Beschlussvorschlag:
Die bisher geplanten Maßnahmen zur Zielerreichung „Klimaneutrale Kreisverwaltung 2035“ werden zur Kenntnis genommen.
I. Sachdarstellung
Der Kreistag hat am 07.12.2022 das fortgeschriebene Klimaschutzkonzept für den Kreis Coesfeld verabschiedet (SV-10-0731/1). Unter Punkt 2 wurde folgendes beschlossen:
„Für die Kreisverwaltung und ihre
Tochtergesellschaften wird im Sinne der Vorbildfunktion darauf hingearbeitet,
die Treibhausgasneutralität bereits 2035 zu realisieren. Bis zum Frühjahr 2023
wird dem Kreistag dazu – basierend auf einer gutachterlichen Bilanzierung –
eine entsprechende Zielvereinbarung vorgestellt.“
Zudem wurde am 13.06.2023 im Kreistag folgendes ergänzend beschlossen (SV-10-0911/1):
„Die Verwaltung wird um die Vorstellung
eines Konzeptes gebeten, das ausführt, wie die Konkretisierung des
Klimaschutzkonzepts II (Klimaneutralität des Konzerns Kreis Coesfeld bis 2035)
unter politischer Begleitung des Unterausschusses aussehen könnte.“
Für den „Konzern Kreis Coesfeld“ wurde eine Treibhausgas-Bilanz auf Basis von Energieverbrauchsdaten für unterschiedliche Verbrauchssektoren aufgestellt. Zielsetzung war die Ermittlung des Status Quo der THG-Emissionen des Konzerns Kreis Coesfeld sowie ein Ausblick und eine Prüfung der Zielfassung „THG-neutraler Konzern Kreis Coesfeld 2035“. Die Bilanz wurde auf Basis der Standardreihe des „Greenhouse Gas Protocols“ erstellt.
Abbildung:
Unterscheidung der Scopes gemäß Greenhouse Gas Protocol (eigene Darstellung
energielenker)
Hierbei werden unterschiedliche THG-Emissionen in einem Konzern betrachtet, die in unterschiedlichen Bereichen und Verbrauchssektoren des Konzerns stattfinden. Im Rahmen der beauftragten Leistungen wurde die Bilanzierung mit einem Augenmerk auf die so genannten Scopes 1 und 2 durchgeführt. Unter die Scopes 1 und 2 fallen insbesondere leitungsgebundene Energiemengen, die an den unterschiedlichen Standorten des „Konzern Kreis Coesfeld“ bezogen werden (insbesondere für die Nutzungszwecke Strom und Wärme), sowie Energiemengen, die zum Betrieb des Fuhrparks der einzelnen Einheiten des Konzerns Kreis Coesfeld benötigt werden. Der Blick auf die aktuellen Treibhausgasemissionen wurde im Anschluss um eine erste Prüfung der Zielerreichung „Treibhausgasneutraler Konzern Kreis Coesfeld 2035“ ergänzt.
Die nachstehenden Abbildungen zeigen auf, dass ein Großteil der THG-Emissionen auf die Liegenschaften (Verwaltungsgebäude, Schulgebäude, Kulturgebäude) entfällt und sich im Wesentlichen durch den Stromnetzbezug sowie den Bezug von Erdgas ergibt.
Abbildung:
THG-Emissionen nach Standorten (eigene Darstellung energielenker)
Abbildung:
THG-Emissionen gesamt (eigene Darstellung energielenker)
Die wichtigsten Stellschrauben zur Zielerreichung stellen demnach
- die Gebäudesanierung mit einer nachhaltigen Wärme- und Stromversorgung,
- die Erzeugung von Erneuerbaren Energien (auch zur Kompensation),
- die weitere Umstellung von Fuhrpark/ Arbeitsmitteln/ Technik sowie
- ein aktives Energiemanagement dar.
Der theoretische Absenkpfad bis 2035 sieht wie folgt aus:
Im Folgenden werden die geplanten Maßnahmen entlang der einzelnen Handlungsfelder skizziert. Dabei ist es in den meisten Fällen aktuell nicht möglich, diesen geplanten Maßnahmen konkrete THG-Einsparpotenziale zuzuweisen.
Gebäudesanierung:
Maßnahme |
Maßnahmenbeschreibung |
Kostenschätzung |
Zeithorizont (Umsetzung geplant bis) |
Qualitative Einschätzung des THG-Einsparpotenzials |
Aktueller Strombedarf laut Energiebericht 2022 |
Aktueller Wärmebedarf laut Energiebericht 2022 |
Neubau Rettungswache Dülmen |
Neubau einer kombinierten Feuer- und
Rettungswache in Zusammenarbeit mit der Stadt Dülmen an einem neuen Standort. |
8,4 Mio. € |
bis 2028 |
nicht bezifferbar, Dachbegrünung und Photovoltaik
werden geprüft. |
Daten nicht vorhanden, da angemietet |
Daten nicht vorhanden, da angemietet |
Neubau Rettungswache Nottuln |
Neubau einer RW an einem neuen Standort. Abriss
der alten RW |
4,8 Mio. € |
bis 2026 |
nicht bezifferbar, Dachbegrünung und Photovoltaik
werden geprüft |
11.360 kWh |
66.629 kWh |
Neubau Rettungswache Lüdinghausen |
Neubau einer RW an einem neuen Standort. Abriss
der alten RW |
7,3 Mio. € |
bis 2026 |
nicht bezifferbar, Dachbegrünung und Photovoltaik
sind vorgesehen. |
50.731 kWh |
81.181 kWh |
Sanierung Sanitäranlagen, Lüftungsanlage, Kantine
KH I |
Aus energetischen, infektionstechnischen und
hygienischen Gründen muss die Sanierung erfolgen. |
2,1 Mio. € |
bis 2025 |
nicht bezifferbar, aufgrund neuer technischer
Einrichtungen in den Bereichen Sanitär, Lüftung und Elektrik sind
Energieeinsparungen möglich. |
237.999 kWh f. ges. KH I |
481.560 kWh f. ges. KH I |
Sanierung RvW-BK Lüdinghausen, BJ 1984 |
Energetische Sanierung Elektro und Lüftung sowie
Ertüchtigung Brandschutz |
13,3 |
bis 2026 |
nicht bezifferbar, aufgrund neuer technischer
Einrichtungen in den Bereichen Sanitär, Lüftung und Elektrik sind
Energieeinsparungen wahrscheinlich. |
230.361 kWh |
716.264 kWh |
Neubau Feuerwehrtechnische Zentrale Dülmen |
Neubau aufgrund gestiegener Anforderungen und
Aufgabe der alten Einrichtungen |
17,4 Mio. € |
bis 2028/2029 |
nicht bezifferbar |
44.317 kWh f. heutige Atemschutzübungsstrecke und
Gefahrstoffzug |
143.750 kWh f. heutigen Gefahrstoffzug |
Neue Heizungsanlage Kreisbauhof Dülmen |
|
900.000 € |
bis 2025 |
nicht bezifferbar, weil parallel drei
Hallen-Segmente hinzukommen |
15.852 kWh f. ges. Bauhof |
61.355 kWh f. ges. Bauhof |
Substitution von Gas und Öl |
Sukzessive Sanierung der Heizungsanlagen in allen
Kreishäusern |
2,6 Mio. € |
bis 2027 |
aufgrund des frühen Planungsstandes noch nicht
bezifferbar |
|
|
Sanierung Heizungs-anlage Kolvenburg |
Austausch der vorhandenen Nachtspeicher
durch neue aktuelle Heizungstechnik |
|
Bis 2025 |
Einsparung durch neue Technik |
13.533 kWh |
68.207 kWh |
Nach und nach werden weitere Maßnahmen je nach Personalstand aufgegriffen.
Umstellung von
Fuhrpark/ Arbeitsmitteln/ Technik:
Maßnahme |
Maßnahmenbeschreibung |
Kostenschätzung |
Zeithorizont
(Umsetzung geplant bis) |
Qualitative
Einschätzung des THG-Einsparpotenzials |
Umstellung Fuhrpark auf E-Mobilität |
Beschaffung 10 neuer E-Fahrzeuge im
Jahr 2023 überwiegend als Ersatz für Diesel oder Benziner |
|
Ende 2023 |
Einsparung 12 Tonnen CO2 |
Umstellung Fuhrpark auf E-Mobilität |
Beschaffung 3 - 5 neuer E-Fahrzeuge
im Jahr 2024 überwiegend als Ersatz für Diesel oder Benziner |
|
Ende 2024 |
Einsparung 4-6 Tonnen CO2 |
In den Folgejahren wird der Fahrzeugbestand des allgemeinen Fuhrparks weiter auf E-Mobilität umgestellt. Zu beachten ist, dass im Bereich Fuhrpark aktuell etliche Fahrzeuge (bspw. Rettungswagen, Fahrzeuge des Bauhofs) nicht umgestellt werden können, da ansonsten die Einsatzfähigkeit gefährdet wäre.
Dis zurückliegende Entwicklung der Wärme- und Stromverbräuche stellt sich gemäß Energiebericht 2022 (methodisch nicht direkt vergleichbar mit der Bilanzierung nach GHG-Protokoll) wie folgt dar:
Abbildung: Wärme- und Stromverbrauch 2018-2022 absolut und je m²
(Quelle: Energiebericht 2022)
Der absolute Verbrauch ist zwischen 2018 und 2022 leicht angestiegen (zB durch zusätzliche Liegenschaften). Der Verbrauch je m² stagniert jedoch, obwohl in den vergangenen Jahren die Anforderungen an die technische Ausstattung deutlich gestiegen sind (zB Arbeitsplatzausstattung mit höhenverstellbaren Schreibtischen und zweiten Bildschirmen, Durchführung von Videokonferenzen, Anstieg Mitarbeiterzahl etc.).
Trotz der zusätzlich aufgenommenen Liegenschaften (zB Zentrale Ausländerbehörde) und der deutlich gestiegenen Mitarbeiterzahlen konnten die CO2-Emissionen für den Wärmebereich in 2022 gegenüber 2018 zumindest konstant gehalten werden (blaue Balken in der nachfolgenden Abbildung), ein Absenkpfad ist bisher nicht ersichtlich. Hierfür sind umfangreiche Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils erneuerbar erzeugter Wärmeenergie erforderlich sowie der weitere Ausbau der regenerativen Stromerzeugung erforderlich.
Abbildung: Emissionen Wärme 2018-2022 (Energiebericht 2022)
Zur weiteren Erfolgskontrolle der Zielerreichung „Klimaneutrale Kreisverwaltung 2035“ soll zusätzlich zur jährlichen Energieberichterstattung alle vier Jahre in Verbindung mit dem Re-Audit für den EEA eine Bilanzierung des Konzerns Kreis Coesfeld wiederholt werden, um den Absenkpfad der CO2-Emissionen transparent darzustellen und ersichtlich zu machen, ob die umgesetzten/ geplanten Maßnahmen ausreichend sind.
Für weitere Erläuterungen wird ein/e Vertreter/in der Abt. 20 Finanzen und Liegenschaften an der Unterausschusssitzung teilnehmen.
II.
Entscheidungsalternativen
/
III. Auswirkungen
/Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, Klima)
Finanzen: Für die Umsetzung der Aktivitäten im Rahmen des Ziels einer Klimaneutralen im Jahr 2035 sind in den kommenden Haushalten – basierend auf noch vorzunehmenden Kostenkalkulationen – entsprechende finanzielle Mittel vorzusehen.
Personal: Personalaufwand
wird nach Möglichkeit gedeckt durch vorhandenes Personal in den Fachdiensten
20.2 und 20.3. Weitere zusätzliche Maßnahmen sind mit dem vorhandenen Personal
nicht umsetzbar.
Klima: Eine klimaneutrale Kreisverwaltung bis 2035 wird vor allem in ihrer Vorbildfunktion einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz im Kreis Coesfeld leisten. Anstrengungen im Bereich Liegenschaften gehören hierbei zu den wichtigsten und öffentlichkeitswirksamsten Beiträgen.
IV. Zuständigkeit für die Entscheidung
Die politische Begleitung der Umsetzung des Ziels „Klimaneutrale Kreisverwaltung 2035“ obliegt dem Unterausschuss Klimaschutz.