Beschluss:
1. Der Kreis
Coesfeld führt das in 2023 gemeinsam mit den Städten und Gemeinden im Sinne des
Umwelt- und Klimaschutzes eingeführte kreisweite kommunale Pendlerportal PENDLA
fort.
2.
Die jährlich anfallenden Kosten in Höhe von rund 32.000 € (brutto)
werden entsprechend jährlich im Haushalt bereitgestellt.
I. Sachdarstellung
Der Kreis Coesfeld ist eine Pendlerregion. Tag für Tag verlassen über
46.000 Menschen das Kreisgebiet, um ihre Arbeitsstätte zu erreichen. Ziele sind
insbesondere das Oberzentrum Münster, aber auch das nördliche Ruhrgebiet und
die Nachbarkreise. Über 26.000 Menschen pendeln aus dem Umland in den Kreis
Coesfeld und weitere 48.000 Menschen pendeln innerhalb des Kreises Coesfeld
(Quelle: Pendleratlas Deutschland). Durchschnittlich pendelt ein Erwerbstätiger
aus dem Kreis Coesfeld rund 23 km zum Arbeitsplatz. Immerhin die Hälfte
erreicht ihren Arbeitsplatz in weniger als 17 km (Quelle:
Mobilitätsuntersuchung Kreis Coesfeld 2022). Gleichzeitig liegt der
deutschlandweite durchschnittliche Besetzungsgrad im Berufsverkehr bei 1,2
Personen pro Pkw, obwohl sich die Pendelwege der Bürgerinnen und Bürger häufig
regional bündeln ließen (Quelle: FIS - Forschungsinformationssystem 2012). Laut
der aktuellen Modal Split-Erhebung für den Kreis Coesfeld aus dem Jahr 2022 ist
weiterhin der Pkw das dominierende Fortbewegungsmittel. So werden 68 % aller
werktäglichen Wege mit dem motorisierten Individualverkehr zurückgelegt. Die
weiteren Anteile entfallen auf das Zufußgehen, den Radverkehr sowie Bus &
Bahn. Ab einer Länge des Arbeitsweges von mehr als 5km nimmt der MIV-Anteil
deutlich zu (Quelle: Mobilitätsuntersuchung Kreis Coesfeld 2022).
Abbildung 1: Verkehrsmittelwahl
auf den Arbeitswegen differenziert nach Entfernung des Arbeitsorts (Quelle:
Mobilitätsuntersuchung Kreis Coesfeld 2022)
Im Ergebnis liegt in der Erhöhung der Pkw-Besetzungsgrades bei
berufsbedingt zurückgelegten Wegen ein nicht unerhebliches Potenzial für den
Umwelt- und Klimaschutz. Auch die
Potenzialstudie für den Kreis Coesfeld, die im Rahmen der ersten Fortschreibung
des integrierten Klimaschutzkonzepts erstellt wurde, sieht eine große
Notwendigkeit der Treibhausgas-Reduktion im Individualverkehr (-21% bis 2040),
um die selbstgesteckten Reduktionsziele zu erreichen.
Mit dem Beschluss der Einführung eines
kreisweiten Pendlerportals hat sich der Kreis Coesfeld im Jahr 2023 in einer
ca. einjährigen Pilotphase der beschriebenen Problematik gestellt (vgl. SV-10-0765). Die Wahl fiel nach einer ausführlichen
Markterkundung auf die Firma Fasterminds GmbH mit dem Pendlerportal PENDLA,
dass mittlerweile in 380 Kommunen und 12 Landkreisen deutschlandweit zum
Einsatz kommt. Über die gesamte Pilotphase wurde PENDLA intensiv von Seiten des
Kreises in Kooperation mit den kreisangehörigen Kommunen und der
Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH beworben (allgemeine Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit, Bannerwerbung in den Kommunen, Unternehmens-Mailing,
Radiowerbung).
In der Pilotphase konnten beachtliche Erfolge
erzielt werden: Aktuell (Stand 01.02.2024) sind 724 Nutzende auf der Plattform
registriert, die eine Gesamtpendelstrecke von ca. 40.900 km zurückgelegt haben.
Die Nutzerzahl steigt weiterhin an. Es haben sich 52 Fahrgemeinschaften
gebildet. Diese aktuellen Werte bedeuten hochgerechnet auf das Jahr, dass
21.825 Autos und 262 Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Das entspricht
62.266 € gesparten Klimakosten (237 €/t CO2 laut Umweltbundesamt
2022) (vgl. Abb.).
Aktuell sind zudem 43 Unternehmen mit 65 Unternehmensstandorten
registriert. Diese Zahlen sind noch deutlich ausbaufähig, zumal die Unternehmen
wichtige Multiplikatoren für die Verbreitung des Pendlerportals sind. PENDLA
ist hier besonders nutzerfreundlich. Unternehmen können sich kostenlos
innerhalb weniger Minuten online für PENDLA registrieren und das Portal dann im
Rahmen ihres betrieblichen Mobilitätsmanagements in der Belegschaft bewerben.
Abbildung 2: Nutzerstatistik des Pendlerportals PENDLA im Kreis Coesfeld
(Stand 01.02.2024)
Hinsichtlich der hier dargelegten Zahlen sei
darauf hingewiesen, dass in beide Richtungen mit einer hohen „Dunkelziffer“ zu
rechnen ist. Zum einen liegen keinerlei Informationen darüber vor, ob die 52
registrierten Fahrgemeinschaften auch tatsächlich zustande gekommen sind und
wie lange diese andauern. Zum anderen dürften sich aber auch viele
Fahrgemeinschaften gebildet haben, ohne dies im Pendlerportal aktiv zu
hinterlegen. Die Nutzendenstatistiken stellen immer nur eine Momentaufnahme
dar, da PENDLA ausschließlich als Matching-Plattform zu verstehen ist. Sobald
sich zwei oder mehr Personen zu einer Fahrgemeinschaft zusammengefunden haben,
wird das Pendlerportal nicht mehr benötigt und die Kommunikation der
Fahrgemeinschaften erfolgt dann in der Regel über externe Messangerdienste.
Verwaltungsseitig wird auf Basis dieser Zahlen empfohlen, dass
Pendlerportal weiterzuführen.
II. Entscheidungsalternativen
Die Weiterführung eines kreisweiten
kommunalen Mitfahr- und Pendlerportals wird nicht befürwortet, entsprechende
Haushaltsmittel werden nicht bereitgestellt.
III. Auswirkungen
/Zusammenhänge (Finanzen, Personal, IT, Klima)
Finanzen: Für die Lizenzgebühr fallen jährlichen
Kosten in Höhe von rund 32.000€ brutto an. Dieser Beitrag ist in den folgenden
Haushaltsjahren im Produktbereich „Mobilität und Kreisentwicklung“ jährlich
einzustellen. Bei der Abwägung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses ist zu
berücksichtigen, dass bei diesen Gesamtkosten jede der elf Städte und Gemeinden
ein kostenloses lokales Pendlerportal erhält, das die Bewerbung vor Ort
erleichtert und gleichwohl technisch in ein Gesamtsystem mündet. Zusätzliche Marketingkosten
werden aus dem Klimaschutzbudget finanziert.
Personal: Die technische Abwicklung erfolgt über den
beauftragten Dienstleister. Die Öffentlichkeitsarbeit für das Portal übernimmt
der Fachdienst Mobilität und Kreisentwicklung, ergänzt um die aktive Bewerbung
des Portals durch die Städte und Gemeinden sowie die
Wirtschaftsförderungsgesellschaft für die Zielgruppe der Unternehmen.
IT: PENDLA wird vollständig durch den Anbieter
gehostet und betrieben, insofern keine Auswirkungen. Eine Prüfung durch IT und
Datenschutz der Kreisverwaltung hat stattgefunden.
Klima: Die Weiterführung von PENDLA wird einen
wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, da sie zu einer weiteren Reduktion
der benötigten Fahrzeuge vor allem im alltäglichen beruflichen Pendlerverkehr
führen wird, wie die Sachdarstellung belegt. Zudem ist mit der Einführung eines
Pendlerportals eine wichtige Maßnahme im aktuellen integrierten
Klimaschutzkonzepts des Kreises Coesfeld abgeschlossen.
IV. Zuständigkeit
für die Entscheidung
Kreistag gemäß § 26 KrO
NRW.
Finanzierung:
Für die Lizenzgebühr fallen jährlichen Kosten in Höhe von rund 32.000€
brutto an. Dieser Beitrag ist in den folgenden Haushaltsjahren im
Produktbereich „Mobilität und Kreisentwicklung“ jährlich einzustellen.