Betreff
Den Ausbau von PV-Anlagen auf Gewerbedächern voranbringen!; Antrag der CDU-Kreistagsfraktion vom 10.03.2022
Vorlage
SV-10-0517/1
Art
Sitzungsvorlage
Referenzvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Die Ausführungen zur geplanten Umsetzung der am 30. März 2022 im Kreistag beschlossenen PV-Offensive für Gewerbedächer werden zur Kenntnis genommen.

I. Sachdarstellung

 

In der Sitzung am 30. März 2022 hat der Kreistag einstimmig den Antrag „Den Ausbau von PV-Anlagen auf Gewerbedächern voranbringen!“ der CDU-Kreistagsfraktion vom 10.03.2022 beschlossen und die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit den Städten und Gemeinden sowie den Institutionen der Wirtschaft und der Wirtschaftsförderung (wfc, Kreishandwerkerschaft, IHK, HWK, LWK) eine konzertierte Initiative zur Förderung des Ausbaus von PV-Anlagen auf Betriebsstandorten zu entwickeln.

 

Der Antrag wird verwaltungsseitig begrüßt. Die Erschließung weiterer PV-Potenziale auf Betriebsstandorten fügt sich sehr gut in die Strategie des Kreises Coesfeld ein, im Rahmen der erforderlichen Energiewende und ergänzend zu den Anstrengungen für mehr Energie-Effizienz weitere PV-Potenziale zu erschließen, und zwar in vier zentralen Handlungsfeldern:

 

·           PV auf privaten Gebäudedächern

Fortführung und Intensivierung der Informations- und Beratungskampagnen der vergangenen Jahre mit www.alt-bau-neu.de/kreis-coesfeld als zentraler Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, Wiederaufgreifen der Corona-bedingt ausgesetzten Haus-zu-Haus-Beratungen, Fortführung der erfolgreichen digitalen Veranstaltungsreihe KlimaDialoge, bei denen sich zuletzt rund 80 interessierte Bürgerinnen und Bürger über das Thema „Photovoltaik auf dem Eigenheim“ informiert haben.

·           PV auf kommunalen Liegenschaften

Im Sinne seiner Vorbildfunktion setzt der Kreis Coesfeld auch verstärkt PV-Projekte auf kreiseigenen Liegenschaften um. Über die GFC werden zudem erfolgreich PV-Projekte auf kommunalen Liegenschaften der Städte und Gemeinden projektiert (SV-10-0422).

·           PV auf gewerblichen Flächen

Das PV-Potenzial auf gewerblichen Flächen (Dächer, Parkplatzflächen etc.) ist sehr groß, die Flächennutzungskonflikte zudem deutlich geringer als bspw. bei der konventionellen Freiflächen-PV und sollte daher ebenfalls verstärkt in den Fokus rücken.

·           PV auf Freiflächen

Trotz aller Anstrengungen im Bereich der PV-Anlagen auf privaten, gewerblichen und kommunalen Dachflächen wird auch das Potenzial der Freiflächen-PV-Anlagen künftig deutlich stärker in den Blick genommen werden müssen. Hierzu wird im Jahr 2022 eine kreisweite Freiflächen-PV-Potenzialstudie erarbeitet, die den Städten und Gemeinden als Abwägungshilfe für die erforderliche kommunale Bauleitplanung dienen wird (SV-10-0423/1).

Wie groß die Herausforderung insgesamt ist, zeigt die nachfolgende Abbildung aus der Potenzialanalyse zum aktuell in Fortschreibung befindlichen Klimaschutzkonzept, die die Ausbaupfade der erneuerbaren Energien im Kreis Coesfeld darstellt und verdeutlicht, welche enormen Ausbaubedarfe insbesondere im Wind- und PV-Bereich erforderlich sein werden.

PV-Offensive für Gewerbestandorte

Im Rahmen eines gemeinsamen Abstimmungsgespräches zwischen Kreisentwicklung/ Klimaschutzmanagement, Kreishandwerkerschaft, GFC und wfc wurden erste Ideen für eine Informations- und Beratungskampagne entwickelt, um im gewerblichen Bereich weitere PV-Potenziale auszuschöpfen.

 

Die Tatsache, dass das Potenzial auf gewerblichen Flächen und Dächern bisher nur sehr eingeschränkt ausgeschöpft wurde, kann mit der (bisher) eingeschränkten Wirtschaftlichkeit erklärt werden. Aufgrund geänderter rechtlicher und energiewirtschaftlicher Rahmenbedingungen ist eine Wirtschaftlichkeit aber nunmehr in aller Regel gegeben. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen tritt das Argument der Energieautarkie neu hinzu.

Insbesondere für größere Anlagen auf gewerblichen Dächern gilt ab einer installierten Leistung von 100 kW die Verpflichtung, den Strom direkt zu vermarkten (§ 20 EEG 2021). Dies war lange wirtschaftlich nicht interessant, da die Börsenstrompreise unter den Mindestvergütungssätzen des EEG lagen. In der Zwischenzeit sind die für die Direktvermarktung relevanten Börsenstrompreise jedoch regelmäßig höher oder sogar deutlich höher als die EEG-Vergütungen und die Anlagen > 100 kW damit wirtschaftlich sehr interessant. Aufgrund der gestiegenen Stromverbrauchspreise sind aber auch Anlagen < 100 kW, die für den Eigenstromverbrauch der Betreibe ausgelegt werden – ggf. auch in Verbindung mit inzwischen etablierter Stromspeichertechnik – noch wirtschaftlicher geworden.

Grundsätzlich besteht bereits heute über das Programm „Energetisch Wirtschaften“ (https://klima.kreis-coesfeld.de/energie/energetisch-wirtschaften.html) die Möglichkeit für Unternehmen, eine kostenlose, neutrale Initialberatung in Anspruch zu nehmen, die natürlich auch auf Fragen einer PV-Anlage fokussiert werden kann. Aufgrund der aktuell zu beobachtenden extrem gestiegenen Nachfrage nach Energieberatungen (sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich) und der allgemeinen Knappheit an Beratungskapazitäten (privat, kommunal, Verbraucherzentrale etc.) ist hier momentan eine nennenswerte Ausweitung des Beratungsangebotes nicht realistisch. Hinzu kommt der allgemeine Fachkräftemangel im Handwerk, der bei der aktuell hohen Nachfrage dazu führt, dass geplante oder beauftragte Projekte nur mit deutlichem Zeitverzug umgesetzt werden können.

Die Arbeitsgruppe schlägt daher zunächst ein gestuftes Verfahren vor:

·           Im Jahr 2022 erfolgt zunächst eine gezielte Informationskampagne und aktive Netzwerkarbeit, um die Unternehmen im Kreis Coesfeld über die veränderten Rahmenbedingungen, die Vorteile, Fördermöglichkeiten und Umsetzungsmöglichkeiten von PV-Anlagen auf Gewerbeflächen zu informieren. Das LANUV-Solarkataster kann hier unterstützend mit herangezogen werden.

·           Der Fokus soll dabei auf folgenden Fragestellungen liegen:

-  Vorteile der PV (Monetärer Vorteil, Klimaschutz, Image)

-  Kombinationsmöglichkeiten (Speicher, Elektromobilität, Wärme / Sektorenkopplung, Solargründach mit leistungssteigernden Effekten durch kühlende Dachbegrünung)

-  Rahmenbedingungen (Gesetzliche Vorgaben, Dachtypen, Statik, Ausrichtung, Größe und Leistung einer PV-Anlage)

-  Wirtschaftlichkeit (Beispielrechnungen, Förderung, Geschäftsmodelle, Anlagenverpachtung / Contracting / Anlagenpachtung, Steuerliche Aspekte, Laufende Kosten)

-  Planung und Installationsprozess (Solarkataster, Leitfaden und Checkliste)

-  Betrieb (Wartung, Reinigung, Versicherung, Anlagenerweiterung, Anlagenrückbau, Recycling)

·           In einer Auftaktveranstaltung soll zunächst überblicksartig über die Themenfelder informiert werden. Daran schließen sich Vertiefungsworkshops zu von den Teilnehmenden präferierten Unterthemen an.

·           Diese Informationskampagne kann sehr gut in die aktuell anlaufende gemeinsame Veranstaltungsreihe des Klimaschutzmanagements und der wfc eingebunden werden, in der Unternehmen im Kreis Coesfeld zu den Themen Klimaneutralität und Klimafolgenanpassung informiert und beraten werden.

·           Ergänzt wird die Informations- und Beratungskampagne durch teilweise bereits angelaufene ergänzende Unterstützungsangebote der Städte und Gemeinden.

·           Je nach Verlauf und Resonanz der Informationskampagne wird in 2023 die Umsetzung eines ergänzenden Beratungsangebotes über „Energetisch Wirtschaften“ geprüft, vorbehaltlich der Verfügbarkeit weiterer Beratungskapazitäten. Eine Ausweitung des Beratungsangebotes wäre mit einem zusätzlichen finanziellen Bedarf verbunden.