Betreff
Sachstandsbericht zur Umsetzung des Radverkehrskonzeptes für den Kreis Coesfeld
Vorlage
SV-10-0478
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Sachstandsbericht zur Umsetzung des Radverkehrskonzeptes für den Kreis Coesfeld wird zur Kenntnis genommen.

I. Sachdarstellung

 

Die wesentlichen Inhalte der Sitzungsvorlage werden in der Ausschuss-Sitzung mündlich vorgetragen.

 

Hintergrund

Eines der zentralen Handlungsfelder innerhalb der Klimaschutzaktivitäten des Kreises Coesfeld ist der weitere Ausbau einer attraktiven Radverkehrsinfrastruktur für den Alltagsradverkehr. Als wichtigen Meilenstein hat der Kreis Coesfeld am 10.06.2020 das kreisweite Radverkehrskonzept verabschiedet (SV-9-1702). Mit dem Radverkehrskonzept wurden direkte, komfortable und schnelle Radwegeverbindungen zwischen den Kommunen des Kreises Coesfeld und darüber hinaus definiert, um insbesondere Berufspendelnde für den Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf das Fahrrad oder Pedelec zu motivieren. Die Erarbeitung des Konzeptes erfolgte in enger Abstimmung mit den kreisangehörigen Kommunen, dem Landesbetrieb Straßenbau NRW, den Nachbarkreisen und weiteren Interessensvertretern wie beispielsweise dem ADFC. Erstmals wurde mit dem Radverkehrskonzept auch ein kreisweites Velorouten-Netz konzipiert, das auf ausgewählten Abschnitten einen über den Standard hinausgehenden Radvorrangrouten-Standard definiert.

 

Auf diesem Wege soll über den aktuellen Umsetzungsstand des Radverkehrskonzeptes sowie weitere Maßnahmen und Projekte zur Stärkung des Radverkehrs berichtet werden.

 

Kreis Coesfeld als Baulastträger[1]

Folgende Neubau-, Sanierungs- und Markierungsarbeiten wurden an Radwegen in Baulastträgerschaft des Kreises Coesfeld seit Verabschiedung des Radverkehrskonzeptes umgesetzt bzw. sind in den Jahren 2022 und 2023 geplant:

 

Radwege-Neubaumaßnahmen seit Juni 2020

IST 2020 [km]

K 13 AN 10 (Buldern)

0,241

L 551 – Siedlung Rödder / im Zush. mit dem Ausbau der L 551

K 17n (Dülmen)

0,475

 

K 39 AN 3+4 Davensberg

0,933

1. Bauabschnitt L 844 - K 40

 

 

IST 2021 [km]

 

 

 

K 11 (AN 5) (Schapdetten)

2,510

 

K 13 (AN 17.1) OD Darup

0,115

Mit dem Ausbau der Fahrbahn innerhalb der OD Darup.

K 8 AN 3 (Olfen)

 

0,479

 Radfahrschutzstreifen

 

Radweg-Sanierungen seit Juni 2020

IST 2020 [km]

keine

 

IST 2021 [km]

 

K 6 AN 6 Südkirchen

0,050

K 12 AN 4 Rorup[2]

1,486

 

Markierungsarbeiten sei Juni 2020

Die Beschlussfassung zum Radverkehrskonzept 2020 sieht unter anderem ein umfangreiches Markierungsprogramm vor. Durch das Aufbringen retroreflektierender Randmarkierungen auf ca. 19 km Radwegen bis Ende 2021 konnte die Orientierung und damit Verkehrssicherheit auf vorhandenen Radwegen bereits deutlich verbessert werden. Die Markierung wurde/wird zunächst auf Radwegen der Zustandsklassen 1 bis 3 aufgebracht. Bei Strecken in schlechterem Zustand erfolgt diese erst mit der baulichen Erneuerung.

 

Geplanter Radwegeneubau 2022-2023

K 50 AN 1 Havixbeck

2,8 km

Neubau Radweg im Zusammenhang mit dem Ausbau der Strecke

K 02 AN 13  Nordkirchen

2,7 km

 

 

K 02 AN 11 Nordkirchen

2,7 km

Neubau Radweg im Zusammenhang mit dem Ausbau der Strecke

 

K 09 AN 4 Olfen

0,2 km

Neubau Radweg im Zusammenhang mit dem Ausbau der Lippebrücke

 

K 39 AN 3+4  Davensberg

1,7 km

Velouroute – Fortführung 1. BA

 

K 60 AN 1 Bösensell

1,6 km

Velouroute

 

K 10 AN 1 Ottmarsbocholt

0,8 km

Neubau im Zusammenhang mit dem Ausbau der Autobahn A 1

 

 

Geplante Radwegesanierungen 2022-2023

K 1 (AN 4-7) Havixbeck     4,2 km

K 51 AN 2 Havixbeck         2,4 km

K 27 AN 1.1 Dülmen          0,9 km

K 27 3+4 Hiddingsel           2,0 km

K 46 AN 3 Coesfeld            0,4 km

 

Geplante Markierungsarbeiten 2022-2023

Für die Jahre 2022-2023 sind Markierungsarbeiten in einem Umfang von jährlich 20 km geplant.

 

Geplante punktuelle Maßnahmen an Knotenpunkten

Schaffung von zwei Querungshilfen im Bereich der K 1 Havixbeck (Knotenpunkte K 50 und K 22)

 

 

Interkommunaler Austausch im Kreis Coesfeld

 

Über die Umsetzung eigener Radwegebaumaßnahmen nimmt der Kreis Coesfeld eine koordinierende Rolle bei der Umsetzung des Radverkehrskonzeptes ein. Interkommunale Radwegeverbindungen machen aufgrund der unterschiedlichen Baulastenträgerschaften eine intensive zwischengemeindliche Kooperation erforderlich, in die auch der Landesbetrieb Straßenbau einzubinden ist. Hierzu wurde im Juni 2021 der interkommunale „AK Radverkehr COE“ eingerichtet, in dem unter Koordinierung der Kreisentwicklung ein regelmäßiger Austausch der unterschiedlichen Baulastträger und deren für Radverkehrsplanung zuständigen Mitarbeitenden stattfindet. Im Fokus stehen fachlicher Austausch, die Vorstellung von good practise-Beispielen und die Abstimmung interkommunaler Radwegeplanungen. Der Landesbetrieb Straßenbau ist hier ebenfalls über die neue Funktion einer Radverkehrsbeauftragten vertreten, sodass ein direkter Austausch möglich ist.

 


Interkommunaler Austausch im Münsterland

 

Insbesondere die Planung und Realisierung des Veloroutennetzes macht nicht an Kreisgrenzen Halt. Über die Stadtregion Münster hinaus findet seit geraumer Zeit auch auf Münsterlandebene ein regelmäßiger Austausch statt. Erstes zentrales Ergebnis war im Dezember 2021 die Verabschiedung des gemeinsamen Positionspapiers „RÜCKENWIND FÜRS FAHRRAD. Ein regionsweites Netz für die schnelle Fahrradmobilität im Münsterland“ (Anlage 1 und Tischvorlage), das im Rahmen einer Landrätekonferenz an Regierungspräsidentin Dorothee Feller übergeben wurde. In dem Positionspapier wird ausgehend vom münsterlandweit definierten und abgestimmten Radvorrangroutennetz die Region proaktiv als starke Radregion positioniert. Darüber hinaus werden sehr konkrete Forderungen an das Land Nordrhein-Westfalen formuliert, etwa bzgl. des Radwegebaus an Landes- und Bundesstraßen sowie auch einer zügigen Umsetzung des neuen Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes FaNaG NRW und des begleitenden Aktionsplanes.

 

Auch in der Außenkommunikation tritt das Münsterland geschlossen auf und wirbt über die von der Stadtregion Münster getragene Internetplattform www.veloregion.de für das Thema Radverkehrsförderung und macht Planungsvorhaben transparent.

 

Darüber hinaus ist der Kreis Coesfeld aktives Mitglied in der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW“ AGFS, in deren Präsidium im vergangenen Jahr Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr gewählt wurde. Über die AGFS wird unter anderem aktiv Einfluss genommen auf die Radverkehrspolitik in Nordrhein-Westfalen, aktuell insbesondere durch die Mitwirkung der AGFS bei der Aufstellung des FaNaG NRW und des begleitenden Aktionsplanes.

 

Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft – Fahrradfreundlicher Ausbau der Betriebswege am Dortmund-Ems-Kanal (DEK)

 

Neben dem Netz klassifizierter Straßen und dem Wirtschaftswegenetz kommt den Betriebswegen entlang des Dortmund-Ems-Kanals eine besondere Bedeutung für die Fahrradmobilität zu. Aufgrund der Gradlinigkeit und der Knotenpunktarmut der Kanalseitenwege stellen diese eine ideale Verbindungsfunktion im Alltagsradverkehr dar, weshalb auch das kreisweite Radverkehrskonzept bereits eine Veloroute entlang des DEK vorsieht.

 

Der derzeitige Ausbauzustand der vorhandenen Kanalseitenwege entlang des DEK wird den Ansprüchen pendelnder Personen (Berufstätige, Studierende) weitestgehend nicht gerecht. Daher haben sich die DEK-Anrainerkommunen Dülmen, Lüdinghausen, Olfen und Senden unter Koordination des Kreises Coesfeld und anknüpfend an die auf dem Stadtgebiet Münster in Bau befindliche „Kanalpromenade“ gemeinschaftlich mit den Möglichkeiten des fahrradtauglichen Ausbaus der Kanalseitenwege im Kreis Coesfeld befasst. Hierzu wurden mehrfache Abstimmungsgespräche mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt geführt und eine gemeinsame Vorplanung durch die nts Ingenieurgesellschaft mbH aus Münster erstellt.

 

Um die Betriebswege zukünftig für den Alltagsradverkehr komfortabel nutzen zu können, sollen mindestens die kreisweit anerkannten Standards für Velorouten angewendet werden. Neben einer Asphaltoberfläche sind eine Ausbaubreite von mindestens 3 Metern sowie reflektierende Fahrbahnrandmarkierungen vorgesehen. Eine durchgehende adaptive Beleuchtung ist u.a. aus naturschutzfachlichen und Kostengründen derzeit nicht beabsichtigt.

 

Basierend auf der erstellten Vorplanung und den zugrundeliegenden Kostenschätzungen haben in den beteiligten Städten und Gemeinden auch erste politische Beratungen stattgefunden, die durchweg ein positives Echo ausgelöst haben. Aktuell erfolgt die Beantragung von Fördermitteln zur Mitfinanzierung der Planungs- und Baukosten durch den Bund über das Wasser- und Schifffahrtsamt sowie die Einwerbung ergänzender Fördermittel über die Förderrichtlinie Nahmobilität.

 

Im Falle einer erfolgreichen Umsetzung könnte mit der Ertüchtigung der Kanalseitenwege ein über die Region hinaus bedeutsames Radwegeprojekt realisiert werden. Allein auf dem Gebiet des Kreises Coesfeld entstünde ein über 30 Kilometer langer komfortabler Alltagsradweg mit Anschlüssen an die Kanalpromenade in Münster. Zudem hätte das Projekt positive Effekte auf die Attraktivität der touristischen „Dortmund-Ems-Kanal-Route“.

 

Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Radverkehr

 

Zusätzlich zur Schaffung einer attraktiven Radverkehrsinfrastruktur organisiert das Klimaschutzmanagement des Kreises Coesfeld zahlreiche Projekte und Aktionen, um die Menschen im Kreis Coesfeld zum Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf das Fahrrad zu motivieren. Zu diesen Aktivitäten zählen insbesondere

-          jährliche Organisation des kreisweiten „Stadtradelns“ mit allen elf Städten und Gemeinden

-          jährliche Teilnahme der Kreisverwaltung Coesfeld bei der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“

-          jährliche Durchführung der „BikeNight“ in Coesfeld

-          ADFC-Zertifizierung als „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ in 2021

-          Durchführung der Kampagne „E-Bike-Pendeln“ in 2021 in Kooperation mit Radio Kiepenkerl

-          Organisation des kreisweiten Radaktionstages im Rahmen des Sendener Maifestes 2022

 

 



[1] Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept sind kursiv dargestellt.

[2] Der Radweg wurden in den 90er Jahre mit einer Breite von 2,00 m gebaut. Im RVK ist eine Verbreiterung des Radweges auf mind. 2,50 m vorgesehen. Eine Verbreiterung war aber aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich. Der Trennstreifen zur Fahrbahn ist bereits sehr schmal und im Bankett zum Graben steht eine Reihe größerer Bäume. Nach Rücksprache mit der Unteren Landschaftsbehörde waren die Bäume zwingend zu erhalten. Es erfolgte somit die Erneuerung unter Beibehaltung der vorh. Breite.