Beschlussvorschlag:
Der Vortrag wird zur Kenntnis genommen.
I. Sachdarstellung
II. Entscheidungsalternativen
III. Auswirkungen /Zusammenhänge (Finanzen, Personal,
IT, Klima)
IV. Zuständigkeit für die Entscheidung
zu I. – IV.
Die Coronapandemie hat auch die
Sportvereine im Kreis Coesfeld vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Trotz
dieser Herausforderungen haben die Sportvereine im Kreis die vergangenen zwei
Jahre vergleichsweise gut überstanden: Vereinsinsolvenzen konnten verhindert
werden, die Mitgliederzahlen konnten von 2021 auf 2022 bereits wieder
gesteigert werden und werden ggf. bereits im Jahr 2023 wieder das
Vor-Corona-Niveau erreichen. Gleichwohl sind einzelne Vereine sehr stark
betroffen, durch Mitgliederverluste oder insbesondere durch den Verbrauch von
Finanzreserven, der die zukünftige Krisenresilienz zumindest kurzfristig
deutlich gemindert hat. Hier gilt es, die Vereine auch in den kommenden Jahren
eng zu begleiten und weiter zu stabilisieren. Für die allgemeine Entwicklung sei
an dieser Stelle auf den aktuellen Bericht des Kreissportbundes, der dieser
Vorlage als Anlage beigefügt ist, verwiesen.
Im Folgenden sollen drei Bereiche
besonders betrachtet werden: die frühkindliche Bewegungsförderung, die
Schwimmfähigkeit sowie das ehrenamtliche Engagement.
1. Frühkindliche
Bewegungsförderung
Die allgemeine Datenlage zu den
Auswirkungen der Pandemie auf die frühkindliche Bewegungsförderung ist bislang
noch sehr gering. Erste Studien-Erkenntnisse zeigen, dass die soziale Schere
derer, die mit Bewegungsangeboten erreicht werden, sich noch verstärkt hat. Die
Personengruppen, die vorher bereits schwer zu erreichen waren, hatten noch
weniger Zugang zu Bewegungsmöglichkeiten und sind auch deutlich schwerer wieder
an Angebote zur Bewegungsförderung heranzuführen. Sozial stärker gestellte
Gruppen sind diesbezüglich dagegen größtenteils recht gut durch die letzten
zwei Jahre gekommen.
Die Rückmeldungen der Sportvereine aus
dem Kreis Coesfeld lassen diese Schlüsse ebenfalls zu. Nach einem starken
Rückgang von ca. 20 % der Vereinsmitglieder im U6-Bereich vom Jahr 2020 zum
Jahr 2021, befinden sich die Mitgliederzahlen zum 1.1.2022 bereits wieder auf
dem Vor-Corona-Niveau.
Die Nachfrage nach entsprechenden
Angeboten ist sogar nicht größer, zahlreiche Vereine berichten von Wartelisten.
Eine Ausweitung des Angebots ist oft nicht möglich, da Hallenkapazitäten, vor
allem aber ehrenamtliche Übungsleitungen fehlen. Auch hier hat die
Corona-Pandemie das bekannte Problem nochmal verstärkt, viele Übungsleitungen
und jugendliche Hilfskräfte sind durch die Pandemie weggebrochen.
Angebote der Bewegungsförderung in
Kindertageseinrichtungen konnten in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der
Coronaschutzmaßnahmen nicht überall vollumfänglich gewährleistet werden.
Auch bei den Bewegungsangeboten sind
Folgen bei den Kindern selbst auf verschiedenen Ebenen festzustellen. Während
die sozialen Aspekte im frühkindlichen Alter noch eine untergeordnete Rolle
spielen, zum Teil aber durchaus an uns herangetragen werden, ist das Bild ab
Grundschulalter eindeutig. Das soziale Verhalten hat sich verändert und in
vielen Sportvereinen sind der Umgang untereinander, das Verhalten in einer
Gruppe und das Einhalten von Regeln zu großen Themen geworden.
Daneben ist gerade in den sportartspezifischen
Angeboten die mangelnde Grundfitness der Kinder deutlich wahrzunehmen. Das
Leistungsniveau vor der Pandemie kann in vielen Fällen noch nicht wieder
erreicht werden. Häufig muss erst ein Basistraining absolviert werden, um die
Kinder an bestimmte Sportangebote heranführen zu können. Die Auswirkungen des
langen Wegfalls des Sporttreibens in Verein, Kita und Schule sind deutlich
wahrzunehmen.
Es gibt aber auch eine positive Folge
der Pandemie: die Kinder nehmen die Bewegungsangebote noch dankbarer an als
vorher und die das Grundbedürfnis nach Bewegung ist noch deutlicher zu
erkennen.
2.
Schwimmfähigkeit
Seit
Jahren ist bundesweit zu beobachten, dass die Schwimmfähigkeit von Kindern und
Jugendlichen, u.a. aufgrund von Personal- und Wasserflächenmangel, zurückgeht.
Die Coronapandemie hat die Lage noch verschärft.
Monatelang waren Schwimmbäder geschlossen. So hat sich ein Stau im Bereich der
Kinderschwimmausbildung entwickelt, der trotz zahlreicher Initiativen von
Städten und Gemeinden, Schulen, Bädern und schwimmsporttreibenden Vereinen
nicht vollständig abgearbeitet werden konnte – zumal Wartelisten auch schon vor
der Coronapandemie existierten. Gleichwohl befindet sich der Kreis Coesfeld auf
einem vergleichsweise guten Weg, die Möglichkeiten in den einzelnen Kommunen
sind dabei in unterschiedlichem Maße limitiert. Zentrale Herausforderungen
bleiben der Zugang zu Wasserflächen und die Gewinnung qualifizierter
Schwimmlehrkräfte.
Über eine aktuell durchgeführte Umfrage erhebt
der Kreissportbund aktuell etwaige Unterstützungsbedarfe im Bereich des
Schulschwimmens. Erste Ergebnisse werden bis zur Sitzung vorliegen.
3. Ehrenamtliches Engagement
Zahlreiche
Vereine berichten von einem Rückgang des ehrenamtlichen Engagements bei
gleichzeitiger Zunahme der Belastungen für bestehende Engagierte aufgrund der
coronabedingten Zusatzanforderungen. Die von Anfang 2022 von Forsa im Aufttrag
von Westlotto durchgeführte Erhebung „Ehrenamtatlas“ bestätigt diese
Rückmeldungen: Knapp 20 % der Befragten, die sich im Sport engagieren, geben
an, sich deutlich weniger zu engagieren, während 8 % der Befragten einen
deutlichen Aufbau des Engagements berichten. Die Gründe für den Rückgang des
ehrenamtlichen Engagements sind vielfältig: Manche Engagierte haben sich
aufgrund ausfallender Angebote und fehlender Einsatzmöglichkeiten neue Hobbys
bzw. Aufgaben gesucht, andere aufgrund zunehmender Belastungen in Berufs- und
Arbeitsleben beispielweise durch die Kinderbetreuung im Home-Office
zurückgezogen.
Mindestens
genauso relevant ist die Tatsache, dass die Ansprache Ehrenamtlicher in den
vergangenen zwei Jahren deutlich erschwert war, ebenso waren die Möglichkeiten
zur Qualifizierung ehrenamtlicher Mitarbeitender stark eingeschränkt – so ging
die Zahl der ausgebildeten Sporthelfer im Kreis Coesfeld im Jahr 2020 um 50 % zurück
– und landesweit sogar um 80 %. In anderen Qualifizierungsmaßnahmen waren die
Rückgänge vergleichbar. Insbesondere junge Menschen konnten nicht in dem Umfang
wie vor der Pandemie angesprochen und gewonnen werden. Die Förderung des
ehrenamtlichen Engagements (nicht nur im Sport) und die Gewinnung neuer
Engagierter werden daher in den nächsten Jahren von großer Bedeutung sein, um
auch zukünftig eine hinreichende Personalausstattung der ehrenamtlichen Vereine
sicherzustellen. Erste entsprechende Maßnahmen zeigen dabei bereits Wirkung:
Im Jahr
2022 werden im bereits erwähnten Sporthelfer-Programm die Ausbildungszahlen des
Jahres 2019 mit großer Wahrscheinlichkeit wieder erreicht, und auch in anderen
Bereichen steigt die Nachfrage wieder. Es wird voraussichtlich jedoch einige
Jahre dauern, dass Gewinnungs- und Ausbildungsdefizit vollständig aufzuholen.
Anlage 1: Bericht des Kreissportbundes
Coesfeld zur Sportvereinsentwicklung 2022