplung-Blockheizkraftwerk (KWK-BHKW)
effizient. Perspektivisch solle die Möglichkeit der Geothermie näher betrachtet
werden. Dies sei aufgrund des Standortes im Wasserschutzgebiet allerdings nicht
so einfach umzusetzen.
Das Kreishaus
I sei etwas niedriger im Vergleich zum Erweiterungsbau, so Prof. Schanné auf Nachfrage von Ktabg. Schulze Esking. Zum Hochwasserschutz
solle ein Sockel ausgebildet werden. Hierzu sei noch eine Feinplanung
erforderlich.
Die Frage von
Ktabg. Lunemann, ob auf dem Dach auch eine Begrünung vorgesehen sei, bejaht
Prof. Schanné.
Ktabg. Wobbe
erfragt, ob unter Umständen eine Aufstockung des Gebäudes in bspw. 10 bis 15
Jahren möglich sei. Eine Aufstockung müsse man bei der Statik berücksichtigen,
so Prof. Schanné. Andere Nutzungen seien
grundsätzlich denkbar, wobei im Falle der Serverräume bspw. besondere
Nutzungsanforderungen vorlägen. Stellv. Ausschussvorsitzender Höne ergänzt,
dass eine optionale Aufstockung nicht Gegenstand des Wettbewerbs gewesen sei.
Es sei in der Vergangenheit bereits in Diskussion gewesen, ob ggf. eine Aufstockung
des Kreishauses I in Betracht komme. MA Thies ergänzt, dass die Statik aufgrund
der besonderen Anforderungen an die Leistellen-Räume problematisch sei. Sofern
die Leitstelle mehr Platz benötige, könne ggf. Flächen der Verwaltung genutzt
werden. Stellv. Ausschussvorsitzender Höne merkt zudem an, dass es auch eine
Frage der Gesamtproportionen sei, da der Anbau bereits schon etwas höher als
das Kreishaus I sei. Prof. Schanné unterstützt die
dargelegten Argumente und ergänzt, dass Sicherheit wichtig für die Leitstelle
sei und diese daher im 2. und 3. OG geplant worden sei. Eine Überbauung würde
grds. zu Problemen führen. Der aktuelle Plan passe gut in das städtebauliche
Gesamtbild. Landrat. Dr. Schulze Pellengar merkt an, dass die Frage nicht
unberechtigt sei. Gerade vor dem Hintergrund einer möglichen Initiative der
Bundesregierung bzgl. einer zentralen Leitstelle. Dennoch stelle die optionale
Aufstockung enorme Anforderungen an die Statik. Der Baugrund sei zudem auch
nicht ganz unproblematisch, so MA Thies.
Ktabg. Geuking
spricht mit Blick auf die Zukunft mögliche PV-Fassadenmodule an und erfragt, ob
diese mit der aktuell geplanten Fassade grds. möglich sei. Der Wettbewerb sei
auch gewonnen worden, weil die Fassade vom Hauptgebäude aufgegriffen worden
sei, merkt Prof. Schanné an. Die Umsetzung gestalte
sich aufgrund der Struktur der Außenfassade als schwierig, sei grds. allerdings
möglich. Es gebe Gebäude, die extra darauf ausgerichtet seien. Das Konzept
müsse man daher neu überdenken.
Ktabg. Vogt
möchte hinsichtlich eines Rückbaus wissen, welche Materialien verwendet würden.
Prof. Schanné erklärt, dass für das Gebäude vor dem
Hintergrund der hohen Sicherheitsanforderungen Stahlbeton und Klinker verwendet
würde. Es gebe zwar auch Gebäude komplett aus Holz, allerdings sei hier in
Anbetracht der Vielzahl an gefällten Bäumen der Klimaschutz fraglich. Bei der
Dämmung würde kein Material verwendet werden, welches aus Erdöl gewonnen wird.
Für den Innenausbau seien robuste Materialen vorgesehen.
Hinsichtlich
der Berücksichtigung von Energiestandards für das Gebäude führt Prof. Schanné aus, dass das Gebäude nicht zertifiziert werden solle. Es
handele sich aber um einen kompakten Baukörper mit guter Dämmung und 3-fach
Verglasung. Es müsse stets ein Maß für Wirtschaftlichkeit gefunden werden.
Vor dem
Hintergrund der geplanten Kostendeckelung von rd. 12,8 Mio. € erfragt Ktabg.
Schulze Esking, ob angesichts der fraglichen Preisentwicklung noch Umplanungen
möglichen seien. Luft könne nicht mehr geschaffen werden, da die geplanten
Flächen zu entsprechenden Kosten führen, so Prof. Schanné. MA Thies erklärt, dass die Kosten durch ein unabhängiges Büro
geschätzt worden seien. Im Dezember sei eine weitere Kostenschätzung geplant.
Nun wolle man einzelne Massenansätze planen. Zum Thema Nachhaltigkeit ergänzt
er, dass eine Zertifizierung des Gebäudes aufgrund der Hinzuziehung eines
separaten Fachplaners teuer gewesen wäre. Es werde nach dem heutigen Standard
gebaut.
Ktabg. Schulze
Esking fragt, ob ggf. auf ein Stockwerk verzichten werden könne, sollten die
Kosten derart aus dem Ruder laufen. MA Thies entgegnet, dass aufgrund der
Sicherheitsanforderungen an die Leistelle auf kein Stockwerk verzichtet werden
könne. Dies würde alle Planungen über den Haufen werfen.
Landrat Dr.
Schulze Pellengahr fasst zusammen, dass die aktuellen Preisentwicklungen vor
dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und weiterer Faktoren nicht abzuschätzen
seien, allerdings teilweise ein Abschwellen zu verzeichnen sei. Er berichtet
aus dem Bauausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, dass hier auch
über deutliche Kostensteigerungen berichtet worden sei. In der heutigen Sitzung
sei ein optimierter Plan mit effizienter Raumnutzung vorgestellt worden. Er
empfiehlt, das Projekt weiter zu verfolgen und die Kostenschätzungen
selbstverständlich weiter im Blick zu behalten. Kreisdirektor Dr. Tepe ergänzt,
dass bei VISA-Kontrollen teilweise auch geringere Kosten bei Bauten entstünden.
Dies hänge von den jeweiligen Ausschreibungsergebnissen ab.
Prof. Schanné fasst abschließend zusammen, dass die Hausaufgaben gemacht
worden seien, indem die Gebäudefläche verkleinert und das Erdgeschoss bespielt
worden sei. Eine Anpassung der Flächen sei nicht mehr möglich. Die Kosten
würden jetzt schrittweise anhand der einzelnen Gewerke geschätzt werden.
Vorteil dieser Bauweise sei es, dass es sich um keine Sonderkonstruktion
handele, wodurch grds. diverse Unternehmen bei einer Ausschreibung in Frage
kommen könnten. Dies stärke schließlich den Wettbewerb. Landrat Dr. Schulze Pellengahr
unterstützt diese Argumentation. Er berichtet von einem geplanten
Freilichtmuseum in Detmold aus Holz und Lehm. Hier sei die Ausschreibung,
nachdem sich lediglich zwei Anbieter gemeldet hatten, aufgehoben worden.
Ktabg. Klaus möchte wissen, welche
Größe für die PV-Anlage auf dem Dach beabsichtig ist. Landrat Dr. Schulze
Pellengahr sichert zu, die Informationen im Protokoll aufzunehmen (Anm.: Größe
von ca. 271,50 m² mit ca. 30 kWp Leistung geplant).
Das Gremium verständigt sich darauf,
dass die nächste Sitzung im 1. Quartal 2023 stattfinden solle.