Betreff
Fortführung des kreisweiten Pendlerportals PENDLA
Vorlage
SV-10-1149
Aktenzeichen
70.61.05
Art
Sitzungsvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Beschluss:

 

1.    Der Kreis Coesfeld führt das in 2023 gemeinsam mit den Städten und Gemeinden im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes eingeführte kreisweite kommunale Pendlerportal PENDLA fort.

2.    Die jährlich anfallenden Kosten in Höhe von rund 32.000 € (brutto) werden entsprechend jährlich im Haushalt bereitgestellt.

 

I. Sachdarstellung

Der Kreis Coesfeld ist eine Pendlerregion. Tag für Tag verlassen über 46.000 Menschen das Kreisgebiet, um ihre Arbeitsstätte zu erreichen. Ziele sind insbesondere das Oberzentrum Münster, aber auch das nördliche Ruhrgebiet und die Nachbarkreise. Über 26.000 Menschen pendeln aus dem Umland in den Kreis Coesfeld und weitere 48.000 Menschen pendeln innerhalb des Kreises Coesfeld (Quelle: Pendleratlas Deutschland). Durchschnittlich pendelt ein Erwerbstätiger aus dem Kreis Coesfeld rund 23 km zum Arbeitsplatz. Immerhin die Hälfte erreicht ihren Arbeitsplatz in weniger als 17 km (Quelle: Mobilitätsuntersuchung Kreis Coesfeld 2022). Gleichzeitig liegt der deutschlandweite durchschnittliche Besetzungsgrad im Berufsverkehr bei 1,2 Personen pro Pkw, obwohl sich die Pendelwege der Bürgerinnen und Bürger häufig regional bündeln ließen (Quelle: FIS - Forschungsinformationssystem 2012). Laut der aktuellen Modal Split-Erhebung für den Kreis Coesfeld aus dem Jahr 2022 ist weiterhin der Pkw das dominierende Fortbewegungsmittel. So werden 68 % aller werktäglichen Wege mit dem motorisierten Individualverkehr zurückgelegt. Die weiteren Anteile entfallen auf das Zufußgehen, den Radverkehr sowie Bus & Bahn. Ab einer Länge des Arbeitsweges von mehr als 5km nimmt der MIV-Anteil deutlich zu (Quelle: Mobilitätsuntersuchung Kreis Coesfeld 2022).

 

Abbildung 1: Verkehrsmittelwahl auf den Arbeitswegen differenziert nach Entfernung des Arbeitsorts (Quelle: Mobilitätsuntersuchung Kreis Coesfeld 2022)

 

Im Ergebnis liegt in der Erhöhung der Pkw-Besetzungsgrades bei berufsbedingt zurückgelegten Wegen ein nicht unerhebliches Potenzial für den Umwelt- und Klimaschutz. Auch die Potenzialstudie für den Kreis Coesfeld, die im Rahmen der ersten Fortschreibung des integrierten Klimaschutzkonzepts erstellt wurde, sieht eine große Notwendigkeit der Treibhausgas-Reduktion im Individualverkehr (-21% bis 2040), um die selbstgesteckten Reduktionsziele zu erreichen.

 

Mit dem Beschluss der Einführung eines kreisweiten Pendlerportals hat sich der Kreis Coesfeld im Jahr 2023 in einer ca. einjährigen Pilotphase der beschriebenen Problematik gestellt (vgl. SV-10-0765). Die Wahl fiel nach einer ausführlichen Markterkundung auf die Firma Fasterminds GmbH mit dem Pendlerportal PENDLA, dass mittlerweile in 380 Kommunen und 12 Landkreisen deutschlandweit zum Einsatz kommt. Über die gesamte Pilotphase wurde PENDLA intensiv von Seiten des Kreises in Kooperation mit den kreisangehörigen Kommunen und der Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH beworben (allgemeine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Bannerwerbung in den Kommunen, Unternehmens-Mailing, Radiowerbung).

 

In der Pilotphase konnten beachtliche Erfolge erzielt werden: Aktuell (Stand 01.02.2024) sind 724 Nutzende auf der Plattform registriert, die eine Gesamtpendelstrecke von ca. 40.900 km zurückgelegt haben. Die Nutzerzahl steigt weiterhin an. Es haben sich 52 Fahrgemeinschaften gebildet. Diese aktuellen Werte bedeuten hochgerechnet auf das Jahr, dass 21.825 Autos und 262 Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Das entspricht 62.266 € gesparten Klimakosten (237 €/t CO2 laut Umweltbundesamt 2022) (vgl. Abb.).

 

Aktuell sind zudem 43 Unternehmen mit 65 Unternehmensstandorten registriert. Diese Zahlen sind noch deutlich ausbaufähig, zumal die Unternehmen wichtige Multiplikatoren für die Verbreitung des Pendlerportals sind. PENDLA ist hier besonders nutzerfreundlich. Unternehmen können sich kostenlos innerhalb weniger Minuten online für PENDLA registrieren und das Portal dann im Rahmen ihres betrieblichen Mobilitätsmanagements in der Belegschaft bewerben.

 

Abbildung 2: Nutzerstatistik des Pendlerportals PENDLA im Kreis Coesfeld (Stand 01.02.2024)

 

Hinsichtlich der hier dargelegten Zahlen sei darauf hingewiesen, dass in beide Richtungen mit einer hohen „Dunkelziffer“ zu rechnen ist. Zum einen liegen keinerlei Informationen darüber vor, ob die 52 registrierten Fahrgemeinschaften auch tatsächlich zustande gekommen sind und wie lange diese andauern. Zum anderen dürften sich aber auch viele Fahrgemeinschaften gebildet haben, ohne dies im Pendlerportal aktiv zu hinterlegen. Die Nutzendenstatistiken stellen immer nur eine Momentaufnahme dar, da PENDLA ausschließlich als Matching-Plattform zu verstehen ist. Sobald sich zwei oder mehr Personen zu einer Fahrgemeinschaft zusammengefunden haben, wird das Pendlerportal nicht mehr benötigt und die Kommunikation der Fahrgemeinschaften erfolgt dann in der Regel über externe Messangerdienste.

 

Verwaltungsseitig wird auf Basis dieser Zahlen empfohlen, dass Pendlerportal weiterzuführen.

 

II. Entscheidungsalternativen

Die Weiterführung eines kreisweiten kommunalen Mitfahr- und Pendlerportals wird nicht befürwortet, entsprechende Haushaltsmittel werden nicht bereitgestellt.

 

III. Auswirkungen /Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, Klima)

 

Finanzen: Für die Lizenzgebühr fallen jährlichen Kosten in Höhe von rund 32.000€ brutto an. Dieser Beitrag ist in den folgenden Haushaltsjahren im Produktbereich „Mobilität und Kreisentwicklung“ jährlich einzustellen. Bei der Abwägung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses ist zu berücksichtigen, dass bei diesen Gesamtkosten jede der elf Städte und Gemeinden ein kostenloses lokales Pendlerportal erhält, das die Bewerbung vor Ort erleichtert und gleichwohl technisch in ein Gesamtsystem mündet. Zusätzliche Marketingkosten werden aus dem Klimaschutzbudget finanziert.

 

Personal: Die technische Abwicklung erfolgt über den beauftragten Dienstleister. Die Öffentlichkeitsarbeit für das Portal übernimmt der Fachdienst Mobilität und Kreisentwicklung, ergänzt um die aktive Bewerbung des Portals durch die Städte und Gemeinden sowie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für die Zielgruppe der Unternehmen.

 

IT:  PENDLA wird vollständig durch den Anbieter gehostet und betrieben, insofern keine Auswirkungen. Eine Prüfung durch IT und Datenschutz der Kreisverwaltung hat stattgefunden.

 

Klima: Die Weiterführung von PENDLA wird einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, da sie zu einer weiteren Reduktion der benötigten Fahrzeuge vor allem im alltäglichen beruflichen Pendlerverkehr führen wird, wie die Sachdarstellung belegt. Zudem ist mit der Einführung eines Pendlerportals eine wichtige Maßnahme im aktuellen integrierten Klimaschutzkonzepts des Kreises Coesfeld abgeschlossen.

 

IV. Zuständigkeit für die Entscheidung

Kreistag gemäß § 26 KrO NRW.

 

 

Finanzierung:

Für die Lizenzgebühr fallen jährlichen Kosten in Höhe von rund 32.000€ brutto an. Dieser Beitrag ist in den folgenden Haushaltsjahren im Produktbereich „Mobilität und Kreisentwicklung“ jährlich einzustellen.