Beschlussvorschlag:
Die Ausführungen zur geplanten Umsetzung der am 30. März 2022 im Kreistag beschlossenen PV-Offensive für Gewerbedächer werden zur Kenntnis genommen.
I.
Sachdarstellung
In der Sitzung am 30. März 2022 hat der Kreistag einstimmig den Antrag
„Den Ausbau von PV-Anlagen auf Gewerbedächern voranbringen!“ der CDU-Kreistagsfraktion
vom 10.03.2022 beschlossen und die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit den Städten
und Gemeinden sowie den Institutionen der Wirtschaft und der
Wirtschaftsförderung (wfc, Kreishandwerkerschaft, IHK, HWK, LWK) eine
konzertierte Initiative zur Förderung des Ausbaus von PV-Anlagen auf
Betriebsstandorten zu entwickeln.
Der Antrag wird verwaltungsseitig begrüßt. Die Erschließung weiterer
PV-Potenziale auf Betriebsstandorten fügt sich sehr gut in die Strategie des
Kreises Coesfeld ein, im Rahmen der erforderlichen Energiewende und ergänzend
zu den Anstrengungen für mehr Energie-Effizienz weitere PV-Potenziale zu
erschließen, und zwar in vier zentralen Handlungsfeldern:
·
PV
auf privaten Gebäudedächern
Fortführung und Intensivierung der
Informations- und Beratungskampagnen der vergangenen Jahre mit www.alt-bau-neu.de/kreis-coesfeld als zentraler
Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, Wiederaufgreifen der Corona-bedingt
ausgesetzten Haus-zu-Haus-Beratungen, Fortführung der erfolgreichen digitalen
Veranstaltungsreihe KlimaDialoge, bei denen sich zuletzt rund 80 interessierte
Bürgerinnen und Bürger über das Thema „Photovoltaik auf dem Eigenheim“ informiert
haben.
·
PV
auf kommunalen Liegenschaften
Im Sinne seiner Vorbildfunktion setzt der
Kreis Coesfeld auch verstärkt PV-Projekte auf kreiseigenen Liegenschaften um.
Über die GFC werden zudem erfolgreich PV-Projekte auf kommunalen Liegenschaften
der Städte und Gemeinden projektiert (SV-10-0422).
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PV auf
gewerblichen Flächen
Das
PV-Potenzial auf gewerblichen Flächen (Dächer, Parkplatzflächen etc.) ist sehr
groß, die Flächennutzungskonflikte zudem deutlich geringer als bspw. bei der
konventionellen Freiflächen-PV und sollte daher ebenfalls verstärkt in den
Fokus rücken.
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PV
auf Freiflächen
Trotz aller Anstrengungen im Bereich der PV-Anlagen
auf privaten, gewerblichen und kommunalen Dachflächen wird auch das Potenzial
der Freiflächen-PV-Anlagen künftig deutlich stärker in den Blick genommen
werden müssen. Hierzu wird im Jahr 2022 eine kreisweite
Freiflächen-PV-Potenzialstudie erarbeitet, die den Städten und Gemeinden als
Abwägungshilfe für die erforderliche kommunale Bauleitplanung dienen wird (SV-10-0423/1).
Wie groß die Herausforderung insgesamt ist, zeigt die nachfolgende
Abbildung aus der Potenzialanalyse zum aktuell in Fortschreibung befindlichen
Klimaschutzkonzept, die die Ausbaupfade der erneuerbaren Energien im Kreis
Coesfeld darstellt und verdeutlicht, welche enormen Ausbaubedarfe insbesondere
im Wind- und PV-Bereich erforderlich sein werden.
PV-Offensive für
Gewerbestandorte
Im Rahmen eines gemeinsamen Abstimmungsgespräches zwischen
Kreisentwicklung/ Klimaschutzmanagement, Kreishandwerkerschaft, GFC und wfc
wurden erste Ideen für eine Informations- und Beratungskampagne entwickelt, um
im gewerblichen Bereich weitere PV-Potenziale auszuschöpfen.
Die Tatsache, dass das Potenzial auf gewerblichen Flächen und
Dächern bisher nur sehr eingeschränkt ausgeschöpft wurde, kann mit der (bisher)
eingeschränkten Wirtschaftlichkeit erklärt werden. Aufgrund geänderter
rechtlicher und energiewirtschaftlicher Rahmenbedingungen ist eine
Wirtschaftlichkeit aber nunmehr in aller Regel gegeben. Aufgrund der aktuellen
Entwicklungen tritt das Argument der Energieautarkie neu hinzu.
Insbesondere für größere Anlagen auf gewerblichen Dächern gilt ab
einer installierten Leistung von 100 kW die Verpflichtung, den Strom direkt zu
vermarkten (§ 20 EEG 2021). Dies war lange wirtschaftlich nicht interessant, da
die Börsenstrompreise unter den Mindestvergütungssätzen des EEG lagen. In der
Zwischenzeit sind die für die Direktvermarktung relevanten Börsenstrompreise
jedoch regelmäßig höher oder sogar deutlich höher als die EEG-Vergütungen und
die Anlagen > 100 kW damit wirtschaftlich sehr interessant. Aufgrund der
gestiegenen Stromverbrauchspreise sind aber auch Anlagen < 100 kW, die für
den Eigenstromverbrauch der Betreibe ausgelegt werden – ggf. auch in Verbindung
mit inzwischen etablierter Stromspeichertechnik – noch wirtschaftlicher geworden.
Grundsätzlich besteht bereits heute über das Programm „Energetisch
Wirtschaften“ (https://klima.kreis-coesfeld.de/energie/energetisch-wirtschaften.html) die
Möglichkeit für Unternehmen, eine kostenlose, neutrale Initialberatung in
Anspruch zu nehmen, die natürlich auch auf Fragen einer PV-Anlage fokussiert
werden kann. Aufgrund der aktuell zu beobachtenden extrem gestiegenen Nachfrage
nach Energieberatungen (sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich)
und der allgemeinen Knappheit an Beratungskapazitäten (privat, kommunal,
Verbraucherzentrale etc.) ist hier momentan eine nennenswerte Ausweitung des
Beratungsangebotes nicht realistisch. Hinzu kommt der allgemeine
Fachkräftemangel im Handwerk, der bei der aktuell hohen Nachfrage dazu führt,
dass geplante oder beauftragte Projekte nur mit deutlichem Zeitverzug umgesetzt
werden können.
Die Arbeitsgruppe schlägt daher zunächst ein gestuftes Verfahren
vor:
·
Im Jahr 2022 erfolgt zunächst eine
gezielte Informationskampagne und aktive Netzwerkarbeit, um die Unternehmen im
Kreis Coesfeld über die veränderten Rahmenbedingungen, die Vorteile,
Fördermöglichkeiten und Umsetzungsmöglichkeiten von PV-Anlagen auf Gewerbeflächen
zu informieren. Das LANUV-Solarkataster kann hier unterstützend mit
herangezogen werden.
·
Der Fokus soll dabei auf folgenden
Fragestellungen liegen:
- Vorteile
der PV (Monetärer Vorteil, Klimaschutz, Image)
- Kombinationsmöglichkeiten
(Speicher, Elektromobilität, Wärme / Sektorenkopplung, Solargründach mit
leistungssteigernden Effekten durch kühlende Dachbegrünung)
- Rahmenbedingungen
(Gesetzliche Vorgaben, Dachtypen, Statik, Ausrichtung, Größe und Leistung einer
PV-Anlage)
- Wirtschaftlichkeit
(Beispielrechnungen, Förderung, Geschäftsmodelle, Anlagenverpachtung /
Contracting / Anlagenpachtung, Steuerliche Aspekte, Laufende Kosten)
- Planung
und Installationsprozess (Solarkataster, Leitfaden und Checkliste)
- Betrieb
(Wartung, Reinigung, Versicherung, Anlagenerweiterung, Anlagenrückbau,
Recycling)
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In einer Auftaktveranstaltung soll
zunächst überblicksartig über die Themenfelder informiert werden. Daran
schließen sich Vertiefungsworkshops zu von den Teilnehmenden präferierten
Unterthemen an.
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Diese Informationskampagne kann sehr
gut in die aktuell anlaufende gemeinsame Veranstaltungsreihe des
Klimaschutzmanagements und der wfc eingebunden werden, in der Unternehmen im
Kreis Coesfeld zu den Themen Klimaneutralität und Klimafolgenanpassung
informiert und beraten werden.
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Ergänzt wird die Informations- und
Beratungskampagne durch teilweise bereits angelaufene ergänzende
Unterstützungsangebote der Städte und Gemeinden.
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Je nach Verlauf und Resonanz der
Informationskampagne wird in 2023 die Umsetzung eines ergänzenden
Beratungsangebotes über „Energetisch Wirtschaften“ geprüft, vorbehaltlich der
Verfügbarkeit weiterer Beratungskapazitäten. Eine Ausweitung des
Beratungsangebotes wäre mit einem zusätzlichen finanziellen Bedarf verbunden.