Betreff
Fahrplan zur Zielerreichung „Klimaneutrale Kreisverwaltung 2035“
Vorlage
SV-10-1084
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Die bisher geplanten Maßnahmen zur Zielerreichung „Klimaneutrale Kreisverwaltung 2035“ werden zur Kenntnis genommen.

I. Sachdarstellung

Der Kreistag hat am 07.12.2022 das fortgeschriebene Klimaschutzkonzept für den Kreis Coesfeld verabschiedet (SV-10-0731/1). Unter Punkt 2 wurde folgendes beschlossen:


„Für die Kreisverwaltung und ihre Tochtergesellschaften wird im Sinne der Vorbildfunktion darauf hingearbeitet, die Treibhausgasneutralität bereits 2035 zu realisieren. Bis zum Frühjahr 2023 wird dem Kreistag dazu – basierend auf einer gutachterlichen Bilanzierung – eine entsprechende Zielvereinbarung vorgestellt.“

 

Zudem wurde am 13.06.2023 im Kreistag folgendes ergänzend beschlossen (SV-10-0911/1):

 

„Die Verwaltung wird um die Vorstellung eines Konzeptes gebeten, das ausführt, wie die Konkretisierung des Klimaschutzkonzepts II (Klimaneutralität des Konzerns Kreis Coesfeld bis 2035) unter politischer Begleitung des Unterausschusses aussehen könnte.“

 

Für den „Konzern Kreis Coesfeld“ wurde eine Treibhausgas-Bilanz auf Basis von Energieverbrauchsdaten für unterschiedliche Verbrauchssektoren aufgestellt. Zielsetzung war die Ermittlung des Status Quo der THG-Emissionen des Konzerns Kreis Coesfeld sowie ein Ausblick und eine Prüfung der Zielfassung „THG-neutraler Konzern Kreis Coesfeld 2035“. Die Bilanz wurde auf Basis der Standardreihe des „Greenhouse Gas Protocols“ erstellt.

Ein Bild, das Diagramm enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

Abbildung: Unterscheidung der Scopes gemäß Greenhouse Gas Protocol (eigene Darstellung energielenker)

Hierbei werden unterschiedliche THG-Emissionen in einem Konzern betrachtet, die in unterschiedlichen Bereichen und Verbrauchssektoren des Konzerns stattfinden. Im Rahmen der beauftragten Leistungen wurde die Bilanzierung mit einem Augenmerk auf die so genannten Scopes 1 und 2 durchgeführt. Unter die Scopes 1 und 2 fallen insbesondere leitungsgebundene Energiemengen, die an den unterschiedlichen Standorten des „Konzern Kreis Coesfeld“ bezogen werden (insbesondere für die Nutzungszwecke Strom und Wärme), sowie Energiemengen, die zum Betrieb des Fuhrparks der einzelnen Einheiten des Konzerns Kreis Coesfeld benötigt werden. Der Blick auf die aktuellen Treibhausgasemissionen wurde im Anschluss um eine erste Prüfung der Zielerreichung „Treibhausgasneutraler Konzern Kreis Coesfeld 2035“ ergänzt.

Die nachstehenden Abbildungen zeigen auf, dass ein Großteil der THG-Emissionen auf die Liegenschaften (Verwaltungsgebäude, Schulgebäude, Kulturgebäude) entfällt und sich im Wesentlichen durch den Stromnetzbezug sowie den Bezug von Erdgas ergibt.

Abbildung: THG-Emissionen nach Standorten (eigene Darstellung energielenker)

Abbildung: THG-Emissionen gesamt (eigene Darstellung energielenker)


 

Die wichtigsten Stellschrauben zur Zielerreichung stellen demnach

-          die Gebäudesanierung mit einer nachhaltigen Wärme- und Stromversorgung,

-          die Erzeugung von Erneuerbaren Energien (auch zur Kompensation),

-          die weitere Umstellung von Fuhrpark/ Arbeitsmitteln/ Technik sowie

-          ein aktives Energiemanagement dar.

 

Der theoretische Absenkpfad bis 2035 sieht wie folgt aus:

 

 

Im Folgenden werden die geplanten Maßnahmen entlang der einzelnen Handlungsfelder skizziert. Dabei ist es in den meisten Fällen aktuell nicht möglich, diesen geplanten Maßnahmen konkrete THG-Einsparpotenziale zuzuweisen.

 

Gebäudesanierung:

Maßnahme

Maßnahmenbeschreibung

Kostenschätzung

Zeithorizont (Umsetzung geplant bis)

Qualitative Einschätzung des THG-Einsparpotenzials

Aktueller Strombedarf laut Energiebericht 2022

Aktueller Wärmebedarf laut Energiebericht 2022

Neubau Rettungswache Dülmen

Neubau einer kombinierten Feuer- und Rettungswache in Zusammenarbeit mit der Stadt Dülmen an einem neuen Standort.

8,4 Mio. €

bis 2028

nicht bezifferbar, Dachbegrünung und Photovoltaik werden geprüft.

Daten nicht vorhanden, da angemietet

Daten nicht vorhanden, da angemietet

Neubau Rettungswache Nottuln

Neubau einer RW an einem neuen Standort. Abriss der alten RW

4,8 Mio. €

bis 2026

nicht bezifferbar, Dachbegrünung und Photovoltaik werden geprüft

11.360 kWh

66.629 kWh

Neubau Rettungswache Lüdinghausen

Neubau einer RW an einem neuen Standort. Abriss der alten RW

7,3 Mio. €

bis 2026

nicht bezifferbar, Dachbegrünung und Photovoltaik sind vorgesehen.

50.731 kWh

81.181 kWh

Sanierung Sanitäranlagen, Lüftungsanlage, Kantine KH I

Aus energetischen, infektionstechnischen und hygienischen Gründen muss die Sanierung erfolgen.

2,1 Mio. €

bis 2025

nicht bezifferbar, aufgrund neuer technischer Einrichtungen in den Bereichen Sanitär, Lüftung und Elektrik sind Energieeinsparungen möglich.

237.999 kWh f. ges. KH I

481.560 kWh f. ges. KH I

Sanierung RvW-BK Lüdinghausen, BJ 1984

Energetische Sanierung Elektro und Lüftung sowie Ertüchtigung Brandschutz

13,3

bis 2026

nicht bezifferbar, aufgrund neuer technischer Einrichtungen in den Bereichen Sanitär, Lüftung und Elektrik sind Energieeinsparungen wahrscheinlich.

230.361 kWh

716.264 kWh

Neubau Feuerwehrtechnische Zentrale Dülmen

Neubau aufgrund gestiegener Anforderungen und Aufgabe der alten Einrichtungen

17,4 Mio. €

bis 2028/2029

nicht bezifferbar

44.317 kWh f. heutige Atemschutzübungsstrecke und Gefahrstoffzug

143.750 kWh f. heutigen Gefahrstoffzug

Neue Heizungsanlage Kreisbauhof Dülmen

 

900.000 €

bis 2025

nicht bezifferbar, weil parallel drei Hallen-Segmente hinzukommen

15.852 kWh f. ges. Bauhof

61.355 kWh f. ges. Bauhof

Substitution von Gas und Öl

Sukzessive Sanierung der Heizungsanlagen in allen Kreishäusern

2,6 Mio. €

bis 2027

aufgrund des frühen Planungsstandes noch nicht bezifferbar

 

 

Sanierung Heizungs-anlage Kolvenburg

Austausch der vorhandenen Nachtspeicher durch neue aktuelle Heizungstechnik

 

Bis 2025

Einsparung durch neue Technik

13.533 kWh

68.207 kWh

Nach und nach werden weitere Maßnahmen je nach Personalstand aufgegriffen.

 

Umstellung von Fuhrpark/ Arbeitsmitteln/ Technik:

Maßnahme

Maßnahmenbeschreibung

Kostenschätzung

Zeithorizont (Umsetzung geplant bis)

Qualitative Einschätzung des THG-Einsparpotenzials

Umstellung Fuhrpark auf E-Mobilität

Beschaffung 10 neuer E-Fahrzeuge im Jahr 2023 überwiegend als Ersatz für Diesel oder Benziner

 

Ende 2023

Einsparung 12 Tonnen CO2

Umstellung Fuhrpark auf E-Mobilität

Beschaffung 3 - 5 neuer E-Fahrzeuge im Jahr 2024 überwiegend als Ersatz für Diesel oder Benziner

 

Ende 2024

Einsparung 4-6 Tonnen CO2

 

In den Folgejahren wird der Fahrzeugbestand des allgemeinen Fuhrparks weiter auf E-Mobilität umgestellt. Zu beachten ist, dass im Bereich Fuhrpark aktuell etliche Fahrzeuge (bspw. Rettungswagen, Fahrzeuge des Bauhofs) nicht umgestellt werden können, da ansonsten die Einsatzfähigkeit gefährdet wäre.

 

 

Dis zurückliegende Entwicklung der Wärme- und Stromverbräuche stellt sich gemäß Energiebericht 2022 (methodisch nicht direkt vergleichbar mit der Bilanzierung nach GHG-Protokoll) wie folgt dar:

 

Abbildung: Wärme- und Stromverbrauch 2018-2022 absolut und je m²

(Quelle: Energiebericht 2022)

 

Der absolute Verbrauch ist zwischen 2018 und 2022 leicht angestiegen (zB durch zusätzliche Liegenschaften). Der Verbrauch je m² stagniert jedoch, obwohl in den vergangenen Jahren die Anforderungen an die technische Ausstattung deutlich gestiegen sind (zB Arbeitsplatzausstattung mit höhenverstellbaren Schreibtischen und zweiten Bildschirmen, Durchführung von Videokonferenzen, Anstieg Mitarbeiterzahl etc.).

 

Trotz der zusätzlich aufgenommenen Liegenschaften (zB Zentrale Ausländerbehörde) und der deutlich gestiegenen Mitarbeiterzahlen konnten die CO2-Emissionen für den Wärmebereich in 2022 gegenüber 2018 zumindest konstant gehalten werden (blaue Balken in der nachfolgenden Abbildung), ein Absenkpfad ist bisher nicht ersichtlich. Hierfür sind umfangreiche Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils erneuerbar erzeugter Wärmeenergie erforderlich sowie der weitere Ausbau der regenerativen Stromerzeugung erforderlich.

 

Abbildung: Emissionen Wärme 2018-2022 (Energiebericht 2022)

 

Zur weiteren Erfolgskontrolle der Zielerreichung „Klimaneutrale Kreisverwaltung 2035“ soll zusätzlich zur jährlichen Energieberichterstattung alle vier Jahre in Verbindung mit dem Re-Audit für den EEA eine Bilanzierung des Konzerns Kreis Coesfeld wiederholt werden, um den Absenkpfad der CO2-Emissionen transparent darzustellen und ersichtlich zu machen, ob die umgesetzten/ geplanten Maßnahmen ausreichend sind.

 

Für weitere Erläuterungen wird ein/e Vertreter/in der Abt. 20 Finanzen und Liegenschaften an der Unterausschusssitzung teilnehmen.

 

II. Entscheidungsalternativen

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III. Auswirkungen /Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, Klima)

Finanzen: Für die Umsetzung der Aktivitäten im Rahmen des Ziels einer Klimaneutralen im Jahr 2035 sind in den kommenden Haushalten – basierend auf noch vorzunehmenden Kostenkalkulationen – entsprechende finanzielle Mittel vorzusehen.

 

Personal: Personalaufwand wird nach Möglichkeit gedeckt durch vorhandenes Personal in den Fachdiensten 20.2 und 20.3. Weitere zusätzliche Maßnahmen sind mit dem vorhandenen Personal nicht umsetzbar.

 

Klima: Eine klimaneutrale Kreisverwaltung bis 2035 wird vor allem in ihrer Vorbildfunktion einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz im Kreis Coesfeld leisten. Anstrengungen im Bereich Liegenschaften gehören hierbei zu den wichtigsten und öffentlichkeitswirksamsten Beiträgen.

 

 

IV. Zuständigkeit für die Entscheidung

Die politische Begleitung der Umsetzung des Ziels „Klimaneutrale Kreisverwaltung 2035“ obliegt dem Unterausschuss Klimaschutz.