Beschlussvorschlag:
Die Karte der schutzwürdigen Böden wird den Städten und Gemeinden des Kreises Coesfeld zur Anwendung im Rahmen ihrer Planungen empfohlen. Vor allem besonders schutzwürdige Böden sollten soweit wie möglich erhalten und insbesondere vor Bodenversiegelungen geschützt werden.
Den Städten und Gemeinden wird die Nutzung der Bewertungsrichtlinie für Ausgleichsmaßnahmen im und am Gewässer empfohlen.
Begründung:
I. –V.
Böden bilden eine der wichtigsten Lebensgrundlage für
Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie werden zum Anbau von Nutzpflanzen und als
Untergrund für Straßen und Siedlungen genutzt. Sie reinigen Wasser und dienen
als Filter und Puffer gegenüber Schadstoffen. Sie speichern Regenwasser und
tragen so zur Vermeidung von Hochwasser bei. Sie sind ein wertvolles Archiv der
Natur- und Kulturgeschichte sowie wesentlicher Bestandteil und Steuerungsfaktor
im Naturhaushalt.
Für eine Begrenzung der Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Deutschland auf 30 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2020 sprachen sich die Umweltminister des Bundes und der Länder auf ihrer Konferenz im November 2007 aus. „Wir müssen alle zur Verfügung stehenden planerischen, rechtlichen und fiskalischen Instrumente zu einer ökologisch und ökonomisch tragfähigen Flächenhaushaltspolitik ausschöpfen, damit wir von den 115 Hektar Flächeninanspruchnahme pro Tag in Deutschland runterkommen“, sagte der Vorsitzende der Umweltministerkonferenz und nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg.(MUNLV NRW 2007)
In Nordrhein-Westfalen
ist die Siedlungs- und Verkehrsfläche mittlerweile auf 22 % der Landesfläche
angewachsen. Mit der Flächeninanspruchnahme, die aktuell bei ca. 15 ha pro Tag
liegt, ist eine ständige Zunahme der Versiegelung verbunden. Dadurch gehen jährlich
ca. 5.500 ha an naturnahen Böden für immer verloren. [MUNLV NRW 2007]
Im Kreis Coesfeld stellt sich die Flächenumnutzung wie
folgt dar:
1997 betrug die Siedlungs- und Verkehrsfläche davon insgesamt 12.972,91 ha – 2007 war die Fläche um 1.546,48 ha auf insgesamt 14.519,39 ha gewachsen. Dies entspricht einer Zunahme von ca. 12 %. Pro Tag wurden damit ca. 4.240 m² für Siedlungs- und Verkehrsflächen im Kreis Coesfeld in Anspruch genommen.
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche war hingegen 1997
insgesamt 79.577,83 ha groß – 2007 war die Fläche um 2.530,02 ha auf insgesamt
77.047,81 ha geschrumpft.
Der beschriebene
Bodenverbrauch stellt oft auch die Reduktion bzw. den Verlust der natürlichen
Bodenfunktionen dar. Insbesondere sind hier auch die „schutzwürdigen Böden“
anzusprechen, die in den letzten Jahren erfasst, kartiert und bewertet worden
sind.
Um Böden nachhaltig schützen zu können und ihre Funktionen
für die Zukunft langfristig zu sichern, ist
die Information über Eigenschaften von Böden und den Grad der
Funktionserfüllung von entscheidender Bedeutung. Nur was man kennt und schätzt, kann und wird man auch
langfristig schützen.
Das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen hat im Januar 2007 die Broschüre „Bodenfunktionen bewerten - Schutzwürdige Böden in Nordrhein-Westfalen“ veröffentlicht, in der der besondere Schutz des Bodens hervorgehoben wird. Insbesondere wird die vom Geologischen Dienst NRW erstellte „Karte der schutzwürdigen Böden“ vorgestellt. Diese landesweiten Informationen sollen über die Bodenschutzbehörden an die Städte und Gemeinden zur Berücksichtigung bei den Planungsprozessen weitergereicht werden. Münsterlandweit haben sich die Unteren Bodenschutzbehörden darauf verständigt, die Karte als Empfehlung an die Städte und Gemeinden weiterzureichen und im Rahmen von Informationsveranstaltungen die Beteiligten zu sensibilisieren.
Mit der Karte der schutzwürdigen Böden werden die Böden
hinsichtlich ihrer natürlichen Bodenfunktionen und der Archivfunktion bewertet.
Die Karte weist Flächen aus, auf denen Böden
in besonderem Maß Leistungen im Naturhaushalt erfüllen.
Bewertet werden die folgenden Bodenfunktionen:
Archiv der Natur- und Kulturgeschichte,
Biotopentwicklungspotenzial (Standorte als Lebensraum für
seltene Pflanzen und Tiere),
natürliche Bodenfruchtbarkeit.
Die drei Bodenfunktionen in der Karte der schutzwürdigen
Böden wurden bewertet, da sie die wesentlichen Forderungen des
Bundes-Bodenschutzgesetzes an den vorsorgenden Bodenschutz in der Planung
widerspiegeln. Die Schutzwürdigkeit jeder Bodenfunktion wird mit den folgenden
Abstufungen dargestellt:
-
besonders
schutzwürdig (Stufe 3),
-
sehr schutzwürdig
(Stufe 2) und
-
schutzwürdig (Stufe
1).
Um Böden nachhaltig zu schützen und ihre Funktionen für die
Zukunft langfristig zu sichern, sind vorsorgende Maßnahmen zum Schutz der Böden
notwendig. Vor allem besonders schutzwürdige Böden sollten erhalten werden. Der
Kreis Coesfeld möchte mit der Karte der schutzwürdigen Böden die Grundlage für
eine angepasste Planung bei den Städten und Gemeinden als Träger der
Planungshoheit schaffen. Ziel der
Kartenanwendung sollte der Erhalt von besonders
leistungsfähigen, seltenen und wertvollen Böden sein. Wesentlich für die Umsetzung ist die gezielte Lenkung der
Siedlungsentwicklung, indem bei Flächen mit besonders schutzwürdigen Böden ein
Schutzstatus aufgrund ihrer hohen Wertigkeit erkannt wird und damit bei der
Planung berücksichtigt werden kann.
Die Abteilung Umwelt der Kreisverwaltung Coesfeld hat daher
die in digitaler Form verfügbare Karte der schutzwürdigen Böden für die Städte
und Gemeinden des Kreises Coesfeld aufbereitet und stellt sie ab sofort analog
und digital zur Verfügung. Über das bestehende Geoinfoportal des Kreises wird
die Karte auch allgemein zur Verfügung gestellt.
Ein weiterer Beitrag zur Reduktion des Bodenverbrauchs ist die Umorientierung der Ausgleichsmaßnahmen. Den Vorschlägen des Kreises zur Konzentration von Ausgleichsmaßnahmen in die Auen bzw. in die Gewässer hinein ist das Land NRW mit der Erarbeitung einer entsprechenden Bewertungsrichtlinie gefolgt. Mit dieser Bewertungsmatrix sind nun wasserbauliche Umgestaltungen der Gewässer mit Maßnahmen in der Fläche zu vergleichen und zu bewerten.
Erste
Erfahrungen mit dem Entwurf der Bewertungsmatrix zeigen, dass im
Einzelfall Umgestaltungen im
Gewässerbett nicht eine ausreichende Bewertung liefern. Um hier die
Attraktivität für die Kommunen zu erhöhen, sind Nachschärfungen in der
Bewertung der Maßnahmen erforderlich.
Seitens des Kreises Coesfeld ist hier eine pragmatische zielorientierte
Vorgehensweise in der Umsetzung der Bewertungsrichtlinie vorgesehen. Des
Weiteren wird der Dialog mit der Landesverwaltung zur Optimierung der
Bewertungsmatrix gesucht.
Gerade in unserer landwirtschaftlich geprägten Region wird
deutlich, dass zum Beispiel bei der
notwendigen Inanspruchnahme von Freiraum- und Agrarbereichen für andere Zwecke
der Erhaltung besonders schutzwürdiger Böden mit sehr hoher natürlicher Bodenfruchtbarkeit
ein besonderes Gewicht beizumessen ist.
Böden mit hoher Bodenfruchtbarkeit erfüllen eine
Doppelfunktion: Zum einen sind sie ein bevorzugter Lebensraum für Pflanzen. Zum
anderen zeichnen sie sich durch gute land- und forstwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten
aus. Diese Böden stellen Vorrangflächen für
die Landwirtschaft dar, die so weit wie möglich vor Nutzungsänderungen,
insbesondere vor Bodenversiegelungen zu schützen sind.
Funktionsfähige Böden sind eine der wichtigsten Grundlagen
unser aller Leben. Deshalb stellt der richtige Umgang mit der begrenzten
Ressource Boden eine wichtige Zukunftsaufgabe dar.
Anlagen:
Auszug aus Karte der Verbreitung der schutzwürdigen Böden im Kreis Coesfeld (Bereich Senden)
Anleitung für die Bewertung von Kompensationsmaßnahmen an Fließgewässern und in Auen (Auszug)