Beschluss:
1. Das fortgeschriebene Klimaschutzkonzept des Kreises Coesfeld und dessen Umsetzung werden beschlossen. Insbesondere bekennt sich der Kreis Coesfeld zur Zielsetzung der Treibhausgasneutralität bis 2040.
2. Zur Erreichung der definierten Ziele werden die konkreten Maßnahmen unter Begleitung des Unterausschuss Klimaschutz umgesetzt.
3. Alle Maßnahmen stehen unter dem Vorbehalt der Mittelbereitstellung im jährlichen Kreishaushalt, wobei davon ausgegangen wird, dass dies unter maximaler Ausschöpfung von Förderprogrammen von Landes-, Bundes- oder EU-Mitteln oder anderer Programme geschieht.
Bisherige
Beratungsfolge:
Die
Verwaltung wurde durch den Kreistag am 10.06.2020 beauftragt, das integrierte
Energie- und Klimaschutzkonzept des Kreises Coesfeld aus dem Jahr 2015
fortzuschreiben und die darin verankerten Klimaschutzziele an die derzeitigen
wissenschaftlichen und politischen Entwicklungen anzupassen (SV-9-1716). Die
entsprechenden Haushaltsmittel wurden im Haushalt 2021 bereitgestellt
(SV-10-0062).
Der
erste umfangreiche Entwurf des fortgeschriebenen Klimaschutzkonzepts für den
Kreis Coesfeld wurde durch den beauftragten Gutachter, die energielenker
projects GmbH, und die Verwaltung in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt,
Klimaschutz, öffentliche Sicherheit und Ordnung am 06.09.2022 umfangreich
präsentiert. Der Ausschuss beriet diesen vor und nahm ihn zur Kenntnis (SV-10-0622).
Der dieser Sitzungsvorlage beigefügte Endbericht ist die finale Version, in die
gegenüber des im Umweltausschuss vorgestellten Entwurfes die Ergebnisse der
kreisweiten Online-Umfrage, die Maßnahmensteckbriefe zum Handlungsfeld
„Klimaneutral Wirtschaften“ sowie inhaltliche Überarbeitungen und
Nachschärfungen einzelner Kapitel sowie das finale Layout eingeflossen sind.
Der gesamte Erarbeitungsprozess zur Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes
wurde eng durch den Unterausschuss Klimaschutz begleitet, in dem regelmäßig
über den Fortgang der einzelnen Projektschritte berichtet wurde.
Vorgehensweise
und zentrale Ergebnisse:
Zunächst
erfolgte durch das beauftragte Beratungsunternehmen energielenker projects GmbH
in Zusammenarbeit mit dem Klimaschutzmanagement des Kreises eine umfassende
Bestandsaufnahme der Treibhausgasemissionen und Potenzialbetrachtungen. Aus dem
Energiebedarf des Kreises ergeben sich für das Bilanzjahr 2019 Emissionen in
Höhe von 1.703.363 t CO2-Äquivalente. Im Bilanzjahr 2019
entfällt der größte Anteil mit 45 % der THG-Emissionen auf den Sektor Verkehr.
Es folgen die Sektoren Haushalte mit 30 % und Wirtschaft (Industrie und
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen gemeinsam betrachtet) mit 25 %. Die
kommunalen Einrichtungen machen mit weniger als 1 % an den THG-Emissionen des
Kreises Coesfeld den mit Abstand geringsten Anteil aus.
Deutlich
wurden auch die besonders großen Herausforderungen im Sektor Verkehr und in den
privaten Haushalten. Insbesondere im Gebäudesektor liegen hohe
Einsparpotentiale für Treibhausgasemissionen durch eine Erhöhung der
Sanierungsrate vor. Insgesamt besitzt der Kreis Coesfeld ein erhebliches
Potenzial an erneuerbaren Energien in den Bereichen Photovoltaik, Windenergie
und Bioenergie, um den ansteigenden Strombedarf der Zukunft zu decken.
THG-Emissionen
2019 nach Sektoren
Auf
dieser Basis erfolgte die Festlegung der Handlungsfelder und die Erarbeitung
eines Maßnahmenkatalogs unter anderem für die Reduktion des Energiebedarfs und
der Treibhausgas-Emissionen.
In
neun Handlungsfeldern (s. Abb.) wurden unter Beteiligung regionaler Expertinnen
und Experten in mehreren Workshops kurz-, mittel- und langfristige
Maßnahmenvorschläge für die kommenden Jahre erarbeitet. Dabei wurden die
Ergebnisse aus der durchgeführten Potenzialanalyse und die entwickelten
Szenarien für den Kreis Coesfeld berücksichtigt. Gegenüber dem
Klimaschutzkonzept aus 2015 wurden mit „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
und „Interkommunale Zusammenarbeit“ zwei neue Handlungsfelder definiert.
Insgesamt umfasst das Klimaschutzkonzept 69 Maßnahmen, die in detaillierten
Steckbriefen ausgearbeitet wurden.
Handlungsfelder
des fortgeschriebenen Klimaschutzkonzeptes
Bei
der Konzeptfortschreibung wurde auf der einen Seite darauf geachtet,
erfolgreiche Maßnahmen aus dem vorigen Klimaschutzkonzept fortzuführen und
weiterzuentwickeln, sowie auf der anderen Seite neue Maßnahmen zu ergänzen. Ein
Fokus wurde dabei auf die besondere Rolle der Kreisverwaltung als Vorbild für
Bevölkerung und Privatwirtschaft gelegt.
Ergebnisse
der Online-Befragung der Bürgerinnen und Bürger:
Im
Rahmen der Online-Umfrage im Spätsommer 2022 wurden die Bürgerinnen und Bürger
mit in den Prozess der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes einbezogen und
insbesondere hinsichtlich der benötigten Beratungs- und Informationsangebote
befragt. An der Befragung haben 271 Personen teilgenommen, von denen 73% die
Aussage vertreten, dass das Thema Klimaschutz für sie persönlich eine sehr hohe
Priorität besitzt. Insgesamt 79% der Befragten geben an, dass sie sich auch von
den bereits existierenden Folgen des Klimawandels betroffen fühlen. Über
weitere Fragen und Textantwortmöglichkeiten konnten die Bürgerinnen und Bürger
Hinweise auf Handlungsbedarfe sowie Ideen für Maßnahmen einbringen. Vielfach
wird genannt, dass weitere Beratungs- und Informationsangebote, insbesondere zu
Fördermittelprogrammen, wünschenswert seien. Auch wurden von Seiten der
Teilnehmer Hinweise gegeben, in welchen Formaten die Bürgerinnen und Bürger über
Themen rund um den Klimaschutz informiert werden möchten. Insbesondere in den
Maßnahmensteckbriefen, die Bürgerinnen und Bürger als Akteurs- und Zielgruppe
haben, wurden diese Ergebnisse berücksichtigt und aufgenommen. Detaillierte
Ergebnisse aus der Onlinebefragung können dem Anhang des Klimaschutzkonzepts
entnommen werden.
Klimaschutzziele
für den Kreis Coesfeld:
Als
Ziele im bisherigen Klimaschutzkonzept wurde die Reduktion des
Endenergiebedarfes um 15 % bis 2030 und 49 % bis 2050 sowie die Reduktion der
CO2-Emissionen um 30 % bis 2030 und 75 % bis 2050 formuliert.
Gutachter und Verwaltung schlagen vor, als neue Zielsetzung für einen
treibhausgasneutralen Kreis Coesfeld das Zieljahr 2040 zu definieren und damit
ein ambitionierteres Ziel als auf Bundesebene festzulegen. Die dafür
erforderlichen Teilziele in den einzelnen Sektoren ergeben sich aus der
folgenden Abbildung.
Klimaschutzszenario
2040 für den Kreis Coesfeld
II. Entscheidungsalternativen
Das fortgeschriebene, integrierte
Klimaschutzkonzept für den Kreis Coesfeld wird in seiner vorliegenden Form
abgelehnt.
III. Auswirkungen /Zusammenhänge
(Finanzen, Personal, IT, Klima)
Finanzen:
Alle Maßnahmen stehen unter dem Vorbehalt der Mittelbereitstellung im
jährlichen Kreishaushalt, wobei davon ausgegangen wird, dass dies unter
maximaler Ausschöpfung von Förderprogrammen von Landes-, Bundes- oder
EU-Mitteln oder anderer Programme geschieht.
Personal:
Die Koordinierung der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes erfolgt über das
Klimaschutzmanagement. Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen erfolgt durch die
jeweils zuständigen Abteilungen der Kreisverwaltung, die Tochtergesellschaften
des Kreises Coesfeld sowie zum Teil durch dritte Akteure, die eng in die
Klimaschutzarbeit des Kreises Coesfeld eingebunden sind (Biologisches Zentrum,
Naturschutzzentrum, Kreishandwerkerschaft, Städte und Gemeinden etc.)
IT: /
Klima: Die
Umsetzung des Konzeptes wird sich direkt und indirekt positiv auf den
Klimaschutz im Kreis Coesfeld auswirken. Es unterstreicht die Wichtigkeit des
Themas und die Verantwortung der Kreisverwaltung in diesem Themenbereich.
IV. Zuständigkeit für die Entscheidung
Kreistag
gemäß § 26 KrO NRW.
Finanzierung:
Die
Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts ist bereits finanziert. Alle Maßnahmen stehen unter dem Vorbehalt der
Mittelbereitstellung im jährlichen Kreishaushalt, wobei davon ausgegangen wird,
dass dies unter maximaler Ausschöpfung von Förderprogrammen von Landes-,
Bundes- oder EU-Mitteln oder anderer Programme geschieht.
Anlagen:
- Fortgeschriebenes, integriertes Klimaschutzkonzept für den Kreis Coesfeld