Beschluss:
Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
I. - IV.
Nach Erörterung fasste der Ausschuss
für Umwelt, öffentliche Sicherheit und Ordnung in seiner Sitzung am 07.06.2018
folgenden Beschluss:
„Die Verwaltung wird beauftragt,
mit Eigentümern bzw. Maßnahmenträgern Kontakt aufzunehmen, um die Möglichkeit
zur ökologischen Restauration von aufgelassenen Steinbrüchen zu ermitteln. Es
ist innerhalb eines Jahres über den Sachstand zu berichten.“
Auf Anregung von Herrn Mannwald – Geschäftsführung der Kreistagsfraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen – berichtet die Kreisverwaltung über den aktuellen Sachstand:
Erst in den letzten Jahren wurde
festgestellt, dass einige der alten, nicht mehr aktiven Baumberge-Steinbrüche
eine herausragende Bedeutung als Schwärm- und Winterquartier für Fledermäuse
aufweisen. Das Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld und die Untere
Naturschutzbehörde haben in den vergangenen Jahren Maßnahmen zur Förderung
insbesondere der lebensraumtypischen Fledermausarten durchgeführt.
Die Maßnahmen wurden etwa zur Verbesserung
des Erhaltungszustands der FFH-Art „Bechsteinfledermaus“ umgesetzt, für die der
Kreis Coesfeld eine besondere Verantwortung besitzt – an dieser Stelle wird
verwiesen auf die Ausführungen der UNB in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz,
öffentliche Sicherheit und Ordnung am 09.06.2021 zur Thematik der Ersatzgeldverwendung
(SV-10-0223).
Konkret wurden
folgende Maßnahmen in aufgelassenen Steinbrüchen durchgeführt:
·
An der
Abbruchkante des ehemaligen Steinbruchs im NSG „Bockler Berg“ wurde eine alte
Buche durch Baumsicherungsmaßnahmen vor einem Absturz gesichert. Dies war
erforderlich, da sich im kluftigen Gestein unterhalb des Wurzeltellers ein
bedeutendes Winterquartier von Fledermäusen befindet.
Der Nachweis des Winterquartiers erfolgte
durch Detektorengänge und Netzfänge des Naturschutzzentrums, unterstützt vom
Büro echolot GbR aus Münster.
·
Im alten
Steinbruch Fark in den Baumbergen wurden zwei alte Steinbruchwände wieder
freigestellt. Hierfür wurden unter Einsatz von Baggerarbeiten bereits
durchgeführte Verfüllungen wieder entnommen und Vegetation im Steinbruch
entfernt. Hierdurch konnten die Gesteinsspalten als Winterquartiere von
Fledermäusen wieder freigestellt werden. Zudem diente die Freistellung der
Optimierung der den Quartieren vorgelagerten Balzarena für schwärmende
Fledermäuse.
·
Im Alten
Steinbruch Lau/Iber wurde nach Beratung durch das Naturschutzzentrum durch den
Eigentümer eine Schranke angebracht, die eine denkbare illegale Verfüllung
(etwa mit Gartenabfällen, Bauschutt) eines festgestellten Winterquartieres
verhindern soll.
Die genannten Steinbrüche sowie ein weiterer
Steinbruch im FFH Gebiet Baumberge (Schrievers Kuhle) haben eine große
Bedeutung für Fledermäuse mit jeweils hunderten überwinternden Tieren, darunter
besonders wertgebende Arten wie Bechsteinfledermaus und Teichfledermaus.
Im Rahmen eines von der Bezirksregierung
geförderten „Steinbruchprojektes“ hat das Naturschutzzentrum gemeinsam mit der
echolot GbR diese vier nicht mehr aktiven Steinbrüche in den Baumbergen in den
Jahren 2019-2021 untersucht – als Grundlage für nachfolgende Maßnahmen. Dabei
wurde festgestellt, dass alle untersuchten Steinbrüche bedeutende
Winterquartiere beherbergen. In diesen Steinbrüchen wird, falls erforderlich,
versucht, in der nächsten Zeit weitere, die Fledermauspopulation stützende Maßnahmen
umzusetzen. Der Abschlussbericht des „Steinbruchprojekts“ ist in der
Endbearbeitung und wird in den nächsten Wochen erscheinen.
Inwieweit die seinerzeit im Antrag von
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN genannte Entwaldung von ehemaligen Steinbrüchen – also
die Entfernung eines Waldbestands auf den Verfüllungen – realisierbar ist, kann
nur äußerst verhalten bewertet werden. Es ist davon auszugehen, dass bei einer
zu erwartenden Ersatzaufforstung aufgrund der Flächenknappheit im Kreis
Coesfeld keine Ersatzaufforstungsflächen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus
ist in Anbetracht der klimatisch positiven Auswirkungen von älteren
Waldbeständen ein Entfernen kritisch zu sehen.
Aus fledermauskundlicher Sicht ist bei
Maßnahmen in Steinbrüchen sehr sorgfältig vorzugehen. Das Mikroklima im
Steinbruch könnte sich durch die Entnahme von Gehölzbeständen ändern und
Winterquartiere von Fledermäusen könnten entwertet oder gänzlich aufgegeben
werden – etwa auf Grund nun zunehmender kalter Winde oder starker
Sonneneinstrahlung in der Steinbruchwand. Vielmehr sollte die jeweils
individuelle Situation des Steinbruchs/Winterquartieres bewertet werden, um
sinnvolle Maßnahmen, wie etwa die Freistellung verfüllter Steinbruchwände oder
ein kleinflächiges Entbuschen der Ein- und Ausflugbereiche vor den
Winterquartieren („Schwärmarena“), umzusetzen.
Ein Belassen alter Bäumen mit
Höhlenquartieren im Umfeld der Winterquartiere wird als positiv angesehen. Die
Untersuchungen im Rahmen des „Steinbruchprojektes“ zeigen, dass Fledermäuse
diese Baumhöhlen als Zwischenquartiere nutzen. Darüber hinaus wurde
festgestellt, dass die Wurzeln der an den Steinbruchwänden wachsenden Bäume
nicht selten das Sandgestein aufsprengen („Wurzelsprengung“) und eine Schaffung
frostsicherer Spaltenquartiere für überwinternde Fledermäuse förden. [CD1]
Maßnahmen
zum Schutz der Fledermäuse, aber auch des Uhus und anderer „felsaffiner“
Tierarten stellen auch zukünftig ein wichtiges Aufgabenfeld des
Naturschutzzentrums und der UNB dar, da derartige Strukturen charakteristisch
für das Gebiet der Baumberge im Kreis Coesfeld sind.