Beschlussvorschlag:
- Ab 2004 werden statt wie bisher drei künftig nur
noch zwei Sonderausstellungen und das „Forum aktuelle Kunst“ auf Burg
Vischering durchgeführt.
- Ab 2004 werden mit Ausnahme der beiden
Silvesterkonzerte keine weiteren Konzerte durch den Kreis in den
Kulturzentren Burg Vischering und Kolvenburg durchgeführt.
I. Problem
Zu der Sitzung
des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport am 27.01.2003 wurden dem Ausschuss
die von der Verwaltung geplanten Konsolidierungsmaßnahmen vorgelegt. Der
Ausschuss für Schule, Kultur und Sport hat einstimmig beschlossen, die
Verwaltung zu beauftragen, dem Kreisausschuss in Ergänzung der Sitzungsvorlage
SV-6-838 die Auswirkungen der Konsolidierungsmaßnahmen „Wegfall einer
Sonderausstellung auf Burg Vischering“ und „Streichung der Konzerte in der
Kolvenburg und auf Burg Vischering“ (mit Ausnahme der Silvesterkonzerte)
darzustellen.
Die Angelegenheit
wurde zur Entscheidung über die Umsetzung der Konsolidierungsmaßnahmen an den
Kreisausschuss verwiesen.
II. Lösung
a) Wegfall einer
Sonderausstellung auf Burg Vischering
Die Kosten einer
Ausstellung setzen sich in der Regel aus den folgenden Aufwendungen zusammen:
Herstellung von Plakat und Einladungskarte, weitere Werbemittel (z.B. Anzeigen),
Versicherung, Leihgebühr, Transportkosten, Vortrag zur Eröffnung,
Musikbegleitung. Die Kosten fallen je nach Leihgeber, Ausstellungsgut und
Bekanntheitsgrad der/des Künstler/s sehr unterschiedlich aus. Beispielsweise
betrugen die Versicherungskosten für die Ausstellung mit Werken zweier
zeitgenössischer Künstler „Belcanto“ auf Burg
Vischering in 2003 347,99 €, dagegen die Versicherungskosten für die Ausstellung „Grafik des deutschen Expressionismus“ in der Kolvenburg in 2003 1983,36 €.
Auch die Transportkosten
sind bei einer so hochkarätigen Ausstellung höher, da die Transporte, aufgrund
von Bedingungen der Leihgeber, häufig nicht mit eigenem Personal durchgeführt
werden können. So betrugen die Transportkosten für die Ausstellung „Grafik des deutschen Expressionismus“ 1911,80 €, andere Transporte wie „Belcanto“ können dagegen mit eigenem Personal und
Fahrzeug durchgeführt werden.
Durchschnittliche
Kosten von Sonderausstellungen auf Burg Vischering lassen sich nicht
beweisbar genau beziffern, da im Gegensatz zur Kolvenburg nicht festgestellt
werden kann, ob die Besucher eine Eintrittskarte kaufen, um die
Sonderausstellung, die permanente Ausstellung in der Hauptburg oder die
Dauerausstellung „Ritter und Pferde“ besuchen. Die Burg Vischering ist allein
wegen ihrer unvergleichbaren Anlage als Ausflugsziel zu betrachten, während die
Besucher der Kolvenburg gezielt die gerade aktuellen Ausstellungen besuchen.
In den vergangen
Jahren war die Ausstellung „Jugend-Protest-Kultur“ (vom Museumsamt, inklusive Werbematerial
konzipierte Ausstellung) 04.07.-29.08.1999 in der Kolvenburg die
Ausstellung mit den geringsten Ausgaben. Ausgaben in Höhe von 370,00 € standen Einnahmen von 1350,00 € gegenüber. Die Ausstellung „Im Reich des Sultans“ vom 18.04.-20.06.1999 ebenfalls in der
Kolvenburg verursachte Ausgaben in Höhe von 10.150,00 €, demgegenüber standen Einnahmen von
6000,00 €. Diese beiden
genannten Ausstellungen waren die in den letzten fünf Jahren die günstigste
bzw. kostenintensivste Ausstellung. Eine obere Grenze der Ausgaben kann nicht
festgelegt werden. In der Regel steigen die Ausgaben mit Bekanntheitsgrad der
Künstler und dem Kunstmarktwert der Ausstellungsstücke.
In der
Vergangenheit hätte es sich im übrigen vielfach bewährt, eine Ausstellung
länger zeigen zu können, da wegen des großen Angebots an kulturellen
Veranstaltungen in der Region Werbung, bzw. Informationen über die Ausstellung
häufig erst verspätet über den Kreis Coesfeld hinausgelangen und nicht selten
nach dem Ende der Ausstellung Besucherinnen und Besucher diese sehen wollten.
Besonders wenn der Aufwand für eine Ausstellung, sei es durch eine aufwändige
Präsentation oder durch erhebliche Ausgaben, hoch ist, wäre es wünschenswert,
sie länger laufen lassen zu können. Aus konservatorischen Bedingungen kann
allerdings nicht jede Ausstellung beliebig lang gezeigt werden.
Bei einer
längeren Laufzeit bietet sich oftmals die Möglichkeit, mehrere
Begleitveranstaltungen durchzuführen, mit denen dann auch die Ausstellung immer
wieder beworben werden kann und in den Medien präsent ist. Insgesamt käme der
einzelnen Ausstellung mehr Bedeutung zu.
Eine Reduzierung
auf zwei Ausstellungen bei längerer Laufzeit muss somit nicht zwangsweise eine
niedrigere Besucherzahl zur Folge haben. Die Erfahrungen der letzten Jahre
haben ohnehin gezeigt, dass sich Besucherzahlen sehr schlecht prognostizieren
lassen, da zu viele äußere Faktoren (z.B. Wetter, Veranstaltungen in der
näheren Umgebung) Einfluss auf das Besucherverhalten haben. Bei einer
hochkarätigen Ausstellung zum Beispiel wie die der „Druckgraphik des deutschen
Expressionismus“ war eine viel höhere Anzahl von Besucherinnen und Besuchern
erwartet worden.
Allgemein sind in
ganz Europa, selbst in großen Museen wie z.B. in Paris und Venedig, rückläufige
Besucherzahlen zu verzeichnen. Die Stadt Münster konstatiert für 2003 in ihren
Museen einen Besucherrückgang von bis zu 30 %. Allein das Westfälische
Landesmuseum hatte 2003 mit ca. 73.000 Besuchern ca. 20.000 weniger als im
Vorjahr. Nach Informationen des Landesmuseums kam es Anfang der 90er Jahre mit
der Einführung des generellen Eintritts zu einem Besucherrückgang, der zwischen
30% bis 40% lag.
Das Landesmuseum
rechnet nach eigenen Aussagen mit einem weiteren Rückgang der Besucherzahlen,
da die Eintrittspreise 2004 erhöht werden. Bezeichnenderweise ist das
Stadt-Museum Münster das einzige Museum der Stadt, das einen leichten
Besuchergewinn melden kann, hier wird generell kein Eintritt erhoben, auch für
Sonderausstellungen nicht. Es ist zu befürchten, dass eine Anhebung der
Eintrittspreise in Burg Vischering - eine leichte Erhöhung erfolgte mit der
Euro-Umstellung im Jahr 2002 (Kulturausschuss vom 18.09.2001) - zu einer
Reduzierung der Besucherzahlen führen wird. Es ist außerdem zu bedenken, dass
nur 4,7 % aller deutschen Museen jährliche Besucherzahlen zwischen 50.000 bis
100.000 erreichen (Erhebung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin). Im
Vergleich zu dieser Statistik stehen die Kulturzentren des Kreises relativ gut
da (im Schnitt der letzten Jahre hatte die Burg Vischering etwa 40.000
Besucher).
b)
Streichung der
Konzerte in Burg Vischering und in der
Kolvenburg mit Ausnahme der Silvester-Konzerte
Die Broschüre
„Kultur im Kreis Coesfeld“ verzeichnet von Januar bis April 2004 allein 30
Konzerte in den Städten und Gemeinden des Kreises, dabei sind nicht einmal alle
Konzerte dort aufgeführt. Dies zeigt, dass hier bereits seit Jahren ein großes,
anspruchsvolles Angebot im gesamten Kreisgebiet existiert. Zum Teil verfügen
die Städte und Gemeinden über geeignetere Räumlichkeiten mit besseren
Servicemöglichkeiten. So sind in Vischering und in der Kolvenburg die
Raumkapazitäten sehr beengt, die Bestuhlung schlecht, keine bzw. nur sehr
eingeschränkte Bewirtungsmöglichkeiten gegeben.
Die Konzerte in
Burg Vischering und in der Kolvenburg waren in der Vergangenheit (außer den
Silvesterkonzerten) zum Teil sehr dürftig besucht. In den letzten Jahren wurde
immer wieder versucht, dem Publikumsgeschmack gerecht zu werden und Konzerte
anzubieten, von denen man annehmen konnte, dass sie auf große Resonanz stoßen
würden. Aber auch das erwies sich als nicht kalkulierbar. Oftmals beeinflussten
unvorhersehbare Faktoren, wie das Wetter, das Fernsehprogramm oder eine andere
„Konkurrenzveranstaltung“ die Zuschauerresonanz.
Die Konkurrenz
von hochwertigen Konzertveranstaltungen ist nicht nur im Kreis Coesfeld sehr
hoch, sondern erstreckt sich auf eine Vielzahl von Orten in der Nähe, wie
Konzerthaus Dortmund, Cappenberg, Haus Opherdicke und unterschiedliche
Austragungsstätten in Münster.
Die Ausgaben und
Einnahmen der Konzertveranstaltungen der Jahre 2002 und 2003 (ohne
Silvesterkonzerte) stellen sich wie folgt dar:
Jahr |
Burg Vischering |
Kolvenburg |
|||
|
Einnahmen € |
Ausgaben € |
Einnahmen € |
Ausgaben € |
|
2002 |
4065,00 |
4548,62 |
2489,50 |
5181,69 |
|
2003 |
2973,00 |
5452,82 |
1900,00 |
2975,00 |
|
Danach liegt für
diese beiden Jahre eine durchschnittliche Unterdeckung in Höhe von 3.300 € p.a. vor.
Seit 2004 besteht
im übrigen erstmals die Möglichkeit, die Kolvenburg für kulturelle
Veranstaltungen durch Dritte zu mieten. Das erste Konzert mit dem Domorganisten
von Billerbeck und dem Sänger Herrn Ammann stieß auf große, positive Resonanz
und war ausgebucht, so dass das Konzert zunächst in Coesfeld wiederholt werden
soll. Es bestand aber auch eine weitere Anfrage nach der Kolvenburg und nach
Burg Vischering. Der Erfolg dieses Konzerts erklärt sich einerseits aus seiner
hohen Qualität, aber zu einem großen Teil auch aus seiner lokalen
Eingebundenheit. Die Einbeziehung Dritter erschließt für die Durchführung von
Konzerten neue Möglichkeiten, bei denen der Kreis kein finanzielles Risiko
eingeht, sondern sogar noch Einnahmen durch die Verpachtung zu erzielen sind.
Das vorhandene
Konzept der Kolvenburg zur Vergabe der Räumlichkeiten an Dritte ließe sich auf
die Burg Vischering übertragen. Dazu soll ein Vorschlag zur nächsten Sitzung
des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport vorgelegt werden.
Die beiden
Silvesterkonzerte bleiben erhalten. Sie sind eine feste Größe im Jahresprogramm
und in der Regel schon Wochen vorher ausgebucht. Im Gegensatz zu den anderen
Konzerten existiert an Silvester im Kreis Coesfeld lediglich eine weitere
Veranstaltung in Dülmen. Die Silvesterkonzerte haben also eine wesentlich
geringere Konkurrenz.
III.
Alternative
Die Ausstellungen
und Konzerte in den Kulturzentren werden im bisherigen Umfang fortgeführt.
IV. Kosten
siehe oben
V.
Zuständigkeit
Die Angelegenheit wurde vom Fachausschuss an den Kreisausschuss zur Entscheidung verwiesen.