Betreff
Auswirkungen der Coronapandemie auf den Sport im Kreis Coesfeld unter besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendangebote für den Bereich frühkindliche Bewegungsförderung und Schwimmfähigkeit sowie des ehrenamtlichen Engagements
Vorlage
SV-10-0555
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

                             

Der Vortrag wird zur Kenntnis genommen.

I. Sachdarstellung

 

II. Entscheidungsalternativen

 

III. Auswirkungen /Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, Klima)

 

IV. Zuständigkeit für die Entscheidung

 

 

zu I. – IV.

 

Die Coronapandemie hat auch die Sportvereine im Kreis Coesfeld vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Trotz dieser Herausforderungen haben die Sportvereine im Kreis die vergangenen zwei Jahre vergleichsweise gut überstanden: Vereinsinsolvenzen konnten verhindert werden, die Mitgliederzahlen konnten von 2021 auf 2022 bereits wieder gesteigert werden und werden ggf. bereits im Jahr 2023 wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen. Gleichwohl sind einzelne Vereine sehr stark betroffen, durch Mitgliederverluste oder insbesondere durch den Verbrauch von Finanzreserven, der die zukünftige Krisenresilienz zumindest kurzfristig deutlich gemindert hat. Hier gilt es, die Vereine auch in den kommenden Jahren eng zu begleiten und weiter zu stabilisieren. Für die allgemeine Entwicklung sei an dieser Stelle auf den aktuellen Bericht des Kreissportbundes, der dieser Vorlage als Anlage beigefügt ist, verwiesen.

 

Im Folgenden sollen drei Bereiche besonders betrachtet werden: die frühkindliche Bewegungsförderung, die Schwimmfähigkeit sowie das ehrenamtliche Engagement.

 

1.       Frühkindliche Bewegungsförderung

 

Die allgemeine Datenlage zu den Auswirkungen der Pandemie auf die frühkindliche Bewegungsförderung ist bislang noch sehr gering. Erste Studien-Erkenntnisse zeigen, dass die soziale Schere derer, die mit Bewegungsangeboten erreicht werden, sich noch verstärkt hat. Die Personengruppen, die vorher bereits schwer zu erreichen waren, hatten noch weniger Zugang zu Bewegungsmöglichkeiten und sind auch deutlich schwerer wieder an Angebote zur Bewegungsförderung heranzuführen. Sozial stärker gestellte Gruppen sind diesbezüglich dagegen größtenteils recht gut durch die letzten zwei Jahre gekommen.

 

Die Rückmeldungen der Sportvereine aus dem Kreis Coesfeld lassen diese Schlüsse ebenfalls zu. Nach einem starken Rückgang von ca. 20 % der Vereinsmitglieder im U6-Bereich vom Jahr 2020 zum Jahr 2021, befinden sich die Mitgliederzahlen zum 1.1.2022 bereits wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.

Die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten ist sogar nicht größer, zahlreiche Vereine berichten von Wartelisten. Eine Ausweitung des Angebots ist oft nicht möglich, da Hallenkapazitäten, vor allem aber ehrenamtliche Übungsleitungen fehlen. Auch hier hat die Corona-Pandemie das bekannte Problem nochmal verstärkt, viele Übungsleitungen und jugendliche Hilfskräfte sind durch die Pandemie weggebrochen.

Angebote der Bewegungsförderung in Kindertageseinrichtungen konnten in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Coronaschutzmaßnahmen nicht überall vollumfänglich gewährleistet werden.

 

Auch bei den Bewegungsangeboten sind Folgen bei den Kindern selbst auf verschiedenen Ebenen festzustellen. Während die sozialen Aspekte im frühkindlichen Alter noch eine untergeordnete Rolle spielen, zum Teil aber durchaus an uns herangetragen werden, ist das Bild ab Grundschulalter eindeutig. Das soziale Verhalten hat sich verändert und in vielen Sportvereinen sind der Umgang untereinander, das Verhalten in einer Gruppe und das Einhalten von Regeln zu großen Themen geworden.

Daneben ist gerade in den sportartspezifischen Angeboten die mangelnde Grundfitness der Kinder deutlich wahrzunehmen. Das Leistungsniveau vor der Pandemie kann in vielen Fällen noch nicht wieder erreicht werden. Häufig muss erst ein Basistraining absolviert werden, um die Kinder an bestimmte Sportangebote heranführen zu können. Die Auswirkungen des langen Wegfalls des Sporttreibens in Verein, Kita und Schule sind deutlich wahrzunehmen.

 

Es gibt aber auch eine positive Folge der Pandemie: die Kinder nehmen die Bewegungsangebote noch dankbarer an als vorher und die das Grundbedürfnis nach Bewegung ist noch deutlicher zu erkennen.

 

2.       Schwimmfähigkeit

 

Seit Jahren ist bundesweit zu beobachten, dass die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, u.a. aufgrund von Personal- und Wasserflächenmangel, zurückgeht.
Die Coronapandemie hat die Lage noch verschärft. Monatelang waren Schwimmbäder geschlossen. So hat sich ein Stau im Bereich der Kinderschwimmausbildung entwickelt, der trotz zahlreicher Initiativen von Städten und Gemeinden, Schulen, Bädern und schwimmsporttreibenden Vereinen nicht vollständig abgearbeitet werden konnte – zumal Wartelisten auch schon vor der Coronapandemie existierten. Gleichwohl befindet sich der Kreis Coesfeld auf einem vergleichsweise guten Weg, die Möglichkeiten in den einzelnen Kommunen sind dabei in unterschiedlichem Maße limitiert. Zentrale Herausforderungen bleiben der Zugang zu Wasserflächen und die Gewinnung qualifizierter Schwimmlehrkräfte.


Über eine aktuell durchgeführte Umfrage erhebt der Kreissportbund aktuell etwaige Unterstützungsbedarfe im Bereich des Schulschwimmens. Erste Ergebnisse werden bis zur Sitzung vorliegen.

 

3.       Ehrenamtliches Engagement

 

Zahlreiche Vereine berichten von einem Rückgang des ehrenamtlichen Engagements bei gleichzeitiger Zunahme der Belastungen für bestehende Engagierte aufgrund der coronabedingten Zusatzanforderungen. Die von Anfang 2022 von Forsa im Aufttrag von Westlotto durchgeführte Erhebung „Ehrenamtatlas“ bestätigt diese Rückmeldungen: Knapp 20 % der Befragten, die sich im Sport engagieren, geben an, sich deutlich weniger zu engagieren, während 8 % der Befragten einen deutlichen Aufbau des Engagements berichten. Die Gründe für den Rückgang des ehrenamtlichen Engagements sind vielfältig: Manche Engagierte haben sich aufgrund ausfallender Angebote und fehlender Einsatzmöglichkeiten neue Hobbys bzw. Aufgaben gesucht, andere aufgrund zunehmender Belastungen in Berufs- und Arbeitsleben beispielweise durch die Kinderbetreuung im Home-Office zurückgezogen.

Mindestens genauso relevant ist die Tatsache, dass die Ansprache Ehrenamtlicher in den vergangenen zwei Jahren deutlich erschwert war, ebenso waren die Möglichkeiten zur Qualifizierung ehrenamtlicher Mitarbeitender stark eingeschränkt – so ging die Zahl der ausgebildeten Sporthelfer im Kreis Coesfeld im Jahr 2020 um 50 % zurück – und landesweit sogar um 80 %. In anderen Qualifizierungsmaßnahmen waren die Rückgänge vergleichbar. Insbesondere junge Menschen konnten nicht in dem Umfang wie vor der Pandemie angesprochen und gewonnen werden. Die Förderung des ehrenamtlichen Engagements (nicht nur im Sport) und die Gewinnung neuer Engagierter werden daher in den nächsten Jahren von großer Bedeutung sein, um auch zukünftig eine hinreichende Personalausstattung der ehrenamtlichen Vereine sicherzustellen. Erste entsprechende Maßnahmen zeigen dabei bereits Wirkung:

Im Jahr 2022 werden im bereits erwähnten Sporthelfer-Programm die Ausbildungszahlen des Jahres 2019 mit großer Wahrscheinlichkeit wieder erreicht, und auch in anderen Bereichen steigt die Nachfrage wieder. Es wird voraussichtlich jedoch einige Jahre dauern, dass Gewinnungs- und Ausbildungsdefizit vollständig aufzuholen.

 

 

Anlagen:

 

Anlage 1: Bericht des Kreissportbundes Coesfeld zur Sportvereinsentwicklung 2022