Beschluss:
Der schriftliche
Bericht zum Prognos Zukunftsatlas 2022 wird zur Kenntnis genommen.
I. Sachdarstellung
Die Prognos AG hat in Kooperation mit dem Handelsblatt im Herbst 2022 eine Neuauflage des sog. Zukunftsatlas veröffentlicht (Weitere Informationen unter: https://www.prognos.com/de/zukunftsatlas). Hier werden anhand 29 ausgewählter makro- und sozioökonomischer Indikatoren alle drei Jahre die Zukunftsfestigkeit der 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland miteinander verglichen. Auf Anregung der Kreistagsfraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN wird im Folgenden eine kurze Auswertung vorgenommen.
Der Prognos Zukunftsatlas betrachtet einzelne Indikatoren aus den Bereichen Demografie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation sowie Wohlstand und soziale Lage, die in die beiden Dimensionen „Stärke“ als Bewertung des Ist-Zustandes und „Dynamik“ als Bewertung der zeitlichen Entwicklungsperspektive aufgeteilt werden. Die Gesamtbewertung für die Zukunftschancen einer Region wird aus den Stärke-Indikatoren mit einer Gewichtung von 1,0 und den Dynamik-Indikatoren mit einem Faktor von 0,5 gebildet. Aus dem hieraus gebildeten Indexwert wird ein Vergleichsranking der 400 Kreise und kreisfreien Städte dargestellt. Als Quellen werden offizielle und in der Regel frei zugängliche Daten bzw. Indikatoren des Bundes, der Länder, von Fachverbänden oder wissenschaftlichen Instituten verwendet.
Ergebnisse:
Im Bereich Stärke wird der Kreis Coesfeld als Region mit mittlerer Stärke bewertet (Kategorie 4 von 7). Im Bereich Entwicklungsperspektive erreicht der Kreis Coesfeld eine hohe Dynamik (Kategorie 5 von 7). Im Bereich der Dynamik, also der zeitlichen Entwicklungsperspektive, verzeichnet der Kreis eine drastische Verbesserung und erreicht den Spitzenwert unter den Münsterlandkreisen. In Summe kategorisiert der Zukunftsindex den Kreis Coesfeld als Region mit „leichten Chancen“ in Kategorie 5 von 8 bewertet. Dieser Wert deutet gemäß Prognos darauf hin, dass die Chancen einer Region gegenüber den Risiken überwiegen. Der Kreis Coesfeld liegt hiermit konstant über dem Bundesschnitt.
Tabelle 2: Ranking des Kreises Coesfeld im Prognos-Zukunftsatlas in den vergangenen Erhebungen
Kategorie |
2022 |
2019 |
2016 |
GESAMT |
152 |
165 |
144 |
Stärke |
171 |
128 |
133 |
Dynamik |
84 |
296 |
224 |
Demografie |
166 |
230 |
125 |
Arbeitsmarkt |
162 |
128 |
117 |
Wettbewerb & Innovation |
220 |
284 |
255 |
Wohlstand & Soziale Lage |
82 |
103 |
132 |
Die Münsterlandkreise werden gemäß Zukunftsatlas allesamt als Regionen mit leichten Chancen bewertet. Im münsterlandweiten Vergleich werden die Zukunftschancen des Kreises Coesfeld zwar graduell schlechter eingeschätzt, die Methodik und Ergebnispräsentation lässt bei Unterschieden von rund 20 bis 30 Plätzen jedoch keine tiefergehende Interpretation zu, da die Risiken und Chancen in der Bewertung in Summe nicht gravierend auseinanderliegen.
Lediglich die Stadt Münster hebt sich im Vergleich zur Region Münsterland ab und belegt insbesondere in der Dimension Dynamik einen bundesweiten Spitzenplatz und wird insgesamt als Region mit hohen Zukunftschancen kategorisiert.
Tabelle 3: Ranking im Prognos-Zukunftsatlas 2022 im Vergleich mit ausgewählten Regionen
Region |
GESAMT |
Stärke |
Dynamik |
Kreis Coesfeld |
152 |
171 |
84 |
Kreis Borken |
132 |
143 |
140 |
Kreis Warendorf |
139 |
146 |
165 |
Kreis Steinfurt |
116 |
129 |
126 |
Stadt Münster |
19 |
30 |
4 |
Kreis Recklinghausen |
311 |
322 |
176 |
Kreis Unna |
284 |
267 |
294 |
Einschätzung der Ergebnisse
durch die Verwaltung:
In Summe kann der Prognos-Zukunftsatlas 2022 einen allgemeinen Eindruck über die Zukunftschancen einer Region aus makro- und sozioökonomischer Perspektive bieten. Der Kreis Coesfeld wird im Zukunftsatlas als Region mit leichten Chancen bewertet und steht im Bundesvergleich insgesamt positiv dar. Die Ergebnisse bestätigen hiermit die eigene allgemeine Einschätzung der Verwaltung auf Basis vorliegender Daten.
Die Verwaltung weist zugleich kritisch darauf hin, dass sich die Methoden der Studie nicht für einen tiefergehenden Erkenntnisgewinn zum „Wettbewerb der Regionen“ oder gar zur Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen für eine strategische und zukunftsorientierte Regionalentwicklung eignen. Die Studie basiert zwar auf komplexer Methodik mit einer soliden Datenbasis, ist bei der Operationalisierung und Interpretation der Daten jedoch zugleich nicht werturteilsfrei. So nehmen exemplarisch eine hohe Akademisierungsquote, ein positiver Wanderungssaldo junger Erwachsene oder eine hohe Intensität an Unternehmensgründungen maßgeblichen Einfluss auf die positive Bewertung der Zukunftschancen einer Region. Diese Vorannahmen erscheinen grundsätzlich plausibel, bevorteilen jedoch systematisch urbane Räume mit Hochschulen und/oder großen Unternehmen, während eher ländliche und mittelstandsgeprägte Regionen ohne Hochschulstandort unterbewertet werden. Die Diskussion zur Auswahl und Interpretation lässt sich auf Ebene der Teilindikatoren fortführen. Exemplarisch könnten unterschiedliche Methoden zur Ermittlung der Arbeitslosenquote, der Erwerbslosenquote oder der Unterbeschäftigungsquote jeweils differenzierte und somit auch in der Interpretation zu differenzierende Perspektiven zur Stärke des Arbeitsmarktes einer Region einbringen. Eine weitere erhebliche Einschränkung der Studie ist die Datenverfügbarkeit für zukunftsrelevante Themenbereiche. So werden ausschließlich Daten verwendet, die flächendeckend und einheitlich für sämtliche Regionen vorliegen. Dies erscheint konsequent, führt jedoch dazu, das mögliche Indikatoren zur Bewertung von Zukunftskategorien, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit oder Resilienz aufgrund der mangelhaften Datenverfügbarkeit ausgeklammert werden müssen.