Betreff
Resümee Kulturprogramm 1. Halbjahr 2023
Vorlage
SV-10-0978
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Vortrag zum Kulturprogramm des ersten Halbjahres 2023 wird zur Kenntnis genommen.

 

 

I. Sachdarstellung

 

II. Entscheidungsalternativen

 

III. Auswirkungen /Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, Klima)

 

IV. Zuständigkeit für die Entscheidung

 

 

zu I. bis IV.:

 

Nachdem das Burgjubiläum, mit einjähriger, coronabedingter Verzögerung, im vergangenen Jahr die kulturellen Aktivitäten des Kreises geprägt hat, ist nun das Jahresthema „Natur und Design“ übergeordnet – mit vier thematisch aufeinander abgestimmten Ausstellungen: Den Auftakt machte im Februar die Schau „Naturgeschichten – Botanik und Kunst im Dialog“ auf Burg Vischering. Sie vereinte kulturhistorische Perspektiven, die das Leben des Botanikers und Mediziners Franz Wernekinck im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert nachzeichnen, mit zeitgenössischen Kunstpositionen.

Die folgende Ausstellung „Hommage an Mondrian“ zeigte ab 2. April Arbeiten von 37 Künstlerinnen und Künstlern im historischen Gemäuer der Billerbecker Kolvenburg: Im Mittelpunkt des internationalen Kunstprojektes standen Möbel, deren Design durch die Arbeiten des berühmten niederländischen Künstlers Piet Mondrian inspiriert wurden.

Unter dem Titel „Spuren unserer Landschaft“ traten in der Burg Vischering spätimpressionistische Werke des Münsteraners Carl Müller-Tenckhoff in Dialog mit zeitgenössischen Positionen der Künstlerin Veronika Teigeler.

Mit Saara Ekström haben wir im Rahmen des Münsterland-Festivals eine der profiliertesten zeitgenössischen Künstlerinnen Finnlands in der Kolvenburg zu Gast. Souverän überwindet Ekström, die 1965 geboren wurde, Gattungsgrenzen, künstlerische Konventionen und überkommene Schemata. Damit steht sie für eine Künstlerinnengeneration, die mit einer ganz anderen Freiheit und einem ganz anderen Selbstbewusstsein agieren kann, als es in der Kunstwelt noch vor fünfzig Jahren der Fall war. Sie verändert zweifellos unsere Sicht auf die Welt, indem sie Kunstgeschichte und Zeitgeschichte auf überaus effektvolle Weise miteinander verbindet.

 

Im Rahmen des münsterlandweiten Klangkunstfestivals SOUNDSEEING waren ab Ende Mai Arbeiten von Peter Vogel und Achim Vogel Muranyi unter dem Titel „Schattenklänge“ auf Burg Vischering zu sehen und zu hören. Analoge und digitale Klangwände traten in einen spannenden Dialog miteinander.

 

Zum sechsten Mal öffneten am „Schlösser- und Burgentag Münsterland 2023“ insgesamt 38 teilnehmende Häuser ihre Türen und Pforten. Die Teilnehmendenzahl lag am 18. Juni 2023 etwas höher als im Vorjahr; und es gab wieder intensive Einblicke in Rittersäle, Turmzimmer und Schlossparks. Interessierte konnten sich auch von wunderschönen Schlössern, Burgen, Gräftenhöfen und Herrenhäusern in der weitläufigen münsterländischen Parklandschaft verzaubern lassen. Zwischen Wiesen und Feldern warteten Aktionen und Angebote für Groß und Klein, kulinarische Highlights, Picknicks, Führungen durch die Häuser und Anlagen auf die Besucherinnen und Besucher – die ideale Gelegenheit, um das Münsterland von seiner schönsten Seite zu erleben.

Der nächste Schlösser- und Burgentag findet am 16. Juni 2024 statt.

 

 

 

Eine deutschlandweite, sehr erfolgreiche Premiere haben wir am 6. August erlebt: Erstmals fand das „Rabatz & Rabauken“-Festival für die ganze Familie auf Burg Vischering statt. Rund 900 Tickets wurden verkauft: Zahlreiche Familien, die aus der ganzen Region kamen, verbrachten einen unterhaltsamen Nachmittag auf der Burg – und ließen sich auch von dem durchwachsenen Wetter nicht die Laune verderben. Als die Band „Heavysaurus“ die ersten Takte spielte, wurde das Publikum von den eingängigen Melodien und Rhythmen direkt sichtlich mitgerissen, wobei es für einige Kinder das erste Konzerterlebnis überhaupt war. Ähnlich begeisterten zuvor die KINDERS, die neue Hip-Hop-Band um Rap-Legende Olli Banjo. Magisch wurde es zudem mit dem Kinderzauberer Yandaal.

 

Sie werden bewundernd die „Easy Rider der Wiener Klassik” genannt: Auf Schloss Nordkirchen war am 11. Juni 2023 das Ensemble 4.1 zu Gast: Vier Bläsersolisten und ein Pianist aus Deutschland bilden das Ensemble, das für frischen Wind in der klassischen Musik sorgt. Mit großer Begeisterung hat das sehr offene Publikum dabei Gershwins „Amerikaner in Paris“ aufgenommen. Das bearbeitete Stück, das eigentlich für großes Orchester gedacht ist, wurde von dem Quintett mit einer enormen Klangfülle dargeboten.

 

Eine kleine Zeitreise in den Sommerferien erlebten junge Gäste der Burg Vischering Anfang August: Über zwei Tage erstreckte sich das diesjährige Ritterlager für Kinder, das wetterbedingt nicht auf der Platanenwiese, sondern im Veranstaltungssaal der Burg stattfand. Dabei standen jeweils von 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr Abenteuer, Ritterspiele und Bastelaktionen auf dem Programm, aber vor allem auch viel Spaß am Ausprobieren und Entdecken. Dabei tauchten die Kinder im Alter von acht bis elf Jahren ganz tief in die Zeit des Mittelalters ein und erfuhren täglich etwas mehr über das Leben auf einer Ritterburg. Mittags gab es natürlich einen zünftigen Schmaus, als Stärkung für den Nachmittag.

 

Bei dem Workshop „Sternenkrieger“, der vom 26. Juni bis zum 30. Juni auf Burg Vischering stattfand, hat das zdi-Netzwerk Kreis Coesfeld eng mit der Kulturabteilung kooperiert. Die zdi-Kolleginnen haben ein sogenanntes Cosplay-Angebot entwickelt: Der englische Begriff bedeutet, dass Interessierte individuelle Rollen in Fantasiewelten übernehmen, für die sie zuvor das passende Kostüm selbst basteln. Aus ganz unterschiedlichen Werkstoffen, darunter das in der Szene beliebte thermoplastische Material „Worbla“, wurde das nötige Zubehör geformt – unter Anleitung einer erfahrenen Cosplayerin. Ein Elektrotechniker half den Teilnehmenden dabei, ein effektvoll leuchtendes Laserschwert selbst zu bauen. Das zdi-Netzwerk machte die Teilnahme kostenlos möglich.

 

Die Musikfreizeit auf Schloss Nordkirchen, der jährliche Aktivurlaub mit Instrument, endete am 29. Juli mit einem fulminanten Finale: Im vollbesetzten Festsaal der Oranienburg bewiesen die 38 teilnehmenden Jugendlichen beim Abschlusskonzert, dass sechs gemeinsame Tage ausreichen, um ein spannendes Repertoire zu erarbeiten. Vor einem begeisterten Publikum, das nicht nur aus stolzen Eltern und Großeltern bestand, spielten sie unter anderem Werke von Tschaikowsky, Schostakowitsch und Svoboda. Aber auch Zeitgenössisches wurde geboten. Josef Gebker, Leiter der Musikfreizeit, berichtete, dass die Zahl der teilnehmenden Jugendlichen, die etwas unter dem Vorjahresniveau lag, ein besonders konzentriertes Arbeiten erlaubte. Neben der Musik stand auch das Miteinander im Mittelpunkt. Die nächste Musikfreizeit findet vom 12. bis zum 18. August 2024 statt.

Das alles folgt der Überzeugung, dass Kunst und Kultur soziale Grundbedürfnisse sind – und kein exklusives Privileg für einig wenige sein dürfen. Entsprechend niedrigschwellig und nah bei den Menschen müssen unsere Angebote sein – quasi Kultur für alle.