Beschlussvorschlag:

Der Sachstandsbericht zum Projekt BüLaMo Bürgerlabor Mobiles Münsterland wird zur Kenntnis genommen.

Sachdarstellung

Hinweis: In der Sitzung des Ausschusses für Mobilität, Infrastruktur und Kreisentwicklung am 08.09.2022 wird ergänzend mündlich zum aktuellen Sachstand des Projektes berichtet. Auf die bisherige Berichterstattung wird verwiesen (SV-10-0260, Berichterstattung im Unterausschuss ÖPNV 21.04.2021 und im Kreistag 23.06.2021)

Seit knapp zwei Jahren erprobt das Förderprojekt BüLaMo „Bürgerlabor Mobiles Münsterland“ als aktuell NRW-weit größtes ÖPNV-Innovationsprojekt verschiedene Mobilitätslösungen im Kreis Coesfeld, welche die Bedürfnisse der Menschen vor Ort bestmöglich berücksichtigen. Das BüLaMo ist dabei seinem Ziel eines ganzheitlichen, flächendeckenden und attraktiven ÖPNV-Angebotes im ländlichen Raum bereits ein großes Stück nähergekommen, sodass trotz der durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie deutlich erschwerte Projektumsetzung eine positive Zwischenbilanz gezogen werden kann.

Im Folgenden wird der aktuelle Sachstand in den einzelnen Teilprojekten beschrieben:

ExpressBus X90

Der ExpressBus X90 verkehrt seit August 2020 als Ergänzung zu den SchnellBus-Linien S90/S91. Er trägt zur Taktverdichtung bei und fährt die Strecke von Olfen nach Münster als Direktverbindung in nur 56 Minuten in Rekordgeschwindigkeit. Der X90 bietet damit eine echt Alternative zum privaten PKW. Die Auswertung einer Fahrgastbefragung im Oktober 2021 hat gezeigt, dass der X90 insgesamt morgens in Fahrtrichtung Münster und nachmittags in Fahrtrichtung Olfen am meisten frequentiert ist. Dies deutet darauf hin, dass der X90 insbesondere von Berufspendlerinnen und -pendlern genutzt wird. Dabei bewerteten 89 % der über 1.000 befragten Personen ihre Fahrt mit der Note „gut“ oder „sehr gut“.

Tarifvarianten im X90-Korridor

Seit August 2021 können Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer rabattierte Fahrkarten mit 20 bzw. 25 % Preisvorteil erwerben. Das kommitAbo bietet Vielfahrerinnen und Vielfahrern seit Januar 2022 mit bis zu 44 % Preisvorteil gegenüber dem gewöhnlichen Monatsabo eine kostengünstige Möglichkeit, regelmäßig auf der X90-Achse zu pendeln.

kommit-Shuttle

Mit dem kommit-Shuttle profitieren die Bürgerinnen und Bürger in Senden seit August 2021 von einem innovativen Nahverkehrsangebot. Es gibt keinen festen Fahrplan oder feste Routen. Per App oder Telefon können die Fahrzeuge bequem nach Hause oder an eine (virtuelle) Haltestelle bestellt werden. Der kommit-Shuttle stellt damit eine optimale Anbindung an den SchnellBus S90 oder den ExpressBus X90 sicher. Nach einer einjährigen Erprobung im Ortsteil Senden fährt der kommit-Shuttle ab dem 22.8.2022 im gesamten Gemeindegebiet von Senden, d. h. nun auch nach Bösensell und Ottmarsbocholt. Anschlussfahrten mit der Bahn ab Bösensell sind mit der Gebietserweiterung daher problemlos möglich und planbar.

Mit Stand 16.08.2022 konnten mit dem kommit-Shuttle bereits 20.684 Fahrten mit über 24.000 Fahrgästen durchgeführt werden. Knapp 9 % der Buchungen erfolgte dabei per telefonischer Anmeldung. Die überwiegende Mehrheit nutzt die kommit-Shuttle App zur Buchung eines Fahrzeuges, welche knapp 2.300 Registrierungen verzeichnet. Im Durchschnitt wird eine Fahrt mit dem kommit-Shuttle mit 4,2 von 5 Sternen bewertet.

kommit!-App (Mobility-as-a Service)

Mit der kommit-App wird zeitnah das Buchen und Bezahlen einer multimodalen Wegekette (z. B. On-Demand-Verkehr – Bus – E-Scooter) in nur einer App möglich sein. Die erste Version der kommit!-App wird im Oktober 2022  veröffentlicht.

kommit E-Roller

Durch den kommit E-Roller wird ein weiterer Anreiz geschaffen, das eigene Auto immer öfter stehen zu lassen. Anders als bei den bekannten Free-Floating-Systemen, werden die E-Roller bei kommit in Zukunft über einen längeren Zeitraum und nicht nur für einzelne Wegestrecken gemietet werden können. Im Juni 2022 hat die erste E-Roller-Testphase begonnen: 20 Testfahrerinnen und -fahrer aus Lüdinghausen und Senden können ihre eigenen kommit E-Roller für 3 Monate kostenfrei Probe fahren. Während dieser Zeit nehmen die Testfahrerinnen und -fahrer an drei Befragungen teil. Die gewonnenen Erkenntnisse tragen dazu bei, das zukünftige Angebot des kommit E-Rollers an den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer auszurichten. Die ausgewerteten Ergebnisse der E-Roller Testphase werden im Oktober 2022 erwartet. Die Voraussetzung für den kommit E-Roller ist das kommitAbo.

Mobilstation

Ein großer Meilenstein im kommit ist die Mobilstation als Knotenpunkt des ÖPNV. Geplant ist eine moderne Mobilstation aus upgecycelten Seefrachtcontainern, die im Neubaugebiet Huxburg realisiert werden soll. Hier werden Mobilitätsangebote gebündelt, die Aufenthalts- und Wartequalität erhöht sowie weitere Dienstleistungen angeboten werden. Derzeit steht eine kleinere Muster-Mobilstation an der Bushaltestelle „Mönkingheide“ in Senden, wo sie nach und nach an die Wünsche der Bevölkerung angepasst wird.

Ergänzende Sharing-Angebote

Mit ergänzenden Sharing-Angeboten auf Wohnquartiersebene sollen Bürgerinnen und Bürger motiviert werden, Zweitwagen durch wohnortnahe Alternativangebote wie Car- oder Bikesharing zu ersetzen, da sie so auch unabhängig vom Bus- und Bahnangebot die Möglichkeit haben, umliegende Gemeinden ohne eigenen PKW problemfrei zu erreichen.

Aktivitäten der Verbundpartner im Modellvorhaben

Die RWTH Aachen entwickelt eine intelligente Verkehrssteuerung zur adaptiven Beschleunigung des ÖPNV entlang der Route des X90. Zunächst liegt der Fokus dabei im innerstädtischen Bereich Münsters, da die bisherigen Ergebnisse darauf hindeuten, dass eine ÖPNV-Beschleunigungsmaßnahme zwischen Geiststr. und Moltkestr. den größten Nutzen hat. In genau diesem Bereich soll daher zeitnah mit einem Demonstrator eine adaptive Lichtsignal-Steuerung zur Beschleunigung des ÖPNV erprobt und validiert werden.

Fortlaufende Bürgerbeteiligung über das kommit! Bürgerlabor

Die Bürgerinnen und Bürger im Projektgebiet werden fortlaufend über das kommit!-Bürgerlabor über die einzelnen Projektschritte informiert. Die rund 1.600 registrierten Panelisten werden regelmäßig über Online-Workshops, Umfragen und Live-Chats in das Projektgeschehen einbezogen und um Feedback gebeten. Die vom Marktforschungsinstitut Dialego ausgewerteten Ergebnisse fließen unmittelbar in die Projektumsetzung ein (bspw. bei der Ausgestaltung der Muster-Mobilstation oder der Linienführung des X90). Aufgrund der sehr guten Erfahrungen mit dem Bürgerpanel soll das Panel auf das gesamte Kreisgebiet ausgeweitert werden (SV-10-0332). Dies erfolgt im Laufe des Septembers über die kreisweite Modal Split-Erhebung, bei der über 13.000 Haushalte im Kreis Coesfeld angeschrieben und neben der Teilnahme an der Mobilitätsbefragung auch zur Registrierung im „kommit! Mobilitätsforum Kreis Coesfeld“ ermuntert werden.

kommit!-Mobilitätsforum Kreis Coesfeld: mobilitaetsforum-kreiscoesfeld.dialego.de

Transfer und Ausblick

Bereits im April 2022 hat ein erster, vom Münsterland e.V. organisierter Laborbericht stattgefunden, in denen Mobilitätsverantwortliche aus dem Münsterland, Verwaltungen und politische Vertreter eingeladen waren. Das Ansinnen, Erkenntnisse aus dem Verbundprojekt auch in andere Teilräume übertragen zu können, wurde hier bereits angelegt und wird am 20.9.2022 im Alten Zollhaus in Senden fortgesetzt. Auch hier besteht die Gelegenheit, sich über aktuelle Entwicklungen des Projekts zu informieren und in einen persönlichen Austausch zu gehen.

Das BüLaMo hat in mehreren Teilprojekten bereits hinreichend Erfahrungen gesammelt, um erste Überlegungen zur Ausweitung des Projektes auf das gesamte Kreisgebiet (Transfergedanke des Fördervorhabens) anzustoßen. Hier stehen insbesondere die Projektbausteine on demand-Verkehr zur Flächenerschließung, Mobilstation und kommit E-Roller im Fokus. Erste Gespräche mit den Verwaltungsleitungen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden wurden hierzu bereits geführt.

Weitere Informationen zum Projekt unter www.muensterland-kommit.de 

Fördermittelhinweis

Das Projekt „Bürgerlabor Mobiles Münsterland - BüLaMo” wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen sowie den Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe.