Betreff
Bodenschutz - schutzwürdige Böden und Flächenverbrauch
Vorlage
SV-8-0049
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

 

Die Karte der schutzwürdigen Böden wird den Städten und Gemeinden des Kreises Coesfeld zur Anwendung im Rahmen ihrer Planungen empfohlen. Vor allem besonders schutzwürdige Böden sollten soweit wie möglich erhalten und insbesondere vor Bodenversiegelungen geschützt werden.

 

 

Den Städten und Gemeinden wird die Nutzung der Bewertungsrichtlinie für Ausgleichsmaßnahmen im und am Gewässer empfohlen.

Begründung:

 

I. –V.

Böden bilden eine der wichtigsten Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie werden zum Anbau von Nutzpflanzen und als Untergrund für Straßen und Siedlungen genutzt. Sie reinigen Wasser und dienen als Filter und Puffer gegenüber Schadstoffen. Sie speichern Regenwasser und tragen so zur Vermeidung von Hochwasser bei. Sie sind ein wertvolles Archiv der Natur- und Kulturgeschichte sowie wesentlicher Bestandteil und Steuerungsfaktor im Naturhaushalt.

Für eine Begrenzung der Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Deutschland auf 30 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2020 sprachen sich die Umweltminister des Bundes und der Länder auf ihrer Konferenz im November 2007 aus. „Wir müssen alle zur Verfügung stehenden planerischen, rechtlichen und fiskalischen Instrumente zu einer ökologisch und ökonomisch tragfähigen Flächenhaushaltspolitik ausschöpfen, damit wir von den 115 Hektar Flächeninanspruchnahme pro Tag in Deutschland runterkommen“, sagte der Vorsitzende der Umweltministerkonferenz und nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg.(MUNLV NRW 2007)

In Nordrhein-Westfalen ist die Siedlungs- und Verkehrsfläche mittlerweile auf 22 % der Landesfläche angewachsen. Mit der Flächeninanspruchnahme, die aktuell bei ca. 15 ha pro Tag liegt, ist eine ständige Zunahme der Versiegelung verbunden. Dadurch gehen jährlich ca. 5.500 ha an naturnahen Böden für immer verloren. [MUNLV NRW 2007]

Im Kreis Coesfeld stellt sich die Flächenumnutzung wie folgt dar:

1997 betrug die Siedlungs- und Verkehrsfläche davon insgesamt 12.972,91 ha – 2007 war die Fläche um 1.546,48 ha auf insgesamt 14.519,39 ha gewachsen. Dies entspricht einer Zunahme von ca. 12 %. Pro Tag wurden damit ca. 4.240 m² für Siedlungs- und Verkehrsflächen im Kreis Coesfeld in Anspruch genommen.

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche war hingegen 1997 insgesamt 79.577,83 ha groß – 2007 war die Fläche um 2.530,02 ha auf insgesamt 77.047,81 ha geschrumpft.

Der beschriebene Bodenverbrauch stellt oft auch die Reduktion bzw. den Verlust der natürlichen Bodenfunktionen dar. Insbesondere sind hier auch die „schutzwürdigen Böden“ anzusprechen, die in den letzten Jahren erfasst, kartiert und bewertet worden sind.

Um Böden nachhaltig schützen zu können und ihre Funktionen für die Zukunft langfristig zu sichern, ist die Information über Eigenschaften von Böden und den Grad der Funktionserfüllung von entscheidender Bedeutung. Nur was man kennt und schätzt, kann und wird man auch langfristig schützen.

Das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen hat im Januar 2007 die Broschüre „Bodenfunktionen bewerten - Schutzwürdige Böden in Nordrhein-Westfalen“ veröffentlicht, in der der besondere Schutz des Bodens hervorgehoben wird. Insbesondere wird die vom Geologischen Dienst NRW erstellte „Karte der schutzwürdigen Böden“ vorgestellt. Diese landesweiten Informationen sollen über die Bodenschutzbehörden an die Städte und Gemeinden zur Berücksichtigung bei den Planungsprozessen weitergereicht werden. Münsterlandweit haben sich die Unteren Bodenschutzbehörden darauf verständigt, die Karte als Empfehlung an die Städte und Gemeinden weiterzureichen und im Rahmen von Informationsveranstaltungen die Beteiligten zu sensibilisieren.

Mit der Karte der schutzwürdigen Böden werden die Böden hinsichtlich ihrer natürlichen Bodenfunktionen und der Archivfunktion bewertet. Die Karte weist Flächen aus, auf denen Böden in besonderem Maß Leistungen im Naturhaushalt erfüllen.

Bewertet werden die folgenden Bodenfunktionen:

Archiv der Natur- und Kulturgeschichte,

Biotopentwicklungspotenzial (Standorte als Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere),

natürliche Bodenfruchtbarkeit.

Die drei Bodenfunktionen in der Karte der schutzwürdigen Böden wurden bewertet, da sie die wesentlichen Forderungen des Bundes-Bodenschutzgesetzes an den vorsorgenden Bodenschutz in der Planung widerspiegeln. Die Schutzwürdigkeit jeder Bodenfunktion wird mit den folgenden Abstufungen dargestellt:

-          besonders schutzwürdig (Stufe 3),

-          sehr schutzwürdig (Stufe 2) und

-          schutzwürdig (Stufe 1).

Um Böden nachhaltig zu schützen und ihre Funktionen für die Zukunft langfristig zu sichern, sind vorsorgende Maßnahmen zum Schutz der Böden notwendig. Vor allem besonders schutzwürdige Böden sollten erhalten werden. Der Kreis Coesfeld möchte mit der Karte der schutzwürdigen Böden die Grundlage für eine angepasste Planung bei den Städten und Gemeinden als Träger der Planungshoheit schaffen. Ziel der Kartenanwendung sollte der Erhalt von besonders leistungsfähigen, seltenen und wertvollen Böden sein. Wesentlich für die Umsetzung ist die gezielte Lenkung der Siedlungsentwicklung, indem bei Flächen mit besonders schutzwürdigen Böden ein Schutzstatus aufgrund ihrer hohen Wertigkeit erkannt wird und damit bei der Planung berücksichtigt werden kann.

Die Abteilung Umwelt der Kreisverwaltung Coesfeld hat daher die in digitaler Form verfügbare Karte der schutzwürdigen Böden für die Städte und Gemeinden des Kreises Coesfeld aufbereitet und stellt sie ab sofort analog und digital zur Verfügung. Über das bestehende Geoinfoportal des Kreises wird die Karte auch allgemein zur Verfügung gestellt.

 

Ein weiterer Beitrag zur Reduktion des Bodenverbrauchs ist die Umorientierung der Ausgleichsmaßnahmen. Den Vorschlägen des Kreises zur Konzentration von Ausgleichsmaßnahmen in die Auen bzw. in die Gewässer hinein ist das Land NRW mit der Erarbeitung einer entsprechenden Bewertungsrichtlinie gefolgt. Mit dieser Bewertungsmatrix sind nun wasserbauliche Umgestaltungen der Gewässer mit Maßnahmen in der Fläche zu vergleichen und zu bewerten.

Erste Erfahrungen mit dem Entwurf der Bewertungsmatrix zeigen, dass im Einzelfall  Umgestaltungen im Gewässerbett nicht eine ausreichende Bewertung liefern. Um hier die Attraktivität für die Kommunen zu erhöhen, sind Nachschärfungen in der Bewertung der Maßnahmen erforderlich.  Seitens des Kreises Coesfeld ist hier eine pragmatische zielorientierte Vorgehensweise in der Umsetzung der Bewertungsrichtlinie vorgesehen. Des Weiteren wird der Dialog mit der Landesverwaltung zur Optimierung der Bewertungsmatrix gesucht.

 

Gerade in unserer landwirtschaftlich geprägten Region wird deutlich, dass zum Beispiel bei der notwendigen Inanspruchnahme von Freiraum- und Agrarbereichen für andere Zwecke der Erhaltung besonders schutzwürdiger Böden mit sehr hoher natürlicher Bodenfruchtbarkeit ein besonderes Gewicht beizumessen ist.

Böden mit hoher Bodenfruchtbarkeit erfüllen eine Doppelfunktion: Zum einen sind sie ein bevorzugter Lebensraum für Pflanzen. Zum anderen zeichnen sie sich durch gute land- und forstwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten aus. Diese Böden stellen Vorrangflächen für die Landwirtschaft dar, die so weit wie möglich vor Nutzungsänderungen, insbesondere vor Bodenversiegelungen zu schützen sind.

Funktionsfähige Böden sind eine der wichtigsten Grundlagen unser aller Leben. Deshalb stellt der richtige Umgang mit der begrenzten Ressource Boden eine wichtige Zukunftsaufgabe dar.

 

 

 

 

 

Anlagen:

 

 

Auszug aus Karte der Verbreitung der schutzwürdigen Böden im Kreis Coesfeld (Bereich Senden)

 

Anleitung für die Bewertung von Kompensationsmaßnahmen an Fließgewässern und in Auen (Auszug)