Betreff
Trinkwasserbeschaffenheit im Kreis Coesfeld
Vorlage
SV-10-1127
Art
Sitzungsvorlage

Beschluss:

 

- ohne -

Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.

 

Sachdarstellung

 

Trinkwasser ist in Deutschland das bestüberwachte Lebensmittel. Seine Qualität ist nach Auswertung des Umweltbundesamtes durchweg sehr gut bis gut. Dies trifft auch auf die Trinkwasserqualität der zentralen Wasserversorger im Kreis Coesfeld zu.

Die Wasserqualität im öffentlichen Wassernetz wird regelmäßig und engmaschig durch die Wasserversorger in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt kontrolliert und entspricht vollumfänglich den Anforderungen der Trinkwasserverordnung.

 

Anders sieht es jedoch beim Grundwasser aus:

In Deutschland weisen laut Umweltbundesamt ca. 17 % der Messstellen des EUA‑Grundwassermessnetzes Nitratgehalte über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg/L auf. An Messstellen, in deren Einzugsgebiet viele landwirtschaftliche Nutzungen vorkommen, überschreiten laut Umweltbundesamt ca. 27 % der Messstellen den Grenzwert. Im Hinblick auf den landwirtschaftlich geprägten Kreis Coesfeld und die hohe Anzahl von Haushalten, welche über ca. 6.600 Hausbrunnen das Grundwasser teils ohne weitere Aufbereitung als Trinkwasser nutzen, klingt dies zunächst besorgniserregend.

 

Vor diesem Hintergrund erfolgte eine Analyse der Situation im Kreis Coesfeld in Hinblick auf die Gesamtsituation der Trinkwasserqualität. Eine statistische Auswertung der dem Gesundheitsamt vorliegenden Analyseergebnisse des Trinkwassers der Brunnenbetreiber dient hierbei als Basis. Die Auswertung umfasste alle vorliegenden Analysewerte in Bezug auf häufigsten gesundheitlich relevante Untersuchungsparameter über die Jahre 2018 bis einschließlich 2022, jeweils aufgeschlüsselt für die einzelnen Kommunen und das gesamte Kreisgebiet.

 

Anzahl der aktiven Wasserversorgungsanlagen (Hausbrunnen):

·         dezentrale Wasserversorgungsanlagen:                 1.641

·         Eigenwasserversorgungsanlagen:                             5.230

 

Parameter der häufigsten Grenzwertüberschreitungen:

 

·         mikrobiologische Parameter

o   coliforme Keime

o   Gesamtkeimzahl 36°C/22°C

o   Enterokokken

o   E. coli

 

·         chemische Parameter

o   Bor

o   Ammonium

o   Eisen & Mangan (vorrangig technischer Parameter)

o   Natrium

o   Nitrat/Nitrit

o   Fluorid

 

Im Rahmen der statistischen Auswertung durch das Gesundheitsamt zeigten sich am häufigsten mikrobiologische Grenzwertüberschreitungen. Der Parameter coliforme Keime wies mit Abstand die größte Anzahl der Grenzwertüberschreitungen auf. Hierbei lässt sich jedoch festhalten, dass eine mikrobielle Kontamination des Wassers in der Regel auf einen hygienischen Mangel an der Wasserversorgungsanlage hindeutet und somit ein individuelles Problem der einzelnen Anlage darstellt.

 

Für die chemischen Parameter zeigte sich während der Auswertung deutlich der geogene Einfluss auf das als Trinkwasser genutzte Grundwasser.

 

So zeigte sich für die vergangenen 5 Jahre, dass durchschnittlich lediglich 3,49 % der Nitratuntersuchungen im gesamten Kreisgebiet Grenzwertüberschreitungen aufweisen. Im südlichen sowie im östlichen Bereich des Kreisgebietes sind kaum erhöhte Werte für Nitrat (0,16 - 3,37 %) festzustellen. Im nördlichen sowie westlichen Bereich des Kreisgebietes hingegen zeigen sich vermehrt Grenzwertüberschreitungen für Nitrat mit bis zu 11,98 %.

Gegenteilig stellt sich die Situation für die Parameter Ammonium, Fluorid und Natrium dar. Besonders für den Parameter Fluorid zeigen sich vermehrte Grenzwertüberschreitungen im Süden des Kreises Coesfeld, wohingegen in den nördlichen Bereichen kaum bis keine Überschreitungen zu beobachten sind. Zeigten sich bei den Untersuchungen auf Fluorid im gesamten Kreisgebiet im Durchschnitt 7,33 % der Analysen der vergangenen Jahre Grenzwertüberschreitungen, so sind im südlichen Kreisgebiet bis zu 18,98 % der Analysen grenzwertüberschritten. Hingegen gibt es Kommunen in welchen in den vergangenen Jahren keine Analyse in Bezug auf Fluorid eine Grenzwertüberschreitung aufwies.

 

Als primärer Grund für diese lokalen Unterschiede können unterschiedliche lokal begrenzte Bodenverhältnisse, die sich infolge unterschiedlicher Ausgangsbedingungen im Laufe der Zeit, auch unter anthropologischem Zutun, herausgebildet haben, benannt werden.

 

Es lässt sich festhalten, dass keine grundlegenden Aussagen zur Trinkwasserqualität von Hausbrunnen getroffen werden können. Einzelne Parameter sind differenziert zu betrachten, um lokale Häufungen von Grenzwertüberschreitungen zu identifizieren und Empfehlungen hinsichtlich einer möglichen Notwenigkeit der Wasseraufbereitung oder eines Anschlusses an das zentrale Versorgungsnetz geben zu können.

 

Lokale Häufungen von Grenzwertüberschreitungen werden bzw. sind im Rahmen der Neuaufstellung der Wasserversorgungskonzepte an die Kommunen kommuniziert, um diesen Hinweise für möglichen Handlungsbedarf im Hinblick auf eine Ausweitung des zentralen Wasserversorgungsnetzes als Teil der Daseinsvorsorge zu liefern.