Beschluss:
- ohne -
Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
Sachdarstellung
Trinkwasser
ist in Deutschland das bestüberwachte Lebensmittel. Seine Qualität ist nach
Auswertung des Umweltbundesamtes durchweg sehr gut bis gut. Dies trifft auch
auf die Trinkwasserqualität der zentralen Wasserversorger im Kreis Coesfeld zu.
Die
Wasserqualität im öffentlichen Wassernetz wird regelmäßig und engmaschig durch
die Wasserversorger in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt kontrolliert und
entspricht vollumfänglich den Anforderungen der Trinkwasserverordnung.
Anders
sieht es jedoch beim Grundwasser aus:
In
Deutschland weisen laut Umweltbundesamt ca. 17 % der Messstellen des EUA‑Grundwassermessnetzes
Nitratgehalte über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/L auf. An
Messstellen, in deren Einzugsgebiet
viele landwirtschaftliche Nutzungen vorkommen, überschreiten laut
Umweltbundesamt ca. 27 % der Messstellen den Grenzwert. Im Hinblick auf
den landwirtschaftlich geprägten Kreis Coesfeld und die hohe Anzahl von
Haushalten, welche über ca. 6.600 Hausbrunnen das Grundwasser teils ohne weitere
Aufbereitung als Trinkwasser nutzen, klingt dies zunächst besorgniserregend.
Vor
diesem Hintergrund erfolgte eine Analyse der Situation im Kreis Coesfeld in
Hinblick auf die Gesamtsituation der Trinkwasserqualität. Eine statistische
Auswertung der dem Gesundheitsamt vorliegenden Analyseergebnisse des
Trinkwassers der Brunnenbetreiber dient hierbei als Basis. Die Auswertung
umfasste alle vorliegenden Analysewerte in Bezug auf häufigsten gesundheitlich
relevante Untersuchungsparameter über die Jahre 2018 bis einschließlich 2022,
jeweils aufgeschlüsselt für die einzelnen Kommunen und das gesamte Kreisgebiet.
Anzahl
der aktiven Wasserversorgungsanlagen (Hausbrunnen):
·
dezentrale Wasserversorgungsanlagen: 1.641
·
Eigenwasserversorgungsanlagen: 5.230
Parameter
der häufigsten Grenzwertüberschreitungen:
·
mikrobiologische Parameter
o
coliforme Keime
o
Gesamtkeimzahl 36°C/22°C
o
Enterokokken
o
E. coli
·
chemische Parameter
o
Bor
o
Ammonium
o
Eisen & Mangan (vorrangig technischer Parameter)
o
Natrium
o
Nitrat/Nitrit
o
Fluorid
Im
Rahmen der statistischen Auswertung durch das Gesundheitsamt zeigten sich am
häufigsten mikrobiologische Grenzwertüberschreitungen. Der Parameter coliforme
Keime wies mit Abstand die größte Anzahl der Grenzwertüberschreitungen auf.
Hierbei lässt sich jedoch festhalten, dass eine mikrobielle Kontamination des
Wassers in der Regel auf einen hygienischen Mangel an der
Wasserversorgungsanlage hindeutet und somit ein individuelles Problem der
einzelnen Anlage darstellt.
Für
die chemischen Parameter zeigte sich während der Auswertung deutlich der
geogene Einfluss auf das als Trinkwasser genutzte Grundwasser.
So
zeigte sich für die vergangenen 5 Jahre, dass durchschnittlich lediglich 3,49 %
der Nitratuntersuchungen im gesamten Kreisgebiet Grenzwertüberschreitungen
aufweisen. Im südlichen sowie im östlichen Bereich des Kreisgebietes sind kaum
erhöhte Werte für Nitrat (0,16 - 3,37 %) festzustellen. Im nördlichen sowie
westlichen Bereich des Kreisgebietes hingegen zeigen sich vermehrt
Grenzwertüberschreitungen für Nitrat mit bis zu 11,98 %.
Gegenteilig
stellt sich die Situation für die Parameter Ammonium, Fluorid und Natrium dar.
Besonders für den Parameter Fluorid zeigen sich vermehrte
Grenzwertüberschreitungen im Süden des Kreises Coesfeld, wohingegen in den nördlichen
Bereichen kaum bis keine Überschreitungen zu beobachten sind. Zeigten sich bei
den Untersuchungen auf Fluorid im gesamten Kreisgebiet im Durchschnitt 7,33 %
der Analysen der vergangenen Jahre Grenzwertüberschreitungen, so sind im
südlichen Kreisgebiet bis zu 18,98 % der Analysen grenzwertüberschritten.
Hingegen gibt es Kommunen in welchen in den vergangenen Jahren keine Analyse in
Bezug auf Fluorid eine Grenzwertüberschreitung aufwies.
Als
primärer Grund für diese lokalen Unterschiede können unterschiedliche lokal
begrenzte Bodenverhältnisse, die sich infolge unterschiedlicher
Ausgangsbedingungen im Laufe der Zeit, auch unter anthropologischem Zutun,
herausgebildet haben, benannt werden.
Es
lässt sich festhalten, dass keine grundlegenden Aussagen zur
Trinkwasserqualität von Hausbrunnen getroffen werden können. Einzelne Parameter
sind differenziert zu betrachten, um lokale Häufungen von
Grenzwertüberschreitungen zu identifizieren und Empfehlungen hinsichtlich einer
möglichen Notwenigkeit der Wasseraufbereitung oder eines Anschlusses an das
zentrale Versorgungsnetz geben zu können.
Lokale Häufungen von
Grenzwertüberschreitungen werden bzw. sind im Rahmen der Neuaufstellung der
Wasserversorgungskonzepte an die Kommunen kommuniziert, um diesen Hinweise für
möglichen Handlungsbedarf im Hinblick auf eine Ausweitung des zentralen
Wasserversorgungsnetzes als Teil der Daseinsvorsorge zu liefern.